The Northman

The Northman

Originaltitel: The Northman
Genre: Abenteuer • Thriller • Action
Regie: Robert Eggers
Hauptdarsteller: Alexander Skarsgård • Anya Taylor-Joy
Laufzeit: DVD (131 Min) • BD (137 Min)
Label: Universal Pictures Home Entertainment
FSK 16

The Northman   07.07.2022 von MarS

Die bisherigen Filme des US-Amerikaners Robert Eggers waren alles andere als Werke für die breite Masse, hinterließen jedoch zweifellos einen bleibenden Eindruck. Aber was geschieht, wenn man Eggers eine ganze Horde von Stars an die Hand gibt, und ihm auch noch ein mächtiges Budget bereitstellt? Diese Frage beantwortet das Wikinger-Epos The Northman...

 

Inhalt

 

Das Jahr 895 nach Christus. Nach der Rückkehr von einem seiner Eroberungszüge bereitet Wikingerkönig Aurvandil (Ethan Hawke) seinen Sohn Amleth (Oscar Novak) darauf vor, den Thron zu übernehmen. Doch Aurvandil wird von seinem Bruder Fjölnir (Claes Bang) hintergangen, und nicht nur seiner Herrschaft sowie seiner Frau Gudrún (Nicole Kidman) beraubt, sondern vor den Augen Amleths brutal ermordet. Amleth selbst kann jedoch entkommen, und schwört daraufhin, seine Mutter zu befreien, und den Tod seines Vaters zu rächen. Jahre später ist Amleth (Alexander Skarsgård) zu einem mächtigen Krieger herangewachsen, der mit einer wilden Horde von Wikingern das Land der Rus plündert. Bei einem der Überfälle stößt Amleth schließlich auf eine blinde Seherin (Björk), die ihn an sein einstiges Versprechen erinnert, und ihm den Weg seiner Rache voraussagt. Als Amleth erfährt, dass Fjölnir inzwischen gestürzt wurde und sich auf Island versteckt hält, mischt er sich unter die für Fjölnir bestimmten Sklaven, um sich diesem unbemerkt zu nähern. In Gefangenschaft trifft Amleth auf die Sklavin Olga vom Birkenwald (Anya Taylor-Joy), die ihm fortan als Verbündete zur Seite steht...

 

Egal ob The VVitch, oder auch Der Leuchtturm, bislang zeichneten sich die Werke aus der Hand Robert Eggers´ stets durch ganz bestimmte Merkmale aus. Alle Elemente der Inszenierung wurden akribisch aufeinander abgestimmt, die Dialoge wurde zugunsten einer intensiven Atmosphäre auf ein Minimum beschränkt, und alles wurde stets von einem energetischen, markerschütternden Score begleitet. Zudem zeichneten beide Vorgänger stets ein bis ins kleinste Detail akkurates, authentisches Bild der jeweiligen Zeit, in welchem stets Folklore und Mythen in untrennbarer Balance mit alltäglichen Handlungen standen. Tatsächlich bleibt sich Eggers nun auch mit The Northman absolut treu, und denkt erst gar nicht daran, sich irgendeinem Erwartungsdruck oder dem Geschmack der breiten Masse zu beugen. Stattdessen nutzt er die altdänische Sage um den Prinzen Amletus, die bereits William Shakespeare zu dessen weltberühmten Theaterstück Hamlet inspirierte, um seine ganz eigene Version einer eigentlich simpel strukturierten Rachegeschichte zu erzählen...

 

"Ich werde dich rächen, Vater. Ich werde dich retten, Mutter. Ich werde dich töten, Fjölnir."


Ein Kind wird Zeuge des Mordes an seinem Vater, und widmet fortan sein Leben der Rache. Was einstmals schon den Barbar Conan angetrieben hat, kann für ein Wikinger-Epos nicht verkehrt sein - schon gar nicht, wenn es selbst für William Shakespeare genug Stoff bot, um eines der größten literarischen Werke aller Zeiten zu erschaffen. Und tatsächlich gelingt es Robert Eggers, der klassischen Rachegeschichte nicht nur seinen ganz eigenen Stempel aufzudrücken, sondern diese auch noch zu einem beeindruckenden, gewaltigen und perfekt inszenierten Erlebnis zu machen. Obwohl es hier durchwegs düster, rau und regelrecht animalisch zugeht, die gezeigte Brutalität unbedarfte Zuschauer gewaltig vor den Kopf stoßen dürfte, und sich erneut mythische Elemente mit historischem Realismus vermischen, ist in The Northman jede Szene perfekt choreografiert, kein Detail unnötig. Selbst im größten Chaos inmitten einer Schlacht, oder im Verlauf einer der langen, weitläufigen Kamerafahrten, herrscht hier stets eine gewisse Ordnung, jeder Charakter und jedes Bild hat seinen festen Platz, und folgt einer bewusst gewählten Linie. Zudem beeindruckt The Northman durch seine authentische Aufmachung, angefangen von den Kostümen, Settings und der Ausstattung, bis hin zu den Bräuchen und gesellschaftlichen Strukturen der Figuren. Unterdessen steht Alexander Skarsgård als unerbittlicher Racheengel nicht nur im Mittelpunkt des Geschehens, sondern beweist dabei auch eine unglaubliche körperliche Form, die perfekt mit der rauen Natur seiner Figur harmoniert. Echte Helden gibt es hier allerdings nicht zu bewundern, und das nicht nur, da der Ausarbeitung der Charaktere deutlich weniger Zeit gewidmet wird, als der bildgewaltigen und akustisch erneut brachial untermalten Inszenierung. In einer Zeit, in der das Recht des Stärkeren gilt, und animalische, brutale Instinkte mehr Wert haben, als Verständnis oder Vergebung, ist eben kein Platz für Heldenfiguren oder Empathie...

 

Bildergalerie von The Northman (6 Bilder)

Details der Blu-ray

 

Nicht nur erzählerisch macht The Northman keine gefangenen, denn auch die technische Seite lässt dem Zuschauer ein ums andere Mal die Kinnlade herunterklappen - vor allem, was den akustischen Bereich angeht. Die Tonspur liegt in einer Dolby Atmos-Abmischung vor, und versorgt die Ohren von der ersten Sekunde an mit wirklich allem, was die heimische Surroundanlage herzugeben hat. Egal ob grollender Donner, mächtige Trommelschläge, Schlachtengetümmel, oder auch einfach nur perfekt in den Raum gelegte Umgebungsgeräusche und gezielt eingesetzte Finessen, The Northman gönnt keiner einzigen Box innerhalb des gesamten Spektrums auch nur die kleinste Verschnaufpause. Stattdessen präsentiert der Ton eine bemerkenswerte Dynamik sowie einfach grandiosen Raumklang, während Stimmen - selbst die aus dem Off - stets intensiv und klar wiedergegeben werden. Das i-Tüpfelchen bringt der bereits erwähnte Score mit sich, der sich ein weiteres Mal als atmosphärischer Bestandteil der Inszenierung entpuppt. Nicht ganz so perfekt ist das Bild ausgefallen, wobei sich die wenigen Mängel auch hier in einem beinahe vernachlässigbaren Rahmen bewegen. Ein nicht an jeder Stelle satter Schwarzwert, etwas Körnung in dunklen Szenen, sowie ein etwas zu starker Kontrast in hellen Hintergründen, sind gelegentlich auftauchende Schwächen, die dank ansonsten hervorragendem Look, knackiger Schärfe sowie hohem Detailgrad schnell wieder vergessen sind. 



Cover & Bilder © Universal Studios. Alle Rechte vorbehalten. / © 2022 FOCUS FEATURES LLC. ALL RIGHTS RESERVED.


Das Fazit von: MarS

MarS

Inhaltlich macht es Robert Eggers dem Zuschauer mit The Northman deutlich leichter, denn wirklich viel hat das Wikinger-Epos weder mit der Handlung, noch durch die Charaktere zu erzählen. Dieses Entgegenkommen gleicht Eggers aber mühelos mit seiner brachialen, martialischen Erzählung wieder aus, mit der er ein weiteres Mal das Publikum spalten dürfte. Ein bis ins kleinste Detail authentisches Bild vergangener Zeiten, perfekt vermischt mit gesellschaftlichen Strukturen, Bräuchen und Mythologie, das Ganze in düsteren, dreckigen und erbarmungslosen Bildern, untermalt mit einem treibenden, bis in die Knochen eindringenden Score - The Northman ist zweifellos eine epische Naturgewalt, deren intensive Wucht aber wohl dem ein oder anderen Zuschauer letztendlich doch zu viel sein wird...


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