Killers - In jedem von uns steckt ein Killer

Killers - In jedem von uns steckt ein Killer

Originaltitel: Killers - In jedem von uns steckt ein Killer
Genre: Thriller
Regie: Kimo Stamboel • Timo Tjahjanto
Hauptdarsteller: Oka Antara • Kazuki Kitamura
Laufzeit: DVD (122 Min) • BD (127 Min)
Label: Tiberius Film
FSK 18

Killers - In jedem von uns steckt ein Killer   28.12.2014 von Beef Supreme

Dem Nachbarn mal so richtig auf die Fresse hauen, wenn ihm am Wochenende um 7 Uhr morgens einfällt, dass er zwingend den Rasen mähen muss. Oder dem niederträchtigen Mercedes-Fahrer, der einen schon wieder geschnitten hat, ganz nonchalant beide Kniescheiben zertrümmern. Wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, hat jeder von uns mindestens einmal solche oder ähnliche Gedanken mit sich herumgeschleppt, weil die Menschheit manchmal ein ganz mieser Penner sein kann. Im besten Fall blieb es in aller Regel bei dem Gedanken und die Vernunft obsiegte über den Zorn. Jedoch nicht, wenn es nach den Mo Brothers geht. Mit Killers führen uns die 2 Regisseure Kimo Stamboel und Timo Tjahjanto, die eigentlich nicht miteinander verwandt sind, in die tiefsten Abgründe menschlicher Niedertracht ...


Der Film eröffnet ganz klassisch mit der Einführung einer gescheiterten Existenz. Bayu ist ein Reporter mit Problemen an allen Fronten. Seine Familie ist ein Scherbenhaufen, seine Frau knallt einen anderen und beruflich ist sein größter Erfolg eine Pinnwand mit Fotos dran. Nach einem miesen Arbeitstag voller Kinnhaken und zerstochener Reifen wird er in einem Taxi überfallen und knallt im Handgemenge aus Versehen die Räuber ab. Der Banker Nomura bekommt davon Wind und ist begeistert, da er meint, einen Adepten gefunden zu haben. Nomura hat nämlich ganz massiv einen an der Klatsche und foltert in seiner Freizeit Frauen. Um das abzurunden, filmt er sein Hobby und schickt die Videos Bayu, der anfangs nicht viel damit anzufangen weiß, aber trotzdem auf einer Art fasziniert ist. Nach den Taximorden tritt Nomura mit Bayu in Kontakt und führt ihn in die lustige Welt des Mordens ein, gibt Tipps und motiviert ihn, doch noch etwas weiter zu töten, weil es ja so befriedigend ist. Die Idee korreliert zwar nicht mit Bayus Plan, seine Familie wieder zu kitten, aber man kann’s ja trotzdem mal probieren. Und so eröffnet sich dem Zuschauer ein über 120-minütiges Bouquet aus Gewalt, Abscheulichkeit und Hass.


Killers gibt sich als Persönlichkeitsstudie zweier grundverschiedener Psychopathen. Nomura, Trainer und Mentor seines Schützlings, tötet einfach aus Spaß. Kalt, emotionslos, einfach weil er es kann. Seine Ziele sind meist junge Frauen. Bayu hingegen verfolgt einen Plan. Vom Leben gegeißelt, versucht er diejenigen über den Jordan zu schicken, die seiner verqueren Ansicht nach sein Leben zur Müllhalde gemacht haben. Dass er dadurch alles nur noch schlimmer macht, realisiert er nicht, und so entgleitet ihm seine Familie immer mehr. Der Film stellt hier gelungen zwei unterschiedliche Typen von Irren gegenüber, die ein gemeinsames Hobby teilen, wenn auch aus unterschiedlicher Motivation heraus. In meist sehr ruhigen Bildern rückt Killers das Innerste der zwei Teilzeitkiller in den Fokus und stellt auf diese Weise sicher, dass der Zuschauer sich zumindest mit Bayu identifizieren und seine Beweggründe nachvollziehen kann. Die Motivation Nomuras bleibt im Dunkeln, jedoch wird auch auf seinen Charakter eingegangen und dieser durch Eindrücke abseits der Morde vertieft. Es entsteht ein schön anzusehendes Porträt aus klassischer Musik und ruhigen Bildern gepaart mit kerniger Gewalt, Schmerz und Wahnsinn.

 

Bildergalerie von Killers - In jedem von uns steckt ein Killer (6 Bilder)

Über weite Strecken erhält Killers ein sehr hohes Niveau und dichte Atmosphäre aufrecht, was neben der sehr guten Kameraführung auch der exzellenten schauspielerischen Leistung der beiden Hauptdarsteller zu verdanken ist. Erst gegen Ende rückt ein verloren geglaubter Handlungsstrang wieder ins Zentrum, der sich nicht so recht in das Gesamtbild einfügen will. Ist der Film über weite Strecken ein sehr gelungener Thriller mit Horrorelementen, verschwinden diese im letzten Drittel fast vollständig, was der Atmosphäre nicht guttut. Aber trotz dieses Mankos bleibt ein über weite Strecken sehr spannender Film übrig, der eine gelungene Mischung aus Härte und ruhigen Momenten vorweisen kann.


In Deutschland darf diese Härte allerdings nicht gezeigt werden. Ganze 11 Minuten fehlen in der frei verfügbaren Version, was sich in nahezu jeder blutigen Szene bemerkbar macht. Dabei wurde gar nicht erst versucht, subtile Schnitte zu setzen, sondern es wurden holzhammermäßig einfach komplette Sequenzen entfernt. Abgesehen von der fehlenden Gewalt, was schon schlimm genug ist, springt der Film an manchen Stellen so wirr hin und her, da auch vor und nach den härteren Szenen großzügig die Schere angesetzt wurde, dass es schwerfällt, den Anschluss zu behalten. Da sich diese Praktik durch den gesamten Film zieht, versaut das massiv die Immersion, da man durch die plump gesetzten Schnitte immer wieder aus dem Film herausgerissen wird.



Cover & Bilder © Tiberius Film


Das Fazit von: Beef Supreme

Beef Supreme

Ich war überrascht, wie subtil Killers das Thema Mord und die Beweggründe dahinter behandelt. Erwartete ich eine überbordende Folterplatte, wurde ich schnell eines Besseren belehrt. Natürlich suppt es hier und da richtig ordentlich, zumindest nehme ich das an, so wie der Film zerschnitten wurde, aber gerade die ruhigen Bilder und die Charakterzeichnungen sind es, die den Film so interessant machen. Der Streifen hätte richtig gut werden können, wäre der Kontrast zu den ruhigen Momenten, die sadistischen Gewaltausbrüche, nicht fast komplett entfernt worden. Denn abgesehen von dem weniger gelungenen Abschluss macht Killers fast alles richtig. Ist Zensur meist ein Ärgernis, verdirbt sie in diesem Fall das komplette Machwerk. Normalerweise würde ich diesen Film uneingeschränkt empfehlen, da er es in jedem Fall wert ist gesehen zu werden. Aber nicht in dieser Form. Wem es nichts ausmacht, dass fast alle Härten fehlen und durch plumpe Schnitte aus dem Kontext gerissen zu werden, der kann noch 2 Punkte zum Fazit hinzuzählen.


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