House on Strawhill

House on Strawhill

Originaltitel: Exposé
Genre: Thriller
Regie: James Kenelm Clarke
Hauptdarsteller: Udo Kier
Laufzeit: DVD (81 Min)
Label: SchröderMedia Handels GmbH
FSK 18

House on Strawhill   08.04.2020 von Dan DeMento

Ein uninspirierter Schriftsteller, ein einsames Haus, paranoide Wahnvorstellungen... Schon mal gehört? Im Gegensatz zu den berühmteren Vertretern dieses Plots ist House on Strawhill von 1976 eher unbekannt geblieben. Zu Recht? Lest selbst!

Inhalt:
 
Der erfolgreiche Schriftsteller Paul Martin (Udo Kier) sitzt an seinem zweiten Roman, und die Deadline rückt unaufhaltsam näher. Er hat sich zu diesem Zweck eigens in einem einsamen englischen Landhaus eingemietet, einzig die Inspiration mag sich nicht so recht einstellen. Stattdessen plagen den Autoren surreale Schreckensvisionen. Erleichterung bei seiner Arbeit erhofft Martin sich von der jungen Schreibkraft Linda (Linda Hayden), der er seinen Roman diktieren möchte. Schon bald geht sein Interesse an der attraktiven jungen Frau aber deutlich über ihre Fähigkeiten an der Schreibmaschine hinaus. Und auch sie scheint andere Pläne zu haben. Die sind aber ganz und gar nicht erotischer Natur...
 
Es gibt ein lustiges Spiel, das ich seit meiner Jugend spiele: Ich suche mir DVDs - gerne in der Ramsch-Abteilung - ausschließlich nach den Cover aus, ohne etwas über den Inhalt zu wissen oder wissen zu wollen. So stößt man auf sehr viel Mist, kann aber auch echte Perlen entdecken. Meinen absoluten Lieblingsfilm Adam´s Äpfel habe ich vor vielen Jahren auf diese Weise gefunden. House on Strawhill wäre definitiv ebenfalls ein Fall für einen solchen Raubzug gewesen, einerseits wegen seines reißerischen Covers, aber vor allem wegen zwei Worten: Udo Kier!
 
Mit Udo Kier verbindet mich eine Art Hassliebe, ich halte ihn für einen der überschätztesten Schauspieler der Welt und kann partout nicht verstehen, warum dieser Mann berühmt ist. Sein Gesicht und seine Art zu spielen lässt mich immer denken, er hätte sich sein Gesicht gerade erst irgendwo ausgeliehen und könnte noch nicht richtig damit umgehen. Mit House on Strawhill hatte ich jetzt die Gelegenheit, eines seiner frühesten Werke zu betrachten. Spoiler: Er spielt schon immer so.
 
Aber zurück zum Film: Entgegen seines Trailers und auch einiger Plakate hat der Film nichts übersinnliches und auch dem titelgebenden Haus ist absolut nichts vorzuwerfen. Es handelt sich vielmehr um einen relativ straighten Rache-Thriller mit ein bisschen Gewalt und ein bisschen Erotik. Im Original heißt der Film übrigens Exposé, was zumindest etwas mehr Bezug auf die Handlung nimmt. Auch die Freigabe ab 18 Jahren ist für mich nicht ganz nachvollziehbar. Der Film enthält zwar ein paar deftige Szenen, diese sind aber nicht mal für die 70er Jahre besonders schockierend.
 
Als wäre der Film sich seiner eigenen erzählerischen Schwächen bewusst, ist er durchsetzt von Erotikszenen, die dem Werk aber weder stilistisch noch storytechnisch sonderlich zuträglich sind. Vielmehr fragt man sich bei 9 von 10 dieser Momente, warum jetzt eigentlich schon wieder jemand nackt ist.
 
Die schauspielerische Leistung sämtlicher Beteiligter hält sich sehr in Grenzen, und die Arbeit der Bluteffekte-Abteilung grenzt an Arbeitsverweigerung. Dazu kommt, dass die Geschichte inklusive des "überraschenden" Endes schon nach wenigen Minuten absolut vorhersehbar ist und noch dazu vor Logiklöchern nur so wimmelt. Funfact: Wer außerdem noch den Fehler macht, den Text auf der Rückseite der DVD zu lesen, bekommt die gesamte Handlung samt Ende schon serviert.
 
House on Strawhill hätte deutlich mehr Potential, als er letztlich umsetzt und lässt vermuten, dass eine ehemals ziemlich gute Idee zu einem schlechten Drehbuch und einem noch schlechteren Film wurde. Manche extrem kurz angeschnittenen Seitenarme der Geschichte wären sehr interessant, werden aber einfach ungenutzt wieder fallengelassen. Hätte man die Hälfte der Erotikszenen gestrichen und stattdessen ein bisschen mehr Zeit auf die Charaktere und die Hintergründe der Geschichte verwendet, hätte House on Strawhill ein ziemlich guter Film werden können.
 

Bildergalerie von House on Strawhill (3 Bilder)

Bei aller Kritik ist der Film dennoch erstaunlich unterhaltsam und die 81 Minuten Laufzeit vergingen wie im Flug. Wer also nicht allzu viel Wert auf tiefsinnige Unterhaltung legt und sich einen netten 70er-B-Movie-Abend mit Bier und Chips machen möchte, ist mit House on Strawhill gut bedient. Gerade in einer geselligen (am besten rein männlichen) Runde bietet der Film viel Material für lustige Trinkspiele. Ein paar Vorschläge?
 
  • 1 Kurzer, wenn jemand sich ohne ersichtlichen Grund in einer unpassenden Situation auszieht
  • 1 Kurzer, wenn jemand in einer unpassenden Situation masturbiert
  • 1 Kurzer, wenn jemand eine lebensbedrohliche Situation mit einem Achselzucken vergisst
  • 1 Kurzer, wenn jemand in Lebensgefahr statt zu flüchten lieber Sex hat
 
Die Sofahelden wünschen einen feuchtfröhlichen Abend!


Cover & Bilder © Schröder Media Handels GmbH


Das Fazit von: Dan DeMento

Dan DeMento

 

House on Strawhill ist ein skurriler Streifen, der zwar kurzweilige Unterhaltung bietet, aber vollkommen zu Recht in Vergessenheit geraten ist. Die Idee des Films ist nicht neu, hat aber einige interessante Facetten, die aber leider nicht genutzt werden. 2010 erschien übrigens ein Remake unter dem Titel Stalker, bei dem der Autor jetzt Paula Martin heißt und eine junge Frau ist. Ob der zweite Versuch besser geworden ist, entzieht sich - bis jetzt - meiner Kenntnis.


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