The House of the Lost on the Cape

The House of the Lost on the Cape

Originaltitel: Misaki no Mayoiga
Genre: Drama • Fantasy • Coming-of-Age
Regie: Shinya Kawatsura
Laufzeit: DVD (101 Min) • BD (105 Min)
Label: Leonine Anime
FSK 12

The House of the Lost on the Cape   03.09.2022 von MarS

In Gedenken an das Tohoku-Erdbeben und den Tsunami im Jahr 2011 wurde das "Zutto Oen Project 2011+10" ins Leben gerufen, um damit die betroffenen Präfekturen Iwate, Miyagi und Fukushima zu fördern. Zu diesem Projekt gehören auch die drei Animeproduktionen Backflip!!, Hula Fulla Dance, sowie The House of the Lost on the Cape. Letzterer wurde von Leonine Anime auf DVD und Blu-ray veröffentlicht...

 

Inhalt

 

Nach einem verheerenden Erdbeben und dem darauffolgenden Tsunami trifft die 17-jährige Ausreißerin Yui in einer Notunterkunft auf die kleine Hiyori, die durch die Katastrophe zur Waise geworden ist, und seitdem kein einziges Wort mehr gesprochen hat. Dort begegnen die beiden einer alten Dame namens Kiwa, die sich als ihre Großmutter ausgibt, und ihnen fortan Obdach in einem abgelegenen Haus am Kap in der Nähe der Stadt gewährt. Während sich herausstellt, dass das alte Gebäude über ganz besondere Zauberkräfte verfügt, und sich damit um jede verlorene Seele kümmert, wachsen die drei nach anfänglicher Skepsis mehr und mehr zu einer Familie zusammen. Doch durch das Erdbeben wurde auch ein uraltes Siegel gebrochen, das eine gefährliche Kreatur gefangen gehalten hatte. Nun bedroht das Monster den Frieden, denn es ernährt sich von den Sorgen und Ängsten der Menschen. Eine letzte Hoffnung gibt es jedoch noch, denn seit vielen Jahren steht Kiwa schon in Kontakt mit der Welt der Fabelwesen, und bittet diese kurzerhand um Hilfe...

 

Basierend auf der Light Novel Misaki no Mayoiga der Autorin Sachiko Kashiwaba, und mit der realen Naturkatastrophe des Tohoku-Erdbebens als Grundlage, verbindet The House of the Lost on the Cape die dramatische Lebensgeschichte zweier junger Mädchen mit fantastischen Elementen der japanischen Folklore. Auf diese Weise gelingt es dem Film, eine ganze eigene Welt zu erschaffen, deren Fokus letztendlich aber doch vor allem auf dem Coming-of-Age Element der Geschichte liegt. Sehr ruhig, fokussiert, und auf eine ebenso emotionale wie ausführliche Figurenzeichnung bedacht, schreitet hier die Erzählung voran, wogegen die fantastischen Aspekte zunächst auf vereinzelte Geschichten begrenzt sind, die von der alten Dame vorgetragen werden. Diese in Märchenform geschilderten Erzählungen werden dabei wie eine zusätzliche Ebene innerhalb des Geschehens behandelt, und heben sich deutlich vom Animationsstil des eigentlichen Films ab. Auch wenn die mysteriösen Figuren und übernatürlichen Elemente stete Begleiter, und dabei durchwegs spürbar sind, nehmen diese erst sehr spät tatsächlich Form an, was einerseits der Charakterisierung der Figuren, sowie der Entwicklung der Geschichte zugutekommt, andererseits aber gerade das große Finale auch etwas hastig und überladen wirken lässt. Hier hätte etwas mehr Zeit nicht geschadet, denn gerade die Verbindung zwischen Realität und der Welt der Mythen und Legenden übt in The House of the Lost on the Cape doch den größten Reiz aus. Obwohl gerade deshalb die oftmals zu lesenden Vergleiche mit den Werken des Studio Ghibli etwas weit hergeholt sind, und The House of the Lost on the Cape nicht ganz deren Zauber und emotionale Bandbreite entwickelt, so bekommt man hier am Ende aber doch einen zauberhaften, gefühlvollen Coming-of-Age Film geliefert, der den Zuschauer zufrieden und mit einem guten Gefühl zurücklässt. 

 

Mit ihren Animationen hinterlässt das Studio David Production Inc. (JoJo´s Bizarre Adventure) einen zweigeteilten Eindruck. Einerseits sind die Figuren, Locations und Hintergründe äußerst detailreich und mit viel Liebe ausgearbeitet, und wissen durch ihre vielfältige Farbpalette sowie die teils beeindruckenden Bilder absolut zu überzeugen. Auch die einfallsreiche und vielschichtige Darstellung der unzähligen mystischen Wesen bereitet viel Freude. Andererseits heben sich jedoch einige 3D-Effekte deutlich vom Geschehen ab, während gerade die zwar einfallsreich und kunstvoll, jedoch hektisch und unübersichtlich ausgearbeiteten Märchensequenzen auf Dauer sehr anstrengend ausgefallen sind. Akustisch verlässt sich The House of the Lost on the Cape überwiegend auf gefühlvolle Balladen, allen voran den Theme-Song "Mayoiga" von Hitsujibungaku. Die deutsche Synchronfassung zeigt sich dabei sehr hochwertig und durchwegs passend.

 

Bildergalerie von The House of the Lost on the Cape (6 Bilder)

Details der DVD

 

Während Nahaufnahmen und Closeups über eine ordentliche Schärfe verfügen, können Landschaftsaufnahmen und Szenen in der Totalen nicht verbergen, dass man lediglich eine DVD im Player hat. Hier wirken die Bilder sehr weich, wobei sich zudem auch feine Kompressionsspuren und unruhige Kantenverläufe bemerkbar machen. Die Farbgebung ist satt, leidet jedoch ein wenig unter dem schwach ausgebildeten Kontrast des SD-Mediums. Zwar ist das Bild der DVD insgesamt immer noch ansprechend, nach Möglichkeit sollte man für den vollen visuellen Genuss aber auf die Blu-ray Variante zurückgreifen. Akustisch hat sich die DVD eigentlich nichts vorzuwerfen. Die in einer Dolby Digital 5.1 vorliegende Abmischung überzeugt durch eine schöne Balance und saubere Kanaltrennung, die sich vor allem dann bemerkbar macht, wenn gezielt im Raum verteilte Effekte und Dialogpassagen zum Einsatz kommen. Auch der Score verteilt sich harmonisch im gesamten Boxenbereich, wogegen das Geschehen im Übrigen auf den Frontbereich der Surroundanlage fokussiert bleibt. 



Cover & Bilder © LEONINE Distribution GmbH - Alle Rechte vorbehalten. / ©Sachiko Kashiwaba,KODANSHA/2021 The House of the Lost on the Cape Committee.


Das Fazit von: MarS

MarS

The House of the Lost on the Cape verbindet auf zauberhafte Art und Weise eine dramatische Coming-of-Age Geschichte mit fantastischen Elementen der japanischen Folklore, und bietet damit nicht nur einen ungewöhnlichen Blick auf das Leben nach einer Tragödie, sondern liefert gleichzeitig auf seine ganz eigene, sympathische Art einen hoffnungsvollen Ausblick auf die Zukunft. Zwar erreicht The House of the Lost on the Cape nicht die emotionale Tiefe oder den fantastischen Zauber der Werke aus dem Hause Ghibli, dank gefühlvoller Inszenierung und jeder Menge Charme hinterlässt er aber dennoch ein wohliges, warmes Gefühl beim Zuschauer. Nur schade, dass sich The House of the Lost on the Cape im Finale, sowie bei der Einbindung der fantastischen Wesen, nicht ebenso viel Zeit lässt, wie für die Vorstellung beziehungsweise Ausarbeitung der menschlichen Figuren.


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