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Deadlight - Directors Cut

Publisher: Tequila Works
Entwicklerstudio: Deep Silver
Genre: Jump`n`Run
Sub-Genre: Sidescroller
Art: Midprice
Erscheinungsdatum: 21.06.2016
USK 16

Deadlight - Directors Cut    18.07.2016 von GloansBunny

Im Zeitalter von High- End- Grafik, 3D- Shooter und gewaltigen Multiplayerschlachten können kleine, aber feine Spieleperlen wie das Indie- Game Deadlight - Director's Cut ganz schnell untergehen. Aber taugt es wirklich zur Festtagskette oder ist es nur ein billiger Modeschmuck? Zombie- Expertin GloansBunny hat sich den Sidescroller genauer angesehen...

 

Randall Wayne ist ein zäher Hund. Ein harter Brocken von Mann, der schon viel Scheiße erlebt und noch viel mehr überlebt hat. Er, den seine Freunde Randy nennen, steht nun vor Karla, der dummen Nuss, die trotz aller Warnungen alleine in die gefährlichen Häuserschluchten von Seattle gezogen und prompt mit unzähligen Bisswunden in den Unterschlupf zurückgekehrt ist. Nun steht Randy also über ihrer Leiche, das Loch, das die Kugel aus seiner Pistole in ihrem sich verwandelnden Hirn hinterlassen hat, raucht noch zaghaft, während er in seinen Gedanken versinkt. "Gott verdammt, wir leben nicht mehr in den hippen 70ern, in denen noch alles Friede, Freude, Haschkuchen war! Nein, wir leben im Jahr 1986 und vor genau 145 Tagen ist diese beschissene Seuche ausgebrochen, die Patient Null und viele weitere Monster verwandelt hat, die die Presse nur "Schatten" nennt. Jeder weiß es, doch niemand wagt das auszusprechen, was diese Menschen wirklich sind: Zombies. Untote, die nur darauf lauern, ihre verwesenden, fauligen Zähne in das Fleisch Gesunder zu schlagen, um sie zu fressen, zu töten und in blutrünstige, gefährliche Wesen zu verwandeln. Niemand ist vor ihnen sicher. Mein Schuss hat eine ganze Horde davon angelockt, die jetzt unseren Unterschlupf stürmt. Stella, Sam und Ben, die mich seit Beginn dieser verfluchten Apokalypse begleiten, gelingt zum Glück die Flucht, bevor unter meinem Gewicht die Sprossen der rettenden Leiter brechen. "Wir treffen uns im Versteck!" sind ihre letzten Worte, ehe sie zu unserem bereitgestellten Auto für Notfälle hetzen. Panik steigt in mir auf, als ich registriere, dass ich jetzt komplett auf mich alleine gestellt bin. Sei kein Weichei, Randy, einmal schütteln, Arsch zusammen kneifen und los, Richtung Versteck! Solange ich keine Waffen habe und diese Mistviecher da draußen in der Überzahl sind, muss ich eben meinen Kopf statt meine Muskeln einsetzen. Ich habe dem Schicksal schon öfter ins garstige Gesicht gespuckt, und auch dieses Mal werde ich ihm zeigen, wer hier der Stärkere ist! Ich komme, Leute, wir sehen uns dort, im Versteck, einem vom Militär bewachten Footballstadion. Zumindest so Gott will und ich zäh genug für diese Scheiße bin..."

 

Steuerung und Sound: Zurück in die Zukunft, da gibt es Max Payne!

 

Deadlight - Director's Cut ist ein klassischer Sidescroller, indem man Alter Ego Randy via Analogsticks und Aktionstasten in zwei Dimensionen durch die Level manövriert. In vertrauter Jump 'n' Run- Manier wollen Hindernisse überwunden, Rätsel gelöst und Geheimnisse entdeckt werden. Was simpel klingt entpuppt sich aber schnell als waghalsiges Unterfangen, denn die Steuerung reagiert relativ träge und ungenau auf die eingehämmerten Befehle. Viele virtuelle Tode erleidet Randy durch unpräzise Sprünge, die gerne im Abgrund statt an der nächsten Häuserkante enden und auch das Zielen mit dem rechten Analogsticks ist extrem anspruchsvoll. Nur mit viel Geschick, Übung und dem richtigen Timing gelingen waghalsige Hüpfpassagen und exakte Kopfschüsse. Gut, dass Deep Silver dem Spiel ein geschickt in den Storyverlauf integriertes Tutorial samt Übungsaufgaben spendiert. Denn nur so finden sich Neulinge in Deadlight - Director's Cut hinein.

 
Obwohl oder vielleicht gerade weil Deadlight - Director's Cut ein Indie- Game ist, kann die Soundkulisse überzeugen. Vor allem die tiefgreifenden Monologe von Randy, die mit ihrem Mix aus Melancholie und Humor genau den Nerv der Spieler treffen, sorgen für ordentliche Atmosphäre. Ganz im Stil von Max Payne sinniert das Alter Ego über den Sinn seiner Taten, stets Begleiter von stimmigen, düsteren Comicbildern. Die Synchronisation der anderen Charaktere hingegen ist etwas durchwachsen und reicht, übrigens wie auch die Umgebungsgeräusche, von "gelungen" bis "geht so". Der Soundtrack hingegen ist ganz großes Kino und sorgt mit perfekt auf die Handlung am Bildschirm abgestimmten Stücken für die perfekte Stimmung. Ruhig und nachdenklich oder schweißtreibend und motivierend, was darf's denn sein? Deadlight - Director's Cut hat das gesamte Repertoire auf Lager. Atmosphäre pur!
 

Bildergalerie von Deadlight - Directors Cut (10 Bilder)

Grafik, Gameplay und Umfang: Tanze ich heute Limbo oder mache ich lieber einen Standardkurs?
 
Deadlight - Director's Cut ist eine optisch aufgehübschte HD-Version des bereits 2012 für den PC und die XBox 360 erschienenen Downloadtitels. Das vornehmlich in Schwarz-, Grau- und Rottönen gehaltene Spiel kombiniert geschickt 3D-Hintergründe mit 2D- Spielmechanik. Genau wie im Genreverwandten Limbo dirigiert man Randy in guter, alter Sidescroller-Manier durch die liebevoll inszenierten Kulissen, die mit zahlreichen Details und wohl dosierten Tiefeneffekten ausgestattet sind. Die Animationen der Figuren, egal ob Gegner oder Alter Ego, fügen sich stimmig in das Abenteuer ein. Lediglich an der ein oder anderen Stelle spielt Deadlight - Director's Cut den Spieleraugen einen Streich, denn hin und wieder fällt es schwer, den dunklen, begehbaren Vordergrund vom Hintergrund zu unterscheiden. Doch die Unreal Engine 3 zaubert so viele tolle Licht- und Schatteneffekte in die abwechslungsreichen Kulissen, dass dieses kleine Manko nur kurz negativ auffällt.
 
Das Spielprinzip des reinen Soloabenteuers ist schnell erklärt. Randy möchte in Seitenansicht möglichst unversehrt von A (überrannter Unterschlupf) nach B (sicheres Versteck) gelangen. Dabei durchquert er in klassischem Jump 'n' Run- Format die zerstörte Stadt Seattle und ihre Umgebung, muss unzählige Hindernisse überwinden und den starken, extrem gefährlichen Zombies möglichst aus dem Weg gehen. Zwar stehen dem Veteran mit fortschreitendem Spielverlauf auch Axt, Pistole und Gewehr zur Verfügung, doch jede Bewegung kostet Ausdauer und verlangsamt Randy. Ein paar Angriffe eines einzelnen Untoten bedeuten schon den Tod, eine Gruppe Angreifer ist dementsprechend noch gefährlicher. Köpfchen und Taktik sind hier das Stichwort, denn nur wer geschickt die Horden umgeht oder durch Fallen ausschaltet, kommt weiter. Die Mechanik der Kletter- und Sprungeinlagen sowie der Levelaufbau selbst sind unspektakulär, aber dennoch unterhaltsam. Kleinere, meist sehr simple Rätsel und inhaltsstarke Sammelgegenstände wie etwa Tagebucheinträge runden das Gesamtpaket passend ab. Allgegenwärtige Anspannung und ein konstanter Bedrohungslevel samt der spürbaren Verwundbarkeit des charismatischen Randy sind einfach toll und fesseln trotz der Einfachheit des Gameplay konstant an den Bildschirm.
 
Herzstück des Sidescrollers sind neben der Inszenierung vor allem die schaurig schöne Atmosphäre und die bärenstarke, wirklich sehr gut erzählte Story, die leider schon nach fünf bis sechs kurzen Spielstunden in ihrem authentischen und berührenden Abspann endet. Zum erneuten Durchspielen verleitet ein mögliches alternatives Ende und auch der Director's Cut exklusive Arena-Modus, bei dem es gilt, möglichst lange in einem abgeriegelten Krankenhauskomplex zu überleben und immer neue Bestzeiten aufzustellen.

Das Fazit von: GloansBunny

GloansBunny

Deadlight - Director's Cut ist ein klassisches Jump 'n' Run mit herrlich erwachsener Atmosphäre. Die optische Inszenierung hat mich mit seiner Mixtur aus 2D-Sidescroller vor 3D-Hintergründen ebenso in ihren Bann gezogen wie die cineastische Story und die düstere Atmosphäre. Natürlich sind fünf bis sechs Spielstunden ein recht kurzes Vergnügen, aber dafürumso intensiver. Was zunächst mit einer etwas hakeligen und gewöhnungsbedürftigen Steuerung beginnt, mündet schnell in ein fesselndes, glaubwürdiges Zombie-Abenteuer, das Grips und Ausdauer verlangt. Deep Silver hat es mit diesem Spiel geschafft, mich für mehrere Stunden in eine andere, zweidimensionale Welt zu entführen. Wenn das Licht schwindet, erheben sich die Schatten. Eine Zombie-Apokalypse ist zeitlos, und Deadlight - Director's Cut beherrscht Licht und Schatten wie kaum ein anderer Sidescroller. Daumen hoch!


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positiv negativ
  • Düstere, dichte Atmosphäre
  • Schöne Kulissen, gelungener Mix aus 2D und 3D
  • Cineastische Story mit starken Charakteren
  • Wiederspielwert für einen Indie- Titel sehr hoch
  • Stimmungsvoller Soundtrack, tolle Synchronisation
  • Sehenswerte Licht- und Schatteneffekte
  • Jump`n`Run mit Rätseln, das Hirnschmalz fordert
  • Witziger Überlebensmodus
  • Steuerung etwas ungenau
  • Rätsel zu leicht, Sprungpassagen zu kniffelig
  • Stellenweise Unterschiede zwischen Vorder- und Hintergründen nicht ersichtlich





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