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FIFA Street

Publisher: Electronic Arts
Entwicklerstudio: EA Sports
Genre: Fußballsimulation
Sub-Genre: Street-Kicker-Simulation
Art: Fullprice
Erscheinungsdatum: 15.03.2012
USK 0

FIFA Street    12.04.2012 von DeWerni

Nach vier Jahren Abstinenz von der Games-Bühne versucht EA einen Neuanfang der FIFA Street-Reihe. Und tatsächlich wurde hier einiges umgekrempelt und neu gestaltet. Wer schon immer mal als Straßenfußballer Karriere machen wollte, erhält hier eine neue Möglichkeit. Der Comiclook ist passé. Willkommen in den Straßen und Hallen dieser Welt …

Bereits die alten Titel der Reihe machten seinerzeit eine Menge Spaß, auch wenn sie lediglich auf spektakuläre Szenen und weniger auf Simulation und Realismus ausgelegt waren. Und dennoch orientierte sich EA bei diesem Release nicht unbedingt an den Vorgängern der Serie. Vielmehr wurde versucht, die aktuelle FIFA-Version möglichst realistisch auf die Straße zu portieren. Herausgekommen ist ein Game, das über eine tolle Präsentation, viele individuelle Bewegungen, spannende Spielstätten, diverse Modi und ein umfangreiches Lizenzpaket verfügt. Das Lizenzpaket umfasst dann schon einmal etwa 100 Vereins- und Nationalmannschaften und knapp 600 originalgetreue Spieler. Das sind zumindest die Features, die einem bereits auf der Verpackung ins Auge springen. Doch nun endlich ab auf die virtuelle Straße und rein in die Action …

 

180°–Drehung – nicht nur auf dem Feld

In Sachen Gameplay liegt der Fokus sicher nicht mehr ganz so auf spektakulärem, aber nicht ganz realistischem Actionfußball. Dennoch gibt es ein zentrales Highlight: Tricks, Tricks und nochmal Tricks. In diesem Stil wurde versucht, das Game und die Sportart deutlich realistischer zu gestalten, was teilweise auch gelungen ist. Die Tricks sehen authentisch aus und fühlen sich gut an. Sehr positiv ist zudem die Umsetzung per Stickbewegung (rechts) und verschiedenen Kombinationen mit Schultertasten oder Bumpern. Die Basistricks sind dabei auch für Anfänger recht einfach zu erlernen und durchzuführen. Spezialtricks erfordern dagegen teilweise schon etwas mehr Übung und Fingerfertigkeit, bringen dem Spieler aber auch mehr im Spiel und an Erfahrungspunkten. Es stellt eine echte Herausforderung dar, sich mit der Masse an zur Verfügung stehenden Tricks zu beschäftigen. Diese reichen von der einfachen Körpertäuschung über Drehungen bis hin zu Moves, die sonst nur von Weltklassekickern wie Messi, Zidane oder Ribéry zu sehen sind. Zu Beginn ist es nur möglich, einige Tricks auszuführen. Im Verlauf der Karriere können schrittweise weitere freigeschaltet werden. Aber dazu später mehr. Vom allgemeinen Spielablauf orientiert sich auch dieses Game am Angriffsfußball, was wohl am Stil des Straßenfußballs an sich liegt, d. h., eine solide Abwehr ist zwar unerlässlich, für den Spielfluss und -fortschritt jedoch eher irrelevant. Das zeigt sich auch an einigen schwerfälligen Bewegungen der Abwehrspieler, die nicht immer wie gewünscht auf die Aktionen ihres Gegenüber reagieren. Außerdem gibt es für erfolgreiche Zweikämpfe keine Erfahrungspunkte – so viel zum Fokus des Angriffsfußballs. Fouls gibt es übrigens auch in den meisten Spielen nicht, wobei es auch sehr selten zu strafwürdigen Aktionen kommt.

 

Bildergalerie von FIFA Street (18 Bilder)

Champions League oder Kreisklasse

Wer sich länger mit FIFA Street beschäftigt, wird feststellen, dass es auch eine taktische Komponente gibt, die man erst einmal begreifen muss. Hier und da gibt es jedoch noch einige Mankos. Ein unbedachter Sturmlauf aufs gegnerische Tor führt naturgemäß nicht immer zum Sieg. Dabei macht es durchaus Sinn, den Ball auch durch die eigenen Reihen zu schieben und den richtigen Platz und Moment für die entscheidende Aktion Richtung Tor zu finden. Meistens genügt es jedoch, lediglich einen Gegenspieler auszuspielen, um eine große Torchance zu erhalten. Auf dem unteren und mittleren Schwierigkeitsgrad geht das alles noch ganz gut von der Hand, der höchste ist eine echte Herausforderung und erfordert schon einiges an Übung.

Außerdem besteht in der Defensive mit zwei Verteidigungsmethoden (normal und per Grätsche) nicht immer die Möglichkeit, sich gegen die Tricks und Angriffe der Gegner zu wehren. Die Torhüter sind dann wie so oft eine zweischneidige Sache: Mal sind sie genial, mal Gurke – obwohl die Fähigkeiten des Torhüters auf das Maximum ausgebaut wurden. Hier fehlt es dementsprechend leider ein wenig an der Ausgewogenheit und dem Feintuning. Ähnlich sieht es auch mit dem Verhalten der eigenen Mitspieler aus, deren Steuerung durch die künstliche Intelligenz übernommen wird. Ihr lauft beispielsweise parallel mit einem KI-Mitspieler auf den gegnerischen Torhüter zu. Perfekt. Jetzt der richtige Pass zum Mitspieler und das Tor ist sicher. Aber was passiert? Er bleibt auf einmal stehen und zieht sich wieder hinter die Mittellinie zurück. Leider kommt es oft zu solchen seltsamen Verhaltensweisen, und zwar sowohl in der Offensive als auch der Defensive. Das sollten die Entwickler entweder per Patch oder in der nächsten Version beheben.

All das ist Meckern auf hohem Niveau. Das Game schaut gut aus, die Bewegungen der Spieler sind individuell erkennbar und das Ganze macht einfach eine Menge Spaß, auch wenn es hin und wieder etwas frustrierend ist. Aber auch bereits die Variationen an Toren ist grandios: einfache Schüsse, Seitfall- oder Fallrückzieher, Volleys, Ausspielen des Torhüters oder gar Kopfbälle nach Flanken. In dieser Version hat EA alles einfließen lassen, was den Fußball – vor allem auf der Straße – einfach ausmacht.

 

 

Auf den Plätzen dieser Welt

Das Herz des Singleplayermodus ist sicher die World Tour. Dabei wird im ersten Schritt normalerweise ein eigener Spieler erstellt. Neben den diversen Designmöglichkeiten und den zur Verfügung stehenden Kleidungsstücken ist es auch möglich, in FIFA 2012 erstellte Spieler zu importieren, wodurch sich einige Arbeit einsparen lässt. Anschließend müssen ein Startgebiet der Welt (beispielsweise Süddeutschland) ausgewählt, das eigene Team benannt und Wappen und Trikots gestaltet werden. Ihr startet auf regionaler Ebene und sucht bei Turnieren erste Herausforderungen, um den erstellten Spieler und das Team weiterzuentwickeln und zusätzliche Fähigkeiten zu erlernen. Im Übrigen stehen diverse Turnierarten zur Auswahl: 6-vs-6, 5-vs-5, 2-vs-2, Panna, Futsal, letzter Mann und noch einige mehr. Diese finden an ganz unterschiedlichen Orten statt: vom Bolzplatz über den Basketballplatz (mit oder ohne Bande) bis hin zu speziellen Futsal-Arenen. Zunächst versucht man, die vorgegebenen Turniere in der Region für sich zu gewinnen, bevor am Ende das Hauptturnier (in diesem Fall in München) freigeschaltet wird. Schafft man es hier mindestens ins Halbfinale, wird die nächste Region freigeschaltet – die nationale Ebene. Sind es in der Region im ersten Abschnitt vier Turniere, warten in ganz Deutschland schon sechs – inklusive des Hauptturniers in Berlin – auf Euch. So geht das Ganze schließlich über Europa bis in die ganze Welt, um schließlich an der Spitze der Weltrangliste zu stehen. Alle Turniere sind auf den Schwierigkeitsgraden Bronze, Silber und Gold spielbar. Für ein gewonnenes Turnier werden einige Kleidungsstücke freigeschaltet, mit dem einzelne Spieler oder das ganze Team ausgestattet werden können. Je größer der Schwierigkeitsgrad, desto mehr Belohnungen gibt es. Insgesamt gibt es 20 Spielvarianten, über 100 Jubelarten und über 220 Items (Kleidungsstücke und Accessoires), die darauf warten, von Euch freigespielt zu werden.

 

Erwartungsgemäß ist es auch während des Spiels möglich, durch erfolgreiche Tricks und Tore Erfahrungspunkte zu sammeln, mit denen die Spieler aufgewertet werden können. Zum einen können damit die Fertigkeiten – wie Geschwindigkeit, Defensiv-, Trickkünste usw. – aufgewertet werden. Zum anderen können damit aber auch einzelne Tricks freigeschaltet und die Art des Jubels ausgewählt werden. Die verfügbaren Tricks richten sich nach dem Level des Spielers – genau wie auch die Arten des Jubels – und seiner Trickfähigkeit. So heißt es, die Spieler aufzuwerten und Stück für Stück zu verbessern, um den Olymp des Straßenfußballs zu erklimmen. Neben diesem tollen und gelungenen Modus, der im Übrigen auch teilweise online mit einigen Freunden spielbar ist, gibt es noch weitere Modi, u. a. Ab auf die Straße – das typische Einzelspiel – und den Trainingsmodus.

 

Einzelkönner oder Teamplayer

Der Onlinemodus fällt bei FIFA Street leider sehr schwach aus. Das liegt zum einen an den wenigen zur Verfügung stehenden Modi, zum anderen aber auch an der Art der Modi und damit am Fokus des Spiels. Im Gegensatz zum Offlinemodus liegt dieser nämlich prinzipiell lediglich im Tore schießen. Es werden leider keinerlei der tollen Offlinevarianten wie Panna oder Letzter Mann angeboten. Es dreht sich letztlich nur darum, die meisten Tore zu schießen. Auf welche Art und Weise und wie toll diese erspielt wurden, interessiert niemanden mehr. Schade, dass an dieser Stelle so mit Inhalt gespart wurde, denn da hätte das Spiel sicher Potenzial. Ist man es sonst von EA-Spielen gewohnt, für den mittlerweile notwendigen Onlinepass auch einiges an Inhalt geboten zu bekommen, werden sich hier sicher einige fragen, wofür dieser überhaupt gekauft werden sollte.

Vom Comic zum Fotorealismus

Während sich bei der Umsetzung im Bereich des Gameplays der Fokus vom actionreichen Arcade-Spiel hin zur Simulation gedreht hatte, ist diese Wandlung auch in audiovisueller Hinsicht erkennbar. So ist es auch nicht verwunderlich, dass das diesjährige Release wenig mit der Präsentation seiner Vorgänger gemeinsam hat. Es könnte der Eindruck entstehen, FIFA Street sei erwachsen geworden. Die Grafik orientiert sich dabei an FIFA 12 und verwendet auch deren Engine. Das sorgt auf der einen Seite dafür, dass der Fokus nun komplett auf Realismus liegt. Gleichzeitig sorgt dieses Vorgehen natürlich auch für tolle Spielermodelle. So kann man seine Vorbilder auch wieder alleine an den individuellen Bewegungen erkennen. Genauso sind zudem die gewählten Spielorte gestaltet – egal ob es sich um die Futsal-Halle in München, den Kunstrasenkasten in Frankfurt oder den Hinterhof in Hamburg handelt. Diese können einfach rund um die Welt mit liebevollem Detailreichtum glänzen. Doch nicht nur die positiven Dinge wurden mit der Verwendung der Engine von FIFA 12 wiederverwendet, auch einige Mängel gibt es zu beanstanden. Das gilt zum einen für die Hintergründe, die doch teilweise etwas unscharf und einfach mit plumpen Texturen belegt sind. Zudem rufen die Zuschauer selbst keine Jubelarien hervor. Sie sind kaum und wenn dann nur sehr monoton dargestellt und sorgen leider nicht für die richtige Atmosphäre. Der Ton kann dagegen in Sachen Atmosphäre wieder punkten. Da wird mitten auf dem Platz diskutiert, laut geflucht oder auch von den Zuschauern reingerufen, dass passt dann wieder. Genauso ist auch die Titelauswahl der musikalischen Untermalung über alle Zweifel erhaben. Mit den trendigen House-Songs und dem mitreißenden RnB macht das Kicken nochmal etwas mehr Spaß.

Insgesamt lässt sich festhalten, dass bei FIFA Street der Teufel im Detail steckt, denn es gibt weitere störende Kleinigkeiten, wie die unsaubere Kollisionsabfrage, komische Schriftzüge („Siege 3-8“ anstatt „Sieg/Niederlage 3-8“) oder vereinzelte unpassende Hintergrundgeräusche. Im Prinzip ist das Meckern auf hohem Niveau. Technisch gesehen gibt das Werk so oder so zwar ein sehr gutes Bild ab, aber den ein oder anderen Kritikpunkt sollten die Entwickler für künftige Versionen beherzigen.


Das Fazit von: DeWerni

DeWerni

Ich war schon damals zu Zeiten des alten FIFA Street vom Prinzip her begeistert und mich fasziniert die Art und Weise des Fußballs dabei immer noch. Es ist einfach komplett etwas anderes als die FIFA-Reihe, auch wenn die Modelle und das Gameplay größtenteils übernommen wurden. Das Game bietet rasante Action und garantiert spannende Fußballspiele. Zur guten Atmosphäre tragen neben den vielen Spielorten, die diversen Modi – wie das Futsal-Turnier –, die technische Umsetzung und auch das umfangreiche Lizenzpaket bei. Nichtsdestotrotz hat man durch einige, kleinere Mängel für zukünftige Titel weiter Luft nach oben. Fans der Serie oder FIFA-Liebhaber, die mal etwas anderen Fußball erleben möchten, kommen am neuen FIFA Street aus meiner Sicht nicht vorbei. Wer Fußballspiele allerdings nicht kennt, der sollte den Einstieg vielleicht nicht unbedingt bei dem etwas anderen Titel suchen.


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  • Spannende Kicker-Action
  • Schöne Street-Umgebungen
  • Tolle, unterschiedliche Spielmodi
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  • Viele tolle Tricks und Bewegungen
  • Guter Lizenzumfang
  • KI der Mitspieler
  • Unspektakulärer Trainingsmodus
  • Eintönige Zuschauerdarstellung
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  • Wenige unrealistische Szenarien
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  • Schwacher Onlinemodus (trotz Onlinepass)





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