Coppelion Gesamtausgabe
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BEWERTUNG |
26.01.2019 von LorD Avenger
Basierend auf der acht Jahre lang gelaufenen Manga-Serie Coppelion vom Mangaka Tomonori Inoue erscheint bei KAZÉ nun die 13-folgige Anime-Umsetzung in der Gesamtausgabe...
Inhalt
Nach einer nuklearen Kernschmelze im örtlichen Kraftwerk ist ganz Tokio zu einem postapokalyptischen lebensfeindlichen Sperrgebiet geworden, das Menschen lediglich in Schutzanzügen betreten können - und selbst die schützen nicht in Gebieten mit besonders hoher Strahlung. Dennoch ist es einigen Individuen offenbar gelungen in der verlassenen und zerstörten Stadtlandschaft zu überdauern, denn die japanische Armee empfängt SOS-Signale. Speziell für diesen Zweck genetisch herangezüchtete und ausgebildete Schulmädchen werden in die ehemalige Hauptstadt geschickt, um dort nach den Überlebenden zu suchen und sie abholen zu lassen. Ibara, Aoi und Taeko sind relativ ausgelassene junge Mädchen, die aufgrund ihrer besonderen Genetik als Coppelion keinen Schaden durch nukleare Strahlung nehmen und davon abgesehen hat jede von ihnen noch eine einzigartige Fähigkeit, wie beispielsweise außergewöhnliche Ausdauer, Stärke, Psychokinese oder Sehkraft. Damit ausgerüstet verfolgen sie jede Spur und treffen auch 20 Jahre nach der Kraftwerksexplosion noch auf Menschen, die einen Weg gefunden haben, in den erschwerten Bedingungen zu überleben.
Neben Verzweiflung und Wahnsinn unter den vereinzelten Überlebenden treffen die Drei auch auf eine größere Gruppe, die sich in einem technologischen Wunderwerk namens "Planet" verschanzt haben, in dem sogar unterirdisch Pflanzen angebaut werden können. Die junge Frau in der Gruppe ist allerdings hochschwanger und so tun die Coppelions sich mit den Überlebenden zusammen, um sie möglichst schnell aus der Todeszone zu befreien. Doch zwischen ihnen und der Rettung durch die Armee steht auch noch die Erste Division, eine zurückgelassene Militäreinheit, die schwer bewaffnet durch die Straßen ziehen und den wahnsinnigen Plan verfolgen, die gesamte Welt an ihrem Leid teilhaben zu lassen...
Die Geschichte ist definitiv weit davon entfernt eine herkömmliche Postapokalypsen-Story zu sein - die Katastrophe steht nicht im Vordergrund, ebenso wenig das Aufbauen einer neuen Gesellschaft oder etwaige durch die Strahlung entstandene Monstermutanten. Coppelion konzentriert sich sehr auf die Charaktere mit entschleunigten "Kennenlern-Szenen" und Dialogen. Dummerweise sind aber die Figuren, speziell die Protagonisten, bei Weitem nicht interessant genug geschrieben. Die drei Coppelions decken so viele Manga- und Anime-Klischees ab, dass sie in meinen Augen kaum einen eigenen Charakter darstellen. Ibara, die Anführerin der kleinen Gruppe, ist die typische distanzierte Power-Frau mit überaus weichem Kern und großer Hilfsbereitschaft, durch die sie immer andere vor ihre eigenen Interessen stellt. Aoi ist etwas dümmlich und naiv, was in Japan immer auch mit Verfressenheit einhergeht - nicht umsonst schleppt sie die ganze Zeit als Einzige eine Riesentasche mit Proviant herum. Ihre starken Selbstzweifel und die Angst, den anderen im Weg zu stehen, lassen sie immerhin ein wenig herausstechen. Taeko, die letzte im Bunde, geht in der Serie vollkommen unter und bis zu den letzten paar Folgen nimmt man sie so gut wie gar nicht wahr. Aber als Brillenträgerin ist sie natürlich die schüchternste, klügste und hat die größten Brüste.
Sieht man von den Protagonisten mal ab, sieht es schon etwas besser und spannender aus, obgleich auch keine Figur unter den Nebencharakteren innerhalb von 13 kurzen Folgen ausreichend zur Geltung kommt. Der rachsüchtige Kommandant der Ersten DIvision, der in Folge der Strahlung bereits das Aussehen eines Ghuls aus Fallout angenommen hat, ist in seiner weißen Uniform ein großartiger und geheimnisvoller Antagonist, der auch die beiden abtrünnigen Coppelion-Schwestern in den Schatten stellt, die im Finale endlich für etwas Action sorgen. Abwechslung bieten die Bewohner des Planeten, obgleich auch diese im Anime-Universum definitiv keine Unikate sind - immerhin kann man sich durch ihre sympathische Art aber mit ihnen anfreunden.
Die Gesamtausgabe der 13-folgigen Serie ist entweder neu im Steelcase verfügbar oder aber im schicken Pappschuber mit den vier Discs in einzelnen Hüllen. Jeder Hülle liegt ein liebevoll gestaltetes buntes Booklet bei, das u.a. jeder Episode eine zweiseitige Zusammenfassung gewährt mit jeweils acht Szenebildern, die mit weiteren Ergänzungen und Zitaten aus der Serie versehen sind. Kleine sogenannte Reports ergänzen das Booklet zusammen mit schönen Artworks und Konzeptzeichnungen, die auf wichtige Punkte der generellen Geschichte näher eingehen.
Besonders beeindruckt war ich ab der ersten Szene von den wirklich umwerfend gezeichneten Hintergründen und Umgebungen, die trotz der ganzen Zerstörung auf bizarre Art wunderschön wirkten (ähnlich wie in The Last of Us) und die vom Detailgrad und Zeichenstil unwillkürlich an die ikonischen Filme des Ghibli-Studios erinnerten. Auch die Charakterzeichnungen bewegen sich auf Kinofilm-Niveau und bestechen mit flüssigen Bewegungen, obgleich auch nicht viele sehr schnelle Szenen vorkommen, die diesen Punkt richtig austesten. Ganz auf 3D-Ergänzungen bei der Animation konnte man leider nicht verzichten, aber der Großteil ist erfreulicherweise noch gekonnt gezeichnet. Die deutsche Vertonung ist, wie von KAZÉ gewohnt, stimmungsvoll und hält einige bekannte Stimmen bereit.
Episodenguide
Cover & Bilder © Tomonori Inoue ・Kodansha/COPPELION Committee Das Fazit von: LorD Avenger
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