Kein Cover vorhanden: upload/articles/01_uNE2FEOwh9DZGckXziXX.jpg

Grand Kingdom

Publisher: NIS America
Entwicklerstudio: Spike Chunsoft
Genre: Tactic RPG
Art: Fullprice
Erscheinungsdatum: 17.06.2016
USK 12

Grand Kingdom    29.06.2016 von LorD Avenger

Hundert Jahre sind seit dem Fall des Königreichs Uldein vergangen. Als Folge des Untergangs des Imperiums kämpfen in Schlachten keine Ritter mehr, sondern Söldner. In der Fantasy-Welt von Grand Kingdom kämpfen vier Nationen um die Herrschaft. In der Rolle eines Anführers einer Söldnertruppe reisen Spieler quer durch Resonail, um neue Gefolgsleute zu rekrutieren und Aufträge für die verschiedenen Nationen zu erledigen. Ihr taktisches Geschick können Spieler auch im Onlinemodus beweisen, indem sie sich einer Fraktion verpflichten und unter deren Banner gegen andere Spieler antreten...

 

Valkyria Chronicles ist gar nicht so lange her und schon schnuppere ich neugierig an dem nächsten Taktik-RPG – zwar auch für PS4 erhältlich, aber ich spiele so zeitintensive Games viel lieber unterwegs auf der PS Vita. So auch hier. Grand Kingdom behandelt den Machtkampf zwischen vier großen Nationen mit Euch, dem Spieler, im Zentrum als Anführer eines Söldner-Squads. Ihr seid neutral und profitorientiert oder schlagt Euch gezielt auf die Seite von einem der Herrscher – die Wahl liegt ganz bei Euch. Damit war’s das dann aber auch schon fast in Bezug auf eine Story. Die Hauptfigur seid ihr, der stimm- und gesichtslose Anführer des eigens zusammengestellten Squads, zu dem sich alle Figuren immer umwenden, wenn sie ihn ansprechen. Zugegeben, man fühlt sich dadurch schon etwas mehr ins Spielgeschehen eingebunden, gleichzeitig hat man aber auch das Gefühl nichts weiter als ein Marionettenspieler zu sein, den die Spielfiguren durch den Bildschirm hindurch erwartungsvoll ansehen. Unterstützt werdet Ihr von zwei Beratern, dem Krieger Flint und der Chronistin Lillia, die beide nur in Cutscenes auftauchen, um die Dialoge voranzutreiben. Und Cutscenes ist vielleicht auch etwas hochgegriffen, denn wir haben nur ein paar Charakterzeichnungen mit unterschiedlichen Mimik-Aufsätzen, deren Gliedmaßen sich geringfügig bewegen in Kombination mit wechselnden Hintergründen und eingerahmten Zeichnungen, die ein besonderes Vorkommnis darstellen sollen. Keine schönen Filmchen zwischendurch, aber das hat wohl auch niemand erwartet und ist auch nicht zwingend nötig.

 

Disgea zum Beispiel zeigt, dass lustige Charaktere und eine abgefahrene Story in diesem Genre ebenfalls funktionieren, am ausschlaggebendsten für den Spielspaß ist aber natürlich ein geiles taktisches Gameplay. Und hier könnten sich bei Grand Kingdom eventuell die Geister scheiden. Im Großen und Ganzen besteht dieses aus drei großen Gameplay-Elementen:

 

1. Erstellen und Ausrüsten des eigenen Squads

Wie es bei echten Söldnern nun mal so läuft, könnt Ihr gegen Geld Krieger anheuern, die für Euch in die Schlacht ziehen. Hierbei habt Ihr eine wechselnde Auswahl von Kämpfern aus satten 17 Klassen, die alle ganz unterschiedlich mit Fern- oder Nahkampfwaffen, Magie oder noch anderen Methoden angreifen. Und um den eigenen Squad noch individueller gestalten zu können, haben alle Kämpfer unterschiedliche Stärken und Ihr könnt sowohl Ihren Namen als auch Ihr Aussehen beeinflussen – eine nicht umwerfende, aber definitiv zufriedenstellende Auswahl diverser Frisuren, Gesichter und Farbpaletten stehen Euch zur Verfügung. Habt Ihr Euren Squad aus vier Leuten zusammengestellt, könnt Ihr bereits im Vorfeld festlegen, wie dieser zu Beginn jedes Kampfes positioniert wird. Fernkämpfer und Heiler nach hinten, geschützt von den so genannten Tanks? Man kann sogar Gegenstände erwerben, die Ihr auf dem Spielfeld platzieren könnt, um feindliche Truppen auszubremsen oder zu blockieren. Zu kaufen gibt es überhaupt sehr viel, wenn nicht sogar zu viel. Waffen und andere Ausrüstungsgegenstände, Items, Kampftechniken und mehr… Ihr könnt Eure Kämpfer wirklich frei Schnauze gestalten und sie auch bei jedem Level-Up in Eure bevorzugte Richtung ausbilden… aber jeder Shop, jede Kategorie, jede Funktion liefert ein eigenes Tutorial-Fenster mit, die einen schnell mit all ihren Informationen erschlagen und ein wenig nerven, weil man nach ein paar Fenstern mehr ohnehin wieder verdrängt hat, wofür das jetzt eigentlich gut war. Und wie in den meisten Games mit solchen Feineinstellungen kann es schon einmal sehr verheerend enden, wenn man eine Option nicht auf dem Schirm hat, die einen zum Sieg verhelfen könnte.

 

2. Über das Spielfeld ziehen und kämpfen

Die Missionen finden alle auf einem vorgefertigten Spielfeld statt, über das man auf geraden Linien Feld für Feld weiterzieht. Jeder Zug wird einem hier von einem Maximal-Konto an Zügen abgezogen, dessen Aufbrauchen dem Versagen in dieser Mission gleichkommt. Das Spielfeld bietet eine Auswahl von verschiedenen Möglichkeiten sein Ziel zu erreichen, wobei einen ebenfalls umherziehende Gegner, Schatztruhen und Ressourcen ablenken, aus denen man wiederum neue Gegenstände herstellen kann. Trifft man auf einen Gegner oder der jeweilige Zielmarker erfordert es, wechselt das Spielbrett in den hübsch gezeichneten Kampfbildschirm. Alle Kämpfe finden auf drei horizontalen Schienen statt, auf denen Kämpfer und Hindernisobjekte verteilt sind und über die sie sich mit Bedacht fortbewegen können, sofern ihre Ausdauerleiste es zulässt. Je nach Einheit kann man von verschiedenen Punkten aus angreifen und in einem kleinen Minispiel Schaden zufügen – dieses besteht eigentlich immer aus dem Tastendrücken im richtigen Moment. Übrigens kann man die Palette an Attacken ebenfalls über Einkäufe erweitern und sogar deren Reihenfolge in einer Kombo beeinflussen. Das macht beispielsweise Sinn bei der Blacksmith-Klasse, die mit einem riesigen Hammer angreift und den Gegner schon mal schnell außer Reichweite schlägt, sodass die letzten Attacken nicht mehr treffen. Auch bei Wurfangriffen muss man aufpassen, dass der Wurfbogen passt, sonst trifft man am Ende noch seine eigenen Einheiten. Der gesamte Kampf ist streng rundenbasiert und Kämpfer können öfter angreifen, wenn sie sich zuvor weniger bewegt haben. Ein gewisser Grad an Taktik ist also durchaus erforderlich, da es auch erfolgsentscheidend sein kann, ob man einen Gegner von hinten angreift oder ihn einkesselt.

 

3. Online

Es gibt ein paar Online-Funktionen, wie das Vertragschließen mit einer Nation seiner Wahl, für die man für eine festgelegte Anzahl von Schlachten in den Krieg zieht und es ist zumindest ganz nett, dass Vita- und PS4-Gamer auf demselben Server spielen, darüber hinaus bin ich aber allgemein kein Freund von Online-Modi in derartigen klassischen Singleplayer-Games. Wer allerdings Spaß daran hat, der wird seine helle Freude mit Grand Kingdom haben, denn es ist augenscheinlich viel Arbeit in die Online-Funktionen geflossen, die genauso zahlreich sind wie sie Zeit fressen können.

 

Bildergalerie von Grand Kingdom (8 Bilder)


Das Fazit von: LorD Avenger

 LorD Avenger

Alles in allem ist Grand Kingdom ein durchaus cooles Tactic-RPG, das mit dem Spielbrett- und dem Schienenkampf-System glatt innovativ daher kommt, auch wenn beides ganz klar kein neuer Hut mehr ist. Optisch sieht alles sehr toll aus und die gezeichneten Charaktere überzeugen sowohl in den statischen Cutscenes, als auch vor allem in den Kämpfen, die zwar deutliche und zahlreiche taktische Elemente aufweisen, man durch die drei Schienen aber doch viel zu eigenschränkt ist. Ein Ausgleich bietet das Abwägen von Kombozahl in Relation zur Bewegungsdistanz, die einander beeinflussen. Schnell zeigt sich aber, dass das Spiel in eine Richtung geht, die mir persönlich weniger zusagt: Es ist sehr vorbereitungslastig. Klar ist es schön, seine Krieger individuell nach seinen Wünschen zu gestalten, aber mich nervt das Bremsen des Spielflusses schnell an, wenn man quasi nach jeder zweiten Mission wieder sämtliche Shops durchstreifen muss, weil neue Ausrüstungen oder neue Techniken verfügbar sind, die man früher oder später zum Voranschreiten benötigt. Verzichtet man darauf und versagt während einer Mission, muss man diese komplett von vorne beginnen. Hier zeigen sich also dieselben Schwächen wie in der Disgae-Reihe, nur fehlen in Grand Kingdom zudem auch noch coole Charaktere und nennenswerte Story, so wie ein wirklich umfassendes Taktik-Gameplay. Einzig im Bereich der viel zu vielen viel zu unnötigen Funktionen, bei denen man vollkommen den Überblick verliert, ist es ebenbürtig.


Die letzten Artikel des Redakteurs:




Kommentare[X]

[X] schließen