McMafia - Die komplette Staffel 1
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BEWERTUNG |
19.05.2018 von LorD Avenger
Alex ist der Sohn eines im Exil lebenden, ehemaligen russischen Mafia-Paten. Er ist stolz auf sein Studium, das Leben mit seiner Freundin in London und seine Finanzverwaltungsfirma. Um deren Fonds ist es allerdings nicht gut bestellt und auf der Suche nach Investoren gerät er auf die schiefe Bahn, die ihn und seine gesamte Familie in Gefahr bringt...
Basierend auf dem gleichnamigen, nicht-fiktiven Buch von Journalist Misha Glenny veranschaulicht McMafia, wie die heutige Welt funktioniert, wie auch die Kriminellen globalisieren und mit welchen mächtigen Leuten sie in Verbindung stehen. Sinnbildlich für die behandelte Globalisierung spielt die aus lediglich acht Folgen bestehende erste Staffel der BBC-Serie überall auf der Welt, inklusive Mumbai, Prag, Zagreb, Istanbul, Moskau und Tel Aviv - was mitunter zu Produktionskosten von mehreren Millionen Pfund pro Episode führte. Gleichzeitig legte man auch großen Wert darauf, die Darsteller überall auf der Welt zusammenzusuchen und sie glaubhaft den Schauplätzen zuzuordnen. So kommt es auch, dass es einen nicht unerheblichen Anteil an Untertiteln gibt, wenn die Charaktere beispielsweise russisch, tschechisch oder indisch sprechen anstatt allesamt unrealistischerweise englisch, bzw. deutsch.
"Ich möchte McDonald's sein."
McMafia fühlt sich ein bisschen wie das uneheliche Kind von Die Sopranos und Breaking Bad an. Zum einen haben wir natürlich das brutale Mafiageschäft, das immerhin endlich mal von der italienischen Mafia wechselt. Sehr interessant anzusehen ist der Globalisierungsgedanke, der bei anderen Mafia-Geschichten meist untergeht oder überhaupt nicht zur Debatte steht. Nicht umsonst spielt der Titel aber auf McDonald's an und ködert mit der Unterschrift "Welcome to the Franchise". Einer der Charaktere in der Serie erklärt es ganz gut: "Wissen Sie, warum McDonald's so viel erfolgreicher ist als Burger King? Weil es mehr McDonald's als Burger King gibt. Ich möchte McDonald's sein." Ähnlich wie in der legalen Wirtschaft auch, haben lokale Anbieter, sozusagen die Tante Emma-Läden der Drogenszene, es schwer gegen wahre kriminelle Großkonzerne mit nahezu unerschöpflichen finanziellen Mitteln und bis in die Spitze von Regierungen reichende Kontakte. Fasziniert beobachtet man, wie an arabischen Grenzen ein Rohr als Drogenrutsche durch Stacheldrahtzäune geschoben wird, die anschließend in Waschmaschinen versteckt und weltweit verteilt werden - und als Zuschauer denkt man sich nur: "Aber klar... so machen die das!" Durch die literarische Vorlage, für die der Autor sich in entsprechenden kriminellen Kreisen auf der ganzen Welt herumgetrieben hat, wirkt alles geradezu dokumentarisch glaubwürdig. Vom geschäftlichen abgesehen gibt es aber natürlich immer noch den familiären Aspekt der Mafia und hier nähern wir uns den Sopranos dann auch wieder deutlicher an - ein Mordversuch jagt den nächsten und egal ob misslungen oder erfolgreich, folgt darauf die Rache. Genau dieser Aspekt macht zwar einen Großteil der Spannung in der Serie aus, wird meiner Meinung nach aber auch ein wenig überstrapaziert - gefühlt gibt es in jeder Folge einen Mord oder dessen Versuch, nur damit in der nächsten Episode die Vergeltung kommt und wieder zurück.
Der andere Elternteil von McMafia wäre Breaking Bad und auch wenn Protagonist Alex Godman nicht mit dem Drogenkochen anfängt, so rutscht er doch ähnlich unaufhaltbar in die Welt der Verbrechen ab. Durch seine Flucht aus Russland hatte sein Vater Alex und dem Rest der Familie eigentlich ein wohlbehütetes Leben in London aufgebaut, dem es an nichts fehlte. Unternehmerischer Stolz und ein weiterhin kriminell aktiver Onkel allerdings treiben den Finanzverwalter in die offenen Arme des mächtigen, israelischen Geschäftsmannes Semiyon Kleiman, der sein Imperium ausbauen will, indem er das der russischen Mafia schwächt. Eine Verkettung von Ereignissen führt letztlich von Geldwäsche, über Kartellverhandlungen zu noch wesentlich schlimmeren Punkten, von denen es kein Zurück mehr gibt - ein Lied, das auch Señor Heisenberg aus Breaking Bad singen kann.
Darsteller
Durch die Wichtigkeit der Familie und die Charakterentwicklung des Protagonisten stehen die Darsteller logischerweise stark im Fokus und sind das Hauptaugenmerk - dummerweise liegt hier meiner Meinung nach auch die größte Schwäche. Der russische Mafiaboss Vadim ist großartig getroffen und kann sich auch trotz geringer Körpergröße glaubhaft gegen sämtliche Widersacher behaupten, ebenso ist mir der besonnene Israeli Kleiman sympathisch, da hört es dann aber leider auch schon auf. James Norton, der den Protagonisten Alex mimt, ist sehr wortkarg und scheint darstellerisch nicht mehr als einen Gesichtsausdruck auf Lager zu haben und sein Vater ist ein heruntergekommener, depressiver Säufer, der zwar eine interessante Vergangenheit hat, allein aufgrund seiner gegenwärtigen Verfassung aber schon weit entfernt von einem Sympathieträger ist. Potenzial hätte die weibliche Riege gehabt mit Alex' Freundin, Mutter, Schwester oder den mehr oder minder in Gefangenschaft lebenden Bespaßungs-Sklaven von Kleiman, allerdings gehen sie allesamt unter als betontes Beiwerk und nehmen auf nahezu nichts Einfluss, was sie rundum überflüssig und wenig ernstzunehmend macht.
Details der Bluray
Die mit 3 Discs versehene Limited Edition der ersten Staffel kommt im schicken Pappschuber daher, zusammen mit einem gefalteten Poster und einer Reihe von hochwertigen Postkarten mit diversen Werbemotiven der Serie. Tonqualität und die deutschen Synchronstimmen überzeugen auf ganzer Linie, ebenso wie das scharfe Bild, das vor allem bei den sonnendurchfluteten Außenaufnahmen in Tel Aviv, Prag oder Mumbai mit klaren Farben und Details aufwartet. Das Bonusmaterial ist relativ dünn und beschränkt sich auf ein paar kurze Interview-Schnippsel mit Darstellern, dem Regisseur sowie den Buchautoren, bietet dabei aber keinen nennenswerten Mehrwert. Cover & Bilder © polyband Medien GmbH. All rights reserved. Das Fazit von: LorD Avenger
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