Willkommen in Marwen
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BEWERTUNG |
20.05.2019 von DiaboliRobert Zemeckis ist als Regisseur bekannt dafür zu, seine Filme nicht nur durch technische Raffinesse, sondern auch durch glaubhafte und interessante Charaktere aus der breiten Masse des Kinos herausstechen zu lassen. Dabei verwendet er auch gerne Geschichten, die das wahre Leben schreibt. Bei Willkommen in Marwen handelt es sich dieses Mal um den amerikanischen Künstler Mark Hogenkamp, der eine ganz besondere Art und Weise gefunden hat, mit einem schweren Trauma umzugehen. Die Frage ist aber: schafft es Robert Zemeckis, aus dieser Story einen mitreißenden und bewegenden Film zu destillieren?
Inhalt:
Mark Hogenkamp hat eigentlich alles, was man zum glücklich sein braucht: er hat als Zeichner großen Erfolg, eine hübsche Ehefrau an seiner Seite und ein kleines Häuschen in einer Kleinstadt. Doch wie es eben manchmal so ist, verfällt er dem Alkohol und ist deshalb sehr bald auf sich alleine gestellt. Als er eines Abends sturzbetrunken in einer Bar versehentlich einer Gruppe Männer mit Hakenkreuztattoos erzählt, dass er gerne mal Frauenschuhe trägt, wird er daraufhin bis an die Grenze des Todes geprügelt. Als Mark aus dem Koma erwacht schafft er es aufgrund der davongetragenen Hirnschäden kaum, seinen eigenen Namen zu schreiben. Auch die Versicherung bezahlt seine Therapien nicht weiter und so fasst er den Entschluss, sein Trauma selbst in Angriff zu nehmen: im Garten baut er das fiktive, im zweiten Weltkrieg angesiedelte belgische Dorf Marwen auf und besiedelt es mit Figuren, deren Namen und Persönlichkeiten jene Menschen reflektieren, denen Mark besonders nahe steht: seiner Sozialhelferin, einer Arbeitskollegin, und seiner hübschen neuen Nachbarin, die eben frisch gegenüber eingezogen ist. Er lässt die Puppen Szenarien durchspielen, die Mark aufgrund seiner Psychose überfordern würden, und verwandelt sie mit Fotografien in kleine Kunstwerke. Doch je näher er seiner Nachbarin kommt, desto mehr scheinen alte Wunden wieder aufzubrechen und bald schon übernehmen die Nazis im kleinen Dorf Marwen die überhand und scheinen Mark zu besiegen...
Steve Carell ist ein Ausnahmetalent: hierzulande kennt man ihn eher aus verschiedenen Blödel-Komödien wie Anchorman oder Jungfrau, männlich, 40, sucht..., während er in seiner Heimat Amerika nicht erst seit kurzem als unglaublich begabter Darsteller für ernsthafte Rollen entdeckt wurde. Doch das wird sich bei uns spätestens mit Willkommen in Marwen ändern. Er gibt den früher lebenslustigen, doch jetzt gebrochenen Mark sehr glaubhaft und man fühlt in jeder Sekunde, dass Carrell die Rolle ernst nimmt. Gerne würde man das gleiche über die verschiedenen anderen Charaktere des Films sagen, doch die Rollen wurden vom Drehbuch nicht wirklich ausgefeilt und deshalb haben die Schauspieler, die sich allesamt sichtlich Mühe geben, das Beste aus dem herauszuholen, was Ihnen von den Autoren gegeben wurde, kein leichtes Los gezogen. Sie verkommen Großteils als Mittel zum Zweck, den Plot voranzutreiben, ohne dass der Zuschauer die Möglichkeit zu hat, die Figuren etwas besser kennenzulernen.
Wer sich jedoch von den etwas seichten Charakteren nicht unheimlich gestört fühlt, dem wird wieder einmal ein technisch wunderbar umgesetzter Film von Zemeckis serviert. Die Effekte, mit denen Marks Actionfiguren immer wieder zum Leben erwecken und wichtige Punkte der Geschichte aufarbeiten, ist hervorragend und unterhaltsam umgesetzt und dabei soll auch die ein oder andere Anspielung auf Zemeckis frühere Werke nicht zu kurz kommen. Der Film zeigt damit wieder eindrucksvoll, dass CGI nicht zwangsläufig stumpfen Zerstörungsorgien zuzuordnen ist, sondern in den Händen geschulter Filmemacher ein Schlüssel zu völlig neuen (Spiel)-Welten sein kann... Das Fazit von: Diaboli
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