Der Coup

Der Coup

Originaltitel: Le Casse
Genre: Action
Regie: Henri Verneuil
Hauptdarsteller: Jean-Paul Belmondo
Laufzeit: BD (121 Min)
Label: Koch Films GmbH
FSK 16

Der Coup   09.04.2021 von Dan DeMento

Am heutigen 9. April wird die französische Schauspiellegende Jean-Paul Belmondo 88 Jahre alt. Zur Feier des Tages haben wir einen Blick auf einen seiner größten Erfolge, die Krimikomödie Der Coup geworfen und geschaut, wie unterhaltsam der Streifen stolze 50 Jahre nach seiner Veröffentlichung noch ist.

 

Inhalt:
 
Zunächst scheint beim bisher größten Raubzug von Safeknacker Azad (Jean-Paul Belmondo) und seinem Team alles glatt zu gehen. Aus einer Villa in Athen erbeuten sie einen Koffer voller Smaragde und entkommen - trotz eines Besuches von Kommissar Zacharia (Omar Sharif) - unbehelligt. Als die Bande aber am nächsten Tag wie geplant per Schiff das Land verlassen will, ist dieses nicht fahrbereit und so müssen sie die Smaragde verstecken und für die nächsten fünf Tage in der griechischen Stadt untertauchen. Die schöne Helene (Nicole Calfan) nutzt den Anlass für einen Urlaub auf einer der griechischen Inseln, während die anderen drei in Athen bleiben. Doch Kommissar Zacharia hat den Braten mittlerweile gerochen und schlägt Azad nach einer halbbrecherischen Verfolgungsjagd einen Deal vor: Wenn er ihm das Versteck der Steine verrät, lässt Zacharia die Bande unbehelligt das Land verlassen...
 
Jean-Paul Belmondo ist nicht nur eine lebende Legende, sondern legte auch ein unfassbares Arbeitspensum an den Tag. Von seinem ersten Leinwandauftritt im Jahre 1956 bis zu seinem - vorerst - letzten 2008 spielte der Franzose in über 80 Filmen mit, darunter Klassiker wie Godards Außer Atem, Angst über der Stadt, Der Unverbesserliche oder eben Der Coup. Dabei war er nie auf ein Genre festgelegt, er drehte von flachen Romanzen bis zum knallharten Thriller fast alles. Gehalten haben sich aber vor allem seine Darstellungen des charmanten Kriminellen, und ebendiesen verkörpert er in Der Coup wie kein zweiter.
 
Der größte Unterschied zu thematisch ähnlich angelegten, aktuelleren Produktionen wie Ocean´s Eleven ist das Tempo. Der titelgebende Coup zur Beginn des Films zieht sich über mehr als 20 Minuten hin und Zeit in beinahe wissenschaftlicher Genauigkeit, wie Bandenoberhaupt Azad mit - für 1970 - topaktueller Technik einen Safe öffnet. Doch nicht nur in ruhigen Szenen wird die Laufzeit des Films gestreckt, auch bei den Actionsequenzen. So dauert die zu Recht legendäre Autoverfolgungsjagd durch den Athener Berufsverkehr stolze 13 Minuten, kommt dabei komplett ohne Musik aus und die beiden verwendeten Autos waren auch 1971 keine Rennmaschinen. Doch bei all dieser Langsamkeit entstehen trotzdem nur äußerst selten wirkliche Längen und Der Coup ist bis zum Schluss spannend.
 
Das liegt aus der angenehmen Mischung aus einem - zwar nicht sonderlich innovativen, aber gut gespielten - Kriminalfall, der richtigen Portion Humor und einiger Actionszenen, die nicht nur zum größten Teil von Belmondo selbst gespielt wurden, sondern auch 50 Jahre später noch wirklich beeindruckend sind. Von dem Stunt, sich mitsamt Ladung von einem Kieslaster in eine 300 Meter tiefe Grube schütten zu lassen - und das ohne jegliche Sicherung - würde vermutlich sogar ein Tom Cruise Abstand nehmen.
 
Neben Jean-Paul Belmondo steht Antagonist Kommissar Zacharia im Vordergrund, und dessen Darsteller Omar Sharif ist ein ebensolcher Hochkaräter. Obwohl nur ein Jahr älter als Belmondo war dessen Zielgruppe auch damals schon eher die Mütter der Frauen, die es auf den Hauptdarsteller abgesehen hatten. Mit Rollen in Lawrence von Arabien, Dschingis Khan oder auch Funny Girl war Sharif festgelegt auf die Rolle des edlen Charmeurs und ist daher die perfekte Ergänzung zum Haudegen Belmondo. Gerade die Szenen, in denen sich nur die beiden gegenüberstehen, versprühen eine Energie, die man in einer solchen Intensität nur selten zu sehen bekommt.
 
Etwas weniger gut gealtert hingegen ist der Umgang mit Frauen. Dass die Hauptfigur emotional wie sexuell hin- und hergerissen ist zwischen einem Playmate und seiner 20 Jahre jüngeren Quasi-Ziehtochter, den Liebhaber zweiterer kurzerhand umbringt um sie zurückzugewinnen und Konflikte mit beiden abwechselnd durch wüste Beschimpfungen und Schläge ins Gesicht löst, würde eine Drehbuchkommission heutzutage vermutlich nicht mehr anstandslos durchwinken.
 
Trotzdem bleibt Der Coup auch ein halbes Jahrhundert später ein durchwegs unterhaltsamer Thriller, der das Prädikat Klassiker durchaus verdient hat. Würdig ist diesem Klassiker auch die Mediabook-Veröffentlichung von Koch Media, die neben einem 40-seitigen und sehr interessanten Booklet und mächtig Bonusmaterial auch die - um 12 Minuten kürzere - englische Fassung des Films enthält. Die Besonderheit an dieser Fassung ist, dass nicht etwa synchronisiert wurde, sondern die Dialoge in beiden Sprachen gedreht wurden. Wer keine Lust hat, beide Versionen anzuschauen, dem bietet das Bonusmaterial sogar einen Vergleich der beiden Fassungen.
 

Bildergalerie von Der Coup (8 Bilder)

Details der Blu-ray:
 
Der Coup ist ein Paradebeispiel dafür, wie schön ein HD-Remaster aussehen kann. Das Bild ist klar und scharf, die Farben natürlich und trotzdem hat der Film nichts von seinem nostalgischen Charme verloren. Auch der Ton kommt unerwartet breit aus den Boxen und die Dialoge setzen sich perfekt vom großartigen Score von Ennio Morricone ab. Wie oben schon erwähnt gibt es eine zweite Blu-ray mit der englischen Fassung, einem Making of, dem Vergleich der beiden Fassungen und dem Trailer. Dazu bietet das Mediabook ein Booklet mit Fotos und Informationen zum Film.


Cover & Bilder © Koch Films GmbH / Produktfotos: www.sofahelden.de


Das Fazit von: Dan DeMento

Dan DeMento

 

Der Coup ist wirklich gut gealtert. Natürlich entspricht das Tempo nicht mehr ganz den heutigen Sehgewohnheiten, über technische Details kann man heute nur schmunzeln und über den Umgang mit Frauen den Kopf schütteln. Die Geschichte ist aber auch 50 Jahre später noch fesselnd und die Actionsequenzen immer noch beeindruckend. Das Mediabook ist schick und mit Liebe zum Detail gestaltet und sollte in keiner guten Filmsammlung fehlen.


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