Hellcatraz - Mafia in Ketten

Hellcatraz - Mafia in Ketten

Originaltitel: Six Against the Rock
Genre: Thriller • Krimidrama
Regie: Paul Wendkos
Hauptdarsteller: David Carradine
Laufzeit: DVD (91 Min)
Label: Mr. Banker Films
FSK 16

Hellcatraz - Mafia in Ketten   04.12.2020 von Michael Rothe

David Carradine, Jan-Michael Vincent, das plakative, aber doch irgendwie faszinierende Wortspiel Hellcatraz und die Aussicht auf einen 80er-Jahre-geschwängerten Knastfilm hatten mich recht schnell überzeugt, dass ich den Film sehen will. Dann kam aber doch alles anders als erwartet, aber gut war das trotzdem…


Inhalt

 

Bernie Coy (David Carradine) hätte noch einige Jahre auf Alcatraz abzusitzen, was er natürlich nicht möchte. Also plant er seit Jahren an einem sehr durchdachten und möglichst unblutigen Ausbruch. Ginge es nur nach ihm und seinen Mitgefangenen Marvin Hubbard (David Morse) und Dan Durando (Paul Sanchez), wäre das auch so machbar. Da er aber auch die Psychopathen „Dutch“ Cretzer (Howard Hesseman) und Sam Shockley (Charles Haid) mitnimmt, eskaliert alles und es wird doch Blut fließen…

 

Wie in der Einleitung bereits angedeutet, hatte ich schon ein bestimmtes Bild im Kopf, was mich da erwarten könnte ...aber weit gefehlt. Es handelt sich nicht um einen testosteronlastigen und rein unterhaltsamen, evtl. auch noch leicht trashigen Actionkracher, sondern ein absolut ernstes und inhaltlich hartes Gefängnisdrama mit Thrillerelementen. Leider ist hier auch der deutsche Untertitel Mafia in Ketten extrem irreführend. Dabei macht der Teil der Besetzung, den man sonst aus vielen flachen Actionfilmen kennt, seine Arbeit richtig gut und mimt die entweder menschlichen oder soziopathischen Ausbrecher wirklich raubeinig glaubhaft.

 

Die nüchterne Art, Alcatraz zu sehen, ist auch absolut passend. Draußen, wo die Wärter mit dem Boot ankommen, sieht man Beete mit Bepflanzungen, drin nur graue Wände und Beton. Das versetzt den Zuschauer in die passende bedrückende Stimmung, in der sich auch die Protagonisten befinden, was sehr aufs Gemüt drückt und schnell auch mal die Sympathien zu den Verbrechern verrutschen lässt. Das ist eine der großen Stärken des Films - die Sicht auf Wärter und Gefangene hält bezüglich der Sympathien ganz gut die Waage. Manche der beiden Gruppen sind Idioten, andere menschlich - so wie es im wahren Leben auch ist.

 

Die Anspannung während des Ausbruchs ist auch fast fühlbar, auch das wurde zwar eher nüchtern, aber dennoch packend in seinem Minimalismus umgesetzt. Hier gibt es auch nicht wirklich viel Filmmusik, sondern man beließ es beim Klappern der Schuhe auf dem Gang, wenn sich Wärter und Gefangene aneinander heranpirschen oder beim reinen hallenden Schuss, wenn mal einer fällt und nutzt die Wirkung dessen geschickt als besonderen Höhepunkt einer Eskalation. Aufgrund Ihres sehr unterschiedlichen Wesens geraten sich die potentiellen Ausbrecher auch noch öfter in die Haare, weil einige ausbrechen wollen, ohne jemanden zu verletzen, andere wiederum möglichst denkwürdig noch ein paar der Gegner ins Jenseits befördern möchten. Das machte für mich auch noch zusätzlich an Spannung aus. Auch wenn dieses Thema mehrfach angeschnitten wird, wurde es für mich keinesfalls langweilig, weil das so ebenfalls realistisch denkbar wäre.

 

Mit ca. 91 Minuten Lauflänge ist das Ganze auch angenehm kompakt verfilmt worden und weist keinerlei unnötige Längen auf.

 

Details zur DVD

 

Das Bild ist noch im Originalformat 4:3 enthalten, was ich pauschal bei älteren Filmen gut finde. Sie wurden mal in diesem Format gedreht, hat sich auch den Kopf darüber zerbrochen, wie man den Bildausschnitt am besten füllt und würde das wie schon so oft auf 16:9 zurechtgebastelt werden, geht immer wertvolle Bildinformation verloren. Die Schärfe ist keine wirkliche Referenz, aber durchaus akzeptabel bis gut. Der Ton ist klar und deutlich, vom helltönigen Klappern der Schuhe auf Beton bis hin zu sich etwas dumpfer lösenden Schüssen ist das komplette Tonspektrum für einen Thriller gut abgedeckt. Man kann dem Film ja auch anhören, dass er einige Jahre auf dem Buckel hat.



Cover & Bilder © Cargo Records GmbH / Teaser: www.sofahelden.de


Das Fazit von: Michael Rothe

Michael Rothe

Ich bin freudig überrascht, nicht das bekommen zu haben, was ich erwartet und mir erhofft habe, dafür aber mit einem ganz anderen Filmerlebnis glücklich gemacht worden zu sein. Der Film lebt für mich durch seine desillusionierende Stimmung, seine Spannung durch die Situationen und die Anspannung durch die Konstellation verschiedener Faktoren und das macht er ziemlich gut. Ich dachte bisher wäre Clint Eastwoods Flucht von Alcatraz der einzig gute Film zu diesem Thema, aber ich darf meine Meinung revidieren – das sind für mich 8/10.


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