Banishers: Ghosts of New Eden

Banishers: Ghosts of New Eden

Publisher: Focus Entertainment
Entwicklerstudio: Don’t Nod Entertainment
Genre: Action-RPG
Art: Fullprice
Erscheinungsdatum: 13.02.2024
USK 16

Banishers: Ghosts of New Eden   09.03.2024 von LorD Avenger

Geisterjagen, das 17. Jahrhundert, schwere Entscheidungen und eine tragische Liebesgeschichte - all das ist Banishers...

Story
 
Atrea und Red sind Banisher - Experten fürs Übernatürliche und Geisterjäger. Von einem alten Freund werden sie in die neue amerikanische Kolonie New Eden gerufen, doch als sie dort ankommen ist das Unglück bereits geschehen - ihr Freund tot und die gesamte Stadt versinkt in Verzweiflung und Dunkelheit, ausgelöst von einem mächtigen Geist. Die beiden Banisher unterschätzen ihren Gegenspieler aber dennoch und Atrea bezahlt das ebenfalls mit ihrem Leben. Doch diese Niederlage kann sie nicht auf sich sitzen lassen und weigert sich ins Jenseits zu gehen. An der Seite ihres Partners und Geliebten Red forschen sie in der Kolonie nach dem Ursprung des Geistes, um ihn zu bekämpfen - nichts ahnend, auf was für schreckliche und buchstäbliche Leichen im Keller sie unter den geplagten Bewohnern treffen.
 
Die Geschichte von Banishers ist tatsächlich mal frischer Wind mit wirklich innovativen Ansätzen. Das Besuchen der amerikanischen Ostküste alleine in diesem Zeitalter, außerhalb eines Assassin's Creed zumindest, ist im Gaming definitiv eine Rarität - vermischt mit dem Fantasy/Horror-Setting des Geisterjagens umso mehr.
 
Ganz besonders weiß ich aber die Strukturierung der sehr persönlichen Geschichte der beiden Protagonisten zu schätzen. Durch Atreas Ableben muss man relativ zu Beginn bereits entscheiden, welchen Weg man verfolgen möchte - zielt man darauf ab sie in den Himmel aufsteigen zu lassen oder möchte man sie mit einem verbotenen Ritual wiederbeleben?
 
Unabhängig davon, wofür man sich entscheidet, müssen Red und Atrea einiges an Arbeit leisten, bevor sie sich dem mächtigen Geist ein weiteres Mal stellen, der Atreas Körper gefangen hält. Überall in der Kolonie werden die Bewohner geplagt von Geistern, Flüchen und anderen übernatürlichen Begebenheiten, deren Ursprung meist in ihren eigenen unmoralischen Handlungen liegen. Die Banisher nehmen die Aufträge an und leisten Detektivarbeit, um mit ihren einzigartigen Fähigkeiten den Ursprung des Leidens ausfindig zu machen. Nach dem Befragen von Zeugen - lebenden wie auch toten - und dem Finden von Indizien ziehen sie ihre Schlüsse und vollstrecken das Urteil. Frei nach Schnauze des Spielers kann das verschiedene Richtungen einschlagen - Geister beispielsweise können befreit und in den Himmel geschickt oder in die Hölle verbannt werden und bösen Menschen kann man als Bestrafung ihre Seele entziehen - ihr Todesurteil. Abhängig von dem beabsichtigten Schicksal Atreas sollte man eine konsequente Linie verfolgen. Ihre eigene Himmelfahrt erfordert eine Menge gute Taten und das Befreien zahlreicher Geister, während ihre Wiederbelebung die Seelen zahlreicher Lebender erfordert. Leider sind die Fälle nicht immer schwarz oder weiß und das eigene Gewissen macht es einem häufig schwer seiner Linie treu zu bleiben. Spannenderweise gibt es auch keinen Indikator dafür, ob man genug Seelen für die Wiederbelebung gesammelt hat - das Ritual gibt nur an, dass die "größtmögliche Menge" benötigt wird. Unter Umständen stellt man sich am Ende dem bösen Geist, gewinnt Atreas Körper zurück und kann sie dann weder aufsteigen lassen noch wiederbeleben.
 
Gameplay
 
Banishers untergliedert sich in drei Hauptelemente im Gameplay. Allen voran und für die Story am wichtigsten ist natürlich die Detektivarbeit. Durch ihre Berufung können Banisher Kontakt zu Geistern aufnehmen oder auch Erinnerungsfetzen in Gegenständen wahrnehmen. Dadurch entdecken sie finstere Geheimnisse, die nicht selten ihre Auftraggeber selbst zu den Schuldigen machen. Doch unabhängig davon, wer der Schuldige ist - wer am Ende bestraft wird, bleibt dem Spieler überlassen.
 
Die meiste Zeit, je nach Spielstil, nimmt die Erkundung in Anspruch. New Eden ist als Open World aufgesetzt, wenn auch eine sehr schlauchige ohne wirklich weite, offene Flächen. Die Schläuche allerdings sind dermaßen verzweigt, dass es einen glatt überfordern kann. Egal, wo man ankommt, zweigen meist drei oder mehr Wege ab und teilweise untergliedern die sich dann noch weiter. Hinzu kommen Wege, die Metroidvania-artig blockiert sind und erst später zugänglich werden mit einer neuen freigeschalteten Fähigkeit. Komplett außer Acht lassen kann man die Erkundung aber nicht, da die gefundenen Ressourcen wie Erze oder Pflanzen für nahezu alles genutzt werden. Die Waffen und Ausrüstung upzugraden kostet gefundene Ressourcen, viel wichtiger aber: Einige für den Storyverlauf erforderliche Rituale müssen mit gewissen Kräutern durchgeführt werden, die man zunächst finden muss. Sammelt man grundsätzlich alles auf, an dem man ohnehin vorbeiläuft, wird man nicht extra losziehen und suchen müssen, aber man wird eben auch für ein bisschen Neugier und Entdeckergeist belohnt.
 
Letztlich haben wir dann noch den Kampf. Überall in der Spielwelt tauchen Geister auf, die einen entweder in ihrer ektoplasmischen Form angreifen oder Besitz von Leichen ergreifen, die in der Nähe liegen. Red greift mit seinen Schwertern und der Muskete an, Atrea hat als Geist eine ausgeprägte Schlagkraft und lernt mit dahinstreichenden Spielstunden immer neue Fähigkeiten, die sie zu einer starken Verbündeten macht. Mit nur einem Knopfdruck lässt sich jederzeit zwischen Red und Atrea wechseln, wodurch zu jeder Zeit die erforderliche oder aufgeladene Fähigkeit einsetzbar wird.
 

Bildergalerie von Banishers: Ghosts of New Eden (7 Bilder)

Grafik
 
Banishers sieht gut aus - wenn auch eher auf einem PS4- als einem PS5-Niveau. Man merkt hier und da durchaus gewisse Schwachstellen, aber die Umgebungen sind alle gelungen und liebevoll gestaltet und die Bewegungsanimationen wirken sehr natürlich. Am meisten zu bemängeln hätte ich wohl, dass die Charaktere in ihrer Optik häufig etwas wächsern und ihre Augen sehr leblos wirken. Die fehlende Menschlichkeit wird dann aber durch die starke Synchronisation und die wirklich gut geschriebenen, glaubhaften Geschichten ausgeglichen.


Cover & Bilder © 2024 Banishers: Ghosts of New Eden, a game developed by Don’t Nod Entertainment and published by Focus Entertainment.


Das Fazit von: LorD Avenger

 LorD Avenger

Banishers kommt trotz seines emotionalen Starts etwas schwer in die Gänge und stößt immer mal wieder auf Durchhänger - speziell dadurch, dass es keinen seiner Ansätze zu 100% verfolgt. Allen voran fehlt dem Spiel einfach Atmosphäre. Es gibt so viele coole und eigentlich unheimliche Schauplätze, die durch die schockierenden Geschichten noch viel gruseliger werden sollten, aber Gänsehaut kommt leider nirgendwo auf. Das liegt zu großen Teilen auch am Kampfgameplay und der Gegnergestaltung, zu dem man im Positiven eigentlich nur sagen kann, dass es funktioniert. Besonders viel Spaß macht das Kämpfen nicht und die immer gleich verlaufenden Gefechte werden auch nahezu sofort eintönig. Es gibt einen einzigen Bosskampf im gesamten Spiel, der sich vom Einheitsbrei abhebt, die gegebenen Funktionen cleverer einsetzt und einem wirklich Freude am Spielen bereiten. Trotz dieser Mängel, die Banishers auf ein Durchschnittsspiel degradieren, gleicht es einige Punkte wieder aus mit seinem frischen Setting und allem voran dem hervorragenden Drehbuch. Die zahlreichen menschlichen Abgründe sind dann die Situationen, in denen einen ein Schauer über den Rücken läuft und die finalen Entscheidungen, bei denen man über die Beteiligten in einem Fall richtet, bringen einem entweder Genugtuung oder heftiges Kopfzerbrechen. Banishers stellt einen auf jeden Fall vor ein paar der schwierigsten Spielerentscheidungen, die ich bisher in meiner Gaming-Karriere treffen musste und allein dafür ist es zweifelsohne spielenswert.


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positiv negativ
  • Umfangreiche Spielzeit mit vielen spannenden Nebenaufgaben
  • Interessante, ausladende Spielwelt, die zugleich offen und schlauchig ist
  • Hervorragendes Drehbuch mit alternativen Enden & vielen Entscheidungen
  • Unverbrauchtes Setting
  • Großes Versäumnis bei der Atmosphäre-Arbeit
  • Kampfsystem ist langweilig und uninspiriert





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