The Survivor

The Survivor

Originaltitel: The Survivor
Genre: Biografie • Drama
Regie: Hans Zimmer
Hauptdarsteller: Ben Foster • Saro Emirze
Laufzeit: DVD (124 Min) • BD (129 Min)
Label: Leonine
FSK 12

The Survivor   10.11.2022 von MarS

Basierend auf der Lebensgeschichte des Auschwitz-Überlebenden und späteren Profiboxers Harry Haft entstand unter der Regie von Barry Levinson das biografische Drama The Survivor. Leonine veröffentlichte dieses nun auf DVD und Blu-ray...

 

Inhalt

 

Einst aus Deutschland geflohen, will der jüdische Boxer Harry Haft (Ben Foster) unbedingt gegen den berühmten Rocky Marciano (Anthony Molinari) antreten. Doch nicht, um dadurch Ruhm oder Ehre zu erlangen, denn eine Chance hat er gegen den zukünftigen Weltmeister ohnehin nicht. Harry sucht den Kampf, um auf sich aufmerksam zu machen, denn er hofft, dadurch seine Jugendliebe Leah (Dar Zuzovsky) wiederzufinden, von der er während des Holocaust getrennt wurde. Alle übrigen Bemühungen verliefen bislang im Sande, und auch die Hilfe von Miriam Wofsoniker (Vicky Krieps), Mitarbeiterin beim "Displaced Persons Service", hat zu keinen Ergebnissen geführt. Um jedoch einen Kampf überhaupt erst möglich zu machen, ist Harry dazu gezwungen, die Geheimnisse seiner Vergangenheit zu offenbaren, so schmerzlich diese auch sein mögen. Unterstützt wird er dabei vom Journalisten Emory Anderson (Peter Sarsgaard), der Harrys unglaubliche Geschichte der ganzen Welt zugänglich machen möchte...

 

Bereits mit früheren Werken wie beispielsweise Good Morning, Vietnam, Rain Man, Sleepers oder auch Wag the Dog - Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt hat Barry Levinson bewiesen, dass er zweifellos ein Gespür dafür hat, dramatische oder tragische Geschichten ebenso eindringlich, wie auch unterhaltsam zu erzählen. Genau der richtige Mann also, um die beinahe unglaubliche, gleichzeitig aber auch erschreckende und bedrückende Lebensgeschichte Harry Hafts zu verfilmen, einem Mann, der die Gräuel des Konzentrationslagers Auschwitz überlebt, und später als Profiboxer gekämpft hat. Ein Mann also, dessen gesamtes Leben auf die ein oder andere Art und Weise von Gewalt und Kampf bestimmt war, und der sich seine eigenen Taten und Entscheidungen - wenngleich nur aus persönlichem Überlebenswillen getroffen - bis zuletzt nicht selbst verzeihen konnte. Ein von Selbstverachtung bestimmtes Leben, das zunächst nur von der Hoffnung bestimmt wurde, die einstige Liebe wiederzufinden, um dadurch der eigenen Vergangenheit einen Sinn zu geben.

 

Seine Erzählung legt Barry Levinson dabei auf zwei Ebenen an. Auf der einen Seite verfolgt man als Zuschauer den von den Jahren gezeichneten Boxer Harry Haft zwischen den 50er und 60er Jahren, seine verzweifelte Suche nach der verschollenen Liebe, seine durch eben diese Suche motivierte Laufbahn als Boxer, aber auch seinen persönlichen Umgang mit der Scham, der Schuld, und dem Selbsthass, ausgelöst durch die Ereignisse der Vergangenheit. Die zweite erzählerische Ebene beschäftigt sich dagegen in Rückblenden mit eben diesen Ereignissen. In schwarz-weiß gefilmte Bilder schildern hier intensiv und erschreckend die Qualen und das Grauen, das Harry Haft durchleben musste, und das ihn zu eben dem Mann gemacht hat, der er nun ist. Immer wieder wechselt Levinson zwischen diesen beiden Ebenen, verleiht Gefühlsausbrüchen und Charakterzügen des gealterten Haft Nachdruck, sorgt gleichzeitig aber auch für Verständnis beim Zuschauer. Dabei gelingt es The Survivor perfekt, weder auf emotionaler Ebene zu übertreiben noch den Schrecken des Holocaust zu verharmlosen, sondern eine hervorragende Mischung aus drastischen Bildern und ruhigen, gefühlvollen Momenten zu finden. Absolut bemerkenswert ist zwischen all der emotionalen Ergriffenheit, die das Geschehen unweigerlich auslöst, die Leistung von Ben Foster, der seine Rolle tatsächlich zu leben scheint. Foster beweist gleich auf mehrfacher Ebene, was für ein grandioser Schauspieler er eigentlich ist, denn während er sowohl in den ruhigen, melancholischen, wie auch in den dramatischen, regelrecht brutalen Momenten ausnahmslos überzeugen kann, und dabei eine unglaubliche Vielseitigkeit beweist, hat er sich auch körperlich für The Survivor gänzlich aufgeopfert. Ausgezehrt und einem Skelett gleich als KZ-Insasse in Auschwitz, dagegen muskulös und massig im Alter - beinahe fühlt man sich an Christian Bales diverse Wandlungen erinnert, wenngleich Foster diese sogar innerhalb eines einzigen Filmes durchgemacht hat. Atmosphärisch stets absolut passend begleitet wird das Geschehen unterdessen von einem starken, eindringlichen Score, für den kein geringerer als Hanz Zimmer verantwortlich ist, während die visuelle Gestaltung von der großartigen Kameraführung und sehr markanten Lichtgestaltung profitiert. 

 

Bildergalerie von The Survivor (6 Bilder)

Details der Blu-ray

 

Das Bild der Blu-ray zeigt sich auf bestem HD-Niveau, und liefert eine durchwegs sehr gute Schärfe sowie einen ansprechenden Detailgrad. Die Farbgestaltung ist der Zeit der 50er und 60er Jahre perfekt angepasst, und auch in den schwarz-weißen Rückblenden sorgt eine feine Körnung für einen stimmigen, authentischen Look. Der Kontrastumfang ist sehr gut, ebenso wie der Schwarzwert. Die Tonspur liegt in einer DTS-HD 5.1 Abmischung vor, und erweist sich als sehr dynamisch und räumlich. Selbst in ruhigeren Szenen punktet der Ton mit fein dosiertem Einsatz von Effekten und Umgebungsgeräuschen, während sich beispielsweise die Boxkämpfe sehr großflächig im Raum ausbreiten. Stets harmonisch integriert ist der tolle Score von Hans Zimmer.



Cover & Bilder © 2022 Leonine Studios


Das Fazit von: MarS

MarS

The Survivor ist nicht nur eine gelungene Biografie, sondern auch ein intensives, bedrückendes, sowie emotional aufwühlendes Holocaust-Drama, das sich mit den posttraumatischen Erfahrungen der Überlebenden, wie auch deren Selbstverachtung und Scham auf Grund der zum Eigenschutz getroffenen Entscheidungen befasst. Auch wenn Barry Levinsons Werk eindringlich gefilmt, hervorragend erzählt, und bis in die Nebenrollen stark besetzt ist, ist es am Ende Ben Foster, der mit der wohl herausragendsten Leistung seiner bisherigen Karriere bleibenden Eindruck hinterlässt. Ein großartiges Drama, das mühelos an Berry Levinsons frühere Werke anknüpft.


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