Far Cry 6
|
BEWERTUNG |
23.10.2021 von LorD AvengerDie Far Cry-Reihe geht in die sechste (Haupt-)Runde und als Guerilla-Kämpfer stellt ihr euch dem kaltblütigen Diktator Antón Castillo...
Inhalt
Dani Rojas ist eine Bewohnerin (wahlweise ein männlicher Bewohner, aber wer will da schon?) des karibischen Inselstaates Yara, der seit Jahren unter der diktatorischen Führung von Antón Castillo steht. Bei Ausschreitungen in der Stadt greift das Militär hart durch und nachdem Danis Freund getötet wird, ergreift sie zusammen mit ihrer Freundin die Flucht. Diese verläuft allerdings nicht wie geplant und obwohl Dani eigentlich aus dem Land nach Amerika fliehen möchte, schließt sie sich doch der Rebellion an und lehnt sich als Guerilla-Kämpferin gegen Castillo und seine Befehlshaber auf. Zunächst gilt es, seine Machtstellung systematisch zu schwächen, ihn so herauszulocken und schließlich auch ihm den Garaus zu machen.
Um als geschlossene Einheit gegen das Militärregime aufzutreten wird Dani von der Rebellionsführerin Clara Garcia unter der Fahne von Libertad in sämtliche Ecken des kleinen Landes geschickt, um die dort verstreuten Widerstandskämpfer zu vereinen. Die haben zunächst aber immer erst einmal mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen und könnten ein wenig Hilfe gut gebrauchen...
Gameplay
Wer schon einmal einen Far Cry-Teil gespielt hat, der wird sich auch im sechsten Hauptableger der Reihe gut zurechtfinden. Das Hauptspielelement ist ein unkomplizierter Ego-Shooter mit einem individuell zu füllenden Waffenrad. Verschiedene Truhen auf dem Inselstaat bergen diverse Pistolen, Maschinen- und Scharfschützengewehre, Shotguns, Bögen oder auch Schussarsenal mit Sprengkraft. Zusätzlich bekommt man einen Flammenwerfer zum Abbrennen ganzer Felder, die üblichen Molotov-Cocktails, Granaten, Wurfmesser oder simple Basebälle zum Ablenken von Gegnern. Die Waffen können jederzeit ausgetauscht und auf einen von drei bequemen Primärwaffen-Slots gelegt werden. Durch das Sammeln von Schießpulver, Altmetall und sonstigem Schrott können alle Waffen an großzügig verteilten Werkbänken auch modifiziert werden - beispielsweise mit anderen Munitionstypen oder diversen Visieren. Hinzu kommt eine Art Rucksack, die einen Spezialangriff zur Verfügung stellt, der sich in Feuergefechten allerdings zunächst aufladen muss. Auch hier kann man individualisieren und entweder Zielsuchraketen mit sich herumschleppen oder eine EMP, die technische Gerätschaften wie Überwachungskameras ausschaltet.
Das Spiel unterstützt einen auf der Konsole mit einer sehr guten Auto-Aim-Funktion, die Gegner in Blickrichtung automatisch anvisiert. Für einen Kopfschuss muss man so meistens nur ein wenig nachjustieren. Das ist auch dringend zu empfehlen, da Gegner Körpertreffer ziemlich gut wegstecken können.
In den Camps der verschiedenen Widerstandsgruppen trifft man auf weitere Elemente, die eher an Rollenspiele erinnern. Hier kann man Missionen für seine Gefolgschaft auswählen und mithilfe von Material und Geld beim Ausbau des Lagers helfen. Verschiedene Gebäude sorgen für unterschiedliche Vorteile und können weiter hochgestuft werden. Auch kann man von dort aus überall auf der Insel Unterschlüpfe kaufen, die gleichzeitig als Schnellreisepunkte dienen.
Sind keine Schnellreisepunkte in der Nähe des Zielortes vorhanden, muss man sich selbst aufmachen die meist tausende Meter Entfernung hinter sich zu legen. Das geht auf dem unebenen Terrain des Landes zwar am langsamsten, dafür aber am besten zu Fuß. Dani kann klettern, Enterhakenpunkte und Seilrutschen in Anspruch nehmen und mit ihrem Fallschirm oder Wingsuit von hohen Punkten weitestgehend gefahrlos abspringen. Alternativ gibt es auch Pferde, die gut funktionieren oder Fahrzeuge, die aber nur auf den wenigen festen Straßen zu gebrauchen sind, wodurch man häufig gehörige Umwege in Kauf nehmen muss. Auch gibt es schwerer zu manövrierende Flugzeuge und meinen Favoriten, die Hubschrauber. Bewegt man sich allerdings auf dem Luftweg fort, sollte man immer einen Blick auf die Minimap haben, um Flugverbotszonen frühzeitig zu erkennen und keinen Abschuss zu riskieren. Alternativ kann man natürlich auch die entsprechenden Stützpunkte erobern und die Flugabwehrraketen zerstören.
Wie man es von Far Cry inzwischen gewohnt ist, sind natürlich auch die Stützpunkte wieder ein großer Teil des Spiels, besonders im optionalen Rahmen. Diverse feindliche Lager entdeckt man beim Durchforsten der Insel selbst oder erfährt durch Dokumente oder Informanten von ihnen. Sie unterscheiden sich auch in diverse Typen, die die Zielanforderungen beeinflussen. So muss man entweder alle Gegner ausschalten oder zusätzlich noch eine Plakatwand zerstören oder eben ein bestimmtes Ziel wie Tanks oder Kanonen zerstören. Die Vorgehensweise hierbei bleibt dem Spieler überlassen. Er kann hineinstürmen und wild um sich schießen, was ebenfalls überraschend gut und einfach funktioniert oder vorher die Lage mit seiner Handykamera sondieren, Feinde, Überwachungskameras und Alarmschalter markieren und sich anschließenden hineinschleichen, um möglichst alle leise und unbemerkt auszuschalten. Der heiß geliebte, blutige Macheten-Finisher, Schalldämpfer oder Wurfmesser sowie Bögen helfen dabei.
Spielwelt
Die Spielwelt von Yara wurde unter dem Vorbild von Kuba erschaffen, bietet also jede Menge karibische Vegetation, allerdings auch deutlich weniger wilden Dschungel als z.B. ein Far Cry 3. Die Zivilisation ist nie weiter als ein paar hundert Meter entfernt, was jeglichen Abenteuergeist beim Entdecken deutlich dämpft. Man hat nie das Gefühl der Erste zu sein, der diesen Ort jemals oder zumindest seit langer Zeit betreten hat, denn selbst auf den höchsten Bergen wartet plötzlich eine Werkbank auf einen und auch auf den entlegensten Pfaden kommen einem Menschen entgegen. Einhergehend mit den verschiedenen Fraktionen, die man vereinen soll verändert sich auch das Landschaftsbild ein wenig. Von den vielen Wäldern und Bergen mit ihren gelegentlichen Siedlungen und Farmen wechselt man in ein Sumpfgebiet und schließlich natürlich in die Hauptstadt.
So ungern ich diese Begrifflichkeit verwende, baut auch Far Cry 6 auf der Ubisoft-Formel auf. Wer viel Spielzeit für sein Geld bekommen möchte, der ist hier genau richtig. Neben der Hauptkampagne gibt es noch jede Menge Nebenmissionen, die man optional erledigen kann, man könnte die Stützpunkte ausschalten, um Schnellreisepunkte zu aktivieren oder den Flugverkehr zu sichern oder man kann einfach sammeln bis man blöde wird. Spieler, die an keinem Symbol vorbei können, das auf der Minimap aufploppt, die sollten Fahrzeuge gar nicht erst in Betracht ziehen - ansonsten werden sie alle 50 Meter wieder den Motor abstellen und aussteigen müssen. Es gibt Waffenkisten, Schatullen mit diversen Kleidungsstücken, kleine Altare an denen man huldigen kann - und das bezieht das Sammeln von den überall großzügig verteilten Materialien zum Bau von Gebäuden oder Waffen-Upgrades noch gar nicht ein. Selten durchstreift man längere Zeit ein Gebiet ohne etwas zu entdecken, zu dem man theoretisch hinlaufen könnte.
Auch gibt es im Inselstaat jede Menge Schatzsuchen, die man zunächst entdecken und deren Hinweisen man anschließend folgen muss, um eine besondere Ausrüstung oder Ähnliches zu finden. Ähnlich wie in den Gräbern von Assassin's Creed Spielen ist das eine kampffreie Zone, in der besonders die Geschicklichkeit gefragt ist, während man Sprung-, Schwing- und Kletterpassagen absolviert. Hier hätte allerdings ein wenig Optimierung noch gut getan, weil das Greifen nach dafür vorgesehenen Felsvorsprüngen selten reibungslos funktioniert und häufig mehrere Anläufe benötigt, was das Tempo aus den ansonsten interessanten Passagen nimmt und ernüchtert.
Entgegen dem, was die Trailer vermuten lassen, sieht man ziemlich wenig vom Antagonisten Castillo und seinem Sohn. Die Wege von ihm und dem Spieler kreuzen sich erst sehr spät im Spiel und bis dahin sehen wir immer nur eine kurze Zwischensequenz nach dem Abschließen von einer Hauptmissionsreihe. Darin wirkt er immer sehr cool, aber auch nicht sonderlich innovativ: Der Meisterstratege, der zum kaltschnäuzigen Diktator wird und nicht aus der Ruhe zu bringen ist. Interessant finde ich, dass Far Cry zum wiederholten Male mit Breaking Bad die Wege kreuzt. Castillo wird unverkennbar vom Darsteller Giancarlo Esposito gemimt, bekannt als Gustavo Fring. In Far Cry wurde der Antagonist von Michael Mando gespielt - einem Darsteller aus dem Breaking Bad-Spin Off Better Call Saul.
Als Protagonist wählt man das Geschlecht von Dani Rojas aus, die/der für die Far Cry-Serie ungewöhnlich oft vor der Kamera landet. An Zwischensequenzen nimmt der Protagonist immer aktiv teil und in der waffenfreien Zone von Camps zoomt die Kamera auch immer in eine Third Person-Ansicht heraus. Trotz diesem neugefundenen Fokus bleibt die Figur aber ohne sonderliche Tiefe. Der feste Drang dem Land zu entfliehen wird relativ schnell und eher wenig plausibel entkräftet, sodass wir Handlungen durchführen für eine Person, die eigentlich gar keinen schwer genug wiegenden Antrieb dafür haben sollte.
Am überzeugendsten sind dieses Mal die Nebencharaktere. Es gibt eine ganze Menge davon und nicht alle sind durchweg gelungen, aber andere sind markant und ausgeflippt genug, um in Erinnerung zu bleiben. Juan Cortez, z.B., der berüchtigte Erfinder, der die selbst aufgestellten Guerilla-Regeln runterrattert wie Phil in Disney's Hercules oder der aus der Rente geholte Rebellenkämpfer El Tigre.
Grafik
Die Power der PlayStation 5 konnte ich in Far Cry 6 leider nicht wiedererkennen. Umgebungen und Charakteranimationen, speziell seitens der Mimik, sind vollkommenes PS4-Niveau. Zwar auf einem guten Level, aber nichts, das einen im Zeitalter von Death Stranding oder Ghost of Tsushima übermäßig beeindrucken könnte.
Auch ohne Bugs kommt das Spiel nicht aus. Sieht man einmal von witzigen Einzelfällen ab, in denen Charaktere in der Luft schweben oder in die Höhe geschleudert werden, wenn man sie beim Klettern im richtigen Moment abschießt, gab es bei mir einen immer wiederkehrenden Grafik-Bug. NPCs schienen stellenweise auf ihrer nackten Haut von einer neonfarbenen Schicht überzogen zu sein und leuchteten hell grün oder violett. Dieses Erscheinungsbild löste sich auf, sobald man sich den Figuren ausreichend näherte, beim erneuten Entfernen konnte man es aber wieder in Erscheinung rufen. Nichts, dass das Spielen in irgendeiner Form beeinträchtigt, doch aber die Immersion. Cover & Bilder © 2021 Ubisoft Entertainment. All Rights Reserved. Far Cry, Ubisoft, and the Ubisoft logo are trademarks of Ubisoft Entertainment in the US and/or other countries. Based on Crytek’s original Far Cry directed by Cevat Yerli. Powered by Crytek’s technology “CryEngine.” Das Fazit von: LorD Avenger
|
|
Kommentare[X]