Der blinde Fleck
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BEWERTUNG |
17.06.2014 von ZahnfeeDer bisher schwerste Terroranschlag der deutschen Nachkriegsgeschichte wurde am 26. September 1980 auf das Münchener Oktoberfest verübt. Bei dem Attentat starben dreizehn Menschen, mehr als 200 wurden zum Teil sehr schwer verletzt. Mit diesem Stück deutscher Geschichte beschäftigt sich der Film Der blinde Fleck. Und bei uns erfahrt Ihr, ob er sehenswert ist …
Drei Jahre nach dem Anschlag auf das Oktoberfest gibt das Amt des Bundesanwalts bekannt, seine Ermittlungen beendet zu haben. Als Täter wird ein junger Student aus Donaueschingen präsentiert, der einer rechtsradikalen Gruppierung angehört und bei der Bombenexplosion selbst auch ums Leben kam. Doch vieles deutet darauf hin, dass der junge Mann das Attentat nicht alleine geplant und durchgeführt haben kann. Angefangen bei den Zeugenaussagen bis hin zu widersprüchlichem Beweismaterial, scheint die Einzeltäter-Theorie weder Hand noch Fuß zu haben.
Dieser Meinung ist auch der engagierte Journalist Ulrich Chaussy (Benno Fürmann), der beim Bayerischen Rundfunk arbeitet. Zusammen mit Opferanwalt Dietrich (Werner Hofmann), lässt er sich auf gefährliche Ermittlungen ein und bekommt dabei ganz unerwartet Hilfe von einem Insider. Chaussy spürt, dass er kurz davor ist, einen Politskandal aufzudecken. Doch wie weit kann und wird er gehen, um die Wahrheit aufzudecken, wo er doch die Verantwortung für seine Frau (Nicolette Krebitz) und das Leben seines ungeborenen Kindes trägt?
Um es gleich vorweg zu nehmen, Der blinde Fleck ist kein Film, der sich beliebige Verschwörungstheorien aus den Fingern saugt. Er basiert auf wahren Begebenheiten rund um den Bombenanschlag auf das Münchener Oktoberfest, die anschließenden Ermittlungen, und die Ungereimtheiten, die dabei aufgetreten sind. Ulrich Chaussy hatte damals Zweifel am Ermittlungsergebnis des Generalbundesanwalts und fand bei seinen eigenen Recherchen heraus, dass es viele Ungereimtheiten gab, die auch heute noch gegen die Einzeltäterthese sprechen. In seinem Verlauf setzt Der blinde Fleck nicht auf Polemik, Blut und Explosionen. Stattdessen rekonstruiert er den 26. September 1980 und was danach geschah, und entwickelt dabei eine ganz eigene Dynamik und dichte Atmosphäre.
Inwieweit die Ereignisse des Films mit denen der realen Ereignisse vollständig deckungsgleich sind, kann hier natürlich nicht beurteilt werden. Da Chaussy allerdings an der Entstehung dieses Films beteiligt war, ist davon auszugehen, dass hier durchaus akkurat gearbeitet wurde. Erwähnenswert ist sicher auch, dass Der blinde Fleck sich nicht ausschließlich in den achtziger Jahren bewegt, sondern auch den Sprung in die Neunziger und sogar das neue Jahrtausend wagt. Noch immer sorgt dieser Fall für Kontroversen, und noch immer sind Menschen bemüht, die Wahrheit herauszufinden. Nicht zuletzt, da es sich damals vermutlich um den Anschlag einer rechten Terrorgruppe gehandelt hat, und wir auch heute noch mit diesem Thema belastet sind.
Der Zeitgeist der achtziger Jahre ist in Der blinde Fleck wirklich sehr gut eingefangen. Die alten Telefone, die Kleidung, die Frisuren und Autos ... hier wurde sehr genau auf Details geachtet. Noch mehr Authentizität erhält der Film durch die eingebundenen Originalaufnahmen der Tagesschau und anderen Nachrichtenformaten. Auch der damalige bayerische Ministerpräsident und Kanzlerkandidat Franz Josef Strauß hat in Der blinde Fleck eine tragende Rolle. Bei seinen Einstellungen wurde jedoch immer darauf geachtet, den Darsteller (Peter Rappenglück) nie vollständig ins Bild zu holen.
Das Fazit von: Zahnfee
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