On the Line

On the Line

Originaltitel: On the Line
Genre: Thriller
Regie: Romuald Boulanger
Hauptdarsteller: Mel Gibson • William Moseley
Laufzeit: DVD (100 Min) • BD (104 Min)
Label: Leonine / Square One Entertainment
FSK 16

On the Line   18.12.2022 von MarS

Als Drehbuchautor und Regisseur für überwiegend im Fernsehen ausgestrahlte Produktionen ist Romuald Boulanger außerhalb seines Heimatlandes Frankreich noch ein unbeschriebenes Blatt. Basierend auf seinem eigenen Kurzfilm Talk, in dem im Jahr 2019 William Baldwin die Hauptrolle spielen durfte, präsentiert Boulanger nun den Thriller On the Line, dieses Mal mit Mel Gibson im Mittelpunkt der Handlung...

 

Inhalt

 

Seit inzwischen 40 Jahren moderiert Elvis Cooney (Mel Gibson) seine nächtliche Radiosendung, in der er den Fragen und Problemen seiner Anrufer mit Lebenstipps und seiner ganz eigenen Art von Humor begegnet. Auch an seinem Geburtstag scheint die Nacht zunächst wie üblich zu verlaufen, obwohl Elvis mittlerweile mit stetig sinkenden Einschaltquoten zu kämpfen hat. Zudem scheint niemand im Sender Sympathien für ihn zu haben, abgesehen von seiner Co-Moderatorin Mary (Alia Seror-O´Neill) und dem motivierten neuen Praktikanten Dylan (William Moseley). Elvis´ gesamtes Leben wird jedoch auf den Kopf gestellt, als plötzlich ein Mann namens Gary (Paul Spera) in der Leitung ist, der behauptet, seine Frau und Tochter in seiner Gewalt zu haben. Gary droht, beide umzubringen, sollte sich Elvis nicht auf ein perfides Spiel einlassen, das Live im Radio übertragen werden soll...

 

Ist die Basis der eigenen Geschichte nicht sonderlich innovativ oder einfallsreich, dann braucht man zwingend andere Elemente, um den Zuschauer bei Laune zu halten. Oder einen Hauptdarsteller, der die Inszenierung im Alleingang auf seinen Schultern tragen kann. Das hat auch der Franzose Romuald Boulanger verstanden, und sich für den Idealfall entschieden, einfach beide Varianten zu nutzen. Ohne Zweifel ist On the Line auf seine Hauptfigur zugeschnitten, und Mel Gibson gelingt es hier hervorragend, als kaltschnäuziger, zynischer Radiomoderator alle Augen auf sich zu lenken. Gerade in dem Moment, in dem man als Zuschauer dann die wesentlichen Charakterzüge seiner Figur kennengelernt hat, lässt Boulanger schließlich die Spannungskurve rapide ansteigen. Ab diesem Zeitpunkt wird auch das Tempo deutlich erhöht, wenngleich sich On the Line niemals zu einem Actionthriller entwickelt, sondern durchwegs auf den Dialog zwischen Opfer und Täter setzt, der allerdings niemals persönlich, sondern stets über die Anonymität eines Mikrofons erfolgt. Während man als Zuschauer im Verlauf das Spiel der beiden verfolgt, entstehen dabei jedoch auch einige zähe Passagen, in denen sich die Herausforderungen langsam aber stetig abnutzen, ebenso wie vereinzelte Logikprobleme, die sich jedoch im späteren Verlauf meist in Wohlgefallen auflösen. In diesem etwas schwächeren Mittelteil verdankt es On the Line zum einen der charismatischen Vorstellung von Mel Gibson, zum anderen den geschickt platzierten falschen Fährten und dem souveränen Spiel mit der Erwartungshaltung des Zuschauers, dass das Geschehen glücklicherweise weiterhin unterhaltsam bleibt. Steuert On the Line dann schließlich auf seinen Höhepunkt zu, hinterlässt dieser gemischte Gefühle, beziehungsweise dürfte die Zuschauer letztendlich spalten. Die finalen Twists - und ja, es gibt gleich mehrere - sind absolut überraschend und wirklich intelligent in die Geschichte eingebunden, dabei aber so schlecht platziert, dass die eigentliche Wirkung beinahe verpufft, und den Zuschauer nach einem kurzzeitigen Schockmoment eher unbefriedigt und enttäuscht zurücklassen. Ein besseres Timing hätte aus dem Ganzen tatsächlich einen hervorragenden Thriller gemacht, so aber ist On the Line zwar unterhaltsam und stellenweise durchaus spannend, baut aber im Verlauf stetig immer stärker ab.

 

Bildergalerie von On the Line (6 Bilder)

Details der Blu-ray


Beim Bild der Blu-ray gibt es kaum etwas zu bemängeln, denn abgesehen von gelegentlich etwas ausgeprägterem Korn ist dieses durchwegs scharf, sehr detailreich und sauber. Die Farbdarstellung ist natürlich, während der kräftige Kontrastumfang in Verbindung mit dem soliden Schwarzwert einen schönen, angenehmen Look erzeugt. Die Tonspur zeigt sich sehr gut ausbalanciert und bietet einen guten Dynamikumfang, ebenso wie eine atmosphärische, räumliche Abmischung. Effekte und Umgebungsgeräusche bilden ein schönes Grundgerüst, während bei Bedarf ausreichend Druck aufgebaut wird. Die Sprachausgabe, zentrales Element des Films, bleibt dabei stets klar und ist dank gelungener Kanaltrennung stimmig im Raum ortbar.



Cover & Bilder © LEONINE Distribution GmbH - Alle Rechte vorbehalten.


Das Fazit von: MarS

MarS

Bei einer Laufzeit von gut 100 Minuten hätten On the Line ein paar zusätzliche Ausbrüche aus dem beinahe komplett dialogorientierten Geschehen bestimmt gutgetan, vor allem aber hätte die Erzählung ein besseres Timing, nicht nur für die grundsätzlich großartigen Twists gebraucht. Etwas schade ist das schon, ist doch das Potential des Films stetig spürbar, der Spannungsbogen gerade in der Anfangsphase extrem hoch angesetzt, und wird das Ganze doch von einer tollen One-Man-Show Mel Gibsons getragen, die von den durchwegs sehr gut agierenden Filmpartnern perfekt unterstützt wird. Letztendlich ist On the Line dann aber doch nur ein unterhaltsamer Thriller für Zwischendurch, der stark anfängt, im Verlauf aber zusehends nachlässt.

 

Interessant wäre hier der direkte Vergleich mit dem 25-minütigen, und damit wesentlich kompakteren Kurzfilm Talk, auf dem die Geschichte basiert. Dieser wurde bislang allerdings niemals deutsch synchronisiert, und befindet sich dementsprechend auch nicht im Bonusmaterial der Disc.


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