Endlich, mein erster Move Titel. Ich habe mich gefreut wie ein Honigkuchen-Nilpferd, schleißlich doch den bunten Bobbel schwingen zu dürfen. Namco Bandai schickt uns nunmehr zum fünften Mal los, Terroristen Light-Gun-mäßig über den Jordan zu verfrachten. Also, Hirn aus und losgeballert. Auf zum nächsten entspannten Rail-Shooter.
Doch halt! Die erste Überraschung folgt auf dem Fuße - im wahrsten Sinne des Wortes. Denn anstatt auf Schienen durch die Levels getragen zu werden, muss man nun selbst auf Schusters Rappen durch terroristenverseuchte Territorien stapfen, sofern man den Story-Modus anpeilt. Gequält aufgerichtet und Hand in Richtung Controller ausgestreckt, steht man da. In Ermangelung eines Navigationscontrollers muss der normale Dualshock 3 Drücker herhalten. Und hier liegt auch der Hase im Pfeffer. Das funktioniert zwar einwandfrei, doch der DS3 ist nicht dafür ausgelegt, mit einer Hand bedient zu werden und das macht sich recht bald in Form von Schmerzen in den Fingern und rutschendem Controller bemerkbar. Die Suche nach der richtigen Haltung kann also beginnen, denn die muss jeder für sich selbst finden. Ach ja, ein Wort zur Handlung, wie es der erste Absatz eigentlich vorsieht: Paulo Guerro, in einem Gefängnis seiner Wahl gastierend, wird von seinen Terroristenkumpels befreit, hat ganz miese Laune und will Amerika von der Landkarte bomben. Punkt. Man selbst kämpft natürlich patriotisch auf der Seite des Stars and Stripes-Banners.
Nur war es das dann auch schon wieder mit den Überraschungen. Alles Weitere ist 08/15 Durchschnitts-Shooterkost. Man marschiert durch miserabel designte Levels, knallt anstürmende Gegner zuhauf darnieder und drückt Schalter. Das alles entweder mit dem Move Knubbel, oder für alle, die keine Lust haben, wie ein betrunkener Harald Juhnke durch die Gegend zu stolpern, kann man das Ganze auch wie üblich nur mit dem Dualshock 3 erledigen. Dabei gestaltet sich die Kontrolle zwar im Ansatz intuitiv, aber in der Umsetzung eher gruselig. Das liegt hauptsächlich an dem verkorksten Deckungssystem. Grüne Pfeile auf dem Boden zeigen nämlich Punkte für die sogenannten „G-Action“ an. Gemeint ist damit das in Deckung gehen. Schwingt man den Leuchtknubbel senkrecht nach oben, verkriecht man sich hinter der Kiste. Will man dann wieder zurück in die Action muss der Move Schwengel gesenkt werden. Problem: Man linst augenblicklich nach oben, also entrücken alle Gegner der Sicht und man wird fröhlich über den Haufen geschossen, denn bis man wieder zurück gefunden hat, haben gefühlte 12 Magazine voll Blei ihren Weg in den eigenen Magen-Darm-Trakt gefunden. Natürlich funktioniert das mit der Deckung nicht immer reibungslos. Steht man nicht exakt auf solch einem Dreieck, geht das Fadenkreuz steil nach oben und man dreht sich wie eine Primaballerina im Kugelhagel. Ganz großes Ballett. Solcherlei Probleme treten mit dem Sixaxis Steuergerät nicht auf, da man über Analogsticks zielt. Also man erkennt schnell, die Steuerung ist ausbaufähig. Ach, und wer eine G-Con 3 Light Gun sein eigen nennt, darf natürlich auch damit auf Terroristenhatz gehen.
Der eigentliche Spielablauf gestaltet sich dann ziemlich uninspiriert. Man gaukelt zwar Freiheit vor, indem man selbst durch die Levels stiefelt, aber dort gibt es rein gar nichts zu entdecken oder zu tun. Betretbare Räume sind in der Regel komplett leer - Kastenförmige Sackgassen ohne Möbel oder sonstige Gegenstände. Wer braucht schon Einrichtung?! Minimalismus ist das Stichwort. Auf dem vorgesehenen Levelpfad sind andererseits, wie schon aus älteren Teilen bekannt, eine Menge Gegenstände, welche sich zu Klump schießen lassen, zum Beispiel Obststände, Vasen, Bars und so weiter. Zerschießt man aber nicht gerade die Umgebung, richtet man sein Feuer auf tumbe Klonvariationen. Es finden sich nämlich im gesamten Spiel nur sieben unterschiedliche Gegnertypen, von denen vier Maschinen sind. Ergo gestalten sich die Kämpfe durchweg wenig abwechslungsreich. Was bietet der Shooter sonst noch? Nichts mehr. Keine Rätsel, keine weitere Gestensteuerung durch Move. Nur Point’n’Kill. Auch die Waffenauswahl ist mit sieben unterschiedlichen Flinten stark begrenzt. Da man nur zwei gleichzeitig tragen und eine davon, das nutzlose SMG, gar nicht erst tauschen darf, erstickt das die taktische Bewaffnung im Keim. Doch keine Furcht ihr tapferen Recken dort draußen, nach fünf Stunden ist Herrn Guerro das Handwerk auch schon gelegt.
Neben dem Kernstück, dem Story-Mode, kann man auch noch den Arcade-Mode anwählen. Und dort erfährt man genau das, was man erwartet. Den besagten Rail Shooter. Man spielt einen Parallelstrang zur Hauptstory und ballert hier wirklich alles über den Haufen, wie gewollt. Dieser Modus ist rundum spaßig, wenn auch viel zu kurz. Nach 20 Minuten war es das auch schon mit der Zerstörungsorgie, kurz und knackig - Sehr schön! Dann kann man sich auch im sogenannten Sentry-Mode austoben. Man ist Wächter in einem Gefängnis und soll von einer bestimmten Position aus Gefangene niedermachen, ohne die Wächter zu erledigen. Auch ganz nett, aber wenig abwechslungs- und actionreich. Aber eine schöne Dreingabe.
Grafisch wird mit Steinkohle geheizt. Und das durchgehend. Es gibt weder besonders schöne, noch besonders hässliche Abschnitte, quasi Nürnberger Einerlei. Von einem Next-Gen Titel, welcher ausschließlich für PS3 entwickelt wurde, kann und darf man mehr erwarten. Der Sound ist gemischt. Die musikalische Untermalung entspricht voll meinem Geschmack, da Stromgitarrenmusik das Geballer treibend begleitet. Die Waffensounds hingegen sind eher dünn geraten, mehr Rums hätte der Pumpgun gut zu Mündungsfeuer gestanden.
Zum Schluss muss noch Erwähnung finden, dass Namco Bandai noch zwei Schmankerl mit auf den Weg gegeben hat - Nämlich das bekannte Time Crisis 4 in vollem Umfang, sowie ein exklusiver Titel, welcher so nirgendwo sonst zu finden ist: Deadstorm Pirates - ebenfalls ein Schießer auf Schienen. Man ist eine goldene, vollautomatische Muskete und muss sich unzähligen Skelettpiratenhorden erwehren. Schnell, actionreich und spaßig.
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