Civil War

Civil War

Originaltitel: Civil War
Genre: Action • Drama • Dystopie
Regie: Alex Garland
Hauptdarsteller: Kirsten Dunst • Cailee Spaeny
Laufzeit: DVD (104 Min) • BD (108 Min)
Label: Leonine
FSK 16

Civil War   06.09.2024 von MarS

Nach seinen beiden Science-Fiction Filmen Ex Machina und Auslöschung lieferte der Brite Alex Garland mit Men - Was dich sucht, wird dich finden ein surreales, bizarres Horrordrama, das viele Antworten vermissen lies. Mit seinem neuesten, inzwischen vierten Werk Civil War betritt Garland nun erneut Neuland, und präsentiert uns einen dystopischen Kriegsfilm mit erschreckend aktuellem Bezug... 

 

Inhalt

 

Eine nicht allzu ferne Zukunft. In den USA tobt ein Bürgerkrieg, ausgelöst durch die dritte Amtszeit des US-Präsidenten (Nick Offerman) und dessen fragwürdige Entscheidungen. Während sich die sogenannten "Western Forces" auf dem Vormarsch befinden, um den Präsidenten zu stürzen, machen sich die Kriegsreporterin Lee (Kirsten Dunst) und ihr Kollege Joel (Wagner Moura) auf den Weg nach Washington D.C., um das wohl letzte Interview mit dem amtierenden Staatsoberhaupt zu führen. Auf ihrem Weg stoßen auch Lees ehemaliger Mentor Sammy (Stephen McKinley Henderson) und die junge Fotojournalistin Jessie (Cailee Spaeny) zu ihnen, die beide von Lee zunächst nur als Hindernis gesehen werden. Je näher sie jedoch der Hauptstadt kommen, desto mehr fühlt sich Lee für Jessie verantwortlich, während sie sich selbst zunehmend in ihrem unerwarteten Schützling wiedererkennt...

 

Es gibt sie also noch, die Filme, die einem schwer im Magen liegen und auf unangenehm glaubwürdige Art und Weise verstören können. Civil War trifft einen Nerv, den das aktuelle politische Geschehen in den USA durchaus rechtfertigt, schafft es dabei aber konsequent, weder Stellung zu beziehen, noch eine klare Aussage zu treffen. Alex Garland überlässt das meiste seinem Publikum, verzichtet bewusst auf große Erklärungen oder darauf, thematisch in die Tiefe zu gehen. Stattdessen begleitet der Zuschauer eine Gruppe von Journalisten bei ihrer Arbeit, was zweifellos moralische und durchaus kontroverse Fragen aufwirft, den Blickwinkel aber eben auf ein ganz anderes Ziel richten lässt, als dies ein brutaler Bürgerkrieg eigentlich erwarten lassen würde. Auf diese Weise bleibt Civil War einerseits sehr distanziert zu seiner handlungsrelevanten Grundlage, ist andererseits aber mittendrin im Geschehen, und das oftmals deutlich näher, als man es sich wünschen würde. Absurder Alltag inmitten eines Krieges auf der einen, plötzliche Anschläge oder auch sinnlose Gewaltakte auf der anderen Seite, Garland versteht es hervorragend, das Publikum auf eine echte Achterbahnfahrt zu schicken, die mehr als einmal schmerzhaften Eindruck hinterlässt und die eine regelrecht verstörende, erschreckend glaubwürdige Atmosphäre zu erschaffen weiß. Eine Kernaussage zieht sich jedoch durch das gesamte Geschehen: Ein Krieg verändert die Menschen. Die einen versuchen konsequent, die Ereignisse um sie herum durch Ignoranz ungeschehen zu machen. Die anderen werden von normalen Bürgern zu militanten, gewaltbereiten Soldaten. Und wieder andere verlieren mit zunehmender Zeit immer mehr Skrupel, werden gefühlskalt und stumpfen ab. Zu letzteren gehört in Civil War zweifellos die junge Reporterin Jessie, großartig dargestellt von Cailee Spaeny, die anfangs noch emotional reagiert und Hemmungen zeigt, wenn es darum geht, das Kriegsgeschehen zu fotografieren. Später jedoch ist sie die erste, die mit ihrer Kamera stets als erste und ohne Rücksicht auf das eigene Leben mitten im Geschehen ist, und damit ihrem großen Vorbild Lee immer ähnlicher wird. An dieser Stelle kommt dann auch Kirsten Dunst mit ins Spiel, die als Kriegsfotografin längst an ihre Grenzen gelangt ist, und für die Brutalität, menschliche Leichen und auch der Tod selbst einfach nur noch ein Geschäft sind. Ein moralisch fragwürdiger Generationenwechsel als zentrales Handlungsthema ist es am Ende, von dem Civil War innerhalb seiner im Übrigen absichtlich recht oberflächlich gehaltenen Geschichte erzählt. Aber eben auch ein Generationenwechsel, der durch unangenehme Bilder und sein hohes Maß an Authentizität schwer im Magen liegt und noch über den Film hinaus ein flaues Gefühl hinterlässt...

 

Bildergalerie von Civil War (6 Bilder)

Details der Blu-ray

 

Bereits die Blu-ray Variante von Civil War überzeugt durch ein knackig scharfes, beinahe dokumentarisch klares und detailreiches Bild. Farben werden stets natürlich dargestellt, wobei das Geschehen davon profitiert, dass beinahe der gesamte Film von hellen Außenaufnahmen dominiert wird. Kontrastumfang und Schwarzwert sind ebenfalls auf sehr hohem Niveau angesiedelt. Ein paar vereinzelte Stilmittel wie absichtliche Unschärfen oder wackelige Aufnahmen brechen gelegentlich mit diesem insgesamt beeindruckenden Bild, fügen sich aber dennoch harmonisch mit ein. Akustisch bietet Civil War mit einer Abmischung in Dolby Atmos ein großartiges Erlebnis, das vor allem durch Dynamik und Raumwirkung zu punkten weiß. Actionszenen kommen damit brachial zur Geltung, und auch der eigenwillige, gerade dadurch aber geniale Soundtrack bringt ordentlich Druck ins heimische Wohnzimmer. Dazu gesellen sich hervorragend platzierte und stets perfekt ortbare Umgebungsgeräusche und Surroundeffekte sowie durchwegs klare und verlustfrei wiedergegebene Dialoge.



Cover & Bilder © LEONINE Distribution GmbH - Alle Rechte vorbehalten.


Das Fazit von: MarS

MarS

Mit Civil War liefert Alex Garland ein unangenehmes, authentisches und erschreckend glaubwürdiges Werk, das ebenso brisant wie auch intensiv ist. Aufgebaut wie ein typisches Roadmovie und vor dem Hintergrund eines tobenden Bürgerkriegs erzählt Civil War die erschütternde Geschichte eines Generationenwechsels, die sich gleichzeitig konsequent damit beschäftigt, wie ein Krieg einen jeden Menschen verändern kann. Der aktuelle Bezug ist dabei stets spürbar und intensiviert das gesamte Geschehen, während Garland bewusst darauf verzichtet, Stellung zu beziehen, bestimmte Parteien anzuklagen, oder durch zu viele Informationen das Publikum zu lenken. Civil War ist darauf ausgelegt, den Zuschauer im Mark zu erschüttern und mit gezielten Spitzen in der Magengegend zu treffen, diesen aber zugleich auch dazu anzuregen, sich seine eigenen Gedanken zu machen. Ein brachiales Werk, das man trotz bewusstem Verzicht auf zu viel Tiefgang nicht so schnell wieder vergisst.


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