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Resident Evil 7: Biohazard

Publisher: Capcom
Entwicklerstudio: Capcom
Genre: Horror
Sub-Genre: Survival-Horror
Art: Fullprice
Erscheinungsdatum: 23.01.2017
USK 18

Resident Evil 7: Biohazard   23.01.2017 von GloansBunny

Wie aus dem Nichts heraus verkündete Capcom letztes Jahr die Entwicklung von Resident Evil 7: Biohazard und sorgte so für einen gewaltigen Hype. Ob das als "innovativ" titulierte Kultobjekt aber seinem Ruf auch gerecht wird, erforscht Zombie-Veteranin GloansBunny für Euch...


Ich habe lange gewartet und heute ist es endlich soweit: Resident Evil 7: Biohazard rotiert im Laufwerk meiner PlayStation 4. Voller Vorfreude und mit einem Hauch unterschwelliger "Vorab-Anspannung" schlüpfe ich in die Haut von Zivilist Ethan Winters, der kürzlich ein äußerst mysteriöses und beunruhigendes Video von seiner seit drei Jahren vermissten Frau Mia erhalten hat. Gepackt von Hoffnung setzt sich Ethan ins Auto und macht sich auf den Weg zu einer heruntergekommenen Plantagenvilla in Dulvey, Luisiana. Ich selbst betrachte dabei die zunächst noch heile HD-Welt direkt aus den Augen des Protagonisten heraus und erahne schon nach wenigen Sekunden, dass dies die wohl intensivste Survival-Erfahrung werden wird, die ich seit dem ersten Resident Evil 1996 hatte. Damals war ich noch jung, die Technik weitaus schwächer und mein kindlich-naives Nervenkostüm eindeutig robuster, was meine Vorfreude nicht im Geringsten dämpft. Doch das, was die im verrottenden Haus beheimatete Familie Baker mit Ethan und somit auch irgendwie mir vorhat, übersteigt alles, was ich mir in Punkto Resident Evil 7: Biohazard erträumt habe. Spoileralarm herrscht natürlich nicht, denn diesen (Alp-)Traum in optischer, akustischer und inhaltlicher Perfektion muss man einfach selbst erleben. Nur so viel sei verraten: die Kombination aus (VR-) Egoperspektive, düsterer "Resi"-Atmosphäre und Besinnung zu den Wurzeln der beliebten Serie ist das beste Horror-Erlebnis, das es auf der aktuellen Konsolen-Generation gibt. Wer kurzfristig noch Equipment für eine fast schon lebensverändernde Spielsitzung mit Resident Evil 7: Biohazard sucht, darf sich gerne an mich wenden. Eine gehörige Portion Mut, Herzmedikamente und eine Familienpackung XXL-Windeln habe ich noch irgendwo im Schrank liegen...

 

Steuerung und Sound: So neu und doch vertraut, da stellt es einem ja die Haare auf!

 

Das Steuerungskonzept von Resident Evil 7: Biohazard ist herrlich intuitiv und selbst für Spieler, denen die Serie fremd ist, schnell erlernt. Erstmalig in der Geschichte von Resident Evil dirigiert man den Protagonisten komplett aus der Egoperspektive heraus durch sein gruseliges Abenteuer. Die Analogsticks, die sowohl die Bewegungs-, als auch die Sichtrichtung vorgeben, reagieren präzise auf die eingegeben Befehle, während die Schultertasten typische Handlungen wie Angriff, Zielen und Einsatz diverser Items ermöglichen. Über die Aktionstasten interagiert das Alter Ego mit seiner Umwelt, lädt nach oder wirft einen Blick in sein im Platz begrenztes Inventar. Das Controllerlayout erinnert stark an gängige Shooter-Modelle, was es sofort in Fleisch und Blut übergehen lässt. Auf der PlayStation 4 steht optional eine extrem beeindruckende VR-Headset-Anbindung zur Auswahl, die einen erst so richtig tief ins Spiel eintauchen lässt - doch dazu mehr am Ende des Artikels.

 

Die Soundkulisse ist das Herzstück von Resident Evil 7: Biohazard. Wie schon in den Ur-"Resis" lassen diverse unheimliche Geräusche dem Spieler einen rekordverdächtigen Schauer über den Rücken laufen. Knarzende Dielen, plötzliches Rumpeln, undefinierbares Scharren, markerschütternde Schreie aus dem Nirgendwo - die Atmosphäre, die Capcom hier erzeugt, ist unglaublich und sorgt für zum Zerreißen gespannte Nerven und klappernde Zähne. Dringend anzuraten ist der Genuss der akustischen Inszenierung mit einer Surround-Anlage, denn die räumliche Tiefe ist wirklich enorm. Gemeinsam mit dem stimmig-düsteren Soundtrack und den hervorragend vertonten Dialogen bewirken die schweißtreibenden Umgebungsgeräusche einen faszinierenden Sog, der einen so schnell nicht mehr los lässt. So brachial, so unheimlich muss ein richtiges Resident Evil einfach klingen!

 

Grafik, Gameplay und Umfang: Kann ich das anfassen oder fressen mich dann die alten Wurzeln?

 

Optisch schöpft Resident Evil 7: Biohazard aus den Vollen und reizt die jeweilige Hardware vollends aus. Gestochen scharfe Texturen, beeindruckender Detailreichtum und ein grandioses Spiel aus Licht und Schatten zaubert Capcoms neueste Kreation ebenso auf den Bildschirm wie Plastizität und Realismus. Die eigens entwickelte RE Engine projiziert fotorealistische, mit stabilen 60fps laufende Oberflächentexturen auf die detaillierten Kulissen, die bereits auf der "normalen" PlayStation 4 (ohne 4k-Support) zum Anfassen echt wirken. Herumliegende Fotos, dreckiges Geschirr, staubige Regale und vieles mehr zieren die heruntergekommenen Umgebungen und laden durch ihre Vielfalt und ihr Design zum genaueren Betrachten ein. Doch der innere Drang, hier mal richtig aufzuräumen, rückt schnell in den Hintergrund, wenn man von der auch der tollen Grafik geschuldeten Atmosphäre überrollt wird. Mit Sonys VR-Headset geschieht das trotz staunenden Augen noch einen Hauch schneller, denn das Mittendrin-Gefühl, erzeugt durch die technisch ansehnlich inszenierte Immersion und die lebensechten Animationen, entspricht vollauf den geneigten Horror-Erwartungen. Resident Evil 7: Biohazard ist optisch im positiven und wahrsten Sinne wie ein Schlag ins Gesicht...

 

Die wohl größte und somit auch überraschendste Neuerung von Resident Evil 7: Biohazard ist die Änderung der Perspektive. Statt wie bisher aus der Third-Person-View heraus begleitet man im neuesten Capcom-Geniestreich den Protagonisten Ethan Winters komplett in Egoperspektive durch seinen spielbaren Alptraum. So erlebt man den Horror quasi hautnah und ist mittendrin statt nur dabei, wenn die durchgeknallte Familie Baker und andere, noch gefährlichere Gegner Jagd auf das nicht gerade kampferprobte Alter Ego machen. Mit dem unguten Gefühl im Nacken, permanent beobachtet zu werden, durchforstet man herrlich schaurige, unheimlich detaillierte Kulissen nach Hinweisen, Waffen und nützlichen Items, stößt auf klassische und mitunter fordernde Rätsel oder versucht schlichtweg, zu überleben. Resident Evil 7: Biohazard trägt seinen Titel nicht zufällig, denn der erste Teil erschien 1996 in Japan unter dem Namen Biohazard. Der inhaltlich starke siebte Teil kehrt nach dem actionlastigen Resident Evil 6 endlich wieder zurück zu seinen Wurzeln und setzt auf Atmosphäre, Erkundung und genretypische Survival-Horror-Schreckmomente, wie sie Fans bis heute schmerzlich vermisst haben. Clevere Knobelabschnitte mit verschlossenen Türen, mysteriösen Fundstücken und klassischen Kombinationsaufgaben samt gelegentlichen Trial-and-Error-Erfahrungen wechseln sich mit atmosphärisch, atemberaubenden Katz- und Maus- Spielen mit der irren Familie Baker und weiteren "Bekannten" ab. Ethans überschaubares Waffen-Repertoire (anfangs bestehend aus Axt und Pistole) erweitert sich zwar mit fortschreitendem Spielverlauf, Schrotflinte, Kettensäge und Co. lassen aber dennoch nur wenig Platz für Optimismus. Munition und Heilmittel sind extrem rar gesät, die Kulissen verwinkelt und Ethan alles andere als unverwundbar. Die clevere Gegner-KI lässt sich nicht gerne an der virtuellen Nase herumführen, sucht aktiv nach ihrem Opfer und verströmt vor allem im höchsten Schwierigkeitsgrad ein beängstigend hohes Intelligenz-Niveau. Einmal nicht richtig aufgepasst, einmal zu spät auf das schaurige, viel zu nahe "Komm her, Ethan, Daddy hat eine Überraschung für dich!" des unheimlichen Familienoberhauptes reagiert und schon hat man den Salat und Baker Senior seinen perfiden Spaß. Ein paar gezielte Schläge ins Gesicht und schon geht Ethan benommen zu Boden, stets kommentiert von seinem sadistischen Peiniger, der sein Opfer ohne zu zögern leidenschaftlich gerne mit Schaufel, Messer und Co um Körperteile wie Arme und Beine "erleichtert". Während man sichtbar schwindenden Lebensgeistern versucht, außer Reichweite des Irren zu kriechen, beobachtet dieser nur sarkastisch auf Augenhöhe das Geschehen und verweist süffisant auf die abgetrennten Gliedmaßen. Das brachiale Gefühl der absoluten Hilflosigkeit ist in diesen Momenten so extrem, wie in kaum einem Spiel zuvor.

 

Logische Schlussfolgerung: trotz fair platzierten Rücksetzpunkten in den unteren der drei Schwierigkeitsgraden und manuellen Speichermöglichkeiten an Kassettenrekordern (ja, die gute, alte Schreibmaschine hat 2017 ausgedient), droht das virtuelle Ableben. Wer aber aufmerksam sehenden Auges durchs Haus schleicht und alles einsammelt, das irgendwie nach "Heilung" aussieht, hat zumindest eine kleine Chance zu überleben. Grüne Kräuter, Arzneimittel und Desinfektionsfläschchen, die natürlich ebenso leicht zu finden sind wie Impfstoff gegen den T-Virus, stillen die Blutung und verleihen einen kleinen Energieschub, der es Ethan erlaubt, selbst große Verwundungen zu lindern. Wie und warum es ihm möglich ist, den jüngst abgehackten Fuß wieder anzunähen, ist eines der vielen inhaltlichen Geheimnisse, die Resident Evil 7: Biohazard in rund 15 Stunden Spielzeit nach und nach lüftet. Auch die tiefgründige, innovative Story rund um die Familie Baker entfaltet sich nur langsam, was den Spannungsbogen konstant aufrecht und den reinen Einzelspieler somit bis zum Abspann bei der Stange hält. Noch mehr Einblicke in die Vorgeschichte liefern zahlreiche, auf der Plantage versteckte Videoaufnahmen, die man optional ab- und somit selbst spielen kann. Richtig gelesen: bestimmte Ereignisse, die sich mitunter Jahre vorher zugetragen haben, können mit Einlegen des Tapes in den Videorekorder aktiv erlebt werden.  Mit der Einführung eines neuen Gegnertyps- den schaurig mutierten "Molded"-  und dem hohen Gore-Faktor, der sowohl am eigenen, als auch am feindlichem Leib wohl platzierte Spuren hinterlässt, erhält das absolut nicht für Schreckhafte geeignete Atmosphäre-Brett Resident Evil 7: Biohazard seinen letzten, an Perfektionismus grenzenden Feinschliff. Die Rezeptur aus stimmigen Rätseln, klassischer Erkundung und beinhartem Survival-Horror schmeckt nicht zuletzt dank fehlenden Quick-Time-Events und mindestens drei noch 2017 folgenden Zusatzinhalten besser, als jedes Resident Evil zuvor...

 

Bildergalerie von Resident Evil 7: Biohazard (28 Bilder)

Der VR-Faktor

 

Resident Evil 7: Biohazard ist das erste Spiel, das nicht nur für ein bis zwei Stunden in eine immersive Welt entführt, sondern über die komplette 15stündige Spielzeit hinweg kompatibel mit Sonys VR-Headset ist. Tiefenwirkung, Detailreichtum und Realismus sind hier extrem ausgefeilt und ermöglichen das ultimative Eintauchen in einen zum Greifen nahen, eindrucksvollen Survival-Alptraum, der für Gänsehautmomente am laufenden Band sorgt. Der auch ohne VR schon im Gedächtnis bleibende Survival-Trip hebt in Kombination mit der PSVR und geeigneter Surround-Sound-Hardware sich selbst in den Atmosphäre-Olymp. Doch Vorsicht: neben der durch das Spiel selbst erhöhten Herzinfarkgefahr drohen empfindlichen Leuten Panik- und Übelkeitsattacken. Diverse Grafik-Einstellungsmöglichkeiten in Punkto Bewegungsgeschwindigkeit, Sensibilität und Unschärfen reduzieren das Risiko für MotionSickness aber bei Bedarf ein wenig. Intensiver als Resident Evil 7: Biohazard in VR geht eigentlich nicht...


Das Fazit von: GloansBunny

GloansBunny

Ein paar Stunden liegt mein letzter Ausflug zur wenig gastfreundlichen Familie Baker in ihrem versifften Haus in Dulvey, Luisiana schon zurück und trotzdem fühle ich sie noch immer auf meiner Haut wie eine glühende Zigarette, diese beklemmende, erschreckend realistische Horror-Atmosphäre. Resident Evil 7: Biohazard gelingt endlich wieder das, was den vorherigen Titeln irgendwie gefehlt hat, nämlich mich so richtig in seinen Bann zu ziehen und mich stundenlang gruselnd zu fesseln. Vollauf zufrieden stolperte ich 15 Spielstunden lang über alte Wurzeln (ja, die klassischen Rätsel und die Beklemmung sind zurück!), versteckte mich bibbernd vor extrem cleveren Gegnern und suchte verzweifelt nach einem Ausweg aus diesem inhaltlich, akustisch und optisch perfekt inszenierten Alptraum. Die Ego-Perspektive, die irre "Gastfamilie", der hohe Gore-Faktor und die spannende Story sorgen gemeinsam mit den genialen Kulissen für ein so intensives, atmosphärisches Spielvergnügen, dass mein Höschen feucht wird - allerdings auf weitaus andere Weise, als man(n) jetzt vielleicht vermuten mag. Resident Evil 7: Biohazard in Kombination mit der PSVR und einer Surround-Anlage zu spielen erfordert neben Mut und Herztabletten vor allem nämlich eines: eine Familienpackung XXL-Windeln...  Ein Survival-Horror-Brett höchster Qualität!


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positiv negativ
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  • Extrem detaillierte, realistische Texturen und Animationen
  • Cineastische Soundeffekte, Musik und Dialoge
  • Authentische Gegenspieler und spannende Story
  • Wahnsinnig intensives Horror-Spielerlebnis, das einen mit seiner Atmosphäre fast schon erdrückt
  • Gelungene Mischung aus Erkundung, Rätsel und Katz- und Maus-Spielen
  • Hoher Gore-Faktor, stimmig platzierte Schock-Effekte und permanente Anspannung Marke "Resi wie früher"
  • Optionale, unglaublich immersive PSVR-Anbindung mit Grusel-Garantie
  • Spielbare Rückblenden in VHS-Optik liefern Zusatzinformationen
  • Manche Rätsel funktionieren noch immer nach Trial-and-Error-Prinzip
  • Kleinere Logiklücken in der Story
  • Für Gelegenheits-Spieler eindeutig eine Nummer zu krass





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