Xanadu
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BEWERTUNG |
20.08.2019 von LorD Avenger
Zweifelhaften Legendenstatus erreichte Xanadu dadurch, dass er einer der beiden Filme war, die für die Entstehung des "Antioscars" Goldene Himbeere verantwortlich waren - und für seinen weltweit mit 7-fach Platin ausgezeichneten Soundtrack...
Inhalt
Der begabte Künstler Sonny sieht sein Talent im Beruf verschwendet - für einen unausstehlichen Boss malt er Plattencover im Großformat ab, um damit Werbung zu betreiben. Er kann es kaum fassen als er auf einem der Cover eine hübsche Blondine wiedererkennt, der er kurz zuvor im Park über den Weg gelaufen war. Er macht sich auf die Suche nach der mysteriösen Frau, die sich zunehmend zu seiner Muse entwickelt und tatsächlich übernatürlich zu sein scheint. Beide inspirieren wiederum den alternden Orchester-Musiker Danny zur Eröffnung eines Tanzlokals als sein Vermächtnis, der Jahre zuvor seine eigene Muse verloren hatte.
Xanadus Entstehungsgeschichte ist gleichzeitig enttäuschend und so beeindruckend chaotisch, dass sie nicht nur die Seiten des Media Books, sondern auch die im Bonusmaterial enthaltene Dokumentation füllt. Der ursprüngliche Gedanke war auf den erfolgreichen 70er-Jahre-Zug der Rollschuh-Discos aufzuspringen, umso leichter einen Produzenten zu finden. Die mitgelieferte Handlung füllte anfänglich nicht mehr als 45 Drehbuchseiten, wurde aber mehrfach überarbeitet als auch das Projekt zunehmend wuchs. Mit dem ansteigenden Budget eröffneten sich auch neue Möglichkeiten, wie der gesamte Fantasy-Aspekt des Films und damals durchaus hochkarätige Darsteller. Olivia Newton-John hatte erst zwei Jahre zuvor mit Grease an der Seite von John Travolta einen musikalischen Durchbruch in Hollywood gefeiert und war auf dem Gipfel ihrer Beliebtheit. Gene Kelly hingegen hatte seine Glanzjahre 1980 schon geraume Zeit hinter sich, war in den 40ern und 50ern allerdings ebenfalls eine Film-Musical-Legende, die das Genre mitgeprägt hat und auch für das männliche Publikum zugänglich machte - ihm haben wir u.a. auch den allseits bekannten Song "Singing in the Rain" zu verdanken. Xanadu war seine letzte Filmrolle. Neben diesen beiden Namen etwas abgeschlagen bleibt der eigentliche Hauptdarsteller Michael Beck übrig, der erst kurz zuvor mit The Warriors Bekanntheit erlangte.
Fun Fact: Der Haupt-Choreograph des Films wurde später in seiner Karriere zum Regisseur und zeichnete sich u.a. für die Highschool Musical-Filme verantwortlich.
Die kitschige Liebesgeschichte des Films zwischen einem Künstler und seiner tatsächlich von Göttervater Zeus abstammenden Muse ist so schnulzig, wie es nur geht und dabei auch noch nahezu ebenso gehaltlos. Man merkt wirklich, dass der Film nicht auf Basis einer Geschichte oder Idee entstanden ist, sondern durch einen Trend und seine damals hochkarätigen Musical-Darsteller. Protagonist Sonny wirkt nicht annähernd unglücklich genug in seinem Beruf, um mit ihm mitzufiebern, dass er in seine kreative Freiheit ausbricht - die sich komischerweise in Form eines Immobilienmaklers materialisiert anstelle eines Künstlers. Newton-Johns Charakter soll selbstverständlich ihre übernatürliche, mysteriöse Aura erhalten, ist dabei aber annähernd durchgängig so distanziert und fern wirkend, dass sie eigentlich nur durch ihr ansehnliches Äußeres überhaupt wirken kann. Gene Kelly hat mich tatsächlich am meisten überzeugt, wirkt sehr sympathisch und bringt unverkennbar seinen 40er-/50er-Jahre-Stil mit, der zusammen mit der neueren Disco-Ära einen schönen Generationswechsel im Musikfilm darstellt.
Das 16:9-Format in zufriedenstellender Bildqualität ist auch rund 40 Jahre nach Erstveröffentlichung noch angenehm anzusehen und ebenso wurde der Ton an heutige Maßstäbe angepasst, sodass die preisgekrönten Songs stimmungsvoll zur Geltung kommen. Die Fantasy-Elemente und daraus resultierenden Spezialeffekte, die erst durch das Anheben des Budgets ermöglicht wurden, dominieren den Film letztlich ziemlich. Man setzt wo man nur kann auf leuchtende Neonfarben, die Charaktere umranden oder buchstäblich wie Disco-Lichter über den Bildschirm schießen. Dass man konstant bei einem Stil bleibt und dieser auch noch sehr passend zur Disco-Ära ist, mag zwar durchaus ansprechend sein, für meinen Geschmack hat man damit aber ein gutes Stück übertrieben.
Details des Mediabooks
Da gerade der Soundtrack das Erfolgreichste am ganzen Film war, hätte ich mir im neuen Mediabook vielleicht eher die CD dazu gewünscht als neben der Blu-ray dasselbe nochmal auf DVD. Die Lieder zum Mitsingen im Bonusmaterial wirken da auch ein wenig lieblos zusammengestellt, da sie lediglich die Sequenzen mit englischen Untertiteln zeigen anstelle einer etwas schöneren Aufbereitung im Karaoke-Stil. Qualitativ ist das Mediabook aber wirklich schick geworden mit tollem Cover-Motiv und durchaus interessantem 20-seitigen Booklet mit farbigen Abbildungen zum Dreh und vom ursprünglichen Kinoposter. Das Material des Books ist äußerst stabil und durch die glänzende Oberfläche kann es problemlos mit jedem Buch mithalten, das etwas auf sich gibt. Cover & Bilder © justbridge entertainment GmbH Das Fazit von: LorD Avenger
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