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Dragons Crown

Publisher: Flashpoint
Entwicklerstudio: Vanillaware
Genre: Rollenspiel
Sub-Genre: Action-RPG
Art: Fullprice
Erscheinungsdatum: 11.10.2013
USK 12

Dragons Crown   11.10.2013 von Beef Supreme

Erinnert sich noch jemand an den SNES-Klassiker Turtles in Time aus dem Jahre 1992? Dort scheuchte man eine der vier Mutantenschildkröten von links nach rechts durch diverse Stages, um unterwegs eine ganze Reihe von Shredders Schergen zu verkloppen. Was war das damals für ein Spaß. Nun, 21 Jahre nach Turtles, schmeißt Vanillaware mit Dragon’s Crown einen ähnlich gerateten Sidescroll-Klopper mit Rollenspielelementen auf den Markt. Macht sowas heute immer noch Spaß?


Hydeland hat ein Problem. Der König hat seinen Thron schon über Gebühr vereinsamen lassen, um die Drachenkrone zu finden. Eine Insigne von hoher Macht, herrscht man damit doch über einen unsterblichen Drachen. Nun ist es am Spieler, den Spuren des Königs zu folgen und herauszufinden, was der alte Monarch auf seiner Suche verbockt hat. Als Mensch, Zwerg, Hexe, Priester, Elfin oder Amazone macht man sich also auf den Weg, neun Dungeons von rechts nach links zu durchforsten und allerlei monströses Gekreuch zu plätten. Obwohl Dragon´s Crown ein Sidescroller ist, hat man die Möglichkeit, etwas nach oben und unten zu variieren, sodass man auch auf mehreren Ebenen prügeln kann und das Geschehen geographisch leicht aufgelockert wird. Den Überblick werdet Ihr trotzdem verlieren, macht Euch da keine Hoffnungen.


Seinen gerechten Feldzug durch Hydeland startet man allein, findet aber recht schnell jede Menge Knochenhaufen gefallener Krieger, die man im endlos scheinenden Beutel verstauen kann, um sie in der heimischen Kirche wieder zu erwecken. Fortan folgen bis zu vier wiederbelebten Krieger Euren Schritten durch die absolut linearen Höhlen und unterstützen Euch schlagkräftig. Mit dabei ist noch Rannie der Dieb, eine weitere, nicht steuerbare CPU, die dafür zuständig ist, Truhen und Türen zu öffnen und euren Kram einzusacken. Denn Truhen sind die einzige Möglichkeit, an neues Equipment zu kommen. Man ist also gut beraten, so viele wie möglich mitzunehmen. Recht schnell ist Eure Gefolgschaft auf die maximale Anzahl von vier angeschwollen und sorgt dadurch für ein massiv unübersichtliches Schlachtfeld, worin man mehr als einmal den Überblick und die Position des eigenen Recken verliert. Macht aber nix, denn das Button-Gemashe funktioniert auch meist ohne näheres Hinsehen. Da man den eigenen Kämpfern keinen Schaden zufügen kann, trifft man sowieso immer die Richtigen. Neben der stumpfen Folter des Viereck-Buttons kann man auch noch diverse Hilfsmittelchen erwerben, wie zum Beispiel Heiltränke, Bomben, diverse Zaubereien und weiteres, die dann in begrenzten Mengen pro Dungeon zur Verfügung stehen und dem Kampf nicht viel, aber etwas Finesse verleihen. Gerade der begrenzte Platz für Ausrüstungsgegenstände zwingt einen zu Kompromissen. Mehr Rüstung anlegen für bessere Verteidigung, oder mehr Zauber oder Hilfsgegenstände, um effektiver auszuteilen? Im weiteren Verlauf kann man weitere Ausrüstungsslots erwerben, dafür steigen aber in der gleichen Zeit die Möglichkeiten, diese Slots zu füllen, um ein Vielfaches an.

 

Ein Glück, dass die KI-Kollegen ebenfalls solche Gegenstände mitführen, doch kann man diese weder tauschen, noch deren Einsatz überwachen. Generell reagieren alle Begleiter vollständig autonom, machen ihre Sache aber meistens gut. Nur verfeuern sie ihr Pulver meist viel zu früh, sodass beim Stage-Boss manchmal keine Einmal-Zauber oder Tränke mehr verfügbar sind. Zudem muss man sich vor dem Aufbruch in die grausame Außenwelt Gedanken über seine Ausrüstung machen. Ist man erst einmal im Dungeon hat man keinen Zugriff mehr auf sein Inventar. Ist der Hammer hinüber oder sind die Tränke aufgebraucht, bleibt das so bis man wieder im Dorf aufmunitionieren kann. Zu Anfang wirkt das befremdlich und man wird, gerade wenn man eine Stage das erste Mal betritt, meist nicht auf Anhieb die passende Ausrüstung dabei haben. Doch da man sowieso mehrmals durch jedes Dungeon muss, wird man recht schnell die richtige Konfiguration finden.


Denn ist man erst einmal durch alle neun Dungeons durch, zwingt einen der Spielverlauf zu noch mindestens einem Durchlauf durch jede Stage. Es eröffnet sich dann ein zweiter Pfad pro Dungeon, der ein leicht verändertes Aussehen der Stage und einen neuen, stärkeren Boss parat hält. Doch Ihr werdet nicht stark genug sein, um es bei 18 Dungeonbesuchen zu belassen. Denn das Levelsystem befiehlt: Grindet, Ihr niederer Pöbel, grindet! Also muss man sich noch zig-mal durch die Stages prügeln, was die ohnehin schon simple Spielmechanik sehr schnell so weit abnutzt, dass das Aufleveln, Knochen sammeln und Monster niedermachen nur noch in mühselige Sisyphusarbeit ausartet. Die KI-Begleiter leveln übrigens nicht mit. Sind sie nicht mehr stark genug, oder tot, müssen sie durch neu gesammelte und wiederbelebte Knochengefolgschaft ersetzt werden. Doch hier herrscht ein absoluter Überschuss, denn pro Dungeon lassen sich bis zu 10 Knochenhäufelein zusammenkehren. Was einen aber dennoch am Gamepad hält, ist das zum einen das diabloeske Looten. Denn nach jedem Durchlauf erhält man neue Ausrüstungsgegenstände und natürlich will man immer epischere und durchschlagskräftigere Waffen. Zum anderen erhält man nach der Dungeon-Kennenlernenrunde die Möglichkeit, endlich online zu streiten. Ab sofort kann man seinen hochgezüchteten Kämpfer nun mit anderen lebenden Mitstreitern in des Dungeons Rachen werfen und den Highscore jagen. Mit anderen Mitspielern macht es gleich noch mehr Spaß. Natürlich ist das auch offline möglich. Hach, ich habe das koordinationsfreie Gebrüll von optisch überreizten Kumpels schon in den Ohren. So witzig das auch ist, kann es leider nicht über die dünne Story hinweg täuschen, die ab der zweiten Hälfte einfach nicht mehr weiter geführt wird. Hier wurde eine Menge Potential verschenkt.

 

Etwas aufgelockert wird das Buttongemashe durch eine ganze Reihe Nebenquests. Diese erweisen sich aber bestenfalls als wenig spektakulär, vielfach aber als mühsam und repetitiv. Meist handelt es sich um „Gehe in Dungeon X und töte/finde/klicke irgendwas." Zwar findet hier ein lustiges Feature des Spiels Verwendung, nämlich dass Ihr mit dem rechten Stick einen Zeiger steuert, mit dem man eigentlich Rannie Anweisungen zum Öffnen von Zeugs erteilt. Manche Quests erfordern aber, dass gewisse Bereiche der detaillierten, malerischen Welt angeklickt werden, um ein Ereignis zu triggern. Und da die Questbeschreibung bestenfalls schwammig gehalten ist, dauert die spaßige Wo-Ist-Walter-Gedächtnis-Sucherei im Leibergewühl ziemlich lange.

 

Ab dem zweiten Durchlauf kann man mit dem rechten Stick zudem noch in den Levels versteckte Runen aktivieren, die, je nach Kombination, einen anderen Effekt erzeugen. Zum Beispiel gibt es diverse Buffs, Instant Kills und weiteres Zeug. Doch durch die besagte Unübersicht gepaart mit einer sehr fummeligen Zeigersteuerung ist der Tanz meist schon vorbei, bis man die richtige Kombination endlich heraus gefunden hat.

 

Bildergalerie von Dragons Crown (12 Bilder)

Optisch zeigt Dragons Crown einige sehr schön gezeichnete Welten und bietet abwechslungsreiche Stages und Charaktere. Natürlich kann man sich darüber streiten, ob Krieger wirklich 2,43m groß und 1,78m breit sein müssen, oder ob alle Zauberinnen Körbchengröße F haben - hübsch anzusehen sind die Charaktere aber allemal. Leider bieten sie abgesehen von der Farbgebung wenig Abwechslung. Bei einer Gruppe aus 4 Amazonen begrenzen sich die Unterschiede also nur auf die Farbe des Tangas. Bei den Animationen wurde auch gegeizt und so beschränken sich Interaktionen mit den Questgebern auf ein wackelndes Bild. Nostalgisch, ja - aber wenig modern. Bei der Musik hingegen erwartet den Spieler ein verträumter und sehr stimmiger Soundtrack, der die Atmosphäre der einzelnen Orte passend einzufangen vermag. Ob ruhiges Waldgeklimper oder bedrohliches Grabesrauschen, auf der Ohrenseite passt alles. Zwar hört man im gesamten Spiel nur die Stimme des Erzählers, doch dessen Qualitäten sind über jede Kritik erhaben und man fühlt sich an einen großen, bärtigen Märchenonkel erinnert. Auch die Sounds sind meist stimmig. Der Zwerg hört sich an wie Bud Spencer zu seinen besten Tagen und die Amazone erinnert doch stark an Xena. Nur das Gestöhne des Priesters geht irgendwann mächtig auf den Zeiger. 


Das Fazit von: Beef Supreme

Beef Supreme

Ich muss zugeben, ich habe von Dragon’s Crown etwas anderes erwartet. Nämlich eine dichte Story, abgedrehtes Artwork und ein effektüberladenes Kampfsystem. Bekommen habe ich eine 2D-Version von Diablo-meets-Turtles. Die Story gibt so gut wie nichts her und ist in 2 Sätzen erzählt, wobei man aufpassen muss, nicht zu viel zu spoilern. Das Kampfsystem ist Hack’n’Slay-mäßig sehr simpel und birgt nur wenig Reize. Das lustige Runensuchen mit dem Zeiger funktioniert nur mäßig und ist in der Hitze des wahrlich unübersichtlichen Gefechts beinahe nutzlos. Dennoch bin ich dran geblieben. Schuld daran ist das Lootsystem, welches einen die immer bessere Axt suchen lässt, sowie die hübsche und atmosphärische Welt, die einen dazu einlädt alles zu entdecken. Die alternativen Wege wissen auch eine Zeit lang zu begeistern und man kann sich ja auf halber Strecke nicht lumpen lassen, nur weil man mal diesen Endboss da nicht packt. Nerviges Grinding, ja, aber trotzdem will ich diesen Level 45 Golem endlich umhauen, vielleicht hat er ja eine coole Rüstung dabei. Der recht spät aktivierte Online-Modus verpasst dem ganzen noch eine Motivationsspritze, hätte aber ruhig früher kommen können. Aber eigentlich geht das Spiel erst richtig los, nachdem man einen vollen Durchlauf hinter sich hat, denn dann, im NG+ geht das Grinding erst richtig los.


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positiv negativ
  • Wunderschönes Artwork
  • Stimmiger Soundtrack
  • Motivierendes Loot-System
  • Abwechslungsreiche Gebiete…
  • Schicke Charaktere…
  • Lange Spieldauer…
  • 4-Spiele-Coop sowohl Online als auch Offline
  • Schnelle Ladezeiten
  • Hübsche freispielbare Artworks
  • Lahme Story
  • Extrem Linear
  • Zu einfaches Kampfsystem
  • … Die sich schnell abnutzen
  • … Die sich untereinander kaum unterscheiden
  • … Sofern man auf Highscore-Jagden steht
  • Umständliches Runensystem
  • Zu viel Grinding





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