Die Hüterin der blauen Laterne

Die Hüterin der blauen Laterne

Originaltitel: Valley of the Lanterns
Genre: Zeichentrick
Regie: Caleb Hystad
Hauptdarsteller: Nicole Oliver
Laufzeit: DVD (93 Min) • BD (97 Min)
Label: NEW KSM
FSK 0

Die Hüterin der blauen Laterne   02.07.2020 von Dan DeMento

Der Markt für Kinderunterhaltung ist ganz klar in der Hand von Disney, an den großen Blockbustern geht kaum ein Weg vorbei. Wenn man aber einen Blick über den Tellerrand wagt, entdeckt man oft Perlen, die ihren großen Brüdern locker das Wasser reichen können. Ob die kanadische Produktion Die Hüterin der blauen Laterne so eine Perle ist, haben wir für euch unter die Lupe genommen.
 
Inhalt:
 
Der siebenjährige Porter (Thomas Haddaway-Graham) lebt ein glückliches Leben in einem kleinen Dorf, zusammen mit seinen Eltern und seiner Großmutter Olistene (Nicole Oliver). Das größte Ereignis des Jahres ist das Neujahrsfest, an dem das ganze Dorf kunstvolle Laternen aufsteigen lässt, die von Olistene in mühevoller Handarbeit hergestellt werden. Als Porter seiner Großmutter eines Tages in eine nahe gelegene Ruine folgt, entdeckt er ihr größtes Geheimnis: Mithilfe einer sagenhaften blauen Laterne ist es möglich, die Zeit um genau ein Jahr zurückzudrehen. Dies nutzten die Herrscher des Tals vor Urzeiten, um die Bewohner vor Angriffen von Feinden beschützen zu können. Jetzt allerdings nutzt Olistene den Zauber, um trotz ihres fortschreitenden Alters weiter Laternen bauen zu können. Während Porter verspricht, das Geheimnis zu bewahren, droht Gefahr aus einer unerwarteten Richtung. Denn auch der örtliche Taugenichts Keelan (Ian Hanlin) war mit in der Ruine. Und der nutzt den Zauber jetzt eiskalt zu seinem eigenen Vorteil...
 
Wenn es um Kinderfilme geht, habe ich mit meinen eigenen Kindern eine mehr als kompetente Jury an meiner Seite, und trotz leichter Startschwierigkeiten wurde Die Hüterin der blauen Laterne sehr gut aufgenommen. Die besagten Schwierigkeiten entstanden in den ersten 20 Minuten des Films, in denen - dem Klassiker Und täglich grüßt das Murmeltier nicht unähnlich - immer wieder dieselben Szenen mit winzigen Unterschieden gezeigt wurden. 
 
Da die Erklärung, nämlich das wiederholte Zurückdrehen der Zeit, erst wesentlich später folgte, war dieser Teil des Films zuerst recht verwirrend, wurde aber dann zumindest vom 5jährigen mit einem "Achsoooo!" zur Kenntnis genommen.
 
Spätestens ab diesem Zeitpunkt beginnt die Geschichte einen auch wirklich mitzunehmen. Man kann die Beweggründe aller Beteiligten gut nachvollziehen und die Erzählweise ist ruhig und einfühlsam. Auf platten Slapstick wurde dankenswerterweise genauso verzichtet wie auf Gewalt.
 
Besonders positiv zu erwähnen ist, dass Die Hüterin der blauen Laterne vollständig ohne Gruselelemente auskommt. Während es keine Disney-, Pixar- oder vergleichbare Produktion der letzten 15 Jahre gibt, in denen es keine riesigen Lavamonster, tödlichen Schlangen, übermächtige Bösewichte und natürlich mindestens ein totes Familienmitglied gibt, ist hier der "Böse" ein einfacher Mann, der noch dazu einfach nur das Falsche aus den richtigen Gründen tut.
 
Damit kann man den Film auch wirklich bedenkenlos mit seinen kleinen Kindern schauen. Die FSK 0 ist hier also wirklich in Ordnung, während man sich bei manch anderen Vertretern des Genres fragt, wer zur Hölle eine Freigabe ab 6 Jahren durchgewunken hat.
 
Etwas gewöhnungsbedürftig ist allerdings die Optik. Während die Hintergründe mit einer unglaublichen Liebe zum Detail handgezeichnet sind und an Disney oder Studio Ghibli in ihren besten Zeiten erinnern, sind die Figuren 3D-Animationen in einer Güte, für die sich jedes Handyspiel schämen würde. Die "Menschen" bestehen eigentlich nur aus verschieden großen Knubbeln, die mal mehr, mal weniger geschickt zusammengesetzt wurden. So ist es zum Beispiel teilweise äußerst schwierig, das Geschlecht mancher Beteiligter herauszufinden. So war ich persönlich bis zur Nennung des Namens überzeugt, bei Porter würde es sich um ein Mädchen handeln. Und auch die Interaktion von 3D Figuren mit 2D Hintergrund sieht manchmal nicht gerade optimal aus.
 
Die meiste Zeit schafft es die Story aber, diesen optischen Makel in den Hintergrund treten zu lassen und wenn man Lust auf eine schöne, ruhig erzählte Geschichte ohne Hollywood-Geballer hat, bietet Die Hüterin der blauen Laterne einen wirklich gelungenen Filmabend für die ganze Familie. Meine Junior-Jury war zumindest absolut zufrieden.
 

Bildergalerie von Die Hüterin der blauen Laterne (5 Bilder)

Details der Blu-ray:
 
Bild und Ton sind sauber und geben keinen Grund zur Kritik, auch wenn man der Produktion insgesamt das geringe Budget schon anmerkt. Man sollte den Film als Indie-Zeichentrick behandeln, dann passt auch die Qualität. Überrascht hat mich das umfangreiche Bonusmaterial, so gibt es die Entstehung einzelner Szenen, Originalzeichnungen und einen Trailer.


Cover & Bilder © Koch Films GmbH


Das Fazit von: Dan DeMento

Dan DeMento

 

Die Hüterin der blauen Laterne fristet ein Leben jenseits der großen Bekanntheit, was durchaus schade ist. Gerade aus pädagogischer Sicht ist der Film vielen "großen" Kollegen meilenweit vorzuziehen. Klare Empfehlung für den nächsten Familien-Filmabend!


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