American Pie (Neuauflage)
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BEWERTUNG |
12.03.2021 von Dan DeMento
Danke, Pidax! Dank des Labels aus Riegelsberg findet American Pie seinen Weg zurück in die Heimkinos. Bei den Lieblingsfilmen der eigenen Jugend neigt man ja gelegentlich zur Verklärung, deswegen haben wir überprüft, ob der Streifen heute eher zum Fremdschämen einlädt oder zu Recht in der Kategorie "Film-Klassiker" geführt wird.
Inhalt:
Der Freundeskreis um Jim (Jason Biggs) steht kurz vor der Vollendung ihrer Highschool-Zeit, von einer anderen Vollendung sind die vier aber noch weit entfernt. Denn sowohl Jim als auch seine Freunde Oz (Chris Klein), Finch (Eddie Kayne Thomas) und Kevin (Thomas Ian Nicholas) sind noch Jungfrauen. Daher schließen sie einen Pakt: Noch vor ihrem Abschluss wollen alle vier ihre Unschuld verlieren. Der Erfolg hält sich allerdings in Grenzen und so versuchen die Freunde, jeder mit einem anderen perfiden Plan, am Abend des Abschlussballs alles klar zu machen.
Egal, was man inhaltlich von American Pie halten mag, sein Einfluss auf die Popkultur der Nullerjahre ist unbestreitbar. Von den als Regisseur und Produzent auftretenen Brüdern Paul und Chris Weitz eigentlich selbst nur als Hommage an die - nach ihrem Geschmack zu prüden - Collegefilme der 80er konzipiert, löste der Streifen eine Welle von sexuell fokussierten Teenie-Komödien aus und zog selbst drei Fortsetzungen sowie fünf Spin-Offs nach sich.
Doch während Fortsetzungen wie Nachahmer sich qualitativ irgendwo zwischen "ganz amüsant" und "unerträglich" bewegten, ist American Pie auch mehr als 20 Jahre nach seinem Erscheinen noch durchgehend unterhaltsam. Zwar sind nicht alle Gags perfekt gealtert, dafür gibt es aber auch keine Momente, für die es heute Shitstorms diverser Vereinigungen hageln würde. Natürlich gibt es im Kosmos der Highschool-Freunde auch frauenfeindliche Idioten - allen voran natürlich Steve Stiffler, quasi der Barney Stinson seiner Zeit - doch wird dieses Verhalten nicht als normal oder nachahmenswert empfunden. Und auch, dass die Auflösung des Films - muss man bei American Pie noch vor Spoilern warnen? - eben nicht (nur) darin liegt, dass die Freunde endlich den begehrten Stich zu landen, sondern auf die eine oder andere Weise erwachsen werden und eine über Sex hinausgehende Lebensmotivation entdecken, unterscheidet den Film positiv von seinen Genrekollegen.
Ebenfalls interessant zu beobachten ist mit 20 Jahren Abstand, wie viele Elemente von American Pie klammheimlich Einzug in unseren Sprachgebrauch gehalten haben. War die Halbwertsdauer von geflügelten Worten die "Stifflers Mom" oder "Heimscheißer" wohl eher der Generation vorbehalten, die den Film wirklich im Jahre 1999 zu Gesicht bekamen, dürfte den wenigsten klar sein, dass auch der weitaus geläufigere Ausdruck MILF - wenn in der deutschen Fassung auch korrekt übersetzt als MIGF eingeführt - eine seiner ersten Erwähnungen in diesem Film hatte.
Als internationaler Kultfilm bedeutete American Pie auch den Startschuss - oder auch Neustart - einiger Filmkarrieren. Während Hauptdarsteller Jason Biggs es leider bis heute nicht wirklich geschafft hat, sich aus dem Schatten seiner Rolle zu lösen, ist Alyson Hannigan der jüngeren Generation wohl weniger als das Flötenmädchen bekannt, sondern mehr als Lily Aldrin aus How I Met Your Mother. Mena Suvari wurde noch im gleichen Jahr durch ihre Rolle in American Beauty zur Legende, Tara Reid kreischte sich durch alle sechs Sharknado Filme und "Stiffler" Seann William Scott zeigte unlängst in Bloodline, dass er auch ganz andere Töne anschlagen kann. Zum ersten Mal bewusst aufgefallen ist mir bei dieser erneuten Sichtung des Films ein gewisser Casey Affleck in einem Mini-Auftritt als älterer Bruder von Kevin und Überbringer der heiligen Sex-Bibel.
Für Nostalgiker der Generation 30+ ist American Pie also immer noch eine ähnliche Freude wie Anno '99, für Neueinsteiger dürfte es da aber wohl ganz anders aussehen. Auch wenn der Film einiges an deftigen Szenen und nackter Haut - der Auftritt von Shannon Elizabeth ist nach wie vor atemberaubend - bietet, die jungen Leute kann man damit wohl nicht mehr hinterm Ofen hervorlocken. Allein die Problematik mit verschlüsselten TV-Kanälen in der Eröffnungssequenz oder mit dem Versenden von Videos in der eben erwähnten Szene mit Miss Elizabeth ist in Zeiten von Youporn, WhatsApp und Social Media nicht mehr nachvollziehbar und das Phänomen der volljährigen Jungfrauen hat - zumindest in den USA - heute eher Sekten-Charakter.
So ist American Pie für die 2000er wohl das, was Breakfast Club für die 80er und American Graffiti für die 70er waren: Für die jeweils angesprochene Generation unsterbliche Legenden, für die nachfolgenden eher seichte Streifen mit nostalgischem Charme und teilweise schlecht gealterter Political Correctness. Trotzdem sollte er - genau wie die beiden anderen - in keinem gut sortierten Filmregal fehlen. Von den Fortsetzungen hingegen kann man problemlos Abstand nehmen.
Details der Blu-ray:
Aus Bild und Ton wurde hier wirklich das Bestmögliche herausgeholt. Zwar sumpfen gerade einige der Innenraum-Szenen recht farblos vor sich hin, das ist aber nicht der Qualität der Restaurierung vorzuwerfen, sondern der teilweise wirklich schlechten Beleuchtung. Das - genau wie die teilweise recht mangelhafte deutsche Synchro - sind eben Details, die erst in HD-Auflösung wirklich auffallen. Trotz dieser Mängel ist aber qualitativ alles in bester Ordnung und mit Making Of, Behind the Scenes, Interviews und vielem mehr auch eine Menge Bonusmaterial.
Cover & Bilder © Pidax Film- und Hörspielverlag GmbH Das Fazit von: Dan DeMento
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