Die Brücke - Staffel 3

Die Brücke - Staffel 3

Originaltitel: Bron/Broen
Genre: Krimi
Regie: RUMLE HAMMERICH
Hauptdarsteller: Sofia Helin • Rafael Pettersson • Dag Malmberg
Laufzeit: BD (568 Min)
Label: Edel Germany GmbH
FSK 16

Die Brücke - Staffel 3   23.04.2016 von LorD Avenger

Die bekannte Gender-Forscherin und Aktivistin Helle Anker wird ermordet auf einer Baustelle in Malmö aufgefunden. Der Tatort ist wie ein Kunstwerk inszeniert – ein verstörendes Bild, das der Polizei Rätsel aufgibt. Ermittlerin Saga Norén bekommt von dänischer Seite einen neuen Partner zugewiesen. Gemeinsam erfahren sie von einem weiteren bizarren Mord und ihnen wird klar, dass dies erst der Auftakt einer grausamen Mordserie war...  

 

Inhalt:


Ich muss gestehen gegenüber deutschem Fernsehen sehr voreingenommen zu sein, gerade wenn es sich um das Erste, Zweite oder Dritte Deutsche Fernsehen handelt. Dementsprechend ist es natürlich auch ein Dämpfer auf einem Cover das ZDF-Logo zu entdecken - und ich bin froh, dass ich so voreingenommen war, weil ich dadurch mit einem vollkommenen Rundumschlag von Die Brücke überzeugt werden konnte.

 

Allein der Schauplatz der Serie ist schon unheimlich interessant und war zumindest für mich mal erfrischend anders. Die Brücke ist bezeichnend für die tatsächliche Brücke zwischen Dänemark und Schweden, in deren Umkreis Ermittlerin Saga versucht für Recht und Ordnung zu sorgen - in diesem Fall mit einem ihr zur Seite gestellten dänischen Polizisten, sodass auf beiden Seiten der Überfahrt ermittelt werden darf. Saga und ihr Partner Henrik sind auf der Spur eines cleveren Serienkillers, der seine Opfer wie abstrakte und makabre Kunstwerke zur Schau stellt - seien sie nun am Kaffeetisch zusammen mit Schaufensterpuppen positioniert oder als Vogelscheuche an ein Gitter gekettet. An ebenso interessanten wie auch beunruhigenden Tatorten mangelt es in dieser Serie augenscheinlich nicht und dabei trägt nicht nur das Set zur stimmungsvollen Inszenierung bei, sondern auch Kamera, Regie und Licht. Alles ist ganz hervorragend aufeinander und auf die Szene abgestimmt und löst im Handumdrehen ein beklemmendes Gefühl aus, sobald einer der zahlreichen Tatorte betreten wird.

 

Hauptfigur Sara ist ein sehr spezieller Fall, bei dem das Asperger-Syndrom festgestellt wurde, eine Form des Autismus. Die meiste Zeit über wirkt sie völlig emotionslos, insbesondere aber auch empathielos. Sie hat keinen Sinn für menschliche Empfindungen, kann sich emotional nicht in andere hineinversetzen und versteht in vielen Situationen Redewendungen, Ironie, Sarkasmus und andere sprachgebräuchliche Mittel nicht. Gerade wenn sie jemandem mitteilen soll, dass ein angehöriger gestorben ist oder andere sensible Themen vor der Nase hat, ist ihre unbeabsichtigte Taktlosigkeit häufig sehr amüsant. Es muss effizient sein, alles andere ergibt keinen Sinn. Sie erinnert häufig sehr an den guten alten Monk. Ein Highlight ist es übrigens, wenn sie über Sex spricht - da kommt kaum jemand drum herum laut auflachen zu müssen und wenn, dann nur, weil er beschämt wegschaut. Auch die anderen Figuren müssen sich nicht verstecken und sind kaum oder überhaupt nicht weniger interessant. Henrik beispielsweise birgt auch ein sehr lange sehr undurchsichtiges Geheimnis, bei dem man fast so neugierig auf die Auflösung wartet wie bei der Rahmenhandlung. Ebenso bekommen vermeintliche Nebenfiguren so viel Sendezeit, dass man ein gutes Gefühl für ihre gut geschriebenen Eigenarten und Charaktere bekommt.

 

Schauspielerisch kann ich absolut nicht klagen, die meisten Darsteller sind hier voll und ganz auf internationalem Niveau und weit über jeder deutschen Produktion, die es sonst auf ZDF zu sehen gibt. Alle Rollen sind absolut glaubhaft gespielt und niemand wirkt in irgendeiner Form aufgesetzt - auch die gelungene deutsche Synchronisation trägt ihren Teil dazu bei.

 

Bildergalerie von Die Brücke - Staffel 3 (5 Bilder)

Was mich persönlich etwas gestört hat - allerdings auch, weil ich nicht damit gerechnet habe - ist die Spielfilmlänge jeder einzelnen Episode. Lediglich fünf Folgen, aufgebrochen auf 568 Minuten Laufzeit, ergibt stolze 113 Minuten pro Episode. Also nichts, um es gemütlich zwischendurch zu schauen, sondern durchaus Material für einen gesamten Abend - bzw. für fünf ganze Abende. Das wiederum stieß mir persönlich etwas sauer auf, da sich mein Konsumverhalten in den letzten Jahren einfach stark von Filmen entfernt hat und vollkommen auf maximal 60-minütige Serienepisoden eingeschossen hat. Was nicht bedeuten soll, dass sich die Folgen ziehen oder zu langgestreckt sind, sie halten mit Geschichte und Atmosphäre durchgängig die Spannung, man muss sich allerdings auch voll und ganz auf sie einlassen und mit voller Konzentration dabei sein. Gerade weil Die Brücke sehr viele Parallelgeschichten erzählt und immer wieder neue mit einfließen lässt, die völlig unvermittelt beginnen und sich teilweise erst Folgen später in die Rahmenhandlung eingliedern.



Cover & Bilder © Edel Motion


Das Fazit von: LorD Avenger

 LorD Avenger

Die Brücke ist in der bei mir in den letzten Jahren viel zu kurz gekommenen Krimi-Ecke ein absoluter Überraschungshit und das auch noch aus Schweden! Schauspieler, Story, Drehbuch und Atmosphäre sind großartig und beleben alles mindestens so gut wie der kreative Serienkiller Leben auslöscht. Zuschauer, welche die ersten beiden Staffeln nicht gesehen haben, werden zwischenzeitlich mit Figuren oder Anspielungen aus eben diesen konfrontiert, das aber so beiläufig, dass es einen nicht stört oder das Verständnis behindert. Das Bild ist mir persönlich für ein Blu-ray-Fassung stellenweise deutlich zu kernig, kann sich alles in allem aber durchaus sehen lassen. Wer seine Konzentration über 100 Minuten am Stück hinweg also gut halten kann und dabei komplexe zahlreiche Handlungsstränge problemlos im Auge behält, der kann sich guten Gewissens an diese stimmungs- und anspruchsvolle Krimiserie heranwagen - es lohnt sich!


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