Heeding the Call, one and for all, never surrender, in Glory we fall… die ersten Zeilen des Hammerfall Gassenhauers deuten an, was Activision Blizzard nunmehr bereits zum siebten Mal uns Spielern zumutet. Nämlich dem Ruf der Pflicht zu folgen und mit Call of Duty: Black OPs den Kalten Krieg ordentlich aufzuheizen. Also die Skalpelle gewetzt und ran an die schwarzen Operationen.
Da muss etwas grundlegend schief gelaufen sein. Das Erste, was man nach dem Vorspann sieht, ist sich selbst. Gefesselt an einen Stuhl ist man umringt von einer Batterie Röhrenfernseher, vertrauenserstickendem Operationsbesteck und eine durchaus ominöse Flüssigkeit findet ihren Weg in die eigenen Venen. So zeigt sich das sehr hübsch gestaltete Hauptmenü und leitet nahtlos in die Kampagne über, sollte man sich für diese entscheiden. Der arme Tropf (der Gefesselte, nicht die Kanüle) ist man selbst während eines Verhörs. Eine verzerrte Stimme versucht, einem die Bedeutung einer Zahlenfolge zu entlocken, an die sich der Hauptcharakter einfach nicht erinnern kann. Alex Mason, so der Name des Befragten, durchlebt während dieser netten Unterhaltung seine Vergangenheit, die zum größten Teil aus großzügigem Verteilen von Tod und Schmerz besteht. Denn dies ist die Besonderheit von Black OPs (BOP). Fast die gesamte Geschichte des Spiels wird von einem im Delirium befindlichen Alex Mason wiedergegeben. Es beginnt alles bei einer Standardaufgabe in Kuba. Als Teil einer Spezialeinheit werden Mason und sein Team beordert, um Herrn Castro der ewigen Revolution zuzuführen. Dies geht natürlich gründlich schief und man findet sich schneller als Gastgeschenk in einem russischen Gefangenenlager wieder, als man sich versehen kann. Denn Castro war so freundlich, seine neuen russischen Genossen gütig zu stimmen, wofür man als Präsent herhalten muss. Dort findet Mason ziemlich schnell Freunde, die ihm das Gebiss neu sortieren. Darunter Viktor Rezhnov, ein guter Kumpel, unter dessen Führung er aus dem Gefängnis ausbrechen kann und fortan vom Gedanken an Rache beherrscht wird. Doch wirklich frei wird Mason ab diesem Zeitpunkt nie mehr sein, da er ständig Stimmen hört und von Wahnvorstellungen beherrscht wird. Die Zahlenfolge in seinem Kopf wird dabei noch eine wichtigere Rolle spielen als die nächste Samstagslottoziehung.
Hier ist also der neuste Output von Treyarch. Nach dem alten Weltkriegschinken World at War wird dieses Mal das Kalte Krieg Szenario herangezogen. In jenem ist man nicht wie in allen vergangenen Teilen als Soldat sondern als Spezialagent unterwegs und treibt hässliche Löcher in Sowjets, Vietcong, Russen, Briten und was die Weltkarte sonst noch so hergibt. Und wie es der gute Ton heutzutage verlangt, tut man dies mit einer Rasanz, die den Kalten Krieg eigentlich nach einer Woche beendet haben müsste. Ständig steht man unter Feuer, Gegnerhorden ersticken einen mit ihrer schieren Masse und der Lauf glüht ununterbrochen. Hier wird gewohntes CoD Feuerwerk abgefackelt und gönnt dem geneigten Spieler keine Verschnaufpause, so weit so gewöhnlich. Das war ja in den vorangegangenen Modern Warfare Teilen auch nicht anders. Was diesen Teil aber zusätzlich interessant macht, ist zum einen der Ansatz des mit Drogen vollgepumpten Erzählers, der mehrmals kurz vorm Abnippeln seine Geschichte erzählt. Und diese kann sich hören lassen. Anstatt an den Haaren herbeigeschleifte standardisierte Ballerrechtfertigungen zu liefern, kredenzt uns Treyarch eine spannende Erzählung rund um Zahlen, Russen, Kennedy und was Hitler mit dem Kalten Krieg zu schaffen hatte.
Nachdem also Action und Geschichte passen, werfen wir ein oder zwei Augen auf die Abwechslung. Zunächst gestaltet sich das Waffenarsenal reichhaltig und abwechslungsreich. Man darf seine Widersacher nämlich mit einer Auswahl an Schnellfeuerwaffen, sowie Schrotgewehren, diversen Pistolen und auch ausgefalleneren Kreationen vom Antlitz dieser Erde fegen. Verstärkt wird dieser Effekt durch unterschiedliche Aufsätze. Wem eine AK-47 nicht genug ist, der sucht sich eben eine mit Zielfernrohr und Flammenwerfer und die nächste Remote Grillparty kann beginnen. Beim Missionsdesign gibt man sich da eher zurückhaltend. Man schlüpft zwar hier und da auch in andere Charaktere, doch letztendlich knallt man doch nur Feinde über den Haufen, wenn auch in anderer Haut. Obligate Rail Shooter Missionen durchsetzt von seltenen Stealth Einsätzen, lockern das Ganze ein wenig auf, ist aber leider auch nicht der Weisheit letzter Schluss.
Damit das ständige Rumgeholze auf Dauer nicht zu öde ist, finden sich Scriptsequenzanhäufungen. Man könnte auch von Skriptbergen sprechen. Denn CoD lebt, wie gewohnt, von geskripteten Abläufen. Mal wird eine Kehle durchgeskriptet, mal Russisch Roulette gespielt, aber auch Verbündete skripten manchmal Abgründe hinab. Sicher tun vorgefertigte Spielabläufe der Handlung und auch der Action gut, aber zu viel davon wirkt bevormundend und lässt zusätzlich die Illusion, dass eigenes Handeln Auswirkungen hat, ziemlich den Bach runter skripten. Löst man nämlich gewisse Trigger nicht aus, wird man unaufhörlich von Feinden bedrängt, bis sich die Fleischberge zum Mond hin türmen. Die Vietcong haben zwar den Krieg gewonnen, doch nicht indem sie ihre Gegner mit ihren Leibern erstickt haben.
Die Kampagne allerdings ist ja nur ein Aspekt. Ein weiterer, in vielen Augen sicher viel wichtigerer, ist der Multiplayermodus. Und hier bekommt man ordentlich was fürs Geld geboten. Neben dem bereits aus Modern Warfare 2 bekannten Zombie-Modus, dieses Mal auch in Deutschland erschienen, gastiert auch der umfangreiche Multiplayer Modus wieder in BOP. Neben den bekannten Modi Deathmatch, Team Deathmatch und den weiteren altbekannten, finden sich auch zwei Neuerungen. Diese hören auf die Namen Wettkampf und Kampftraining. Ersterer beinhaltet vier neue Arten, zum Beispiel „ Eine im Lauf“. Es steht einem eine einzige Kugel zur Verfügung, diese muss treffen. Tut sie das, erhält man eine weitere. Tut sie das nicht, ist Nahkampf angesagt. Interessant daran ist, dass man verdientes Geld setzen kann. Schafft man es unter die besten Drei, erhält man einen Gewinn. Im Kampftraining tritt man statt gegen Menschen gegen Bots an. Wie schon in älteren Teilen ist es auch hier möglich, durch Abschüsse oder Zielerfüllungen Erfahrung zu erhalten, dadurch im Rang aufzusteigen und somit gewisse Verbesserungen zu erhalten. Schneller laufen oder Nachladen, verblutend um sich schießen oder mehr Granaten tragen und noch viele weitere Verbesserungen können nach und nach erworben werden. Zusätzlich erhält man mit jedem neuen Level neue Waffen, welche sich ebenfalls aufrüsten lassen, und das alles online, über Netzwerk oder zu viert via Splitscreen. Man sieht also, es gibt viel zu tun im Call of Duty Universum.
Grafisch hat sich seit Modern Warfare nicht viel getan, daher muss darauf auch nicht großartig eingegangen werden. BOP sieht sehr gut aus, die Mimik überzeugt und Effekte wie Rauch oder Explosionen schmeicheln dem Auge. Ebenso steht es um die Beschallung - gewohnt kräftig, satt und bombastisch. Die Waffen klingen realistisch und haben entsprechenden Wumms. Daher gleich weiter zum Punkt „Diverses“. Zum einen wären da die Gimmicks und Eastereggs, mit denen Treyarch den CoD Fans den blutigen Nachmittag versüßen wollen. Weiß man wie, hat man die Möglichkeit, mit „Dead Ops Arcade“ auf Zombiejagd zu gehen und dem Maschinensilberrücken den Pelz zu bürsten. Oder man geht really far back to the roots und spielt Zork!
Der zweite Punkt ist die Zensur einhergehend mit der Lokalisierung. Wie soll es auch anders sein, Deutschland bekommt mal wieder die Extrawurst. BOP enthält einen ziemlich hohen Gewaltgrad, wie schon diverse Pressemitteilungen und objektive Nachrichtensendungen verlauten lassen haben. Das kann man dem unmündigen deutschen Steuerzahler natürlich nicht zumuten. So wurde also Einiges entschärft, Zwischensequenzen abgeändert oder gleich ganz entfernt. Zudem fehlen Symbole, welche uns an unsere Vergangenheit erinnern, komplett. Auch schade ist zudem, dass durch die Lokalisierung die englische Sprachausgabe entfernt worden ist. Die deutsche Synchronisation ist zwar sehr gelungen, doch eine Wahl hätte nicht geschadet, zumal gerade eine Blu-ray ausreichend Platz dazu bereithalten sollte.
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