Battlefield Hardline
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BEWERTUNG |
24.04.2015 von TorstenEinen neuen Ableger einer beliebten Serie zu erschaffen kommt stets einem Spagat zwischen zwei Stühlen gleich. Zum einen sollen neue Ideen her, denn sonst könnten Spieler ja ebenso gut beim alten Spiel bleiben. Und zum anderen dürfen Änderungen nicht zu einschneidend sein, andernfalls stößt man langjährige Fans der Serie vor den Kopf. Am Ende können Entwickler es sowieso nicht allen recht machen. Für wen ist also das neue Battlefield Hardline geeignet?
Kino zum Anfassen
Die Trailer, die es im Vorfeld zu bestaunen gab, zeigten kinoreife Szenen aus einem adrenalingeschwängerten Polizeialltag. Und tatsächlich legt die Story-Kampagne von Battlefield Hardline auch gleich mächtig los. In einem Rückblick klopfen wir zusammen mit einem Kollegen an die Tür eines Appartements. Als niemand aufmacht, brechen wir gewaltsam durch die Tür und deuten mit lautem Gebrüll der geselligen Runde ihre Hände über den Kopf zu nehmen. Alles läuft wie geplant. Aber während der Festnahme eskaliert die Situation, als plötzlich ein ungebetener Gast aus dem Badezimmer dazu stößt und das Feuer eröffnet. Nach einem kurzen, aber heftigen Feuergefecht liegen im ganzen Zimmer Geldscheine und die Körper toter Drogen-Gangster auf dem Boden. Doch auch diese Ruhe ist nur von kurzer Dauer, als jemand zur Tür hereinkommt. Dieser sucht sein Heil in der Flucht, als er uns erblickt. Er stürmt hinaus auf den Flur, durchbricht ein Fenster und braust mit einem Auto davon. Wir sind ihm dicht auf den Fersen. Zum Glück ist die Drogenfahndung nicht knauserig und so haben wir ein echtes amerikanisches Muscle-Car als Dienstwagen zur Verfügung. Eine halsbrecherische Verfolgungsjagd findet ihr jähes Ende nach einigen gezielten Schüssen auf die Reifen des Fluchtfahrzeugs. Nachdem sich das Fahrzeug mehrfach überschlagen hat, bleibt der Flüchtige, wie auf dem Präsentierteller, blutend zusammengesackt über dem aufgeblähten Airbag und bereit zur Festnahme sitzen.
Es beginnt wie ein Action-Film zum Nachspielen und verspricht mit Schleichpassagen und jeder Menge technischer Gimmicks ein spannender Digital-Krimi zu werden. Zum Beispiel können wir, anstatt Betroffene einfach umzunieten, unsere Dienstmarke zücken und Widersachern die Aufgabe befehlen. Das mag anfangs recht innovativ und motivierend wirken, verkommt aber nach einiger Zeit zusehends zur Farce jedweder Logik der Spielmechanik. So ist es oft wesentlich einfacher per Schultertaste die Dienstmarke hochzuhalten als zu versuchen, den Gegner auszuschalten. Zudem ergeben sich daraus mehr und mehr Logikfehler. Denn welcher Banden-Ganove, der sich zunächst ein Feuergefecht mit mehreren Polizisten geliefert hat, würde sich bitteschön freiwillig einem einzelnen Detective ergeben? Außerdem können wir in Schleichpassagen einen Gegner anbrüllen, ohne dass ein nur zehn Meter entfernt stehender Ganoven-Kollege davon etwas mitbekommt. Des Weiteren ist das „Guter Cop- / Böser Cop-System“ entfernt worden, sodass wir außer den Boni wenig spieltechnischen Nutzen vom gewaltfreien Spiel haben.
Die große weite Welt des Internets
Zahlreiche Spielmodi locken Spieler aus aller Herren Länder. Dem Ping zuliebe beschränken wir uns dann aber eher auf europäische Server. Die Partien im Mehrspieler-Modus laufen jedoch weitestgehend verzögerungsfrei ab, größere Verbindungsschwierigkeiten sind die Ausnahme. Dem Netzwerk-Chaos eines Battlefield 4 darf daher Lebewohl gesagt werden. Selbstverständlich dürfen auch wieder die klassischen Spiel-Modi ausgewählt und mit Helikoptern und Fahrzeugen Herrschaftskämpfe um Flaggenpunkte ausgetragen werden. Dieses Mal – und dies ist neu – werden die Reichweiten der Flaggenpunkte glücklicherweise konkret angezeigt. Neben Massengemetzel á la Team-Deathmatch gibt es aber auch spielspezifische Spiel-Modi. Einige davon sind eher Geschmacksache – böse Zungen, so wie die vom zuständigen Redakteur, behaupten gar großer Bullshit – so wie der Eroberungs-Modus „Hotwire“. In diesem Modus werden Fahrzeuge besetzt und mit ihnen Kohle eingefahren. Wer schon immer einmal in einem Battlefield-Spiel minutenlang mit Bleifuß stumpf im Kreis fahren wollte, der ist hier genau richtig. Die anderen rümpfen allerdings nach kurzer Zeit die Nase und finden mehr Unterhaltung in einem der anderen Spiel-Modi. So wie bei „Heist“ und „Blood Money“. Hier werden Überfälle verrichtet und Geld erbeutet. Nach einiger Zeit der Umorientierung kommt dabei richtig Laune auf. Massenkompatibel und fordernd, ohne dass es allzu kompliziert wird. Eine Art Payday in vereinfachter Spielmechanik aber mit besserer Spielbarkeit. Noch besser ist da der Spiel-Modus „Rescue“, in dem Geiseln befreit bzw. verteidigt werden müssen. Genau wie in Counterstrike gibt es hier keine Respawns, sodass Spieler nach ihrem Ableben bis zum Anfang der nächsten Runde warten müssen. Dafür gibt es in keinem anderen Modus derart spannende Einzelkämpfe. Eine großartige Änderung ist jedem Spiel-Modus gemein: Wenn Spieler Gegner erspähen, so melden sie diese nicht mehr einfach nur mit einem schnöden Punkt auf der Mini-Map, sie rufen tatsächlich heraus, wo sie diese erblickt haben. Ein Scharfschütze „auf dem Hotel-Dach“ ist ebenso simpel wie effektiv gemeldet und bereichert das Teamplay ungemein.
Neue Waffen braucht der Soldat
Neue Gadgets, Waffen und –aufsätze zu erspielen hat geradezu Tradition. Und dies wird in Battlefield Hardline gekonnt weitergeführt. Denn anstatt nach Levelaufstiegen einfach beliebige Waffen freizuschalten, dürfen Spieler sich mit erspieltem Spielgeld gezielt die Waffen aussuchen, die sie auch wirklich haben wollen. Das Handling der Waffen unterscheidet sich dabei stark vom bekannten Battlefield-Serien-Gros. Dies bedarf einige Zeit der Umgewöhnung, macht aber am Ende wirklich Sinn. So werden viele Waffen entschärft und der Fokus weg vom Raketenwerfer-Missbrauch und Dauerfeuer der Automatikgewehre hin zu gezieltem Salven-Feuer gelenkt. Scharfschützen scheinen nach wie vor nahezu übermächtig, aber sie waren schon immer ebenso wichtige wie auch so manches Mal nervige Schlüsselfiguren eines Taktik-Shooters.
900p ist nicht Full HD
Es ist das gleiche Spiel wie bereits in Battlefield 4: Von der versprochenen 1080p-Full-HD-Auflösung bleibt auf der PS 4 leider nur ein 900p übrig. Schadenfreude macht sich wiederum auch dieses Mal mit einem Blick auf den Konsolen-Konkurrenten aus dem Hause Microsoft breit, denn auf der Xbox One gibt es gar nur 720p. Die Grafik ist auf der PS 4 dennoch sehr schick geworden. Gerade in Gebäuden gibt es einen wahren Detail-Overflow. Da fliegen Fetzen durch die Luft, die Regale sind voll von zahlreichen Gegenständen und Staubfängern, die Wände sind verschmiert. Allerdings ist eine der größten Stärken der Serie weniger stark ausgefallen: Die Zerstörungen sind weitaus weniger ausgeprägt als noch in den Vorgängern. Es stürzt auch schon mal das eine oder andere Gebäude ein, aber da haben wir in den Serienvertretern der Vergangenheit noch wesentlich mehr gestaunt.
Der Sound glänzt mit mächtig viel Krawumm. Massive Feuergefechte und gewaltige Explosionen gibt es zuhauf. Außerdem sind die Waffengeräusche fabelhaft und lassen die geballte Gewalt der Ballistik deutlich erspüren. Im Gegensatz dazu sind die deutschen Synchronsprecher allenfalls Durchschnitt. Ihnen fehlt es vielerorts am Feinschliff und der damit verbundenen Glaubhaftigkeit. Das Fazit von: Torsten
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