Paper Mario: Color Splash
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BEWERTUNG |
15.11.2016 von Beef SupremeDie aktuelle nintendo’sche Heimkonsolengeneration bot bisher ein 3D-Mario (Super Mario 3D World) und ein 2D-Mario (New Super Mario Bros. U). Und um wirklich alle Dimensionen abzudecken, dachte man sich bei Nintendo, dass man noch ein 2,5D-Mario hinterher schieben müsse. Und da ist es auch schon: Paper Mario Color Splash. Der runde Klempner, flachgeklopft zu einem Blatt Papier, bricht zu seinem nächsten Abenteuer auf und muss Port Prisma einen neuen Anstrich verpassen. Und nebenher Prinzessin Peach retten, das gehört ja mittlerweile zum guten Ton.
Eines verregneten Nachts flattert ein Brief in Marios Domizil im Pilzkönigreich. Es stellt sich heraus, dass dieser Brief ein gefalteter Toad ist, komplett farb- und leblos. Auf ihm steht eine Einladung nach Fort Prisma, ein Ort, bekannt für seine schillernden Farben und seinen Farbbrunnen. So macht sich die gesamte Entourage, Mario, Peach und Toad, auf nach Fort Prisma um mit Bestürzung festzustellen, dass der Farbbrunnen versiegt und alle Anwohner ihrer Farbe, also ihrer Lebenskraft beraubt wurden. Glücklicherweise trifft Mario auf Huey den Farbeimer, der ihn fortan dabei unterstützt, die Farbe zurück nach Fort Prisma zu bringen und den Brunnen neu zu starten. Dazu muss Mario 6 große Farbsterne finden. Dabei bedient er sich eines Hammers, der neben Gegner Verknittern auch Farbkleckse verteilen kann, um bleiche Flecke in der Landschaft zu füllen und leergesaugten Bewohnern neues Leben einzuprügeln.
Zunächst gilt es, Fort Prismas Bewohnern wieder Farbe ins Gesicht zu schlagen und Bowsers Schergen zu vertreiben. Drischt man mit seinem Hammer also auf Gegner ein, verpuffen diese nicht etwa sofort, sondern es startet ein rundenbasierter Kampf gegen einen oder mehrere Gegner. Mithilfe von Kampfkarten, wie Sprung, Hammer oder Feuerblume erwehrt sich Mario den Angriffen seiner Feinde. Im Verlauf des Spiels findet man immer mehr, stärkere und abgedrehtere Karten, die Marios Deck erweitern. Bis zu 100 Karten kann Mario gleichzeitig in seinem Deck mit sich führen. Und dieses Deck sollte ziemlich vielseitig gestaltet werden, da nicht jede Karte gegen jeden Feind taugt. Shy Guys mit Stahlhelm sollten beispielsweise nicht mit einem Sprung bearbeitet werden, und gegen fliegende Gegner richtet der Hammer wenig aus. Den Dreh kriegt man aber recht schnell raus und passt sein Deck entsprechend an. Neue Karten können entweder im Shop in Fort Prisma gekauft, oder bei besiegten Gegnern und in ?-Blöcken gefunden werden. An Karten mangelt es jedoch selten, da man in der Regel mehr findet, als man verbraucht.
Stichwort Verbrauch: Die Karten müssen mit Farbe betankt werden, um mit voller Stärke einzuschlagen. Dazu wird so lang auf dem Wii-U-Pad auf die Karte gedrückt, bis die gewünschte Kolorierung erreicht wird. Die Farbe ist allerdings begrenzt, der Füllstand wird in der linken oberen Ecke angezeigt. Was sich so anhört, als würde es eine taktische Komponente im Kampf darstellen, entpuppt sich ziemlich schnell als vernachlässigbar, da man sprichwörtlich überall Farbe findet. Schlägt man auf Bäume ein, erhält man grüne Farbe, also Gelb und Blau. Besiegt man rote Shy Guys, erhält man Rot. Mario könnte die Farbe Non Stop gurgeln, sie würde nie versiegen. Etwas schade, da dieser Farbüberfluss gepaart mit dem Kartenüberfluss die Kämpfe zu einfach gestaltet. Zu selten kommt es vor, dass Spezialgegner mit Resistenzen gegenüber bestimmten Kartentypen aufkreuzen, die dann tatsächliches Taktieren erfordern, sodass die Auseinandersetzungen schon nach kurzer Zeit zur Pflichtaufgabe verkommen. Man kann zwar durch Besiegen von Feinden die maximale Farbmenge erhöhen, also quasi rudimentär leveln, doch nötig ist dies durch besagten Farbüberfluss kaum. Ähnlich verhält sich das übrigens auch mit den Münzen, deren einziger Zweck ist es, Karten zu kaufen. Doch da das Deck sowieso fast immer voll sein wird, nützt das pralle Geldsäckel nicht viel.
Ziel ist es, wie schon erwähnt, die 6 großen Farbsterne aufzuspüren und einzusammeln. Auf dem Weg dorthin muss Mario einen ganzen Haufen kleiner Farbsterne einsammeln, die das jeweilige Level-Ende markieren. Pro Level können ein bis 3 Sterne gefunden werden, sodass man häufig die einzelnen Stages mehrfach absolvieren muss. Durch das Einsammeln von Sternen werden neue Stages und Wege freigeschaltet und so die Karte nach und nach erweitert. Der Umfang ebenjener ist beträchtlich, sodass man einige Zeit beschäftigt sein wird, alle Sterne und Stages freizuschalten. Doch anstatt stumpf die einzelnen Levels abzuarbeiten, muss man gelegentlich tatsächlich mitdenken. Denn manchmal kommt man in einer Stage nicht weiter und muss erst eine bestimmte Voraussetzung erfüllen. Zum Beispiel steckt in einer Röhre eine riesige Rübe, die den Zugang blockiert. Um den Weg freizumachen, braucht man die Hilfe von 11 Toads aus dem Rettungstrupp. Diese müssen aber erst gefunden werden. Also müssen erst andere Levels absolviert und gelegentlich Rätsel gelöst werden, bis man alle beisammen hat. Manchmal kommen auch Spezialkarten zum Einsatz, die man durch Auspressen von 3D-Objekten wie Feuerlöscher, Tischventilator oder Sparschwein erhält. So trifft man irgendwann auf einen trotzigen Toad, der trotz Flaute mit seinem Papierboot die Welt umsegeln will. Was könnte da nur helfen…
Um solche Spezialkarten außerhalb von Kämpfen einzusetzen, führt das Spiel eine weitere Mechanik ein: das Ausschneiden. Durch einen Druck auf Y bekommt man in gewissen Situationen einen rechteckigen Rahmen angezeigt, der durch Nachfahren auf dem Touchpad ausgeschnitten wird. In die entstandene Lücke kann eine Karte eingefügt werden, die dann bestenfalls einen Effekt erzielt. Wie zum Beispiel das Anschieben des besagten Papierbootes. Diese Mechanik wird aber auch genutzt, um in bestimmten Situationen alle Tiefenebenen auf eine Ebene zu reduzieren und so an Stellen zu gelangen, die sonst nicht erreichbar gewesen wären. So ergeben sich ein paar nette kleine Rätsel, die dem Spiel die nötige Würze verleihen. Nur das Nachfahren auf dem Touchpad kann sich gelegentlich als nervig herausstellen, da die Druckerkennung nicht immer einwandfrei funktioniert. Die Idee an sich ist zwar nett, aber spielerisch völlig irrelevant, da man so oft ansetzen kann wie man will, die Zeit während des Ausschneidens eingefroren ist und auch es auch sonst keine Herausforderung darstellt.
Ein großer Pluspunkt des Spiels ist sein grandioser Humor. Mal mehr, mal weniger subtile Anspielungen, die jüngere Spieler vielleicht nicht zwingend verstehen, und lockere Sprüche geben sich die Klinke in die Hand und bescheren freudige Kurzweil. Leider hat’s nicht für Sprachausgabe gereicht, sodass man ausschließlich Texttafeln liest und abseits von Quietschgeräuschen nichts zu hören bekommt. Und Mario bleibt sogar komplett stumm. Kein Text und noch nicht einmal seine charakteristischen Ausrufe wie „It’sa me, Mario“ und dergleichen verlassen seine schnauzbärtigen Lippen. Darüber hinaus gibt sich die Technik keine Blöße. Das Artdesign ist Mario-typisch gewohnt knuffig, auch in 2D, und die Landschaften sind liebevoll designt und gezeichnet. Gelegentliche 3D-Elemente, wie Farbe oder 3D-Objekte fügen trotz des ungewöhnlichen Kontrasts erstaunlich gut in die flache Landschaft ein. Einzig die Ladezeiten können nervig sein. Am ehesten fallen diese bei den Kämpfen auf, die immer von einem Ladebildschirm begleitet werden. Sie sind zwar nicht besonders lang, kommen aber relativ häufig vor. Dennoch ist das Spiel auf technischer Ebene, abgesehen von der fehlenden Sprachausgabe, größtenteils gut gelungen. Cover & Bilder © Nintendo of Europe GmbH - Alle Rechte vorbehalten Das Fazit von: Beef Supreme
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