Catan - Big Box

Catan - Big Box

Genre: Routen-Bau • Würfelspiel • Gebietskontrolle
Autor: Klaus Teuber
Illustrator: Michael Menzel
Spieleverlag: Kosmos
Empfohlenes Alter: Ab 10 Jahre
Spieldauer: 75 Minuten

Catan - Big Box   18.04.2025 von 2-PL4Y3R5

Nach 10 Jahren im Brettspielhobby, gesättigt und geblendet von den vielen alljährlichen Neuerscheinungen, ist uns danach gewesen mal wieder die Klassiker hervorzukramen und im Kontext der modernen Brettspiele neu zu bewerten. Und erstaunlicherweise haben die meisten dieser Klassiker sehr gut abgeschnitten. So auch Catan. Catan war eines der ersten „richtigen“ Brettspiele, die ich in der Kindheit gespielt habe, mit der Familie. Damals hatte ich auch die Erweiterungen Seefahrer und Städte und Ritter. Meine Frau hingegen kam noch nie in Berührung mit Catan. Jetzt haben wir uns mit der Big Box einen (Neu-)Einstieg ins Catan Universum erlaubt. Hier findet ihr unsere Bewertungen aus unseren zwei unterschiedlichen Perspektiven.

 

Das Material und die Vorbereitung

 

Big Boxen wurde zwischen 2015 und 2023 in regelmäßigen Abständen immer wieder neu aufgelegt, mit teilweise leicht unterschiedlichen Inhalten. Wir haben die aktuelle Version aus dem Jahr 2023. Diese Big Box enthält die folgenden Komponenten.

  • Das Grundspiel
  • Die 5-6 Spieler Erweiterung
  • Das Szenario „Beste Freunde“
  • Die Länderszenarien „Iberische Halbinsel“ und „Rickshaw Run“
  • Die Feiertagsszenarien „Der Weihnachtsmann“ und „Der Osterhase“

 

Die Big Box enthält auch nette Aufbewahrungsboxen für das Spielermaterial in den verschiedenen Spielerfarben und Kartenhalter für die Ressourcenkarten und bietet darüber hinaus Platz für weitere große Catan Erweiterungen wie „Seefahrer“, „Entdecker & Piraten“, „Städte & Ritter“ oder „Händler & Barbaren“. Die Betonung liegt auf „oder“. Denn alle Erweiterungen werden leider nicht in die Box passen.

 

Die Spielvorbereitung geht superschnell. In der Tischmitte wird der Spielplan ausgebreitet. Er besteht aus Hex-Feld-Plättchen, die entweder in einer vorgegebenen Anordnung für Einsteiger oder in variabler Anordnung ausgelegt werden können. Diese Felder zeigen sechs verschiedene Landschaften: Wald, Hügelland, Weideland, Ackerland, Gebirge und Wüste. Im Spielverlauf erzeugen die ersten fünf genannten Landschaften jeweils einen bestimmten Rohstofftyp: Holz, Lehm, Wolle, Getreide und Erz. Diese Rohstoffe gibt es in Form von Rohstoff-Karten, die als offene Stapel neben dem Spielplan bereitgelegt werden. Neben den Rohstoff-Karten wird der verdeckte, gut gemischte Stapel aus Entwicklungskarten sowie die zwei Sonderkarten „Längste Handelsstraße“ und „Größte Rittermacht“ bereitgelegt.

 

Umrandet werden die Hex-Felder des Spielplans von 6 Rahmenteilen, die das der Insel umgebende Meer darstellen. Zuletzt werden dann die 18 Zahlenchips zufällig und offen auf die 18 Rohstoff-generierenden Landschaften des Spielplans verteilt. Die Zahlenchips zeigen alle Zahlen zwischen 2 und 12 – mit Ausnahme der 7 – also alle Zahlen, die mit zwei W6-Würfeln gewürfelt werden können; außer eben die 7. Auf das Wüsten-Feld in der Mitte wird die Räuber-Figur platziert.

 

 

 

 

Dann sucht sich jeder Spieler eine Spielerfarbe aus und nimmt sich das gesamte Spielermaterial seiner Farbe sowie eine Übersichtskarte mit allen Baukosten. Darunter sind 4 Städte, 5 Siedlungen und 15 Straßen, jeweils aus Plastik. Ebenfalls Teil der Spielvorbereitung ist die Startaufstellung der Spieler auf dem Spielplan, die Gründungsphase. Nun würfeln alle Spieler mit beiden Würfeln. Der Spieler mit der höchsten Zahl wird zum Startspieler und platziert zuerst eine Siedlung an eine freie Kreuzung, also einem Punkt auf dem Spielplan, an dem sich drei Hex-Felder berühren. Neben der Siedlung wird dann eine Straße platziert, in eine der drei möglichen Richtungen zwischen zwei Hex-Feldern. Danach platzieren alle Spieler Siedlung und Straße im Uhrzeigersinn, wobei mindestens ein freies Feld zwischen zwei Siedlungen liegen muss. Der letzte Spieler an der Reihe platziert direkt eine zweite Siedlung und Straße, völlig unabhängig von dem ersten Set, wonach alle Spieler entgegen dem Uhrzeigersinn ebenfalls ihre zweite Siedlung und Straße platzieren. Am Ende der Gründungsphase haben alle Spieler zwei Siedlungen mit jeweils einer Straße gebaut. Das ist die Startaufstellung.

Für die Positions-Wahl der Siedlungen spielen sowohl die Art der Landschaftsfelder als auch die Zahlenchips auf den Landschaften eine Rolle. Warum sehen wir gleich. Nach Gründung der zweiten Siedlung bekommt jeder Spieler Rohstoffkarten entsprechend den angrenzenden Landschaftsplättchen als Startressourcen. Nach der Gründungsphase kann es auch schon losgehen.

 

Das Spielziel

 

In Catan versucht jeder Spieler die Insel zu besiedeln und sich maximal und effizient auszubreiten. Denn die meisten Siegpunkte gibt es für gebaute Siedlungen und Städte, ein Punkt pro Siedlung und zwei Punkte pro Stadt. Der erste Spieler, der am Zugende 10 oder mehr Siegpunkte hat, gewinnt. Es gibt noch wenige weitere Möglichkeiten Siegpunkte zu erhalten. 5 der 25 Entwicklungskarten geben einen Siegpunkt. Wer am Spielende die meisten Ritterkarten hat, mindestens aber drei, hat die Karte „größte Rittermacht“ und bekommt 2 Siegpunkte dafür. Und wer die längste Straße auf dem Spielplan hat, aber mindestens fünf Straßenzüge in einer Reihe, ist im Besitz der Karte „längste Handelsstraße“, die ebenfalls 2 Siegpunkte wert ist.

 

Der Spielablauf

 

In Catan führen Spieler ihre Züge im Uhrzeigersinn aus, bis ein Spieler die 10 Siegpunkte erreicht hat. Jeder Spielzug besteht aus drei Phasen: Rohstoffe auswürfeln, handeln und bauen. Zusätzlich kann jeder Spieler zu einem beliebigen Zeitpunkt in seinem Spielzug eine Entwicklungskarte ausspielen. Schauen wir uns die drei Phasen etwas genauer an.

 

In der ersten Phase werden die beiden Würfel gewürfelt. Das Würfelergebnis legt fest, welche Hex-Felder Rohstoffe produzieren. Es handelt sich nämlich um die Felder, deren Zahlenchip dem Würfelergebnis entspricht. Und wer bekommt die Rohstoffe? Jeder Spieler, der Siedlungen oder Städte angrenzend zum entsprechenden Hex-Feld hat, und zwar eine Rohstoff-Karte pro eigene angrenzende Siedlung und zwei Rohstoff-Karten pro eigene angrenzende Stadt. Habe ich also eine Stadt und ein Dorf angrenzend an einem Ackerland-Hex-Feld, dessen Zahlenchip mit dem Würfelergebnis übereinstimmt, erhalte ich drei Getreide-Karten aus dem Vorrat. Nochmal: jeder Spieler erhält diese Ressourcen, nicht nur der Spieler am Zug. So ist jeder ständig involviert.

 

Es ist bestimmt aufgefallen, dass es keinen Zahlenchip mit der Zahl sieben gibt. Wird diese gewürfelt, darf der aktive Spieler die Räuberfigur auf ein beliebiges anderes Hex-Feld stellen. Von nun an produziert dieses Hex-Feld keine Rohstoffe mehr, auch wenn die entsprechende Zahl gewürfelt wird. Das gilt so lange, bis die Räuber-Figur wieder woanders hin versetzt wird. Außerdem triggert eine gewürfelte sieben, dass alle Spieler, die mehr als sieben Rohstoff-Karten auf der Hand haben, die Hälfte ihrer Karten abwerfen müssen.

 

 

 

In der zweiten Phase geht es um den Handel. Auch wenn der Spieler am Zug die Kontrolle hat, kann er jeden anderen Spieler in dieser Phase involvieren, um Rohstoff-Karten zu tauschen. Diese Handelsphase kann frei gestaltet werden. Es können beliebige Tauschhandel vorgeschlagen werden, und auch Gegenvorschläge sind zulässig. Neben dem Handel mit Mitspielern, können Rohstoff-Karten auch mit dem Vorrat bzw. der Bank getauscht werden: vier gleiche gegen eine beliebige, oder 3:1 bzw. 2:1, wenn man eine Siedlung an einem entsprechenden Hafen am Spielplanrand gebaut hat. Die 2:1 Tauschoption ist allerdings nur für einen bestimmten Rohstoff-Typ gültig, je nachdem an welchem Hafen die Siedlung liegt.

 

In der dritten Phase darf der Spieler nun bauen, und zwar beliebig viel, solange die Kosten mit Rohstoff-Karten bezahlt werden können. Die Kosten sind auf einer Übersichtskarte gelistet. Eine Straße kostet ein Lehm und ein Holz; eine Siedlung je ein Lehm, Holz, Wolle und Getreide; und eine Stadt drei Erz und zwei Getreide. Eine Stadt kann nur dann gebaut werden, wenn eine bereits gebaute Siedlung durch die Stadt ersetzt wird. Für den Bau von Straßen und Siedlungen gelten einige wenige besondere Regeln. Sie müssen angrenzend zum eigenen Netzwerk, an Straßen bzw. Siedlungen gebaut werden. Straßen-Abzweigungen sind jederzeit möglich. Siedlungen müssen allerdings zu anderen Siedlungen und Städten einen Abstand von mindestens einer freien Kreuzung in alle drei Richtungen haben; anders formuliert: zwischen zwei Siedlungen / Städte müssen immer zwei Straßen passen.

 

Zuletzt kann auch eine Entwicklungskarte vom verdeckten Nachziehstapel gezogen werden, was ein Erz, eine Wolle und ein Getreide kostet. Entwicklungskarten werden verdeckt gehalten, bis sie gespielt werden. Es gibt drei Arten von Entwicklungskarten: Siegpunkte, Ritter und Fortschritt. Siegpunkte-Karten geben am Spielende jeweils einen Siegpunkt. Ritter-Karten erlauben das Versetzen des Räubers und das Stehlen einer Rohstoffkarte eines Mitspielers. Fortschrittskarten bieten Spezialaktionen, von denen es insgesamt drei verschiedene gibt: Straßenbau erlaubt es zwei kostenlose Straßen zu bauen; Erfindung erlaubt es zwei beliebige Rohstoff-Karten zu erhalten. Und Monopol ermöglicht es alle Rohstoffe einer beliebigen Sorte von allen Mitspielern zu stehlen.

Gekaufte Entwicklungskarten können erst im nächsten Spielerzug gespielt werden; außerdem kann pro Zug nur eine solche Entwicklungskarte gespielt werden; Eine große Ausnahme sind die Siegpunkt-Karten, die jederzeit und beliebig häufig aufgedeckt werden können. Sie zählen nicht als Entwicklungskarte, und kommen lediglich als solche „getarnt“.

 

Hat ein Spieler 10 Siegpunkte erreicht, endet das Spiel sofort. Der Spieler am Zug gewinnt. Alle Spieler können dann noch ihre verdeckten Siegpunkte Karten aufdecken, falls vorhanden, um zu sehen, wer sonst noch auf dem Treppchen steht.

Im Spiel zu fünft oder sechst gibt es kleine Änderungen im Spielaufbau und -Ablauf. Der Spielplan ist größer und es sind immer zwei Spieler an einem Spielerzug beteiligt, um die Downtime zu reduzieren.

 

 

Bildergalerie von Catan - Big Box (15 Bilder)

Spielmaterial

 

  • 30 Landfelder
  • 10 Rahmenteile,46 Zahlenchips
  • 6 Baukostenkarten
  • 2 Sonderkarten
  • 120 Rohstoffkarten
  • 34 Entwicklungskarten
  • 144 Spielfiguren
  • 1 Räuberfigur
  • 2 Würfel
  • 6 Spielfigurenboxen
  • 2 Kartenhalter
  • 2 Figurenaufsteller 'Stein'
  • 84 Gunstbriefe
  • 1 Gildenleiste
  • 24 CATAN-Chips
  • 1 doppelseitiger Spielplan
  • 1 doppelseitiges Sonderfeld 'Weihnachtsmann'/'Osterwiese'
  • 1 Osterhasenaufsteller
  • 1 Weihnachtsmannaufsteller
  • 11 Geschenk-Chips
  • 19 Rikscha-Plättchen
  • Spielanleitung
  • 1 Allmanach


Cover & Bilder © Cover und Screenshots: Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG / Bilder im Artikel und Teaserbild: www.sofahelden.de


Das Fazit von: 2-PL4Y3R5

2-PL4Y3R5

Spielspaß: Ich hatte damals noch eine Variante mit Städten, Siedlungen und Straßen aus Holz. Jetzt ist alles aus Plastik. Und auch das Artwork hat sich im Laufe der Zeit schon mehrfach verändert. Wir reden eben von einem Spiel, das über 30 Jahre auf dem Buckel hat und mehrfach revisioniert wurde. Ich muss sagen, die Holz-Variante hat mir mehr zugesagt, aber das Spielgefühl ist eins zu eins so, wie ich es aus meiner Kindheit in Erinnerung habe. Catan ist einfach eine super Mischung aus Strategiespiel, was die Ausbreitung auf dem Spielplan angeht, Würfelglück mit den bekannten „yes!“ und „oh nein!“ Momenten sowie Geselligkeit am Tisch durch den Handel. Die Geselligkeit wird weiter gefördert durch den simplen Spielfluss und den Fakt, dass eigentlich jeder potenzielle Mitspieler weiß, wie Catan gespielt wird. Es ist eben ein Klassiker. Was neben den Glücksmomenten bei erfolgreichen Würfelwürfen besonders Spaß gemacht und für Nervenkitzel gesorgt hat: die Geheimhaltung der Siegpunkte durch Entwicklungskarten, welche für eine Überraschung und unerwartete Wendung bei der Siegerehrung führen kann. Und die Perspektive meiner Frau, die zuvor noch nie Catan gespielt hat? „ich fand das ehrlich gesagt nicht so toll“. Vielleicht braucht es dann doch etwas Nostalgie, um Freude an Catan zu haben?

 

Balancing/Glücksfaktor: Dieser Aspekt ist etwas schwierig zu beschreiben. Für ein Strategiespiel spielt Glück eine zu zentrale Rolle. Aber Catan ist kein reines Glücksspiel, es gibt auch ein paar Strategieelemente. Und auch zum Balancing, um Spieler mit zu viel Glück etwas auszubremsen, hat man sich Gedanken gemacht. Um sich auf dem Spielplan auszubreiten, was die meisten Siegpunkte einbringt, benötigt man Rohstoffe. Die passenden Rohstoffe zu bekommen, wird einerseits über die zu Spielbeginn platzierten Siedlungen und deren angrenzenden Hex-Feldern bestimmt, andererseits aber durch das Würfelglück. Werden die Zahlen auf den Zahlenchips der angrenzenden Hex-Felder nicht gewürfelt, bekommt man keine Rohstoffe. Die Wahrscheinlichkeit, mit der man Rohstoffe von einem Hex-Feld erhält, lässt sich zwar durch die entsprechende Zahl abschätzen – 6 und 8 sind am wahrscheinlichsten mit zwei Würfeln gewürfelt. Aber am Ende bestimmen die Würfel. Und wer zu Spielbeginn mehr Glück hat, kann sich schneller ausbreiten und mit mehr Siedlungen auch viel wahrscheinlicher mehr Rohstoffe generieren. Das kann dazu führen, dass jemand „davonläuft“.

Wir hatten eingangs das Thema Balancing erwähnt. Läuft jemand davon, weil er richtig viel Potential hat Rohstoffe zu generieren, reguliert sich das Spiel von selbst. Zumindest ein wenig. Denn sehr häufig wird eine sieben gewürfelt. Der aktive Spieler darf dann den Räuber auf ein anderes Hex-Feld versetzen; auf dem Hex-Feld des Räubers werden dann keine Rohstoffe produziert, unabhängig vom Würfelergebnis. Zusätzlich darf man von einem Spieler, der angrenzend an diesem Hex-Feld eine Siedlung oder Stadt hat, eine Rohstoffkarte ziehen. Klar, dass man dann auf den führenden Spieler geht. Außerdem müssen alle Spieler die Hälfte ihrer Rohstoffkarten abwerfen, sollten sie über 7 Karten auf der Hand haben.

Wo ist der Strategieanteil? Nun, in welche Richtung man sich ausbreitet mit seinen Straßen und Städten; und für welche Bauten man seine Rohstoffe sammelt bzw. aufspart; das basiert auf strategischen Überlegungen. Man muss dabei besonders darauf achten Spielern zuvorzukommen, denn die Bauplätze sind limitiert. Und die Meinung meiner Frau zur Glückslast? „da kann man gar nichts machen, wenn die Würfel nicht kommen“.

 

Komplexität/Regeln: Catan ist ein Familienspiel, aber man kann als Einsteiger durchaus den Überblick verlieren, betrachtet man das Catan Universum als Ganzes mit seinen vielen kleinen und größeren Erweiterungen. Die Big Box selbst enthält auch fünf Szenarien mit weiterem Spielmaterial, in das man eintauchen kann und den Großteil des Regelwerks einnimmt. Das Grundspiel selbst ist auf nur 5 der insgesamt 16 Seiten erklärt. Zusätzlich gibt es ein Almanach mit Stichwortverzeichnis und einer Übersicht über Varianten und Erweiterungen im Catan Universum.

Auf der anderen Seite: irgendwie kennt fast jeder im Brettspielhobby die Grundregeln von Catan. Sie sind wirklich sehr intuitiv. Einmal gespielt, vergisst man sie nicht, selbst nach Jahrzehnten. Würfeln und Rohstoffe sammeln, gegebenenfalls mit Mitspielern handeln, dann bauen, falls man kann. Der nächste ist dran. Bis jemand 10 Siegpunkte hat.

Wer dennoch die Regeln nicht kennt und keine Lust hat sie zu lesen, für den gibt es auf der Titelseite der Regel einen QR-Code, der zum Download einer Catan Assistent App fürs Smartphone führt und „Losspielen ohne Regel lesen“ verspricht.

 

Spielerinteraktion/Spieleranzahl: Catan war bzgl. der Spielerinteraktion und Downtime seiner Zeit voraus. Denn in jedem Spielerzug sind alle Spieler involviert. Einerseits fiebern alle Spieler den Würfelergebnissen in jedem Spielerzug entgegen, denn die Würfel entscheiden, welche Hex-Felder Rohstoffe produzieren. Andererseits wollen Spieler zwischen den Zügen durch geschickten Handel dafür sorgen, dass sie in ihrem nächsten Spielerzug bauen können. Ein weiterer Aspekt der direkten Interaktion ist die Ausbreitung auf dem Spielplan. Hier herrscht starke Konkurrenz um die guten Bauplätze, zumindest zu Spielbeginn. Gegen Ende wird es dann richtig eng, und es geht darum sich die längste Straße zu sichern und andere durch Blockaden davon abzuhalten sich weiter auszubreiten.

Das Handeln von Rohstoffkarten ist der spürbarste Aspekt der Spielerinteraktion. Wir haben Catan mit vielen verschiedenen Gruppen gespielt und stellten fest, dass jede Gruppe hier ganz eigene Regeln entwickelte. Von „wir tauschen immer fair, 1 zu 1“ über „für den Handel hat man maximal eine Minute“ bis hin zu Einzelfällen alla „ich handle nicht mit dir, dich mag ich nicht“ war alles dabei. Die Dynamik beim Handeln ist ein wesentliches Spielelement und man sollte sich bewusst machen, ob die Gruppe kompatibel mit dieser Art Interaktion ist. Falls nicht, und nehmen die Spieler das Spiel zu ernst, folgt aus Interaktion schnell Konfrontation, Eskalation und Frustration. Dann erinnert es fast an Monopoly, einem anderen Spieleklassiker aus meiner Kindheit, auf dessen Neuentdeckung ich allerdings gerne verzichte.

Catan ist ein Spiel, das ab 3 Personen spielbar ist. Mit der 5-6 Spieler Variante in der Big Box ist es auch mit bis zu sechs Personen spielbar. Wegen der Spielerinteraktion und der kurzen Downtime, da Spielerzüge schnell abgehandelt sind, ist Catan auch eines der wenigen Spiele, die wir zu fünft oder sogar sechs Personen spielen würden (und auch schon mit Freude gespielt haben).

 

Spieldauer: Auf der Spieleschachtel steht 75 Minuten. Nun ja, wir finden die Spieldauer hängt vor allem von den Mitspielern ab und wie schnell die Handels-Phasen „abgehandelt“ werden. Diese bestimmen maßgeblich die Spieldauer. Wird hier viel diskutiert - insbesondere bei höherer Spielerzahl wird gerne mal jeder einzelne gefragt - dann kann sich das schon länger hinziehen. Denn gewürfelt und gebaut ist sehr schnell. Um die Spieldauer und Downtime bei 5 und 6 Spielern nicht explodieren zu lassen, hat man ein System eingeführt, in dem immer zwei Spieler an einem Spielerzug beteiligt sind. Das funktioniert wunderbar. Insgesamt hatten wir schon Partien gespielt, die nach einer Stunde beendet waren, aber auch solche, die drei Stunden dauerten.

 

Wiederspielbarkeit: Müssen wir hierzu wirklich etwas schreiben? Catan hält sich nun seit 30 Jahren auf dem Markt. Auf BGG hat Catan einen eigenen Familien-Eintrag, der insgesamt 208 Titel beinhaltet. Catan ist ein riesiges Universum. Mittlerweile spielen Eltern mit ihren Kinder Catan, die Catan damals selbst als Kind mit ihren Eltern gespielt haben. Ein Ritterschlag für die Widerspielbarkeit? Gut, teilweise ergibt sich das natürlich auch durch die große Bekanntheit. In jedem Spielwarensegment findet man Catan, während die Auswahl an modernen und aktuellen Brettspielen gering bis nicht vorhanden ist. Dennoch lässt sich der hohe Wiederspielreiz nicht abstreiten. Die Kombination aus Regel-Zugänglichkeit, Spielerinteraktion, Würfelglück und Strategiespiel ist ungeschlagen und sorgt für ein geselliges Spielerlebnis in der Gruppe. Und die Vielfalt an Erweiterungen sorgt für Abwechslung, möchte man tiefer eintauchen. Wir werden uns nach der Big Box auch die neuen Editionen der Erweiterungen holen und freuen uns darauf auch diese auszutesten. Vielleicht ist meine Frau durch die höhere Vielfalt an Möglichkeiten den Spielverlauf zu beeinflussen dann auch etwas mehr bei der Sache.


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