The Deer King

The Deer King

Originaltitel: Shika no Ou: Yuna to Yakusoku no Tabi
Genre: Fantasy • Abenteuer • Drama
Regie: Masashi Ando • Masayuki Miyaji
Laufzeit: DVD (108 Min) • BD (113 Min)
Label: Plaion Pictures / KSM Anime
FSK 16

The Deer King   07.12.2022 von MarS

Mit The Deer King veröffentlicht Plaion Pictures / KSM Anime ein weiteres Mal einen Anime, der Ihr Euch auf keinen Fall entgehen lassen solltet. Warum? Das erfahrt Ihr in unserer Kritik...

 

Inhalt

 

Einst wütete ein Krieg zwischen den Königreichen Zol und Akhafa. Nachdem dieser durch den Ausbruch einer mysteriösen Krankheit, genannt das "Schwarze Wolfsfieber", ein jähes Ende gefunden hatte, leben die Königreiche inzwischen in Frieden miteinander. Als das "Schwarze Wolfsfieber" jedoch eines Tages wie aus dem Nichts zurückkehrt, wird der vermeintliche Frieden auf eine harte Probe gestellt, denn allem Anschein nach haben es die Wölfe, die für die Ausbreitung des Virus verantwortlich sind, dieses Mal gezielt auf die Bewohner Zols abgesehen. Als eine Salzmine von den Wölfen angegriffen wird, gelingt dem ehemaligen Kommandanten Van Gansa allerdings nicht nur gemeinsam mit dem kleinen Mädchen Yuna die Flucht, sondern beide überleben auch eine Infektion. Während Van und Yuna versuchen, in einem kleinen Dorf ein neues Leben anzufangen, ist ihnen der Hofarzt Hossal bereits auf den Fersen, denn er erhofft sich durch Vans Blut ein Heilmittel für das "Schwarze Wolfsfieber" zu finden. Doch Hossal ist nicht der Einzige, der sich auf der Suche befindet, denn für die Befürworter eines neuen Krieges zwischen Zol und Akhafa stellen Van und Yuna eine potentielle Gefahr dar, und müssen deshalb aus dem Weg geschafft werden. Unterdessen ist Van, der zunehmend von den Erinnerungen an seine Vergangenheit als Rebellenführer gequält wird, davon überzeugt, dass das Virus in seinem Körper weiterlebt, und er dadurch unerwartete neue Fähigkeiten entwickelt hat. Doch welches Schicksal wurde ihm damit tatsächlich auferlegt...?

 

Mit Masayuki Miyaji und Masashi Ando haben sich für The Deer King zwei alte Hasen des Animationsgeschäfts gemeinsam auf den Regiestuhl gesetzt. Während vor allem Masashi Ando eine lange Zeit für das legendäre Studio Ghibli tätig war, und dort unter den nicht minder legendären Hayao Miyasaki und Isao Takahata vor allem für die Key Animation bei Filmen wie Porco Rosso, Die Stimme des Herzens oder auch Meine Nachbarn die Yamadas beziehungsweise als Chief Animation Director für Prinzessin Mononoke verantwortlich war, trafen er und Miyaji bei der Entstehung von Chihiros Reise ins Zauberland schließlich aufeinander. 21 Jahre später zeichnen die beiden sich nun gemeinsam für ein Werk verantwortlich, dass an vielen Stellen zwar Erinnerungen an die Produktionen des Studio Ghibli weckt, dabei aber dennoch genug Eigenständigkeit an den Tag legt - nicht zuletzt auch aus dem einfachen Grund, dass die Geschichte auf dem gleichnamigen zweiteiligen Fantasyroman aus der Feder von Nahoko Uehashi basiert, der inzwischen auch als Manga adaptiert wurde. Eines ist allerdings sicher: The Deer King ist ein großartiges Fantasy-Abenteuer, das sich wahrlich nicht zu verstecken braucht...

 

Den Einstieg macht einem The Deer King allerdings nicht allzu leicht, denn als Zuschauer wird man nach einigen kurzen erklärenden Texttafeln direkt ins Geschehen geworfen. Dieses Geschehen entpuppt sich allerdings recht schnell als äußerst komplex und vielschichtig, weshalb es kaum möglich ist, alle Zusammenhänge und Strukturen der Geschichte tatsächlich in Gänze wahrnehmen zu können. Politische Intrigen, Vergangenheitsbewältigung, Kriegstraumata, der Ausbruch einer tödlichen Krankheit, eine ungewöhnliche Vater-Tochter-Beziehung, das Ganze vermischt mit Fantasyelementen und eingebettet in ein mittelalterliches Setting - es ist schon eine ganze Menge, was es hier zu verarbeiten gilt. Hin und wieder ergeben sich auf diese Weise sogar erzählerische Schwachstellen, die Fragen hinterlassen, ohne dass diese später beantwortet werden. Ebenso ist das gesamte Universum, in welchem sich die Handlung abspielt, viel zu umfangreich, als dass die knapp zwei Stunden Laufzeit des Films ausreichen könnten, dieses zufriedenstellen ausarbeiten beziehungsweise darstellen zu können. Wirklich hinderlich für das Gesamterlebnis von The Deer King sind diese inhaltlichen Mängel allerdings nicht, denn auch wenn eine Umsetzung als Serie der Geschichte vielleicht besser gerecht geworden wäre, so gelingt es der Erzählung auch im kompakten Rahmen, den Zuschauer vom ersten Moment an zu fesseln und mitzureißen. Zu verdanken ist dies der sehr gefühlvoll inszenierten und absolut harmonischen Erzählung, die sich dank hervorragender Balance zwischen herzerwärmenden Momenten, spektakulären Actionsequenzen und dramaturgischen Höhepunkten in Verbindung mit den charismatischen, sympathischen Figuren keinerlei Blöße gibt, während der durchwegs stimmungsvolle Soundtrack endgültig dafür sorgt, dass man sich in dieser fantastischen Welt gänzlich verlieren kann. Auf diese Weise wird man als Zuschauer gänzlich in den Bann gezogen, und erlebt dadurch im Verlauf der Geschichte eine bemerkenswerte Achterbahnfahrt der Gefühle, die im emotionalen Finale zweifellos ihren Höhepunkt findet - einen Höhepunkt, der zartbesaiteten Zuschauern schwer im Magen liegen dürfte, und einen hohen Verschleiß an Taschentüchern nach sich zieht. 

 

Bemerkenswert ist dabei auch die Entscheidung des Animationsstudios Production I.G., Inc. (Kabukicho Sherlock), einen sehr nostalgischen Animationsstil zu nutzen, der sich auf ebenso charmante wie erfrischende Art und Weise von anderen modernen Produktionen abhebt. Extrem ästhetische, detailverliebte Hintergründe treffen hier auf außergewöhnliche und vielseitige Charakterdesigns, während sich zahlreiche visuelle Spielereien im Verlauf der fantastischen Sequenzen ebenso ansprechend wie harmonisch in den tollen Gesamtlook einfügen. Ebenso herausragend wie der stets perfekt abgestimmte Soundtrack oder auch der Theme-Song "One Reason" von milet gestaltet sich die deutsche Synchronfassung, die unter anderem die Stimmen von David Nathan (Johnny Depp, Christian Bale) als Van Gansa oder auch Rubina Nath (Dakota Johnson, Karen Gillan) als Attentäterin Sae zu bieten hat. 

 

Bildergalerie von The Deer King (3 Bilder)

Details der Blu-ray

 

Das Bild der Blu-ray setzt den herrlichen Retro-Look von The Deer King dank satten Farben, kräftigem und sehr ausgewogenem Kontrastumfang sowie absolut sauberer Darstellung perfekt in Szene, und lässt dadurch nicht nur die beeindruckenden Landschaftsaufnahmen noch intensiver wirken. Gleichermaßen gelungen ist die Abmischung des Tons, der sowohl im Dynamikbereich wie auch beim Raumklang einen tollen Eindruck hinterlässt. Das gesamte Sounddesign verteilt sich sehr schön im gesamten Boxenspektrum, während Actionszenen sowie der stimmungsvolle Soundtrack durchwegs kraftvoll und atmosphärisch wiedergegeben werden. Die Sprachausgabe bleibt unterdessen ausnahmslos klar und verständlich, und wird niemals in den Hintergrund gedrängt. 



Cover & Bilder © Plaion Pictures


Das Fazit von: MarS

MarS

Auch wenn The Deer King inhaltlich ein wenig zu überladen ist, und dementsprechend vermutlich im Serienformat sogar noch besser funktioniert hätte, ist unter der Regie von Masayuki Miyaji und Masashi Ando ein wirklich großartiges Fantasy-Abenteuer entstanden, dass den Zuschauer vom ersten Moment an fesselt, und bis ins emotional ergreifende Finale nicht wieder loslässt. The Deer King meistert auf eindrucksvolle Art und Weise den Spagat zwischen herzerwärmender Vater-Tochter-Beziehung, philosophisch angehauchter Fantasygeschichte und äußerst dramatischen Inhalten, und ist nicht nur visuell ein echter Augenschmaus, sondern bietet auch akustisch ein eindringliches Erlebnis. Wer mal wieder komplett in einer wunderbaren Fantasywelt abtauchen, sich in einer vielschichtigen Geschichte verlieren, und dabei eine emotionale Achterbahnfahrt mit allen Höhen und Tiefen erleben möchte, der sollte sich The Deer King keinesfalls entgehen lassen.


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