Elfen Lied
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BEWERTUNG |
20.11.2021 von MarSKaum eine Animeserie genießt einen vergleichbaren Kultstatus wie Elfen Lied, die sogar weit über die Grenzen der üblichen Anime-Fans hinaus einen hohen Bekanntheitsgrad vorzuweisen hat. Nach der Blu-ray Erstauflage als Collector´s Edition im Steelcase im Jahr 2015 sowie einem Amazon-exklusiven Digipak hat es sich Koch Films / KSM Anime nicht nehmen lassen, der polarisierenden Dark Fantasy Serie nun noch einmal eine Neuauflage zu spendieren...
Inhalt
Diclonii sind menschliche Mutanten, die telekinetische Mächte besitzen. Von der Regierung werden sie deshalb als tödliche Bedrohung eingestuft, und entweder direkt getötet, oder zu experimentellen Zwecken in Laboratorien eingesperrt. Auch Lucy ist ein Diclonus, jedoch besitzt sie eine einzigartige Fähigkeit und gilt deshalb als gefährlichste ihrer Art. Eines Tages gelingt Lucy die Flucht, während der sie eine Schneise der Verwüstung hinterlässt, jedoch durch eine schwere Verletzung am Kopf auch ihr Gedächtnis verliert. Ohne jegliche Erinnerung macht sie schließlich Bekanntschaft mit den beiden Studenten Kouta und dessen Cousine Yuka, die Lucy ohne zu zögern bei sich aufnehmen. Fortan kümmern sich Kouta und Yuka um das vermeintlich hilflose und verletzliche Mädchen, ohne sich der dadurch für sie selbst drohenden Gefahr bewusst zu sein - denn die Regierung ist Lucy längst auf der Spur, und will ihr Eigentum um jeden Preis wieder zurück...
Elfen Lied basiert auf der gleichnamigen Mangareihe aus der Feder von Mangaka Lynn Okamoto, die zwischen 2002 und 2005 entstand und insgesamt 107 Kapitel verteilt auf 12 Bände umfasst. Die 13-teilige Animeserie erstreckt sich dabei inhaltlich über etwas mehr als die Hälfte der Kapitel und unterscheidet sich mit zunehmender Laufzeit immer stärker von der Vorlage, was zum einen zu einem offenen Ende führt, zum anderen aber die Serie auch zu einem eigenständigen Erlebnis macht. Und ein Erlebnis ist Elfen Lied zweifellos auch 17 Jahre nach ihrer Entstehung noch. Alleine die ersten Minuten dieser Serie brennen sich auf Grund ihres bis dato unerreichten Grades an Gewalt tief ins Gedächtnis ein und machen den Einstieg zu einer denkwürdigen Erinnerung, die man nie wieder vergisst. Gleiches gilt beispielsweise auch für Opening und Ending, deren Bilder berühmten Werken Gustav Klimts nachempfunden wurden. Das Opening wurde dabei hinterlegt mit dem Song "Lilium" von Kumiko Noma, der auf religiösen Texten beruht und damit eine völlig einzigartige Stimmung erzeugt, während das Ending mit "Be your Girl" von Chieko Kawabe ebenfalls perfekt mit der Atmosphäre der Serie harmoniert. Doch auf die - zugegeben wirklich explizite - Gewalt sowie den wundervollen Soundtrack sollte man Elfen Lied natürlich nicht reduzieren, denn nicht ohne Grund hat es die Animeserie über die Jahre geschafft, nicht nur unter Anime-Fans Kultstatus zu erreichen.
Elfen Lied entpuppt sich nämlich bei genauer Betrachtung als komplexes, vielschichtiges Konstrukt, dem es perfekt gelingt, diverse Genres zu bedienen und das Ganze dennoch zu einer perfekt harmonierenden Einheit zusammenzuführen. So bietet die Serie sowohl Horror- wie auch Thrillerelemente, verbindet Ecchi und Fanservice mit einer subtilen Coming-of-Age Geschichte, zeigt aber auch die Kaltblütigkeit der Menschen mit all ihren monströsen Facetten, während im nächsten Moment wieder Hoffnung und sogar kurze Phasen von Fröhlichkeit dominieren. Um dabei den Spannungsbogen stets aufrechtzuerhalten, werden Puzzleteile und aufgeworfene Fragen erst nach und nach zusammengeführt beziehungsweise beantwortet, wobei diese Offenbarungen oftmals sehr unbequem und regelrecht schockierend ausfallen. Verpackt ist das Ganze in eine düster-melancholische Grundatmosphäre, welche die Tragik der Figuren stimmungsvoll widerspiegelt. Diese Struktur macht Elfen Lied in der Gesamtheit zu einem außergewöhnlichen Werk, das geschickt Drama und Psychothriller mit reichlich Schau- und Unterhaltungswerten kombiniert und damit unweigerlich einen bleibenden - und teilweise verstörenden - Eindruck hinterlässt.
Die Animationen stammen aus dem Hause Commonsence Inc. (damals noch als Y.K. Arms), das Mitte 2020 aufgelöst wurde. Diese sind vergleichbar mit der 2014 entstandenen, thematisch - zumindest zu Beginn - ähnlich gelagerten Serie Brynhildr in the Darkness und zeigen sich altersgerecht vor allem beim Charakterdesign nicht allzu detailliert. Dennoch bieten die Figuren einen hohen Wiedererkennungswert, gerade in Bezug auf Lucy/Nyu. Hintergründe sind im Gegensatz zu den eher simpel dargestellten Charakteren deutlich ansprechender ausgearbeitet und können immer wieder durch sehr gelungene Panoramen überzeugen. Die deutsche Synchronfassung ist durchwegs gelungen, setzt aber keine nennenswerten Akzente.
Details der Blu-ray
Die Blu-ray bietet eine meist saubere Darstellung, nur selten schleichen sich kleinere Unschärfen mit ein. Satte Farben und ein überwiegend kräftiger Kontrast sorgen für einen ansprechenden Look, während dezente Kantenprobleme und leichte Unruhen in den rasanteren Sequenzen das HD-Feeling marginal trüben. Die Tonspur zeigt sich dynamisch, durchaus kraftvoll sowie gut ausbalanciert. Effekte verteilen sich bei Bedarf sehr schön im Raum und sind sauber zu orten, die Sprachausgabe ist durchwegs klar und gut verständlich.
Episodenguide
Cover & Bilder © Koch Films GmbH Das Fazit von: MarS
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