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Icewind Dale: Enhanced Edition (PC)

Publisher: Koch Media
Entwicklerstudio: Overhaul Games
Genre: Fantasy Rollenspiel
Sub-Genre: Echtzeit-RPG
Art: Midprice
Erscheinungsdatum: 15.05.2015
USK 12

Icewind Dale: Enhanced Edition (PC)   14.06.2015 von VanTom

Nachdem die Klassiker Baldur's Gate und Baldur's Gate 2 vom kanadischen Entwickler Overhaul Games aktualisiert und unter der Namenserweiterung Enhanced Edition wiederveröffentlicht wurden, hat der Entwickler sich damit nicht zufrieden gegeben und ein drittes Spiel der Infinity-Engine ebenso überarbeitet und neu herausgebracht. Es handelt sich um Icewind Dale aus dem Jahr 2000. Anlässlich der Veröffentlichung der Boxed-Version von Icewind Dale: Enhanced Edition haben wir uns die neue Version auf dem PC angesehen und sagen euch, ob sich diese Neuveröffentlichung lohnt ...

 

Wie schon bei den zuvor genannten Spielen handelt es sich bei Icewind Dale um ein taktisches Rollenspiel. Wir steuern unsere Abenteuergruppe (Party) durch eine isometrisch dargestellte Spielwelt und erforschen die Umgebung, erfüllen Quests und verhauen garstige Monster. Dabei befinden wir uns, wie bei Baldur's Gate, in den vergessenen Reichen (Forgotten Realms). Allerdings erforschen wir nicht die Gegend um Baldur's Tor, sondern sind viel weiter nördlich im namensgebenden Eiswindtal unterwegs. Hier im Bereich der Zehnstädte soll unser Abenteuer beginnen.

 

Dazu erstellen wir uns aber zunächst eine komplette Abenteuergruppe. Anders als bei Baldur's Gate wird nicht nur der Hauptcharakter zu Anfang von uns generiert, sondern wir müssen uns über eine 6-köpfige schlagkräftige Gruppe Gedanken machen. Es macht wenig Sinn mit einer Gruppe nur aus Magie-Benutzern loszuziehen, so dass es durchaus angeraten ist, sich etwas länger mit der Charaktergenerierung zu beschäftigen. Ich gehe davon aus, dass ein Rollenspieler dies selbst erledigen möchte. Sollte dies allerdings nicht der Fall sein, so kann auch eine vorgefertigte Party verwendet werden. Damit kann dann schnell der Einstieg erfolgen. Den meisten Spaß kann der Spieler aber daraus ziehen, wenn er seine Gruppe selbst erstellt. Damit ergibt sich auch eine engere Bindung an die Charaktere. Bei allen Spielercharakteren geht die Erstellung gleich von statten. Zunächst wird das Geschlecht der Spielfigur und ein Charakterbild ausgewählt. Anschließend kann die Rasse der Figur gewählt werden. Hier finden sich die Fantasy-üblichen Rassen, wie Menschen, Elfen und Zwerge, aber auch einige Exoten, wie Gnome, Halblinge und Halborks. Nun da unser neuer Charakter eine Rasse hat, muss seine Klasse festgelegt werden. Hier können wir aus elf Basisklassen auswählen. Darunter ebensolche Klassiker wie Kämpfer, Zauberkundiger und Dieb. Es gibt aber auch weitere Klassen wie Barbaren, Paladine und Barden. Da dies natürlich nicht genug an Auswahl ist, gibt es neben den Grundklassen weitere so genannte Kits. Bei diesen Kits handelt es sich um spezielle Varianten der Grundklasse, welche Änderungen an der Klasse bieten. Dies kann von rein kosmetischen Veränderungen, wie zum Beispiel bei einem Totemdruiden zu einem normalen Druiden sein. Der Totemdruide darf seine Gestalt nicht verwandeln, dafür aber einen Tiergeist beschwören. Es können aber auch tiefe Einschnitte in die Charakterklasse sein. So stellt der finstere Streiter die komplett böse Umkehr von einem Paladin dar. Wo ein Paladin sich durch seinen Glauben an seinen Gott selbst und andere heilen kann, entzieht der finstere Streiter seinem Gegner die Lebensenergie. Wo der Paladin Böses entdecken und sich dagegen schützen kann, vergiftet der finsterere Streiter seine Waffe und fügt somit erweiterten Schaden zu. Somit hat der Spieler wirklich viele Freiheiten in der Ausgestaltung seiner Figuren. Nach der Wahl der Klasse folgt die Wahl der Gesinnung. Hier haben wir zunächst die grundsätzlichen Gesinnungen Gut, Neutral und Böse. Dazu gibt es aber noch die Ausprägung Rechtschaffen, Neutral und Chaotisch. Die Kombination gibt die Weltanschauung der Spielfigur wieder. So muss ein Paladin rechtschaffen gut sein, das heißt er muss dem Gesetz Geltung verschaffen, sorgt sich dabei aber auch um die anderen Bewohner in der Welt, da er grundgut ist. Das genaue Gegenteil ist chaotisch böse. Dieser Charakter achtet in keinster Weise auf das Gesetz und nutzt alles zu seinem Vorteil aus. An dieser Stelle kann sich jeder Leser darüber Gedanken machen, wo er sich selbst so sieht...

 

Nachdem nun die Gesinnung feststeht, geht es daran die Attribute der Figur auszuwürfeln. Der Begriff Würfeln ist dabei wörtlich zu verstehen. Wir sehen die sechs Attribute Stärke, Geschicklichkeit, Konstitution, Intelligenz, Weisheit und Charisma. Je nach Klasse haben die Attribute einen Einfluss auf die Spielfigur. So ist das Hauptattribut des Zauberkundigen seine Intelligenz. Es ist also erstrebenswert, einen hohen Wert der Intelligenz für einen Zauberkundigen zu würfeln. Dabei könen wir aber die Werte nicht einzeln Würfeln, sondern nur alle sechs gemeinsam. Dabei gilt allgemein: je höher desto besser. Das Maximum ist der Wert 18. Stärke bildet hier die Ausnahme, da es auch noch eine Stärke 18 / 50 und ähnlich. Wenn der Wert so erscheint, ist es noch besser. Ich werde dies hier nicht weiter ausführen, sondern verweise auf das zugrundeliegende Regelwerk. Wenn diese Werte feststehen, geht es anschließend an die Fertigkeiten der Figur. Hier wird angegeben mit welcher Waffenart der Charakter bevorzugt kämpft. Bei den Waffenarten gibt es wiederum verschiedene Level. Diese Level geben an, wie gut die Figur mit Waffen dieses Typs umgehen kann. Außerhalb der Klassenbeschränkungen (ein Kleriker darf zum Beispiel keine Schwerter oder Stichwaffen verwenden) kann jede Figur jede Waffe benutzen. Ist die Figur allerdings nicht trainiert mit der Waffe, so gibt es Abzüge beim Einsatz. Magie-kundige Charaktere können im Anschluß Ihre Startzauber aussuchen und die Diebe Punkte auf ihre Diebesfähigkeiten verteilen. Danach bleibt nur noch das Aussehen der Spielfigur in der isometrischen Ansicht  zu konfigurieren, eine Stimme der Figur auszuwählen und ihr einen ikonischen Namen zu geben. Diese Schritte gehen wir dann für unsere sechs Streiter jeweils einmal durch und fertig ist die abenteuerhungrige Bande.

 

Nun sind die Helden also bereit für das große Abenteuer. Dabei ist allerdings zu beachten, dass es sich bei unserer Gruppe nicht um erfahrene Haudegen handelt, sondern um eine Gruppe von blutigen Anfängern. Wir beginnen des Spiel im verschneiten Osthafen in der Taverne „Zur Winterwiege“ und werden von einem alten wirklichen Haudegen angesprochen, der eine Expedition plant um einer Stadt zur Hilfe zu eilen, welche vom Bösen bedroht wird. Na wenn dies nicht eine Aufgabe für unsere Gruppe ist?

 

Bevor wir uns aber dieser Expedition zuwenden, beginnen wir damit zunächst Osthafen zu erforschen. Auch hier finden sich schon verschiedene Aufgaben für unsere Jungabenteurer. Dabei sollte unser allererster Weg aber in den örtlichen Laden führen, da unsere Gruppe bis auf einige Stäbe nicht sonderlich gut ausgestattet ist. Zum Glück haben wir etwas Gold bei uns, welches wir direkt ausgeben können.

 

Über kurz oder lang wird der erste Kampf unserer Gruppe stattfinden. Hier erklingt dann dramatische Musik und der Gegner stürmt auf unsere Helden zu. Eine wichtige Funktion in dieser Situation ist der „Pause“-Knopf. Dieser friert das Geschehen ein und gibt uns die Zeit, um taktische Entscheidungen zu treffen. Versucht der Spieler den Zauberkundigen von den beiden Skeletten wegzuziehen und die beiden Krieger der Gruppe dann auf die Skelette einprügeln zulassen, oder wirkt der Zauberkundige einen alles vernichtenden Zauber auf seine Gegner...sofern er ihn noch weiß. Sofern er ihn noch weiß? Ja, anders als bei anderen Fantasy-Rollenspielen, gibt in dieser Dungeons & Dragons Kampangnenwelt keine Magiepunkte, welche sich durch den Einsatz von Magie erschöpfen. Ein Zauberkundiger muss die Zaubersprüche im Rahmen einer Rast auswendig lernen, ein Kleriker um die Zauber beten. Liegt eine entscheidende Schlacht in der Luft, sollte also geprüft werden, ob die Magier und Kleriker noch ihre Sprüche kennen und bereit für einen Kampf sind. Gleiches gilt für limitierte Fähigkeiten von Charakteren. Eine Rast kann eine hilfreiche Sache sein, Heilsprüche werden angewandt, allgemein werden Zaubersprüche wieder gelernt und Fähigkeiten wieder bereitgestellt. Mit diesem Wissen gerüstet beginnen wir das Abenteuer ...

 

Was ist nun neu an der Enhanced Edition? Das Spiel wurde auf aktuelle Plattformen übersetzt. So gibt es das Spiel für Windows, Mac OS, iOS, sowie Linux und Android. Die Enhanced Edition enthält die beiden zuvor einzeln erhältlichen Erweiterungen Heart of Winter und Trials of the Luremaster. Beide sind in das Hauptspiel integriert. Es ist aber auch möglich, Heart of Winter einzeln zu starten und zu spielen. Laut Aussage des Herstellers wurden Quest restauriert welche im Quellcode vorhanden waren, aber im endgültigen Spiel nicht gespielt werden konnten. Leider kann ich mich nach dem erste Zocken des Spiels vor über zehn Jahren nicht mehr im Detail erinnern, welche Quests nun nicht vorhanden waren. Grundlegend halte ich es aber für eine tolle Idee, solche Inhalte wieder verfügbar zu machen. Das Spiel verfügt über eine Online-Funktion, so dass es über Plattformgrenzen hinweg mit Freunden gespielt werden kann. Mir als Rollenspieler ist dieses Feature allerdings nicht wirklich wichtig, da der Titel aus meiner Sicht ein klassischer Einzelspieler-Titel ist, welcher keiner weiteren Mitspieler bedarf. Näher an der originalen Pen & Paper-Vorlage ist natürlich das Spiel mit mehreren Spielern. Erwähnenswert ist auch der Story-Mode, welcher aus meiner Sicht nichts in einem Rollenspiel dieser Art verloren hat. Er ersetzt den einfachsten Schwierigkeitsgrad und sorgt dafür, dass die Party mehr Schaden anrichten und gleichzeitig nicht mehr sterben kann. Das Gegenteil davon ist der härteste Schwierigkeitsgrad: Heart of Fury Mode. Hier wird alles richtig schwierig.

 

In der Box selbst findet sich die DVD mit dem Installationsprogramm, sowie eine Installationskurzanleitung und ein Poster mit dem entsprechenden Icewind Dale-Motiv. Alles in allem hätte ich mir noch eine CD mit dem Soundtrack gewünscht. Dieser gefällt nach all den Jahren noch und fasziniert.

 

Bildergalerie von Icewind Dale: Enhanced Edition (PC) (12 Bilder)


Das Fazit von: VanTom

VanTom

Icewind Dale Enhanced Edition erinnert an gute alte Zeiten und kann sofort in seinen Bann ziehen. Das Spiel wurde liebevoll aktualisiert, dabei wurden aber manche Macken gelassen. Manche der Charakteranimationen sehen hölzern aus, oder Spielfiguren springen umher. Die Wegfindung kann einen Spieler in den Wahnsinn treiben. Fünf Charaktere laufen in den gewünschten Gang; einer läuft in den anderen Gang und stellt dann am Ende fest, dass er das Ziel auf diesem Weg nicht erreichen kann. Dies kann schon die ansonsten gute Atmosphäre stören. Anders als der geniale Soundtrack. Dieser gefällt immer noch und kann verzaubern. Alles in allem möchte ich das Spiel denen ans Herz legen, die sich an die gute alte Zeit der Rollenspiele erinnern wollen, oder eben jenen, die nach Pillars of Eternity auf den Geschmack gekommen sind und „neues“ Futter wollen. Natürlich ist das Spiel nicht auf dem gleichen Niveau wie PoE, aber es macht seinen Job zu unterhalten und zu fordern verdammt gut.


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