Der Engländer, der in den Bus stieg und...
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BEWERTUNG |
09.01.2023 von MarSDas Leben ist schön. Und doch kann man nicht verhindern, dass irgendwann das unausweichliche Ende kommt. Wohl aber kann man sich entscheiden, wie man diesem entgegentritt. Im Drama Der Engländer, der in den Bus steig und bis ans Ende der Welt fuhr wartet eben diese Herausforderung nun auf den britischen Charakterdarsteller Timothy Spall...
Inhalt
Nach dem Tod seiner Frau Mary (Phyllis Logan) macht sich der 90-jährige Tom (Timothy Spall) auf den Weg, um ein Versprechen einzulösen, das er seiner großen Liebe einst gegeben hatte. Von ihrem Haus in Schottland aus will er mit dem Bus die mehr als 1.300 Kilometer lange Reise in das Küstenstädtchen Land´s End im Süden Englands zurücklegen, wo er und Mary sich einst kennengelernt haben, und damit dorthin zurückkehren, wo sein langes und erfülltes Leben seinen Anfang nahm. Während der beschwerlichen aber akribisch geplanten Reise macht Tom nicht nur an einigen Orten Halt, die er einst gemeinsam mit seiner Frau besucht hatte, sondern lernt dabei auch die unterschiedlichsten Menschen kennen, die meist zutiefst gerührt und fasziniert von seinem Vorhaben sind. Während sich Tom unerschütterlich auf sein Ziel konzentriert, wird er mit der Zeit ohne es zu bemerken im ganzen Land wie ein Star gefeiert...
Der Engländer, der in den Bus stieg und bis ans Ende der Welt fuhr ist ebenso simpel wie effektiv, ist ebenso vorhersehbar wie überraschend, ebenso ein Wohlfühl-Film wie ein tragisch-emotionales Drama. Auch wenn hier - zumindest im Deutschen - der Titel ähnlich sperrig gewählt wurde, sollte man dabei Vergleiche mit Der Hundertjährige, der aus dem Fenster steig und verschwand beziehungsweise dessen deutlich schwächeren Nachfolger Der Hunderteinjährige, der seine Rechnung nicht bezahlte und verschwand tunlichst vermeiden, denn im Gegensatz zu den schwarzhumorigen schwedischen Komödien setzt das britische Drama hier nur äußerst selten auf kleine humorvolle Momente. Stattdessen konzentriert sich Der Engländer, der in den Bus stieg und bis ans Ende der Welt fuhr lieber auf die ebenso emotionale wie auch tragische Hintergrundgeschichte der Hauptfigur, die vielen kleinen Begegnungen, die auf dem langen Weg warten sowie die mit viel Feingefühl geschilderten Stationen einer ungewöhnlichen Reise. Hier liegt der Fokus vor allem auf Menschlichkeit, Hilfsbereitschaft und gegenseitigem Respekt, was die episodenhaft erzählte Odyssee eines alten Mannes zum deutlichen Plädoyer für eben diese gesellschaftlichen Werte werden lässt. Verstärkt wird dies durch vereinzelte Szenen, die diese Aspekte bewusst kontrastieren, und auf diese Weise sehr deutlich machen, dass ein freundliches, friedliches und respektvolles Miteinander eben nur gemeinsam möglich ist. Dass eine einfache Busfahrt, die nur durch gelegentliche Zwischenstationen und Begegnungen unterbrochen wird, in keinem Moment langweilig wird, das hat Der Engländer, der in den Bus stieg und bis ans Ende der Welt fuhr unter anderem der wundervollen Inszenierung zu verdanken, die neben der gelungenen, angenehm zurückhaltenden Bildsprache äußerst einfallsreich und handwerklich geschickt immer wieder die Vergangenheit beziehungsweise Erinnerungen mit der Gegenwart verschmelzen lässt, und damit sowohl auf emotionaler Ebene wie auch auf charakterlicher Basis für zusätzlichen Tiefgang sorgt. Allem voran jedoch lebt das sensible Drama aber von Hauptdarsteller Timothy Spall, der seine Figur mit bemerkenswerter Leichtigkeit vom ersten Moment an zum Sympathieträger werden lässt, und zu dem man auf diese Weise sofort eine enge Verbindung aufbaut. Ganz im Gegensatz zu anderen, ähnlich gelagerten Werken ist seine Figur erfreulicherweise kein mürrischer, verbitterter alter Mann, sondern ein charmanter, warmherziger Rentner mit festen Prinzipien und unerschütterlicher Hingabe, der auf ein langes Leben voller Höhen und Tiefen zurückblicken kann, und der sich völlig bewusst ist, dass diese Reise vielleicht sein letztes großes Abenteuer sein könnte. Eine Gewissheit, die den Zuschauer tief bewegt und berührt, aber auch dafür sorgt, dass in all der Trauer und Tragik auch eine Menge Hoffnung, Fröhlichkeit und hingebungsvolle Romantik zu finden ist - und das alles, ohne dass Der Engländer, der in den Bus steig und bis ans Ende der Welt fuhr es nötig hat, allzu kitschige oder übertrieben tränenfördernde Momente einzusetzen...
Details der Blu-ray
Während sich die Blu-ray in Closeups von ihrer besten Seite zeigt, neigen Panoramaaufnahmen oftmals zu einer stark ausgeprägten Körnung und gelegentlichem Rauschen. Die im Übrigen sehr schöne Schärfe samt hervorragendem Detailreichtum wie auch die natürliche Farbgestaltung in Verbindung mit dem kräftigen Kontrast sorgen aber dennoch für ein ansprechendes, harmonisches Gesamtbild. Die Tonspur konzentriert sich genrebedingt vor allem auf eine klare und saubere Dialogwiedergabe, und setzt nur sehr selten Akzente im Raum. Dieser nuancierte Einsatz wirkt aber ebenso stimmig, wie der wohldosiert eingesetzte, gefühlvolle Score. Cover & Bilder © capelight pictures OHG Das Fazit von: MarS
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