Hotel Artemis

Hotel Artemis

Originaltitel: Hotel Artemis
Genre: Action • Thriller
Regie: Drew Pearce
Hauptdarsteller: Jodie Foster • Sterling K. Brown
Laufzeit: DVD (93 Min) • BD (94 Min)
Label: Concorde Home Entertainment
FSK 16

Hotel Artemis   01.12.2018 von Beef Supreme

So einige Schwarzmaler unter den Pessimisten prognostizieren schon in baldiger Zukunft Kriege um Trinkwasser. Hotel Artemis gibt uns ein Datum für den Beef ums erfrischende Nass und setzt ihn ziemlich genau in 10 Jahren von heute an. Dieser Konflikt in einer nicht ganz so schönen Zukunftsvision dient als Rahmen für Ereignisse von viel geringerer Tragweite, die aber nicht minder Potential für einen spannenden Filmabend liefern. Willkommen im Hotel Artemis. Geben Sie bitte Ihre Waffen am Empfang ab und versuchen Sie, den Boden nicht allzu großflächig vollzubluten...

 

Inhalt

 

Los Angeles im Jahr 2028. Die Trinkwasserversorgung und die Ordnungshüter wurden privatisiert. Die entsprechenden Firmen haben beschlossen, den Wasserhahn zuzudrehen, was eine Revolte der Bevölkerung provoziert. Die Brüder Waikiki und Honolulu nutzen die Gunst der Stunde und rauben eine Bank aus, was sie aber veritabel versauen. Auf der Flucht gönnt sich Honolulu ein kleines Belüftungsloch in der Lebergegend, was seinen Bruder veranlasst, ein Zimmer im berüchtigten Hotel Artemis zu buchen. Das Artemis betreut vom Gesetz scheel angeschaute Gestalten medizinisch und dient als sicherer Ort, wenn das Exkrement auf den Ventilator trifft. Geführt von einer älteren Dame, die nur „Schwester“ angesprochen wird, wird im Artemis allerlei Gesocks wieder zusammengeflickt, auf das dieses wieder für neue Kundschaft sorgen kann. Geniales Geschäftsmodell. Allerdings muss man sich auch als Gauner im Hotel an einige Regeln halten. Keine Waffen, weder das Personal noch die Gäste verletzen, keine Bullen. Das Timing für die Gebrüder Südseeinsel könnte allerdings kaum beschissener sein, da im Artemis gerade Hochbetrieb herrscht und sich für den weiteren Verlauf dieses „typischen Mittwochs“ noch der Besitzer, die Unterweltgröße namens Wolf King, samt umfangreicher Entourage angekündigt hat. Darüber hinaus genießen noch weitere Besucher die Annehmlichkeiten dieses Etablissements, darunter eine alte Bekannte Waikikis, die sich darauf versteht, Anderen gegen Geld die Lichter auszuknipsen. Der arrogante Waffenhändler, der sich da auch noch tummelt, fällt dabei kaum noch weiter auf. Als dann noch eine Polizistin, die dummerweise eine alte Bekannte der Schwester ist, den Asphalt vor dem Hotel rot tüncht, ist endgültig klar, dass an diesem typischen Mittwoch nicht nur eine Regel gebrochen werden wird.

 

Hotel? Unterwelt? So manch einem könnte hier John Wick durch den Kopf schießen. Es sei aber gleich gesagt, dass Hotel Artemis fast nichts mit dem charismatischen Killer gemeinsam hat. Klar, auch hier werden Konflikte mit überzeugenden Meinungsverstärkern ausgetragen, doch Hotel Artemis konzentriert sich auf den Aufbau eines verworrenen Abhängigkeitengeflechts der einzelnen Akteure. Niemand ist ohne Grund im Artemis und alle haben irgendwie irgendwas mit den anderen Patienten zu tun. So entfaltet sich nach und nach eine spannende Story, in der sich schnell Sympathien verschieben können, nachdem nach und nach mehr Details zu den Charakteren offenbart werden. Das dystopische Zukunftsszenario dient zwar als Aufhänger, doch trägt nur wenig zum Handlungsaufbau bei, was schade ist. Zwar sieht man einige nette technische Gimmicks, doch ansonsten wird das Zukunftssetting kaum genutzt. Hier wurde viel Potential verschenkt. Im Gegenzug bedeutet dies allerdings, dass sich der Film auf die Charaktere und die Handlung innerhalb des Artemis konzentriert und nicht versucht, möglichst viele Elemente reinzuquetschen. Und als Kammerspiel funktioniert Hotel Artemis hervorragend. Autor und Regisseur Drew Pearce versteht es vorzüglich, nach und nach neue Details einzustreuen, die den Film durchweg spannend halten und trotz der eingeschränkten Räumlichkeiten abwechslungsreich zu bleiben.

 

Über weite Strecken kommt der Film ohne Action aus, was aber überhaupt kein Problem darstellt. Die Dialoge und schauspielerischen Qualitäten aller beteiligten, allen voran Jodie Foster als Schwester, sorgen dafür, dass keinerlei Längen entstehen. Auch Dave Bautista als Pfleger zeigt, dass er mehr kann, als einen grünen Muskelprotz mit Asperger Syndrom. Natürlich darf er aber auch mal zulangen, wobei die todschicke Killerin, blendend dargestellt von Sofia Boutella, ihm hier ohne weiteres die Show stiehlt. Hier könnte man den John-Wick-Vergleich anbringen; Keanu Reeves hätte das menschliche Skelett nicht schöner neu arrangieren können.

 

So gelungen das Gesamtkonzept und der Ablauf sind, hat Hotel Artemis allerdings mit ein paar Problemen zu kämpfen, die den Gesamteindruck etwas trüben. Der Film nimmt sich anfangs viel Zeit, was auch völlig klargeht. Das Ende allerdings wirkt überhastet und lässt viele Fragen offen. Zwar wird im Abspann ein eventueller Nachfolger angeteasert, doch das muss heutzutage nichts mehr heißen. Darüber hinaus hat sich so mancher Logikfehler eingeschlichen, der hier nicht ohne zu spoilern besprochen werden kann. Es sei aber gesagt, dass man um das eine oder andere „Hä?“ nicht drum herumkommt. Nichtsdestotrotz ist Hotel Artemis ein sehr guter Film. Nicht überragend, dafür stolpert er am Schluss etwas zu oft, aber immer noch mehr als sehenswert.

 

Bildergalerie von Hotel Artemis (6 Bilder)

Details zur Blu Ray


Wie bei einer Hollywood-Produktion zu erwarten, gibt man sich auf technischer Seite keine Blöße. Das Bild beeindruckt durch eine hervorragende Schärfe und Farbechtheit, in hellen sowie auch dunklen Szenen. Gleiches gilt für den Klang, der raumfüllend und voluminös aus den Boxen tönt. Die Explosionen ballern, die Dialoge sind klar verständlich und The Mamas and The Papas rocken stabil. Zudem spielt es keine Rolle, auf welcher Sprache man Hotel Artemis genießt. Die deutschen Synchronstimmen machen einen hervorragenden Job und transportieren sogar Frau Boutellas französischen Akzent weitestgehend glaubhaft.



Cover & Bilder © Concorde Home Entertainment GmbH / Matt Kennedy


Das Fazit von: Beef Supreme

Beef Supreme

Hotel Artemis hat mich überzeugt. Drew Pearce schafft es erfolgreich einen sich nach und nach öffnenden Thriller zu kreieren, der über die volle Laufzeit spannend bleibt und dabei noch nicht einmal Schauwerte nötig hat. Die gibt’s natürlich trotzdem und machen auch richtig Laune, doch der Fokus liegt hier ganz klar auf den Verflechtungen zwischen den einzelnen Charakteren. Was passiert, wenn man fünf Gangster in einen Raum sperrt, bei dem jeder mit dem anderen irgendwie Stress hat, vielleicht sogar ohne es zu wissen? Hotel Artemis beantwortet diese Frage auf sehr stylische Art und Weise und bettet sie in ein Szenario ein, das zwar nachvollziehbar ist, allerdings kaum wirklich genutzt wurde. Dennoch, es bleibt ein sehr guter Film, der, auch wenn er nicht alles auflöst und manchmal Probleme mit der Logik hat, über die volle Laufzeit Spaß macht. Gerne checke ich erneut ins Hotel Artemis ein, sollte es ein weiteres Mal seine Pforten öffnen.


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