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Blood Feast
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BEWERTUNG |
03.04.2018 von Mario von Czapiewski
Blood Feast gilt bis heute als der erste Splatterfilm, der das Licht der Welt erblickte. Im Zuge des späten Remakes des vermeintlichen Klassikers veröffentlicht Illusions in Österreich eine umfangreiche Neuveröffentlichung des Films im limitierten Mediabook. Ob sich ein Kauf lohnt, prüfen wir in dieser Rezension.
Der Delikatessenhändler Fuad Ramses (Mal Arnold) lebt ein Doppelleben. Einerseits mimt er vor seiner Kundschaft den engagierten Verkäufer, auf der anderen Seite tötet er junge Frauen um an ihre Organe und Körperteile zu kommen, die er für ein altes ägyptisches Ritual benötigt. Eine Stadt ist in Aufruhr und die örtliche Polizei ihm auf den Fersen.
Blood Feast beginnt schon in der ersten Szene mit einem mehr oder weniger detailliert gezeichneten Mord und gründet damit den „First Kill“, den später zahlreiche Horrorfilme als regelmäßigen Auftakt nutzen werden. Fuad Ramses tötet eine Frau, um ihr das Bein abzunehmen. Hier bekommt man bereits genau zu sehen, auf was für Szenen man sich im fortlaufenden Film „freuen“ darf. Diese beschränken sich weitgehend auf Off-Kills, bei denen kurz danach das blutige Ergebnis dem Publikum präsentiert wird. Tatsächlich sind die blutigen Bilder für damalige Verhältnisse drastisch und zur damaligen Zeit einmalig gewesen. Regisseur Herschell Gordon Lewis (Two Thousand Maniacs, Color Me Blood Red) schien damals nach der Veröffentlichung von Psycho im Jahre 1960 den neuen Zeitgeist früh erfasst und in die Tat umgesetzt zu haben.
Blickt man jedoch auf die inhaltliche Seite, so wird es schnell dunkel. So ist die Geschichte zwar zweckdienlich, bildet aber nur selten einen Spannungsbogen außerhalb der Gewaltszenen und findet kaum wirklich handfeste Identifikationsfiguren. Auch die Qualität der Schauspieler ist an vielen Stellen unterirdisch und gerade in einer Zeit des „großen Hollywoods“ für viele sicher kaum zu ertragen gewesen. Doch auch heute in Zeiten einer Vielzahl von C- und D-Produktionen sind die darstellerischen Leistungen kaum der Rede wert.
Ein weiterer Aspekt des Films, welcher damals wie heute ein großes Problem darstellt, ist die technische Ausstattung. Während die Kamera an vielen Stellen das Geschehen zumindest übersichtlich einfängt, macht der wirre Schnitt, die unpassende Ausleuchtung und die sterile bis theaterartige Setgestaltung vieles zunichte. Während vergleichbare Trashfilme wie Plan 9 From Outer Space oder spätere Lewis-Produktionen wie The Gore, Gore Girls in letzter Instanz unterhaltsame Dialoge lieferten, krankt Blood Feast auch an dieser Stelle mit repetitiven Aussagen und Formulierungen fern jeglichem freiwilligen oder unfreiwilligen Humor.
Blood Feast war wegweisend. Ein Prototyp für alle Produktionen, die im Genre Splatterfilm ihre Zuspitzung fanden, und gleichzeitig ein perfekter Vertreter des Genres Exploitation, das zur damaligen Zeit um drastische und detaillierte Gewaltdarstellungen noch weitgehend einen Bogen machte. Heute kaum noch genießbar, ist dieses Zeitdokument dennoch besonders für Fans des modernen Splatterfilms eine Sichtung wert. Schließlich erlebt man hier die Geburtsstunde jener Filme, die heute zahlreiche FSK18-Abteilungen dominieren. (4/10)
Details des Mediabooks
Illusions veröffentlicht den Film in einem Mediabook, dem eine DVD- und Blu-ray-Fassung des Films in einem gut umgearbeiteten 16:9-Format beiliegen. Zusätzlich dazu findet sich im Bonusmaterial die originale 4:3-Fassung in der originalen englischen Sprache mit deutschen Untertiteln. Für die 16:9-Fassung fertigte man eine hochwertige deutsche "Retro-Synchronisation" an, da dieser Film nie eine deutsche Bearbeitung erhalten hat. Diese Synchronfassung ist erstaunlich gut gelungen und fängt den Geist früherer Synchronarbeiten sehr gut ein. Doch auch das restliche Bonusmaterial ist beeindruckend. Neben einer abendfüllenden Dokumentation über den Regisseur finden sich umfangreiche Outtakes, ein Kurzfilm, ein interessanter Audiokommentar sowie eine Bildergalerie und zahlreiche Trailer (ebenfalls auch in Deutsch synchronisierter Form) auf den Datenträgern. Fans des Films oder historisch interessierte Cineasten bekommen hier ein beeindruckendes Paket, das sich wirklich sehen lassen kann. Cover & Bilder © Illusions Unltd. Films Das Fazit von: Mario von Czapiewski
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