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Disgaea 5: Alliance of Vengeance

Publisher: Flashpoint
Entwicklerstudio: NIS America
Genre: RPG
Sub-Genre: SRPG
Art: Fullprice
Erscheinungsdatum: 16.10.2015
USK 6

Disgaea 5: Alliance of Vengeance   11.11.2015 von Torsten

Es ist mal wieder Zeit, die Grenzen des normalen und vernünftigen zu überschreiten, dem schnöden Realismus Lebewohl zu sagen und sich an herrlich überzogener asiatischer Pop-Kultur zu erfreuen. Schleichangriffe und Versteckspiele sind hier gänzlich fehl am Platz. In Disgaea wird nicht gekleckert sondern geklotzt und das besonders effektvoll. Da wird bei einem Spezialangriff auch mal ganz beiläufig ein Mond auf das Schlachtfeld geschmettert oder Charaktere durch haushohe Dämonen kilometerweit durch die Luft gewirbelt, bevor sie in einer gewaltigen Detonation am Felsen zerschellen. Disgaea 5 bleibt seiner Linie treu – positiv wie negativ.

 

Rache ist der Antrieb

 

Im sechsten Teil der Serie, wobei Disgaea D2 – A Brighter Dimension in der Chronologie der Serie nicht mitgezählt wird und Alliance of Vengeance daher mit der Zahl 5 garniert wird, dreht sich alles um das Thema Rache. Sie ist auch Hauptmotivation von Protagonist Sir Killia. Der undurchsichtige Dämon hat eine bewegte Vergangenheit und offensichtlich noch eine offene Rechnung mit Void Dark, einem mächtigen Dämon, der alle Netherworlds miteinander vereinen möchte. Void Dark ist jedoch nicht so leicht klein zu kriegen und seine Anhänger zahlreich. Da trifft es sich gut, dass die Overlords der einzelnen Netherworlds die Aussicht auf eine geplante Fusion abschreckt und im Kampf gegen einen Feind galt schon immer die Devise: Der Feind deines Feindes ist dein Freund. So schließen sich dann auch nach und nach weitere Recken – die meisten von ihnen Overloards der benachbarten Netherworlds - der Party an. Jeder von ihnen hat seine eigenen Beweggründe und auch Probleme, aber der gemeinsame Antrieb schweißt bekanntlich zusammen.

 

Neue Klassen braucht das Land

 

Das Angebot an unterschiedlichen Klassen wird in D5 noch einmal erweitert. Abseits zahlreicher bereits bekannter Variationen sind einige neue interessante Wesen hinzugekommen. So gibt es zum Beispiel nun die Möglichkeit, Imps zu rekrutieren. Dies sind kleine schreiende Dämonen, die eine frappierende Ähnlichkeit mit den Gargoyles aus der Mythologie aufweisen. Mit den Bären kommt eine neue Klasse hinzu, die besonders viel Lebensenergie besitzen und die sich somit ideal für den Frontalangriff eignen. Die friedlichen und nicht weniger putzigen Rabbits – was ins Deutsche übersetzt bekanntlich Kaninchen bedeutet – lieben den Höhenvorteil und greifen am liebsten aus der Distanz an. Einige Klassen bieten zudem sehr vorteilhafte Möglichkeiten. So dürfen die zweiköpfigen Drachen zwei Mal angreifen, wenn sie sich nicht bewegen. Die Dienstmädchen (Maids) dürfen am Ende ihrer Aktion noch einmal ein Item nutzen. Sie sind halt sehr dienlich. Und der Wrestler darf „aktionspunktefrei“ einen anderen Spieler werfen, wenn er sich noch nicht bewegt hat. Und so ein Wrestler wirft zudem äußerst weit. Die Horsemen sind wahre Verteidigungs-Bollwerke und schützen so die hinteren Reihen. Und die kleinen Fairies (Fehen) verlassen sich voll und ganz auf ihre magischen Laternen. Die Aufzählung ist nicht vollständig und zeigt, dass die Welt von Disgaea stetig wächst. Einige bestehende Klassen wurden in ihren Fähigkeiten auch etwas angepasst. So vergrößert sich beispielsweise die Bewegungs- und Zauber-Reichweite der Mages, was die körperlich schwachen Persönchen gezielt aus der Schusslinie nimmt. Leider erfahren die alten Klassen nach wie vor keine optischen Anpassungen. Einige neue Animationen oder gar Texturen würde ihnen sicherlich gut tun.

 

Neue Stände und Ansprechstationen

 

Im heimischen Pocket Netherworld gibt es zahlreiche neue Ansprechstationen. Eine von ihnen wäre da der Curry-Koch-Stand. Dieser wird nach dem Kennenlernen von Lady Usala nötig, da diese sich nach längerer Curry-Abstinenz in ein Freund und Feind attackierendes Monster verwandelt. Klingt wieder einmal ziemlich abgedreht, allerdings ist in der Serie eigentlich alles etwas abgedreht. Am Curry-Stand können vorgefertigte oder eigene Kreationen zubereitet werden, die dann im nächsten Kampf für zusätzliche Boni sorgen. Ob Curry mit süßen Lutschern, Chloroform oder Bomben, hier darf so ziemlich alles verwendet was sich im Inventar befindet. Im Research Squad werden Charaktere in andere Netherworlds geschickt, um dort Gegenstände zu ergattern oder Gefangene ins heimische Lager zu bringen. Die dort eingesetzten Charaktere sind allerdings dann derweilen auf dem Schlachtfeld nicht verfügbar. Im Recruiter werden neue Charaktere erschaffen. Das ist natürlich nicht neu, sondern lediglich ein altes Feature unter neuer Fahne. Neu ist hingegen die Möglichkeit, die Charakterlevel per Währungseinsatz auf festgelegten Wert der Truppe zu setzen. Langwieriges aufleveln dieses Charakters fällt somit dankenswerterweise flach, sodass die Figur sofort einsatzbereit ist und lediglich die Skills, bzw. die Evilities verstärkt werden müssen.

 

Neue Klassen werden nun nicht mehr automatisch im Kampf kennengelernt und dem eigenen Repertoire hinzugefügt. Vielmehr müssen nun gesondert abzuschließende Aufträge erledigt werden. Diese Quests reichen von einfachen Kuriereinsätzen über die Erledigung mehrerer Ziele wie dem Zerstören von Geo-Blocks oder bestimmten Klassentypen bis hin zu vage umschriebenen und nur schwer verständlichen Auftragszielen. Das bringt zunächst einmal Abwechslung zum geradlinigen Kampf. Stellenweise arten allerdings der etwas umständliche Abschluss und die mangelnde Kennzeichnung in kleinlicher Bürokratenarbeit, beziehungsweise wildem Herumexperimentieren aus.

 

Neues auf dem Schlachtfeld

 

Auch im Kampf selbst, dem eigentlichen Kernpunkt des Spiels hat sich einiges getan. Das Monster Mounting ist leider wieder durch das Magichange ersetzt worden, das wir bereits aus den Vorgängern kannten. Wir reiten also nicht mehr auf dem Drachen oder der Riesenmotte, sondern verwenden das Monster als Waffe. Die Verbindung zwischen Mensch und einem oder zwei Monstern ist allerdings nur für drei Spielzüge existent. Danach setzt das eigene Monster bis zum Ende des Kampfes aus. Weil hier der zu erwartende Mehrnutzen dieser Vereinigung oft zu schwach ist, sollte der Gebrauch zuvor gründlich überdacht werden.Da sich Mensch und Monster die Erfahrungspunkte teilen, eignet sich diese Variante zumindest für das Aufwerten und –leveln schwächerer Charaktere. Der Squad Attack bietet jetzt die Möglichkeit mit der eigenen zusammengestellten Gruppierung gegnerische Gruppen anzugreifen. Das ist praktisch, um mit einem Zug mehrere Gegner zugleich zu schädigen.

 

Rache ist, wie bereits oben beschrieben, ein zentrales Thema im Spiel und so gibt es im aktuellen Serienvertreter eine Revenge-Anzeige, die gefüllt werden darf. Eigens eingesteckte Treffer oder verlorene Verbündete erhöhen den Rachedurst bis der Charakter in den Revenge-Modus gelangt. Hier mehrt sich dann der Schadensbonus und es reduzieren sich die Kosten des Einsatzes von Skills auf 1 SP. Hinzu kommt die Freischaltung des Overloads. Da wir ja im späteren Spielverlauf mit zahlreichen Overlords im Kampf sind, können wir uns nämlich auch derer spezieller Fähigkeiten bedienen. Dieser Overload ist eine mächtige Fähigkeit, die zusätzlich zur Aktion gewählt werden kann. So verwandelt sich Red Magnus in den riesenhaften Super Olympia und Seraphina bezaubert ihre männlichen Gegner. Auch Gruppenheilungen oder das Vergiften mehrerer Gegner im Umkreis gehören zu den einmalig zu verwendenden Fähigkeiten.  

 

Das übrige Kampfprinzip basiert auf dem der Vorgänger und soll an dieser Stelle nicht weiter behandelt werden. Am Ende jeder Schlacht gibt es aber nunmehr eine Kür der drei erfolgreichsten Kämpfer, die mit einem zusätzlichen Erfahrungspunkteschub belohnt werden. Ehre wem Ehre gebührt.

 

Bildergalerie von Disgaea 5: Alliance of Vengeance (16 Bilder)

Technik der vorangegangenen Konsolengenerationen

 

Die Serie hing schon immer weit den technischen Möglichkeiten hinterher und stagniert seit längerer Zeit auf einem etwas betagten Niveau. Zwar wurden einige Menüs und Hintergründe leicht geschönt, beim Rest wird allerdings nach wie vor die etwas geschärfte PS3-Optik geboten. Die kleinen Videoeinspieler beim Einsatz der Special Attacks sind wieder einmal extrem farbenfroh, ihre übertriebenen Animationen bildschirmfüllend. Die Charaktere selbst sind hingegen nur schwach bis gar nicht animiert und bieten lediglich wenige Gesichtsausdrücke oder Gesten. Damit haben sich Fans der Serie natürlich längst arrangiert und hässlich ist Disgaea 5 beileibe nicht.

 

Schwächer wirkt dabei aber die Audio-Untermalung. Der asiatische Pop-Soundtrack vergangener Serienableger war ebenso abgedreht, besaß aber weitaus weniger Nerv-Potenzial wie einige der neuen Lieder, die unpraktischerweise auch noch als Basis-Hintergrund-Gedudel genutzt werden. Die Synchronisation ist wie üblich in englischer Sprache oder originalem Mandarin verfügbar. Letzteres erfreut natürlich die Asien-Fans. Die englische Vertonung ist hingegen stellenweise schwächer als in den Vorjahren. Vor allem der Protagonist Sir Killia kann mit seiner gekünstelt lässigen Art nicht überzeugen. Seine Stimme wirkt viel eher unmotiviert und einschläfernd, sodass der Stimmungs-Funke der etwas dahin plätschernden Story oft nicht so recht überspringen möchte. Denn gerade die Story-Sprecher vergangener Teile waren herausragend. Zum Glück gibt es aber wieder zahlreiche lustige Dialoge, sowie Anspielungen und Seitenhiebe auf die asiatische Pop-Kultur, die am Ende dann wieder zufrieden stimmen.


Das Fazit von: Torsten

Torsten

Die Ankündigung eines neuen Disgaea-Titels versetzt mich seit Jahren regelmäßig in einen Zustand der schwer zu ertragenden Unruhe. An Disgaea 5 – Alliance of Vengeance hatte ich dann sogar noch höhere Erwartungen als an die beiden Teile zuvor, zu verheißungsvoll wirkte die Ankündigung des Systemwechsels und die damit zu erwartende Frischzellenkur. So machte sich am Anfang dann sogar etwas Enttäuschung in mir breit. Die Optik ist in der Serie seit jeher nur zweitklassiger Natur, aber nach all den Jahren der Stagnation hätte man bei NIS America dann doch mal an einigen zusätzlichen Animationen oder Texturen arbeiten können. Alle Objekte wurden aus dem Repertoire der Vorgänger übernommen, nicht einmal die Figuren wurden überarbeitet. Die zusätzlich etwas belanglos dahinplätschernde Story und der dieses Mal schon etwas nervige Soundtrack in der Basis verhinderten dann auch lange Zeit den aufkeimenden Enthusiasmus der vorangegangenen Serienvertreter. Aber wenn die Stärken des Titels inklusive der zahlreichen Detailverbesserungen dann erst einmal in den Vordergrund getreten sind, wirken alle Kritikpunkte wie aus dem Gedächtnis verbannt und es entsteht der gewohnt süchtig machende Mix aus Herausforderung, Frust und Verzückung - Kämpfen, scheitern, grinden und wieder neu versuchen. Das taktisch herausragende Grundgerüst ist dabei längst formvollendet und bietet durch mittlerweile 16 Episoden hinweg – und dank traditionellem postgame auch darüber hinaus – Spielspaß auf höchstem Niveau und lang anhaltende Motivation. Auch wenn mir das „Monster Mounting“ aus Disgaea D2 weitaus besser gefiel als das gealterte „Magichange“ der Vorgänger. Disgaea 5 – Alliance of Vengeance ist wieder einmal eine spielstarke Bereicherung für das SRPG-Genre mit zahlreichen Detailverbesserungen, in Story und Vertonung allerdings etwas schwächer als Disgaea 4 und Disgaea D2. Fans werden hier wie üblich voll und ganz auf ihre Kosten kommen, schwerwiegende Veränderungen oder Verbesserungen sollten sie aber gar nicht erst erwarten. 


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positiv negativ
  • Englische und asiatische Sprachausgabe
  • Zahlreiche neue Klassen und Charaktere
  • Hoher Spielumfang
  • Diverse Quests und Nebenaufgaben
  • Herrlich abgedrehte Spezialangriffe
  • Neue Möglichkeiten und Fähigkeiten
  • Gute Sprecher der meisten Charaktere
  • Viele Seitenhiebe und Anspielungen auf andere Serien
  • Leckeres Curry!
  • Technisch veraltet
  • Einige nervige Lieder im Soundtrack
  • Schwacher Sprecher von Story und Protagonist





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