Adventure in a Box: Finsterwacht

Adventure in a Box: Finsterwacht

Genre: Rollenspiel
Spieleverlag: Ulisses Spiele
Empfohlenes Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 10-20 Stunden

Adventure in a Box: Finsterwacht   14.12.2024 von 2-PL4Y3R5

Adventure in a Box: Finsterwacht ist der Beginn eines neuen Spielkonzepts. Die von Ulisses Spiele erdachte Adventures in a Box Reihe soll in die verschiedenen Rollenspiel-Universen einführen, ohne dass man komplexe Regelwerke studieren muss. Direkt losspielen, ohne Vorbereitung; das gilt sogar für den Spielleiter. Der erste Teil der Reihe – Finsterwacht – basiert auf dem Rollenspieluniversum von Das Schwarze Auge. Wir hatten die Vorab-Version – eine so genannte Convention Preview – auf der SPIEL 2024 ergattert. Die finale Version ist bis dato (Oktober 2024) noch nicht erschienen. Wir verraten euch hier gerne unsere ersten Eindrücke.

 

Wir möchten diese Rezension hier so spoiler-frei wie möglich halten, weshalb wir inhaltlich, was die Geschichte angeht, nichts verraten werden.

 

Das Material und die Vorbereitung

 

Adventure in a Box: Finsterwacht ist ein Rollenspiel-Abenteuer mit Brettspiel-Elementen. Es sollte aber nicht viel Brettspiel-Charakter erwartet werden. Ein Unboxing offenbart zunächst einmal mehrere Lektüren im DIN A4 Format, aber bitte nicht abschrecken lassen! Das Einzige, was ihr zu Beginn braucht, ist das Heft mit der Aufschrift „Der Prolog“. Das Regelheft muss nicht gelesen werden. Die Regeln werden während des Spiels durch den Prolog eingeführt, der auch den Beginn der Geschichte darstellt und euer Abenteuer einleitet. Das ist schonmal eine richtig gute Sache!

Ihr solltet euch zu Beginn nur im Klaren darüber sein, wer die Spielleitung übernehmen möchte. Derjenige nimmt sich das Prolog-Heft. In diesem Heft ist immer deutlich markiert, wann der Spielleiter leise lesen muss, um Anweisungen zu erhalten und wann er Regeln oder einen Teil der Geschichte vorlesen muss, um die Spieler anzuleiten.

 

In der Box findet ihr auch insgesamt sieben verschiedene Bögen vorgefertigter Charaktere. Während der Spielleiter zu Beginn des Spiels im Prolog-Heft liest, sollen sich die Spieler ihre Charaktere aussuchen. Die sieben Charaktere sind übrigens die Bandmitglieder von Saltatio Mortis, einer deutschen Rockband, die unter anderem auf mittelalterlichen Veranstaltungen anzutreffen sind. Ein Blick in die Charts zeigt aber, dass sie seit 2013 fünf Nummer 1 Hits hatten. Ihre Musik eignet sich super als Spielbegleitung im Hintergrund.

 

Aber was findet man denn so als „Brettspiel“-Material in der Box? Zunächst einmal einen Bodenplan. In Brettspielen würde man das Spielbrett nennen. In Adventure in a Box: Finsterwacht handelt es sich um gefaltetes Papier; das Einzige, was zu sehen ist: ein Raster mit monotonem Hintergrund. Hier hätte vielleicht etwas Artwork gutgetan, aber wir verstehen natürlich, dass der Hintergrund für mehrere Kämpfe in unterschiedlichen Settings gleichermaßen funktionieren muss. Rollenspieler haben hier sicher ausreichend Phantasie und sind gewohnt, dass Immersion durch Gedanken, nicht Spielmaterial zustande kommt. Mit Brettspiel-Hintergrund mag man hier vielleicht etwas vermissen. Neben dem Bodenplan gibt es einen Stanzbogen mit verschiedenen Token. Diese zeigen tatsächlich Artwork, so auch die Gesichter der sieben Helden. Aber leider sind diese alle sehr dunkel, sodass sie bei schlechter Beleuchtung so gut wie gar nicht auseinandergehalten werden können, sehr schade. Und das war es dann auch an Brettspiel-Utensilien.

 

Zuletzt sind da noch die Würfel, zehn achtseitige Würfel, um genau zu sein, grün-schwarz marmoriert mit weißen Ziffern. Das können Rollenspieler natürlich! Adventure in a Box: Finsterwacht nutzt ein vereinfachtes Regelsystem, das auf d20 verzichtet und für alle Würfelwürfe d8 verwendet.

 

Der Spielablauf

 

In Adventure in a Box: Finsterwacht erlebt ihr eine Geschichte. Der Spielleiter nimmt dabei die Spieler an die Hand und wird selbst durch die Hefte „Der Prolog“ und im Anschluss „Das Abenteuer“ and die Hand genommen. Es wechseln sich Erzählrunden mit Kampfrunden ab. Die Kampfrunden finden auf dem Bodenplan statt; die Position der Helden und der Gegner werden auf dem Raster mittels Tokens dargestellt. Während der Erzählrunden kann alles Mögliche passieren, hier sind häufig auch Fertigkeitsproben notwendig, deren Ausgang von den Würfelwürfen und den Fähigkeiten der Charaktere abhängig sind. Eure Charaktere werden sich während des Abenteuers auch entwickeln. Ihr werdet neue Fertigkeiten lernen, Waffen erhalten und vieles mehr.

 

Viel mehr wollen wir euch an dieser Stelle gar nicht verraten, denn auch das sukzessive Lernen der Regel während des Prologs und die Erfahrung darüber, was alles möglich sein wird, ist Teil der Spielerfahrung.

 

Adventures in a Box: was euch erwartet

 

Adventure in a Box: Finsterwacht ist das erste Spiel in der Adventures in a Box Reihe von Ulisses Spiele. Es spielt im Rollenspieluniversum von Das Schwarze Auge. Bereits jetzt sind drei weitere Adventures in a Box Spiele angekündigt, und zwar in den Universen von Die Schwarze Katze, der Drachenelfen Reihe und der Sturmfels Akademie Reihe. Ziel ist es mit den Spielen dieser Reihe in die verschiedenen Rollenspieluniversen einzuführen. Dabei findet in allen Adventures in a Box Spielen dasselbe leicht zu erlernende Regelsystem seine Anwendung.

 

Wir finden das eine super Idee und wundern uns, warum das nicht schon längst jemand gemacht hat. Wir kennen viele, die gerne mal Rollenspiele ausprobieren würden, denen aber die Einstiegshürde zu groß ist. Adventures in a Box soll das ändern. Und gleichzeitig kann man Erfahrungen mit verschiedenen Universen machen, um vielleicht auch so eine Entscheidungsgrundlage zu schaffen, welches System einem am meisten taugt.

 

 

Bildergalerie von Adventure in a Box: Finsterwacht (9 Bilder)

Spielmaterial

 

  • 7 Helden - die Bandmitglieder von SALTATIO MORTIS!
  • 10 achtseitige Würfel
  • 1 Prolog zum Sofortlosspielen - ohne vorher Regeln zu lesen!
  • 1 Abenteuerheft
  • 1 Regelheft mit allgemeinen Regeln für alle Adventures in a Box
  • 1 Weltenheft mit einer Beschreibung der Spielwelt & den spezifischen Regeln für dieses Adventure in a Box
  • 1 Bodenplan zur Darstellung von Kämpfen
  • 1 Stanzbogen mit Pappmarkern für die Helden, Verbündete, Gegner und Kampfumgebungen
  • 1 Stickerbogen mit Aufklebern für die Verbesserungen und Ausrüstung der Helden


Cover & Bilder © www.sofahelden.de


Das Fazit von: 2-PL4Y3R5

2-PL4Y3R5

Spielspaß: Wir haben bis dato ganze drei Rollenspielerfahrungen gesammelt, alles Einsteiger-Runden mit erfahrenen Spielleitern in gänzlich unterschiedlichen Rollenspieluniversen. Diesmal waren wir - zusammen mit einem befreundeten Paar mit ähnlich wenig Rollenspielerfahrung - gänzlich auf uns allein gestellt. Und wir waren komplett unvorbereitet. Perfekt! Denn das ist genau das Szenario, für das Adventures in a Box eine Lösung anbieten will. Hat es funktioniert? Hat es! Wir konnten direkt losspielen und es hat sogar Spaß gemacht. Niemand, nicht mal der Spielleiter wusste natürlich was passieren wird. Und so waren wir alle gespannt darauf, wie sich die Geschichte entfaltet. Auch die Kämpfe waren wirklich herausfordernd, sodass man sich Strategien überlegen musste. Das förderte den Rollenspielcharakter, sodass man während der Kämpfe nicht in ein „Brettspiel“ abgedriftet ist. Für noch mehr Atmosphäre gibt es einen QR Code im Heft „Das Abenteuer“, über den man passende Begleitmusik streamen kann.

Einziger Kritikpunkt betrifft das Material. Auch, wenn Rollenspieler keine großen Materialschlachten wie Brettspieler gewohnt sind, die Tokens der Charaktere hätten zumindest so designt werden können, dass man sie leicht voneinander unterscheiden kann. Und unser Spielleiter hätte sich Lebenspunkte-Zähler für die Gegner gewünscht. Der Upkeep war für ihn teilweise etwas überfordernd. Auf der anderen Seite kann man für einen Preis von 35 EUR Material-technisch auch nicht viel erwarten. Eine Idee wäre hier hochwertigeres Material und vielleicht Kampf-spezifische Bodenpläne mit Artwork in einer separaten Box anzubieten. Sowas hebt unseren Spielspaß häufig nochmal auf ein nächstes Level. Dennoch, auch im Gesamtpaket mit den Material-Schwächen hat uns die Spielerfahrung Adventure in a Box: Finsterwacht sehr viel Spaß gemacht und wir sehen darin eine super Lösung für Anfänger in die Welt der Rollenspieluniversen einzutauchen.

 

Glücksfaktor/Balancing: Wie in allen Rollenspielen haben die Spieler in Adventure in a Box: Finsterwacht viele Freiheiten. Stellt man die falschen Fragen, fehlen bestimmte Informationen. Der Spielleiter wird durch die Hefte darauf aufmerksam gemacht Hinweise zu geben, dass bestimmte Informationen erfragt werden können. Schlussendlich soll es aber thematisch bleiben und natürlich kann man dann mal was verpassen.

Ebenso Rollenspiel-typisch sind die Proben, die häufig absolviert werden müssen. Würfelwürfe entscheiden hier über Erfolg oder Misserfolg, wobei es von den Fähigkeiten der Charaktere abhängig ist, welches Würfelergebnis benötigt wird, um erfolgreich zu sein. Das Würfelsystem der Adventures in a Box Reihe wurde dafür im Vergleich zu anderen Systemen stark vereinfacht. Man würfelt mit achtseitigen Würfeln und es gibt keine kritischen Erfolge oder Misserfolge. Eine Acht ist aber mit zwei Erfolgen gleichzusetzen. Auch in Kämpfen wird gewürfelt, sodass Glück im Spiel ist; Dennoch überwiegen hier unserer Meinung nach strategische Elemente.

 

Komplexität/Regeln: Das Regelwerk von Adventure in a Box: Finsterwacht hat insgesamt 12 Seiten. Gegenüber den Regelwerken typischer Rollenspielsysteme dürfe sich das nicht mal Regelwerk nennen. Und dann wird es noch dazu lediglich als Nachschlagewerk benötigt, denn ihr könnt direkt mit dem Heft „Der Prolog“ starten. Hier geht es direkt mit der Geschichte los und die Regeln werden Schritt für Schritt eingeführt. Was die Kämpfe angeht, so sind diese durchaus anspruchsvoll und erfordern Taktik. Einfach draufhauen ist nicht, oft gibt es bestimmte Ziele in einem Kampf, deren Erfüllung auch cleveres Stellungsspiel erfordert. Man muss sich gut miteinander austauschen, um erfolgreich zu sein. Unseren ersten großen Kampf hatten wir nur sehr knapp gewonnen, weil Gegner ständig nachkamen und wir das Ziel zu Beginn etwas aus den Augen verloren hatten.

 

Spielerinteraktion/Spieleranzahl: Wir haben Adventure in a Box: Finsterwacht zu viert gespielt, ein Spielleiter und drei Spieler. Es war eine sehr angenehme Runde. Die Schwierigkeit von Gruppenproben und die Lebenspunkte der Gegner skalieren mit der Spielerzahl, was in den Heften „Der Prolog“ und „Das Abenteuer“ immer entsprechend angegeben ist. Wir denken, dass Rollenspiele generell in größeren Gruppen mehr Freude bereiten, weil es mehr Geschichten zu erzählen gibt. Theoretisch könnte man Adventure in a Box: Finsterwacht zu acht spielen, wobei das vielleicht dann doch zu viel des Guten ist für den Einstieg. Unsere 4er-Partie war super; der Sweet Spot liegt vielleicht bei 5-6 Spieler, sodass man eine größere Vielfalt von Fähigkeiten im Spiel hat und auch 4-5 Spieler in Kämpfen agieren können.

 

Spieldauer: Auf der Verpackung steht 2 bis 4 Stunden pro Akt und 10-20 Stunden Gesamtspielzeit. Insgesamt gibt es drei Akte und den Prolog. Wir haben für den Prolog insgesamt 4 Stunden benötigt, für Akt 1 der Geschichte dann 3 Stunden. Insgesamt hatten wir diese 7 Stunden auf drei Abende aufgeteilt. Unterbrechen kann man leicht, z.B. vor oder nach einem Kampf, aber am schönsten ist es natürlich einen Akt an einem Stück durchzuspielen, was durchaus möglich ist.

 

Wiederspielbarkeit: Natürlich ist es sicher interessanter, wenn man die Geschichte zum Ersten Mal erlebt. Dennoch, die Heldenbögen und Sticker können online heruntergeladen werden, sodass mehreren Spielrunden theoretisch nichts im Wege steht. Einen entsprechenden QR Code findet man im Heft „Das Abenteuer“. Und wenn man das erste Mal die Geschichte als Spieler erlebt hat, kann man vielleicht das zweite Mal den Spielleiter machen und neuen Spielern das Rollenspiel näherbringen.


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