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Der blinde Fleck

Originaltitel: Der blinde Fleck
Genre: Politthriller
Regie: Daniel Harrich
Hauptdarsteller: Benno Fürmann
Laufzeit: DVD (92 Min) • BD (96 Min)
Label: Ascot Elite
FSK 12

Der blinde Fleck   17.06.2014 von Zahnfee

Der bisher schwerste Terroranschlag der deutschen Nachkriegsgeschichte wurde am 26. September 1980 auf das Münchener Oktoberfest verübt. Bei dem Attentat starben dreizehn Menschen, mehr als 200 wurden zum Teil sehr schwer verletzt. Mit diesem Stück deutscher Geschichte beschäftigt sich der Film Der blinde Fleck. Und bei uns erfahrt Ihr, ob er sehenswert ist …

 

Drei Jahre nach dem Anschlag auf das Oktoberfest gibt das Amt des Bundesanwalts bekannt, seine Ermittlungen beendet zu haben. Als Täter wird ein junger Student aus Donaueschingen präsentiert, der einer rechtsradikalen Gruppierung angehört und bei der Bombenexplosion selbst auch ums Leben kam. Doch vieles deutet darauf hin, dass der junge Mann das Attentat nicht alleine geplant und durchgeführt haben kann. Angefangen bei den Zeugenaussagen bis hin zu widersprüchlichem Beweismaterial, scheint die Einzeltäter-Theorie weder Hand noch Fuß zu haben.

 

Dieser Meinung ist auch der engagierte Journalist Ulrich Chaussy (Benno Fürmann), der beim Bayerischen Rundfunk arbeitet. Zusammen mit Opferanwalt Dietrich (Werner Hofmann), lässt er sich auf gefährliche Ermittlungen ein und bekommt dabei ganz unerwartet Hilfe von einem Insider. Chaussy spürt, dass er kurz davor ist, einen Politskandal aufzudecken. Doch wie weit kann und wird er gehen, um die Wahrheit aufzudecken, wo er doch die Verantwortung für seine Frau (Nicolette Krebitz) und das Leben seines ungeborenen Kindes trägt?

 

Um es gleich vorweg zu nehmen, Der blinde Fleck ist kein Film, der sich beliebige Verschwörungstheorien aus den Fingern saugt. Er basiert auf wahren Begebenheiten rund um den Bombenanschlag auf das Münchener Oktoberfest, die anschließenden Ermittlungen, und die Ungereimtheiten, die dabei aufgetreten sind. Ulrich Chaussy hatte damals Zweifel am Ermittlungsergebnis des Generalbundesanwalts und fand bei seinen eigenen Recherchen heraus, dass es viele Ungereimtheiten gab, die auch heute noch gegen die Einzeltäterthese sprechen. In seinem Verlauf setzt Der blinde Fleck nicht auf Polemik, Blut und Explosionen. Stattdessen rekonstruiert er den 26. September 1980 und was danach geschah, und entwickelt dabei eine ganz eigene Dynamik und dichte Atmosphäre.

 

Inwieweit die Ereignisse des Films mit denen der realen Ereignisse vollständig deckungsgleich sind, kann hier natürlich nicht beurteilt werden. Da Chaussy allerdings an der Entstehung dieses Films beteiligt war, ist davon auszugehen, dass hier durchaus akkurat gearbeitet wurde. Erwähnenswert ist sicher auch, dass Der blinde Fleck sich nicht ausschließlich in den achtziger Jahren bewegt, sondern auch den Sprung in die Neunziger und sogar das neue Jahrtausend wagt. Noch immer sorgt dieser Fall für Kontroversen, und noch immer sind Menschen bemüht, die Wahrheit herauszufinden. Nicht zuletzt, da es sich damals vermutlich um den Anschlag einer rechten Terrorgruppe gehandelt hat, und wir auch heute noch mit diesem Thema belastet sind.

 

Bildergalerie von Der blinde Fleck (11 Bilder)

Der Zeitgeist der achtziger Jahre ist in Der blinde Fleck wirklich sehr gut eingefangen. Die alten Telefone, die Kleidung, die Frisuren und Autos ... hier wurde sehr genau auf Details geachtet. Noch mehr Authentizität erhält der Film durch die eingebundenen Originalaufnahmen der Tagesschau und anderen Nachrichtenformaten. Auch der damalige bayerische Ministerpräsident und Kanzlerkandidat Franz Josef Strauß hat in Der blinde Fleck eine tragende Rolle. Bei seinen Einstellungen wurde jedoch immer darauf geachtet, den Darsteller (Peter Rappenglück) nie vollständig ins Bild zu holen.


Qualitativ muss sich das Bild der Blu-ray im Format 2.35:1 nicht verstecken. Es ist scharf und kontrastreich mit einem hohen Detailgrad. Theoretisch könnte man Beno Fürmanns Barthaare einzeln zählen, wäre der Film nicht so spannend. Die eingespielten Originalnachrichten können dabei natürlich nicht mithalten, aber gerade das macht ja auch den Charme dieses Films aus. Der Ton ist nach meinem Empfinden streckenweise zu dumpf geraten, und an einigen wenigen Stellen überdröhnt der Bass die Dialoge.


Das Fazit von: Zahnfee

Zahnfee

Der deutsche Film und ich, es wird wohl immer eine Hassliebe bleiben. Doch auch wenn ich einige Schnitte in dem Film etwas unglücklich fand, muss ich doch sagen, dass Der blinde Fleck ein durchweg solides Werk ist, das sich nicht nur mit einem sehr wichtigen Punkt unserer Geschichte, sondern auch mit seinen Nachwehen befasst. Von dem Anschlag selbst habe ich damals nichts mitbekommen, deshalb finde ich es umso wichtiger, dass solche Werke existieren. Werke, die mutig sind und uns allen die Möglichkeit geben, uns mit der deutschen Nachkriegsgeschichte zu beschäftigen. Die uns lehren, nicht immer weg zu sehen und alles zu glauben, was wir vorgesetzt bekommen. Dank der Mitarbeit von Ulrich Chaussy wird dem Publikum ein ambitioniertes und sehr gut recherchiertes Werk gezeigt, das man sich nicht entgehen lassen sollte.


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