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Life of the Amazonia
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BEWERTUNG |
17.08.2025 von 2-PL4Y3R5Cascadia bereitete mir viel Freude, war dann aber auf Dauer doch zu nah am Familienspiel-Spektrum und blieb damit bezüglich Wiederspielbarkeit für mich weit hinter seinem Potential zurück. Life of the Amazonia wird häufig als Cascadia Plus bezeichnet, denn es hat viel mit Cascadia gemein, erweitert aber das Puzzle mit Landschaftsplättchen und Tieren um viele weitere interessante Spielmechaniken. Entsprechend steigen sowohl Spieltiefe als auch Spieldauer. Life of the Amazonia und Cascadia haben beide ihre Daseinsberechtigung. Für mich persönlich trifft Life of the Amazonia aber viel mehr ins Schwarze. Warum? Das lest Ihr hier.
Das Material und die Vorbereitung
Es gibt wohl einige Kritiken gegenüber der Qualität des Spielmaterials. Ausreichend, damit Strohmann Games auf der offiziellen Homepage dazu Stellung nimmt. Ich habe mir das Material genau angeschaut und ganz ehrlich: Life of the Amazonia kommt mit wunderschönen Komponenten, die auch hinsichtlich Produktionsqualität mehr als nur in Ordnung sind. Die verschiedenen bedruckten Tier-Meeple aus Holz sehen super aus; genauso sind die verschiedenen 3D Komponenten, die aus Pappe zusammengebastelt werden müssen, sowohl funktional als auch hübsch anzusehen. Die einzige negative Auffälligkeit waren die Sortierkästen aus Pappe, in denen die Ressourcen sowohl in der Spielschachtel aufbewahrt als auch während des Spiels sortiert direkt auf den Tisch gestellt werden können. Das Problem: die Sortierkästen sind aus Pappe zusammenzustecken und der Pappdeckel muss in jeder Partie erneut und schwergängig herausgezogen und danach wieder hineingesteckt werden. Schneller Verschleiß ist hier sehr wahrscheinlich. Aber ganz ehrlich: Die Tatsache, dass es überhaupt einen Sortierkasten gibt, ist doch eher positiv zu bewerten, oder nicht?
Was man eventuell vor dem Kauf wissen sollte: es gibt noch weitere Deluxe Komponenten, die separat erworben werden können, und zwar zwei Packungen: ein Pack mit den Bäumen, Wasserblumen und Samen aus Holz und ein Pack mit den Ressourcen-Chips aus Holz. Beides kommt standardmäßig in Form von Pappmarkern. Mich reizen vor allem diese Ressourcen-Chips, die man im Spielverlauf aus dem Beutel zieht. Die Pappmarker machen optisch und haptisch einfach nicht so viel her wie die dickeren Holzscheiben. Ob diese einen Preis von ca. 40 EUR wert sind, muss jeder für sich selbst entscheiden. Und vermutlich sind diese hohen Preise für das Spielmaterial-Upgrade der hauptsächliche Grund für die Kritik.
Schauen wir uns nun den Spielaufbau und die Funktionen der einzelnen Spielkomponenten genauer an. Der Spielaufbau geht zügig. Lediglich vor der ersten Partie müssen der Wasserfall, die zwei Sortierkästen und die vier Boote für die Spieler aus Pappteilen zusammengesteckt werden.
Jeder Spieler startet mit insgesamt 10 Ressourcen-Chips niedriger Wertigkeit in seinem Beutel: 3x 1er Geld, 2x 2er Geld, 2x 1er Blatt, 2x 1er Wasser und 1x 2er Obst.
In der Tischmitte wird auch das Reservat vorbereitet. Das Reservat besteht aus der Auslage verfügbarer Tier-Meeple und den Tierkarten, welche unter anderem die Wertungsbedingungen der Meeple beschreiben. Insgesamt gibt es immer acht verschiedene Tierarten, die an jeder Partie teilnehmen. Die Meeple-Anzahl jeder Tierart ist unterschiedlich und abhängig von der Spieleranzahl. Für jede Tierart gibt es mehrere Tier-Karten, sodass jede Tierart in verschiedenen Partien andere Wertungsbedingungen haben kann. Für die ersten Partien sollten vordefinierte Kombinationen der Tierkarten verwendet werden, in der Erstpartie „Set A“, für das beste Balancing. Im Reservat bereitgelegt werden auch die Spielende-Plättchen und das Endbonus-Plättchen.
Neben dem Reservat wird der gemischte Stapel an Dschungelteilen und drei davon als offene Auslage bereitgelegt. Jedes Dschungelteil zeigt 7 Hex-Felder, die Wald-, Wasser- und Sumpf-Landschaften in unterschiedlichen Anordnungen darstellen können. Mit den Dschungelteilen erweitert jeder Spieler im Spielverlauf seine eigene Landschaft, die er dann mit Bäumen, Wasserblumen und Tier-Meeple besetzt. In den Vorrat werden Bäume, Wasserblumen, Gebietsplättchen und Samen platziert. Gebietsplättchen zeigen immer genau ein Hex-Feld, mit dem ebenso die eigene Landschaft erweitert werden kann. Samen sind Joker-Ressourcen.
Nun wird der Wasserfall für alle gut sichtbar an den Tischrand platziert. Er zeigt drei Ebenen, die jeweils eine lange Fortschrittsleiste enthalten. Ganz links auf jeder dieser drei Leisten platziert jeder Spieler einen Spielstein in seiner Spielerfarbe. Immer, wenn Spieler ein Dschungelteil, einen Baum oder eine Wasserblume erwerben, wandert der Spielstein auf der entsprechenden Leiste ein Feld nach vorne. Je weiter vorne der Spielstein, desto größer auch die Kosten für weitere Dschungelteile, Bäume und Wasserblumen. Am Spielende gibt es richtig viele Siegpunkte, sollte man das Ende der Leisten erreichen. Die unterste Ebene zeigt ganz rechts eine weitere kleine Leiste aus drei Feldern. Diese Leiste ermöglicht es die Anzahl an Ressourcen, die zwischen Spielerzügen aufbewahrt werden können, zu erhöhen. Auch hier platziert jeder Spieler ganz links einen Spielstein in Spielerfarbe.
Nun wird das persönliche Spielmaterial vorbereitet. Neben dem Beutel in Spielerfarbe, der mit den 10 Start-Ressourcen-Chips gefüllt ist, und den vier Spielsteinen auf dem Wasserfall wird folgendes Material benötigt. Jeder Spieler bekommt ein zufälliges Start-Dschungelteil und legt es offen vor sich aus. Das ist der Beginn der eigenen Dschungellandschaft. Außerdem erhält jeder Spieler ein zuvor aus Pappteilen zusammengebautes Boot, auf dem verwendete Ressourcen gesammelt werden, bis sie wieder zurück in den Beutel kommen. Das passiert immer dann, wenn keine Ressourcen mehr im Beutel sind.
Zuletzt bekommt jeder Spieler noch ein Spezial-Tier, das nur er zur Verfügung hat. Life of the Amazonia kommt mit insgesamt acht Spezial-Tieren. Laut Grundregel erhält jeder Spieler zwei Karten, sucht sich dann eine davon aus und nimmt sich den entsprechenden Tier-Meeple. Das Spezial-Tier kann nur unter bestimmten Voraussetzungen in die eigene Dschungellandschaft platziert werden. Sobald platziert, wird eine einzigartige Sonderfähigkeit freigeschaltet.
Zu Spielbeginn zieht jeder Spieler 5 Ressourcen aus dem eigenen Beutel und legt sie in den persönlichen Spielbereich. Nun beginnt der Spieler die Partie, der zuletzt eine Naturdoku gesehen hat.
Das Spielziel
Life of the Amazonia gewinnt derjenige, der am Ende der Partie die meisten Siegpunkte gesammelt hat. Die meisten Siegpunkte werden durch das Platzieren von Tier-Meeple in die eigene Dschungellandschaft generiert. Wofür jede Tierart Siegpunkte gibt und wie sie platziert werden müssen, ist auf der jeweiligen Tier-Karte beschrieben. Das kennt man von Cascadia.
Darüber hinaus gibt das Platzieren von Dschungelteilen, Bäumen auf Wald-Feldern und Wasserblumen auf Wasser-Feldern indirekt Siegpunkte durch den Fortschritt auf den drei Wasserfall-Leisten. Bäume und Wasserblumen sollten aber auch geschickt platziert werden, da Siegpunkte für Tiere davon abhängig sein können, ob sich Bäume oder Wasserblumen im selben Lebensraum befinden, oder benachbart sind.
Ein dritter Faktor für die Endwertung stellen Landschaftskarten dar, die man im Spielverlauf erwerben kann und Punkte für unterschiedliche Ziele geben. Jeder Samen am Spielende ist ein Siegpunkt wert und wer das Spielende auslöst, der erhält 5 Siegpunkte. Das war es auch schon. Die Wertung ist also insgesamt sehr übersichtlich; letztlich handelt es sich um ein Wettrennen um die Tiere im Reservat und das sinnvolle Platzieren im eigenen Dschungel, entsprechend den Siegpunkte-Bedingungen auf den Tierkarten.
Der Spielablauf
In Life of the Amazonia sind Spieler im Uhrzeigersinn am Zug, bis das Spielende ausgelöst wurde. Jeder Zug besteht aus zwei aufeinanderfolgenden Phasen, der Aktionsphase und der Aufräumphase. Während der Aktionsphase nutzt man die zuvor aus dem eigenen Beutel gezogenen Ressourcen im eigenen Spielbereich, um damit Aktionen auszuführen. Insgesamt gibt es in Life of the Amazonia acht verschiedene Aktionen und es dürfen so lange Aktionen ausgeführt werden, wie die Kosten dafür bezahlt werden können. Immer, wenn mit Ressourcen bezahlt wird, werden diese auf das Boot gelegt. Wichtig: Aktionen müssen nacheinander abgehandelt werden und es gibt kein „Wechselgeld“, überbezahlen ist aber möglich. Zwei beliebige Ressourcen können immer als eine beliebige 1er Ressource behandelt werden.
Insgesamt gibt es acht Aktionen, die jeweils sehr schnell ausgeführt sind. Gerade zu Beginn der Partie möchte man seinen Ressourcen-Pool im Beutel verbessern, weshalb man die Aktion „Ressourcen kaufen“ ausführen möchte. Dazu bezahlt man die auf dem Sortierkasten abgedruckten Kosten, z.B. 6 Geld für einen 3er Wasser-Chip, d.h. man legt die 6 Geld von seinem Spielbereich in sein Boot. Im Anschluss nimmt man sich den gekauften Chip aus dem Sortierkasten und legt auch diesen auf sein Boot. Der gekaufte Chip kommt erst dann in den Beutel, wenn der Beutel leer ist und alle bis dahin genutzte Ressourcen vom Boot zurück in den Beutel kommen.
Die Aktion „Dschungelteil platzieren“ verläuft in drei Schritten. Zuerst müssen die Kosten in Form von Blatt-Ressourcen bezahlt werden. Dazu wird der eigene Spielstein auf der Dschungelleiste des Wasserfalls ein Feld nach vorne bewegt. Die Kosten für die Aktion sind auf dem Feld abgebildet, auf das der Spielstein gezogen wird und werden immer höher, je mehr Dschungelteile man bereits platziert hat bzw. wie weit man bereits auf der Leiste vorgerückt ist. Zudem sind auf manchen Feldern der Wasserfallleiste Sofort-Boni abgebildet, die man direkt erhält. Nach dem Bezahlen der Kosten nimmt man sich eines der drei Dschungelteile der Auslage und darf es in seinen Dschungel platzieren: das neue Teil darf dazu beliebig gedreht werden; bei der Platzierung müssen mindestens zwei Hex-Felder an Felder bereits platzierter Dschungelteile angrenzen. Zuletzt wird die Auslage wieder aufgefüllt, indem ein neues Dschungelteil vom Stapel aufgedeckt wird. Einige Dschungelteile zeigen auf bestimmten Hex-Feldern Platzierungsboni, die man erst erhält, wenn dort ein Lebewesen, das sind Tiere, Bäume und Wasserblumen, platziert werden.
Die Aktionen „Baum platzieren“ und „Wasserblume platzieren“ laufen quasi identisch ab. Auch hier zahlt man zunächst die Kosten und bewegt seinen Spielstein ein Feld auf der entsprechenden Leiste des Wasserfalls vorwärts. Bäume kosten Blatt-Ressourcen, Wasserblumen dagegen Wasser-Ressourcen, abhängig von der Position auf der Wasserfallleiste, auf die der Spielstein gezogen wird. Auch hier kann es Sofort-Boni geben. Im Anschluss nimmt man sich einen Baum bzw. eine Wasserblume aus dem Vorrat und platziert ihn bzw. sie in die eigene Dschungellandschaft: Bäume auf beliebige freie Wald-Felder und Wasserblumen auf beliebige freie Wasser-Felder.
Eine weitere, häufiger verwendete Aktion ist „Naturkarte kaufen“. Hier dürfen die Spieler eine der sechs ausliegenden Naturkarten, entweder eine der Landschaftskarten oder eine der drei Insektenkarten erwerben. Die Kosten für jede Naturkarte sind unten links auf der Karte angegeben. Insgesamt darf man maximal 4 Landschaftskarten besitzen, welche Ziele fürs Spielende, und bei Erreichen dieser Ziele extra Siegpunkte geben. Insektenkarten dagegen haben einmalige Effekte. Sie geben z.B. einmalig Ressourcen; da sie auch Ressourcen-Kosten haben, kommt dies einem Ressourcen-Tausch gleich, der ab und zu sehr hilfreich sein kann. Nachdem eine Karte genommen wurde, wird die Auslage direkt wieder aufgefüllt.
Die übrigen zwei Aktionen werden eher selten ausgeführt. Mit der Aktion „Lager erweitern“ zahlt man die auf der Lagerleiste des Wasserfalls abgebildeten Wasser-Ressourcen, um seinen Spielstein ein Schritt nach vorne zu bewegen. Diese Leiste hat nur drei Felder. Zu Spielbeginn, auf dem ersten Feld, darf man nur einen Ressourcen-Chip für die nächste Runde aufbewahren; Diese Lager-Kapazität kann auf zwei bzw. drei Ressourcen-Chips erhöht werden. D.h. im gesamten Spielverlauf kann man diese Aktion nur zweimalig ausführen.
Die Aktion „Bonus kaufen“ ist gegen Spielende sinnvoll, wenn man seinen Beutel nicht weiter verbessern möchte, aber noch bestimmte Boni benötigt. Eine Übersicht der vier verfügbaren Boni und ihre Kosten ist rechts auf der zweiten Ebene des Wasserfalls abgebildet. Insgesamt gibt es in Life of the Amazonia sechs verschiedene Boni, die auch z.B. über das Platzieren von Lebewesen auf Hex-Felder mit Sofort-Bonus erhalten werden können. Vier dieser sechs Boni sind über die Aktion „Bonus kaufen“ verfügbar. Hier eine Übersicht:
Hat man keine Ressourcen mehr, kann man sich mit den übrigen Ressourcen nichts mehr leisten oder möchte man sie sich für die nächste Runde aufsparen, ist die Aktionsphase beendet; es folgt die Aufräumphase. Entsprechend der Lagerkapazität darf man ein, zwei oder maximal drei Ressourcen-Chips mit in die nächste Runde nehmen. Alle anderen übrigen Ressourcen kommen ins Boot. Dann werden fünf neue Ressourcen aus dem Beutel gezogen, sodass man nun für die nächste Runde 5 bis 8 Ressourcen-Chips im Spielbereich hat. Dann ist die nächste Person am Zug.
Das Spielende wird ausgelöst, wenn es für fünf der acht Tierkarten in der Tischmitte keine Tier-Meeple mehr gibt. Der Spieler, der das Spielende auslöst, indem er den letzten Tier-Meeple der fünften Karte nimmt, erhält dafür 5 Punkte. Danach sind alle anderen Spieler noch genau einmal am Zug; es folgt die Endwertung.
Spielmaterial
Allgemeines Spielmaterial
Tier-Meeple
Ressourcen
Karten
Solomodus
Cover & Bilder © Cover: Strohmann Games / Bilder im Artikel und Teaserbild: www.sofahelden.de Das Fazit von: 2-PL4Y3R5
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