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Killer Instinct

Publisher: Microsoft
Entwicklerstudio: Double Helix Games
Genre: Action
Sub-Genre: Beat ´em Up
Art: Downloadtitel
Erscheinungsdatum: 22.11.2013
USK 18

Killer Instinct   18.01.2014 von GloansBunny

Das Jahr neigt sich ebenso dem Ende zu, wie auch die zugegeben etwas übersichtliche Spieleflut für die jüngst erschienenen Next-Gen-Konsolen XBox One und PlayStation 4. Mit Killer Instinct lässt Microsoft nun 2013 ein letztes Mal die virtuellen Beat 'em Up-Puppen tanzen. Ist das Spiel ein Schlag in die Magengrube oder eher ein königlicher Kinnhaken? GloansBunny testet das Semi-Gratis-Game ...

 

Leicht wie eine Feder liegt der aalglatte One-Controller in meinen Händen. Komfortabel und vertraut ruhen meine Daumen auf Steuerkreuz und Aktionsbuttons, während sich meine Zeigefinger völlig automatisch an die Schultertasten schmiegen. Ob die Zusammensetzung der Kunststoffe verändert wurde oder ich einfach ein fleischgewordener Eisklotz bin, weil meine Hände nicht schwitzen? Am Adrenalinmangel jedenfalls kann es nicht liegen, denn davon pumpt mehr als genug durch meinen erprobten Spieleredakteurskörper. "Wann zum Teufel geht dieser *zensiertes Substantiv* endlich in seine *zensiertes Adjektiv* Knie?!" denke ich, als meine Finger eine strukturierte Abfolge von Tastenkombinationen auf das schwarze Eingabegerät trommeln. Auf eine gut getimte Halbkreisbewegung des linken Daumens folgt ein präzise gesetzter Druck auf die Schlagtaste. Mein Alter Ego Jago holt Schwung, konzentriert all seine Energie auf seine Fäuste und entsendet mit seiner letzten Kraftreserve einen mächtigen Feuerball auf den Kontrahenten. Der verzweifelte Block-Versuch meines Gegenübers scheitert, der Werwolf geht jaulend zu Boden –  und bleibt dort tatsächlich liegen. Was für Kenner klingt wie Killer Instinct von 1994 entpuppt sich als eben solches: Knallharte Beat 'em-Up-Action mit leichtem Einstieg, aber leider auch leichtem Umfang. Wieso, weshalb, warum? Dazu mehr in diesem Review ...

 

Steuerung und Sound: Alte Schule, alte Tugenden, wie es scheint ...


Den Unterschied zwischen "Spass" und "Frust" macht im Beat 'em-Up-Genre nicht selten die Steuerung aus. Killer Instinct tendiert dank eingängigem, übersichtlich gehaltenem Controllerlayout im Retro-Stil zur Fraktion "Spass". Jeweils drei Aktionstasten dienen Schlag- und Trittmanövern, das Steuerkreuz oder der linke Stick gibt die Bewegungsrichtung vor, beides geschickt kombiniert führt zu schlagkräftigen Spezialattacken und lassen sich so zu eindrucksvollen Kombos aneinander reihen. Mehr steuerungstechnischer Schnickschnack ist nicht vorhanden. Einsteiger finden schnell Zugang und Könner dürfen sich über satte Komboaction freuen. Nur ab und an entpuppt sich das Steuerkreuz als etwas unpräzise, was den Spielfluss zwar nur selten, aber dann merklich stört. "Aufrappeln und neu ansetzen" lauter hier dann die Devise.

 

Die Geräuschkulisse von Killer Instinct ist dem gängigen Ton des Genres angepasst und heizt dem Spieler mit fetzigen Metal-Stücken ein. Die Vertonung der einzelnen Figuren beschränkt sich auf ein Paar Wortfetzen und wird meist vom unterhaltsamen, hörenswerten Kommentator an Lautstärke überboten. Qualitativ erweist sich die Stimme aus dem Off besser als manch Fussballreporter im Pay-TV.

 

Bildergalerie von Killer Instinct (12 Bilder)

Grafik, Gameplay und Umfang: Seidiger Glanz umhüllt eine Füllung aus einem Hauch von Nichts ...


Optisch macht Killer Instinct einen vordergründlich hochwertigen Eindruck. Und "vordergründlich" darf hier durchaus wörtlich genommen werden, denn die lediglich sechs Kampfareale wirken im Hintergrund eher trist und leblos. Zwar trumpfen die Kämpfer mit zahlreichen Details, sauberen Animationen und scharfen Texturen auf, dafür können die stellenweise extrem unschönen Clipping-Fehler ebenso wenig hinwegtäuschen, wie die effektarmen Attacken. Die Framerate ist erfreulich stabil, wenngleich die Auflösung für ein Next-Gen-Game auch ein wenig zu niedrig erscheint. Trotzdem ist Killer Instinct hübsch anzusehen und kann mit den flüssigen Kombo-Sequenzen grafische Pluspunkte sammeln.

 

Das Gameplay ist denkbar einfach. Zwei Kämpfer treten sich ganz klassisch in Seitenansicht in einer Arena gegenüber und prügeln solange aufeinander ein, bis der Energiebalken eines Fighters leer ist. Mit nur wenigen Knopfdrücken gehen Angriffsketten mit zig Kombos schnell und einfach von der Hand. Simples Tastenmalträtieren ohne Sinn führt zur Freude von Neueinsteigern zwar durchaus zum Erfolg, wahre Könner jedoch verinnerlichen komplexe Manöver, die gegnerische Komboserien unterbrechen und zu verheerenden Konterangriffen führen. Diese "Combobreaker" genannten Aktionen können wiederum gekontert werden und finden im "Shadow Move" ihren zerstörerischen, effektreichen Höhepunkt. Die Kämpfe variieren je nach Figurenkonstellation und gewähltem Schwierigkeitsgrad (sechs an der Zahl) von "easy going" bis hin zu "brutal schwer". Klingt nach einem motivierendem Beat 'em-Up mit Unterhaltungswert, oder?

 

Ja und nein. Die Auseinandersetzungen machen zwar Spass und spielen sich flüssig, der Umfang allerdings ist äußerst mau. Das beginnt beim Free-2-Play-Gratisdownload mit nur einem spielbaren Charakter und endet beim spärlichen Inhalt der bis zu 20 Euro teuren "Komplettversion". Tibet-Mönch Jago, der spielerisch sehr an Ryu aus Street Fighter erinnert, ist der einzige kostenlos erhältliche Kämpfer. Möchte man auf andere Charaktere wie etwa Indianer Thunder oder Werwolf Sabrewulf zurückgreifen, wandern fünf Euro über den virtuellen Tresen – pro Charakter wohl gemerkt.

 

Die Preispolitik bei Killer Instinct stößt sauer auf, scheint man doch fast gezwungen zu sein, viel Geld zu investieren. Denn die charakterlichen Unterschiede machen sich auch spielerisch bemerkbar, wenn man beispielsweise das agile, auf Schlagstöcken basierende Kampfverhalten von Amazone Orchid mit dem heimtückischen Vorgehen von Kämpferin Sadira und dem trägen, aber enorm starken Alien Glacius vergleicht. Mehr Auswahl bietet auch das 20 Euro teure "Combo-Breaker-Pack" nicht, denn neben den sechs bereits erwähnten Spielfiguren erhält man hier mit Fulgore und Spinal lediglich zwei weitere Kämpfer, die noch als Download folgen werden. Zum Vergleich: Genrebrüder wie Injustice oder Ultimate Marvel vs. Capcom enthalten mehr als 30 spielbare Charaktere und zudem auch x-Mal so viele Spielmodi. Was bietet Killer Instinct zum gleichen Preis? Einen Versus-Mode, einen Trainings-Modus, einen Online-Match-Auswahlpunkt und einen Survival-Mod – das wars. Mehr gibt es nicht. Außer ein Paar Erfahrungspunkte, die in alternative Kleidungsfarben oder sechs Kampfareale investierst werden dürfen, gibt es nichts, was den happigen Preis rechtfertigt. Die fehlende Langzeitmotivation prügelt sich in Killer Instinct mit spärlichem Umfang und knackigem Preisniveau um den Titel "Magengrubenschlag des Jahres 2013". Nur eingefleischte Genrefans und Besitzer einer schwarzen American Express greifen bei den teuren Downloadhelden zu - alle anderen bleiben wohl vorerst bei Recke Jago und der Free-2-Play-Version, um auf fallende Preise zu warten.


Das Fazit von: GloansBunny

GloansBunny

Killer Instinct fetzt, keine Frage. Die knackigen Fights, die flüssigen, bildschönen Animationen und die intuitive Kampfmechanik samt imposanten Kombos machen einen tollen, hochwertigen Eindruck und sind für Einsteiger wie Profis bestens geeignet. Die optische Inszenierung ist, bis auf die störenden Clipping-Fehler, nicht von schlechten Kampf-Eltern, wenn doch den Arenen ein wenig mehr Details gut getan hätten. Was diesem Beat 'em-Up mit starken Retro-Wurzeln allerdings sprichwörtlich Kopf und Kragen kostet, ist die unverschämte Preispolitik. Killer Instinct wird als Free-2-Play-Game beworben, entpuppt sich nach Installation aber als Demo-Version eines Spiels, das selbst in der "Komplettversion" für rund 20 Euro einen mehr als spärlichen Umfang bietet. Acht Kämpfer, sechs Arenen und fünf magere Spielmodi (von denen einer ein Tutorial ist) ist alles, was man für sein teuer verdientes Realgeld bekommt. Alternativ "dürfen" die einzelnen Charaktere für fünf Euro pro virtueller Nase separat erworben werden. Überzogene Preise, magere Ausstattung und fehlende Abwechslung brechen Killer Instinct leider das Genick. Schade, denn dieser Prügler bietet viel Potenzial. Bleibt nur zu hoffen, dass Microsoft die Preise senkt, denn so ist das Spiel nur bedingt für Genre-Freunde empfehlenswert!

 

Übrigens hat mein Kollege Panikmike zwei Gameplay-Videos vom Spiel gemacht, die Ihr rechts neben dem Review ansehen könnt.


Die letzten Artikel der Redakteurin:


positiv negativ
  • Probeversion mit einem Kämpfer kostenlos ...
  • Stabile Framerate (60 Fps) und hübsche Grafik ...
  • Simple, intuitive Kampfmechanik und gute Steuerung ...
  • Spaßige Kämpfe und coole Kombos ...
  • ... alle anderen kosten pro Kämpfer 4.99€
  • ... deren Hintergründe sehr detailarm sind
  • ... mit gelegentlich sehr unpräzisem Steuerkreuz
  • ... aber viel zu wenig Umfang für viel zu hohe Preise





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