Die Fangemeinde von Shootern ist sehr groß, jedes Mal wenn ein neuer Titel erscheint, schlagen die Herzen dieser Fans höher. Es ist jedoch nicht wirklich einfach dieses Genre fair zu bewerten, da die Flut an Ballerspielen immer größer wird. Das neue Medal of Honor aus dem Hause Electronic Arts wurde meinerseits sehnsüchtig erwartet, mal sehen inwieweit ich den Krieg unterstützen werde…
Früher waren alle Shooter in dem typischen zweiten Weltkriegszenario gefangen. Fans klagten permanent mit Worten wie: Ach, schon wieder so ein Shooter aus den 40er Jahren! Activision wagte den Schritt in die Neuzeit und erschuf mit "Call of Duty: Modern Warfare" einen ganz neuen Krieg. Electronic Arts ließ sich anscheinend wegen der hohen Verkaufszahlen der CoD-Reihe darauf ein und modelte ihr Medal of Honor ebenso um. So entstand ein Shooter in einem neuen Gewand, welcher in der Neuzeit spielt und ein aktuelles Thema beinhaltet. Electronic Arts entwickelte das Spiel aber nicht alleine, sie konnten DICE dafür gewinnen, den Mehrspieler-Part zu entwickeln. Die Entwickler der Battlefield-Reihe haben es drauf, gute Action und ein ausgetüfteltes, faires Erlebnis auf den Schlachtfeldern zu schaffen. So konnten sie mit beiden Battlefield-Teilen schon genügend Erfahrung sammeln, um hier ebenso einen guten Online-Kampf mit Freunden entwerfen zu können.
Doch gehen wir nun zurück zum Anfang. Kern des Ganzen ist natürlich der Singleplayer-Modus, auf den bei Medal of Honor schon immer Wert gelegt wurde. So dreht sich hier diesmal alles um eine aktuelle Geschichte, nämlich dem Krieg in Afghanistan. Wir spielen abwechselnd drei Soldaten der US Army und müssen – wie soll es auch anders sein – viele, viele Taliban ausschalten und gegen das Böse kämpfen. Der Kampf gegen die Al Kaida Truppen ist anfangs wirklich nüchtern, doch im Laufe des Spiels entwickelt sich hier weitaus mehr, als man anfangs denken mag. So ist die erste Mission noch Pille Palle, doch der Schwierigkeitsgrad zieht stark an. Für einen geübten Shooterfan ist jedoch selbst die schwierigste Einstellung in keinster Weise eine Herausforderung. Medal of Honor ist eher was für den Durchschnittsspieler, denn Profis werden kaum gefordert. Die Levels selbst sind abwechslungsreich gestaltet, da kann man nicht meckern. Einmal läuft man durch einen Flugzeugfriedhof, ein anderes Mal muss man von einem Turm aus mit einem Lasergewehr Ziele markieren oder ganze Dörfer auslöschen. Doch man ist nie alleine, ständig wird unser Soldat von einem Team begleitet. Das ist zwar sehr nett, doch diese erledigen einen viel zu guten Job, so dass man selbst bei dem höchsten Schwierigkeitsgrad sehr viel der KI überlassen kann. Wenn ich anderen Soldaten zusehen möchte, dann schau ich mir einen Kriegsfilm an. Medal of Honor übertreibt es in meinen Augen ein wenig, mehr Eigeninitiative wäre erwünscht! Auch wenn die eigene KI generell ganz ok ist, so sind es die Gegner leider nicht. Oftmals stehen sie dumm im Weg rum und lassen sich von vorne oder hinten einfach umbringen, ohne dass sie was dagegen tun. Man hätte definitiv mehr Energie in die Intelligenz der Taliban stecken müssen, denn mit Realität hat dies nichts mehr zu tun – schade.
Doch bleiben wir mal beim Realismus. EA hat sehr viel Wert darauf gelegt, doch das funktioniert nur hin und wieder. Das Setting ist gut, die Stimmung passt, doch einige Passagen sind einfach unrealistisch und träge. In einer Mission zum Beispiel kann man ein Fahrzeug fahren. Auch wenn es schon mal Spaß macht mit einem Quad durch die Gegend zu fetzen, so hätte man sich ebenso Panzer und ähnliche Kriegsmaschinen gewünscht! Davon ist hier leider keine Spur. Die Fahrt mit dem vierrädrigen Vehikel ist fad, es kommt kein richtiges Offroad-Feeling auf und die Action fehlt komplett. Mir kommt es ein wenig so vor als hätte EA versucht, die geniale Schnee-Verfolgungsjagd von "CoD: Modern Warfare 2" nachzubauen. Hier ist der Ansatz vorhanden, aber die Ausführung ist mehr schlecht als recht. Dafür ist die Steuerung Shooter-typisch und sehr einfach: Eine Taste fürs Ballern, eine zum Ducken, eine für Granaten und so weiter. Fans kommen sofort klar. Es wurde aus diesem Grund wahrscheinlich auch auf ein direktes Tutorial verzichtet – man beginnt seine Mission sofort auf dem Schlachtfeld. Die Waffen kennt man aus allen anderen Shootern, es gibt eine Pumpgun, verschiedene MPs, Snipers etc. Natürlich darf auch das Messer nicht fehlen.
So kämpft man sich durch Berge, Dörfer und Wüstenlandschaften. Doch ist die Kampagne wirklich nach ca. 5-6 Stunden schon vorbei? Leider ja. Electronic Arts hat für Einzelspieler zumindest noch den „Tier 1“ Modus eingebaut, der für weiteres Spielen sorgt. Hier muss man die gleichen Missionen mit anderen Bedingungen spielen. Es wird schwerer, es geht gegen die Zeit und es heißt Checkpoints ade. Hier kommt der Schwierigkeitsgrad zu tragen, dieser Modus ist nichts für Amateure. Profis werden hier ihre Freude haben, besonders wenn sie sich ein Zeitduell mit anderen Spielern liefern können, nach dem Motto "Wer ist der Schnellste".
Gehen wir zum zweiten Part von Medal of Honor, dem Mehrspielermodus. Wie oben erwähnt, ist DICE dafür verantwortlich und sie konnten erneut ihr Wissen und Können unter Beweis stellen konnten. Bei den Mehrspielerpartien werden vier verschiedene Schlachten angeboten. Es gibt den klassischen Teamkampf, bei dem man mit Kills und die dadurch erzielten Punkte siegen kann und drei weitere Modi. Den besten davon fand ich persönlich den Kampfeinsatz. Hier muss ein Team fünf Punkte hintereinander erobern, während das andere Team diese Punkte verteidigen muss. In der darauffolgenden Runde wechseln die Fronten und es geht von vorne los. Ziel-Raid ist eine Variation des oben genannten Modus. Anstelle von fünf gibt es nur zwei Ziele, doch man arbeitet gegen die Zeit und muss diese nicht erobern, sondern sabotieren. Last but not least gibt es noch den Battlefield-typischen Modus. Im Spielfeld gibt es drei Sektoren, die gehalten werden müssen. Je länger man diese für sich beansprucht, umso mehr Punkte bekommt man. Ist die Zeit abgelaufen, so siegt das Team mit den meisten Punkten. Mit insgesamt bis zu 24 Spielern geht hier ordentlich der Punk ab, jedoch sind viele Spiele einfach sehr hektisch und unübersichtlich. Besonders ärgerlich ist es, wenn man in Sekundenschnelle nach dem Respawn erneut das Zeitliche segnet. Einsteiger werden die Mehrspielerpartien deswegen sehr schnell verfluchen. Leider geht es bei den Rängen weiter, denn auch hier ist es sehr unfair. Erfahrene Spieler werden schnell hochleveln und können sich somit besseres Equipment kaufen. Ähnlich wie bei CoD ist es sehr frustrierend, wenn man als Anfänger kaum Fuß fassen kann. Doch die Action stimmt und mit ein wenig Übung wird man auch viele Punkte sammeln können.
Doch nun zur Technik. Die Grafik von Medal of Honor ist gelungen, doch einige Fehler bringen die Wertung des Spiels nach unten. So sieht zwar auf den ersten Blick alles sehr schön aus, jedoch fallen bei genauerem Hinsehen Unschönheiten auf, die man nicht einfach so vergessen kann. Schon im ersten Level war ich sehr erstaunt, als ich ziemlich große schwarze Flecken auf diversen Gebäuden gesehen hatte. Bei genauerem Hinsehen war mir klar: Es sollte ein Schatten sein. Diesen Effekt habe ich selten so mies gesehen. Ich war wirklich erstaunt, dass EA sowas in der finalen Version zugelassen hat. Ebenso verhält es sich mit manchen Texturen, die von der Nähe betrachtet wirklich grausam sind. Doch von der Ferne sieht alles wirklich geil aus, das Setting wurde gut gewählt, Details wie Rostflecken, Sandstürme oder Rauschschwaden wurden sehr gut integriert. Alles in allem ist die Grafik aber altbacken und kann mit aktuellen Titeln nicht mithalten. Schlimmerweise kommen dann noch Bugs hinzu, die schnell ausgemerzt werden sollten. Einmal konnte ich durch Wände gehen, ein anderes Mal konnte ich wie ein Engel alles von oben beobachten. Wer dies nicht glaubt, der sollte sich folgendes Video mal ansehen: Medal of Honor „Godmode“. Bei den Sounds wurde allerdings ein wenig mehr Herzblut reingesteckt. Wer eine 5.1 Anlage zu Hause stehen hat, dem werden die Kugeln nur so um die Ohren fliegen. Alles hört sich bombastisch an und die Hintergrundmusik unterstreicht das Kriegsgeschehen. Ebenso konnte EA wieder sehr gute Sprecher für die einzelnen Charaktere casten, die deutschen Synchronstimmen sind eingängig und professionell. Einzig und allein die Vielfalt fehlt. Geht man zum Beispiel eine Eisentreppe hinauf, so hört man kein Geräusch? Wtf!
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