The Investigation - Der Mord an Kim Wall

The Investigation - Der Mord an Kim Wall

Originaltitel: The Investigation
Genre: Krimi • Thriller • Drama
Regie: Tobias Lindholm
Hauptdarsteller: Søren Malling • Pilou Asbæk
Laufzeit: DVD (270 Min) • BD (277 Min)
Label: justbridge entertainment
FSK 12

The Investigation - Der Mord an Kim Wall   02.09.2021 von MarS

Der Mord an der schwedischen Journalistin Kim Wall durch den dänischen Erfinder Peter Madsen erschütterte im Jahr 2017 nicht nur ganz Skandinavien. Regisseur und Drehbuchautor Tobias Lindholm (Oscar-nominiert für sein Kriegsdrama A War) verarbeitete den bizarren Fall nun in seiner Mini-Serie The Investigation - Der Mord an Kim Wall...

 

Inhalt

 

Alles begann mit einem Interview an Bord des selbstgebauten U-Boots UC3 Nautilus, das am 10.08.2017 aus dem Kopenhagener Hafen auslief. Einen Tag später ist das U-Boot aus ungeklärten Umständen gesunken. Nur der Kapitän Peter Madsen kann gerettet werden, während von der Journalistin Kim Wall jede Spur fehlt. Des Mordes an Kim Wall verdächtigt und in Untersuchungshaft untergebracht, versucht Madsen durch stetig wechselnde Aussagen, die Ermittlungen zu behindern. Doch der zuständige Beamte der Mordkommission Jens Møller (Søren Malling) ist fest entschlossen, den Fall aufzuklären. Nicht nur, um den Eltern (Rolf Lassgård und Pernilla August) Gewissheit zu verschaffen, sondern auch, um dem Staatsanwalt Jakob Buch-Jepsen (Pilou Asbæk) eine sichere Verurteilung zu ermöglichen...

 

Filme und Serien über Mordfälle nach wahren Begebenheiten sind oftmals sehr reißerisch angelegt und versuchen, Tragik, Dramatik sowie eventuell eingesetzte Gewalt möglichst intensiv, manchmal sogar möglichst explizit in Szene zu setzen, um den Zuschauer absichtlich zu schockieren. Ganz anders verfährt dagegen Tobias Lindholm mit dem Mordfall um die Journalistin Kim Wall. Lindholm verzichtet nicht nur auf eine explizite Darstellung des Mordes oder innerhalb der darauffolgenden Ereignisse, sondern auch auf eine namentliche oder gar körperliche Offenbarung des Täters. Während dieser im Verlauf nur als "der Verdächtige" bezeichnet wird, konzentriert sich The Investigation - Der Mord an Kim Wall gänzlich auf die Ermittlungen und erzählt dabei auf nüchterne, besonnene, sowie beinahe schon dokumentarische Art und Weise von den Schwierigkeiten, den zähen Fortschritten, aber auch den psychischen Spuren, die der Fall bei allen Beteiligten hinterlassen hat. Dabei verläuft das Geschehen durchwegs aus der Sicht des Leiters der Mordkommission Jens Møller, der hier als Dreh- und Angelpunkt für die gesamte Erzählung dient. Stets merkt man der Serie an, dass hier viel Wert darauf gelegt wurde, so realistisch wie möglich zu bleiben, und die damaligen Ereignisse konsequent und ohne Effekthascherei nachzuerzählen. Ein zusätzliches Indiz für das hohe Maß an Authentizität und die Nähe zur Realität ist die enge Zusammenarbeit zwischen den Serienmachern und sowohl dem realen Jens Møller, als auch den Eltern des Opfers, ebenso wie der Einsatz von diversen Personen als Darsteller, die in den damaligen Ermittlungen tatsächlich eingebunden waren. Sogar die in der Serie eingesetzten Hunde - samt dem Familienhund der Familie Wall - sind keine "Schauspieler", sondern die realen Vierbeiner. 

 

So bemerkenswert dieses Maß an Realismus und die Konzentration auf die Fakten auch sein mag, erweist sich dieses Vorgehen jedoch am Ende als zweischneidiges Schwert. Der extrem entschleunigte Erzählstil, vor allem aber die dokumentarische, sehr kühle und meist distanzierte Art der Inszenierung, verhindern nämlich den Aufbau einer Bindung, und damit die Erzeugung von intensiven Emotionen. Gleichzeitig fehlt es dadurch dem Geschehen an echten Identifikationsfiguren, von Sympathiefiguren ganz zu schweigen. Außerdem bleibt die Serie an vielen Stellen recht spannungsarm, obwohl stetige neue Erkenntnisse, Ermittlungsfortschritte, aber auch Wendungen durch die wechselnden Aussagen des Tatverdächtigen, eigentlich genug Potential mitbringen würden. Erst die finalen Folgen bringen noch ihre ganz eigene Spannung mit sich, wenn der ganze Fall in sich zusammenzubrechen droht und der Verdächtige möglicherweise doch ein perfektes Verbrechen begangen zu haben scheint. Gerade in der ersten Hälfte wirkt The Investigation - Der Mord an Kim Wall dadurch trotz seines eigentlich bizarren, schrecklichen Grundtenors leider immer wieder sehr zäh und langatmig, auch da letzten Endes auf erzählerische beziehungsweise inszenatorische Highlights zugunsten einer zurückhaltenden Darstellung verzichtet wurde. Am Ende zeugt jedoch auch das von Realismus, denn als ebenso zäh und langwierig haben sich schließlich auch die damaligen Ermittlungen erwiesen, bevor letztendlich doch die Gerechtigkeit siegen konnte...

 

Bildergalerie von The Investigation - Der Mord an Kim Wall (4 Bilder)

Details der Blu-ray

 

Die Blu-ray liefert ein durchwegs scharfes, sehr ansprechendes Bild mit kräftigem Kontrastverhältnis und leicht reduzierter, aber dennoch natürlicher Farbdarstellung. Die Tonspur entspricht der DVD-Variante und liegt lediglich in einer Dolby Digital 5.1 Abmischung vor. Dies ist für das ohnehin komplett ruhige, dialogbasierte Geschehen aber völlig ausreichend, wobei der Ton durch eine klare, saubere Abmischung zu gefallen weiß. Dialoge sind stets gut verständlich und differenziert ortbar, kleinere Effekte sowie der melancholische Score verteilen sich dezent im Raum.

 

Episodenguide

 

  • Episode 01 - Die Vermisste
  • Episode 02 - Das U-Boot
  • Episode 03 - Die Route
  • Episode 04 - Das Areal
  • Episode 05 - Das Motiv
  • Episode 06 - Die Anklage


Cover & Bilder © justbridge entertainment GmbH / ©Henrik Ohsten / ©Per Arnesen


Das Fazit von: MarS

MarS

Wer Wert auf Glaubwürdigkeit und Realismus legt, einen authentischen Einblick in die schwierige Arbeit der Polizei im Fall Kim Wall erhalten möchte, der ist bei The Investigation - Der Mord an Kim Wall genau richtig. Wer es aber etwas spannender, drastischer oder emotionaler braucht, der ist hier völlig fehl am Platz. Tobias Lindholm wendet seinen Fokus hier klar von gängigen Sehgewohnheiten ab, und präsentiert stattdessen eine beinahe dokumentarische Aufarbeitung eines wirklich bizarren Mordfalls der jüngsten Vergangenheit, ohne jedoch auch nur in einer Sekunde unnötige Rasanz, Action oder Explizites zu liefern. Das ist inszenatorisch im Gesamtbild bemerkenswert, dürfte das klassische Crime-Publikum aber vor den Kopf stoßen. 


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