Chandigarh

Chandigarh

Genre: Strategiespiel • Stadtbau • Muster-Wertung
Autor: Toni López
Illustrator: Edu Valls
Spieleverlag: Ludonova, Strohmann Games
Empfohlenes Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 45-60 Min

Chandigarh   15.10.2024 von 2-PL4Y3R5

Wir könnten an dieser Stelle über die indische Stadt Chandigarh schreiben und den Architekten Le Corbusier, der maßgeblich zu ihrer Entstehung beigetragen hat. Der geschichtliche Hintergrund ist sicher interessant, aber das besondere an Chandigarh sind die Spielmechaniken. Alle Spieler bewegen ihren Architekten zwischen Kreuzungen derselben Stadt und bauen verschiedenfarbige Gebäude in diversen Mustern. Die Herausforderung liegt darin zunächst einmal zusammenpassende Gebäude und Ziele aus der Auslage zu erhalten und die Ziele dann auch zum richtigen Zeitpunkt zu werten. Ob wir dieser Herausforderung gewachsen waren, erfahrt ihr in diesem Bericht.

 

Das Material und die Vorbereitung

 

Chandigarh kommt ganz ohne riesige Materialschlacht aus, wie man es von den großen, modernen Strategiespielen kennt. Dementsprechend ist das Spiel auch sehr zügig aufgebaut. Zuerst wird ein zufälliges 4x4 Raster mit den 16 Sektor-Plättchen ausgelegt; das ist der modulare Spielplan, die Stadt Chandigarh. Spielt ihr zu viert, verwendet ihr die blaue Seite, im Spiel zu zweit oder zu dritt werden die Sektor-Plättchen mit der braunen Seite nach oben gelegt. Jeder Sektor hat Bauplätze für Gebäude in unterschiedlicher Anordnung. Um die Bauplätze herum verlaufen die Straßen der Stadt, entlang derer ihr euren Architekten bewegt, um die Gebäude zu bauen. Es gibt auch Bauplätze, die bereits farbige Gebäude zeigen. Auf diese Bauplätze wird direkt beim Aufbau das passende Gebäude platziert. Zuletzt wird an das Ende jeder Straße ein zufälliges Straßenplättchen gelegt und ein zusätzliches in die Ecke des Spielplans. Diese Plättchen sind relevant für eine Mehrheitenwertung am Spielende.

 

Neben dem Spielplan wird die Auslage der Spezialistenplättchen vorbereitet. Von jeder Farbe wird ein zufälliger Spezialist ausgelegt. Es wird empfohlen jeweils zwei Spezialisten mit Schuhabdruck-Symbol und zwei mit Karten-Symbol auszuwählen, da somit Fähigkeiten für die beiden Aktionsmöglichkeiten im Spiel sind. Auf jedes Spezialistenplättchen kommen dann so viele Marker der entsprechenden Farbe wie Spieler an der Partie teilnehmen. Jeder Spezialist hat auch eine Spielfigur, die zufällig in die Sektoren an den Ecken des Spielplans platziert werden.

Achtung, es wird noch etwas mehr Platz neben dem Spielplan benötigt! Zum einen muss der verdeckte Projektkartenstapel ausgelegt werden, wobei sechs bis acht Karten in eine offene Auslage kommen, abhängig von der Spieleranzahl. Dann braucht es noch Platz für die Gebäude in den vier verschiedenen Farben; auch hier ist die Gebäude-Anzahl im Vorrat abhängig von der Spieleranzahl. Und zuletzt braucht es auch Platz für die Prestigepunkte-Marker, die im Spielverlauf gesammelt werden; das sind die Siegpunkte im Spiel.

 

Dann wählt jeder Spieler eine Spielerfarbe - schwarz, weiß, grau oder gold; wir lieben die goldene Spielerfarbe! – und nimmt sich das entsprechende Spielermaterial. Jeder Spieler platziert seinen Architekten auf die Kreuzung im Zentrum des Spielplans; die 5 Sektorenwarten behält man im persönlichen Spielerbereich. Nun muss noch der Startspieler bestimmt werden. Dieser darf damit beginnen eine der offenen Projektkarten sowie zwei Gebäude beliebiger Farbe zu wählen und vor sich auszulegen. Haben alle Spieler gewählt, liegen noch 4 Projektkarten offen aus, auf die im Spielverlauf zugegriffen werden kann.

 

Das Spielziel

 

Ihr seid Architekt und zieht durch die Straßen von Chandigarh, um mit einem Fingerschnips Gebäude zu errichten und weiterzuziehen. Ob euch das Prestige einbringt oder nicht, ist allerdings von euren Karten abhängig, die ihr vor euch ausspielt. Jeder Spieler versucht Muster aus den verschiedenen Gebäudefarben in Chandigarh zu bauen, die mit den eigenen Karten übereinstimmen, um so Siegpunkte zu generieren. Und auch der Zeitpunkt für die Wertung der eigenen Karten muss gut abgepasst werden. Wem das alles am besten gelingt, wird Chandigarh gewinnen.

 

Der Spielablauf

 

In Chandigarh sind Spieler im Uhrzeigersinn am Zug, und zwar so lange, bis das letzte Gebäude einer Farbe genommen wurde. Dann endet das Spiel, nachdem alle Spieler gleich oft am Zug waren. Keine Phasen oder komplizierten Rundenabläufe, einfach losspielen und reihum bis zum Schluss!

 

Während eines Spielerzuges muss man sich immer für eine von zwei möglichen Aktionen entscheiden. Man nimmt eine neue Projektkarte aus der Auslage, spielt sie vor sich aus, erhält dadurch meist auch Gebäude und bringt zwangsläufig auch eine der bereits ausgespielten Karten zum Werten. Oder man bewegt den Architekten durch die Stadt und kann dabei Gebäude aus seinem persönlichen Vorrat auf freie Bauplätze setzen. Damit könnte hier schon Schluss sein. Aber wir schauen uns diese beiden Aktionen natürlich noch einmal im Detail an.

 

Die erste Aktionsmöglichkeit ist bewege deinen Architekten und baue 1 Gebäude. Dabei bewegt sich der Architekt immer von Kreuzung zu Kreuzung, auch am Rand des Spielplans. Nach(!) jedem Bewegungsschritt darf der Architekt ein beliebiges Gebäude aus dem persönlichen Vorrat auf einen freien Bauplatz setzen, der an die Kreuzung angrenzt (genauer gesagt an den Straßenzug, welcher mit der Kreuzung des Architekten verbunden ist). Dieser Prozess kann mehrfach wiederholt werden, abhängig davon wie viele Schuhabdruck-Symbole auf Karten in der persönlichen Auslage abgebildet sind. Karten können null bis zwei solcher Symbole haben und weil man im Spielverlauf mit Ausnahme der ersten Züge immer drei Karten in der eigenen Auslage hat, dürfen sich Architekten immer zwischen null und sechs Kreuzungen weit bewegen und damit auch bis zu sechs Gebäude innerhalb eines Zuges bauen. Dabei ist das Bauen von Gebäuden immer optional und es dürfen auch weniger Schritte gegangen werden als theoretisch möglich. Es gibt auch nur zwei Bewegungsregeln: man darf niemals denselben Schritt zurücklaufen, den man zuvor nach vorne gegangen ist und man darf seine Bewegung nicht auf einer Kreuzung mit einem anderen Architekten beenden.

 

Durch diese Aktion kann man sich auch die Unterstützung der Spezialisten sichern und sich so permanente Fähigkeiten für den Rest der Partie freischalten. Die Gunst eines Spezialisten erhält man, sobald ein Gebäude der passenden Farbe in einem Sektor mit einem Spezialisten gebaut wird; also ein rotes Gebäude im Sektor des roten Spezialisten. Dann erhält man einen der entsprechenden Spezialisten-Marker von der Auslage, um anzuzeigen, dass man diesen Spezialisten für sich gewonnen hat. Von nun an kann man die Fähigkeit dieses Spezialisten einmal in jedem eigenen Spielerzug nutzen; um dies anzuzeigen dreht man den Marker auf die Rückseite. Die Spezialisten-Fähigkeiten sind sehr unterschiedlich und weil sie häufig zum Einsatz kommen, können sie das Spielgeschehen massiv beeinflussen. Übrigens kann jeder Mitspieler sich jeden Spezialisten holen, es ist kein Wettrennen. Nachdem man einen Spezialisten für sich gewonnen hat, muss man die Figur auf dem Spielplan auf einen anderen beliebigen Sektor umsetzen (Lust den Mitspieler zu ärgern? Bitte schön!). Damit man sich die Bedeutung der Spezialisten besser vorstellen kann, listen wir hier mal einige der 24 verschiedenen Fähigkeiten auf:

  • Gebäude des persönlichen Vorrats mit der Auslage tauschen
  • Zusätzliche Möglichkeiten Siegpunkte zu generieren, z.B. beim Bauen einer bestimmten Gebäudefarbe
  • Austausch der Karten in der Auslage mit neuen Karten vom Deck
  • Zusätzliche Bewegungspunkte oder andere erweiterte Bewegungsregeln, inklusive Teleportation!
  • Mehrere Bauaktionen pro Sektor oder andere erweiterte Bauregeln

 

Beim Spielaufbau hatten wir die Mehrheitenwertung erwähnt. Im Spielverlauf füllen sich die Sektoren mit Gebäuden; diese sind nicht den Spielern zugeordnet. Wer allerdings das letzte freie Feld eines Sektors mit einem Gebäude besetzt, vollendet den Sektor und beansprucht ihn für sich, in dem er einen seiner fünf persönlichen Sektorenwarte darauf platziert. Am Spielende werden für jede Straße alle acht an die jeweilige Straße angrenzenden Sektoren betrachtet. Wer jeweils am meisten Sektorenwarte platziert hat, bekommt die Siegpunkte, die auf dem entsprechenden Straßenplättchen angegeben sind. Bei Gleichstand zählt die in Klammern angegebene Punktezahl. Das Straßenplättchen in der Ecke des Spielplans gibt Siegpunkte für die Mehrheit in den acht Sektoren des Spielplanrands.

 

Die zweite Aktionsmöglichkeit lautet nimm 1 Projektkarte und erhalte Prestigepunkte. Mit dieser Aktion wird in seiner persönlichen Auslage gepuzzelt, keine Gebäude, sondern Karten! Auch wenn es nur drei Karten in der persönlichen Auslage gibt, war dieses Puzzle unerwarteterweise anspruchsvoller als das gemeinsame Gebäudebauen auf dem Spielplan. Schauen wir uns erstmal an was auf den Karten zu sehen ist. Oben links sind die bereits erwähnten Schuhabdruck-Symbole abgebildet, welche die Bewegungspunkte für den Architekten bestimmen, also die Stärke der ersten Aktion. Bei der Auswahl der Karten sollte also auch darauf geachtet werden, dass der Architekt weiterhin ausreichend bewegungsfähig bleibt. Oben rechts sind Sterne abgebildet. Das sind die Siegpunkte, die es bei der Wertung dieser Karte gibt. Und zwar so oft wie das in der Mitte der Karte abgebildete Gebäude-Muster zum Zeitpunkt der Wertung auf dem Spielplan zu finden ist. Dabei ist jede Karte einzigartig und fordert unterschiedliche Muster, z.B. zwei grüne Gebäude in benachbarten Sektoren oder ein rotes und gelbes Gebäude gegenüber im selben Sektor oder blaue Gebäude am Rand des Spielplans. Neben Bewegungspunkten und Wertungs-relevanten Eigenschaften ist der untere Bereich der Karten wichtig. Hier ist dargestellt welche Gebäude man von der Karte erhalten kann, je nachdem wo man sie in seine persönliche Auslage legt.

 

Wie funktioniert nun das „Puzzle“? Wählt man die Aktion „Nimm 1 Projektkarte und erhalte Prestigepunkte“, sucht man sich zuerst eine der Karten aus der Auslage aus. Dann muss man sich entscheiden, ob man die Karte links oder rechts an seine persönliche Kartenauslage anlegt. Zu Spielbeginn liegt dort nur eine Karte. Relevant ist damit erstmal nur der untere Bereich, die Gebäude. Lege ich die Karte rechts an, so erhalte ich das Gebäude, welches links unten auf der Karte abgebildet ist und zur bereits ausliegenden Karte zeigt. Gleichzeitig erhalte ich auch das Gebäude, das auf der rechten Seite der bereits ausliegenden Karte abgebildet ist. Allerdings darf man maximal sechs Gebäude im persönlichen Spielerbereich sammeln. Ähnlich wird verfahren, wenn die dritte Karte in die Auslage gespielt wird. Von da an wird die persönliche Auslage immer aus drei Karten bestehen. Holt man sich die vierte Karte, wird sie weiterhin wie gewohnt rechts oder links an die persönliche Auslage angelegt und man erhält die Gebäude. Allerdings wird dann die Karte auf der gegenüberliegenden Seite der Auslage gewertet und entfernt. Während der Wertung darf jedes Gebäude nur einmal berücksichtigt, also nicht gleichzeitig für zwei Muster verwendet werden. Aber Muster dürfen beliebig rotiert werden. Je häufiger das Muster auf dem Spielplan vorzufinden ist, desto mehr Prestigepunkte erhält man, und zwar die Anzahl der passenden Muster multipliziert mit den Siegpunkte-Sternen oben rechts auf der Karte. Wo man eine Karte anlegt, ist also maßgeblich davon abhängig welche Wertungen man triggern und welche noch hinauszögern möchte, aber auch welche Gebäude man benötigt.

 

Das Spielende wird ausgelöst, wenn der Vorrat einer Gebäudefarbe leer ist. Dann wird noch die laufende Runde zu Ende gespielt, bis alle Spieler gleich oft am Zug waren. In der Schlusswertung kann es nochmal einiges an Punkte geben. Zuerst darf eine der noch ausliegenden Karten gewertet werden. Also keine Panik, wenn auf einmal das Spiel zu Ende ist und man so lange auf die Wertung dieser einen Karte hingearbeitet hat. Dann gibt es Siegpunkte für Spezialistenplättchen, wie auf den Plättchen angegeben, zwischen null und drei pro Spezialisten. Und zuletzt findet die Mehrheitenwertung der Straßenplättchen statt, wie oben beschrieben. Der Architekt mit den meisten Prestigepunkten gewinnt!

 

 

Bildergalerie von Chandigarh (10 Bilder)

Spielmaterial

 

  • 16 doppelseitige Sektoren (braune Seite für 2-3 Spieler, blaue Seite für 4 Spieler)
  • 36 Projektkarten
  • 12 doppelseitige Spezialistenplättchen (3 je Farbe: gelb, rot, blau, grün)
  • 16 Spezialistenmarker (4 je Farbe)
  • 4 Spezialistenfiguren (1 je Farbe)
  • 72 Gebäude (18 je Farbe)
  • 10 Straßenplättchen
  • 1 Startspielermarker
  • 78 Prestigepunktemarker (38x 1er, 24x 3er, 16x 5er)
  • 4 Architekten Meeple (1 je Spielerfarbe: schwarz, weiß, grau, gold)
  • 20 Sektorenwarte (5 je Spielerfarbe)


Cover & Bilder © Cover: Strohmann Games / Bilder im Artikel und Teaserbild: www.sofahelden.de


Das Fazit von: 2-PL4Y3R5

2-PL4Y3R5

Spielspaß: Chandigarh ist ein abstraktes Spiel, in dem es darum geht durch den Bau verschiedenfarbiger Gebäude innerhalb eines Rasters aus Bauplätzen Muster zu bilden und diese zu werten. Das Thema des Stadtbaus ist dabei eher im Hintergrund. Es wirkt zwar nicht aufgesetzt, aber Chandigarh ist kein sehr thematisches Spiel. Davon abgesehen bietet Chandigarh ein interessantes Puzzle in der Tischmitte, an dem alle Spieler gleichzeitig arbeiten, aber mit unterschiedlichen Zielen. Mehr Punkte zu generieren als die Mitspieler geschieht durch cleveres Kartenmanagement, das uns durchaus Spaß gemacht hat und wir so auch noch nicht gesehen haben. Hier gibt es mehrere strategische Überlegungen und nicht zuletzt gibt es auch etwas Schadenfreude, wenn man die vom Gegenspieler gebauten Muster in irgendeiner Form selbst zum Werten bringt, indem man sich eine passende Karte aus der Auslage schnappt.

 

Balancing/Glücksfaktor: Der maßgebliche Glücksfaktor ergibt sich aus der zufälligen Kartenauslage. Es ist möglich, dass weder passende Wertungen noch passende Gebäude ausliegen. Allerdings passiert das selten. Und gefällt einem diese potenzielle Sackgasse nicht, dann kann man auch einen Spezialisten ins Spiel nehmen, der es erlaubt die Kartenauslage abzuwerfen und durch neue Karten zu ersetzen. Auch Gebäude können durch bestimmte Spezialistenfähigkeiten getauscht werden. Kommt man dennoch mit den ausliegenden Karten nicht klar, ist eben die Herausforderung Wege zu finden mit diesen Karten weiterzuarbeiten. Und in gewissem Maße haben alle Mitspieler dasselbe Problem, da jeder am selben Puzzle in der Tischmitte arbeitet. Zudem kann man auch in den sauren Apfel beißen und seine Strategie anpassen, also auf andere Wertungen setzen. Und wer sich zuerst anpasst, kann einen Vorteil herausarbeiten. Karten machen also den Glücksanteil aus. Paradoxerweise sind sie auch maßgeblich für den hohen Strategieanteil in Chandigarh verantwortlich, wegen dem Kartenmanagement, das Vorausplanung erfordert, aber auch viele Möglichkeiten bietet. So ist es zum Beispiel möglich Karten zu holen, nur um passende Gebäude zu bekommen. Spielt man die Karten abwechselnd rechts und links so kann man auf eine Wertung der mittleren Karte am Ende der Partie hinspielen. Mit dieser Strategie wurde eine Partie gewonnen, und mit nur einer Wertung über die Hälfte der Gesamtpunktzahl gemacht.

 

Komplexität/Regeln: Strohmann Games hat Chandigarh als einfaches Kennerspiel eingestuft, dem wir vollkommen zustimmen. Betrachtet man die Regeln isoliert, geht es unserer Meinung nach sogar als Familienspiel durch. Der Spielablauf ist auf nur 3 Seiten der Regel beschrieben. Das anspruchsvolle Kartenmanagement und die dadurch notwendige Vorausplanung der Spielerzüge hebt den Anspruch in den Kennerbereich. So kann man eine Karte wählen, die Punkte für bestimmte Gebäudemuster einer Gebäudefarbe gibt, allerdings liefert diese Karte niemals auch Gebäude der passenden Farbe. Auch das korrekte Anlegen der Karten ist wichtig. Es gibt nur zwei Optionen: rechts oder links. Aber zwei Entscheidungskriterien: welche Karte ist sinnvoll zum jetzigen Zeitpunkt zu werten und welches Gebäude brauche ich in den kommenden Zügen? Ein bisschen verplant und beide Optionen sind suboptimal. Einen Spielerzug, der alle „Probleme“ gleichzeitig löst, gibt es nicht.

 

Spielerinteraktion/Spieleranzahl: Gerade im Spiel zu viert kann man sich schon ordentlich in die Quere kommen. Wir haben Chandigarh zunächst zu zweit ausprobiert und hatten bereits einige Momente, in denen wir kurz innehalten mussten, gemäß „Moment, das geht ja jetzt nicht“. Gegnerische Architekten blockieren zwar keine Laufwege; aber alleine die Tatsache, dass man an der Kreuzung mit einem gegnerischen Architekten nicht halten, also auch nicht bauen kann, könnte einem den entscheidenden Strich durch die Rechnung machen. Und wenn mehr Spieler mitmischen, ist Chandigarh auch viel schneller zugebaut!

In Chandigarh ist es auch wichtig die potenziellen Wertungen der Mitspieler im Blick zu behalten, um dann ggf. mit aufs Boot aufzuspringen und Karten zu holen, die Synergien zeigen. Auf der anderen Seite ist es auch wichtig sich von den Mitspielern abzusetzen und eventuell mal Gebäude zu platzieren, welche gute Wertungen der Mitspieler verhindert; besonders für schwierige Muster, die richtig viele Siegpunkte geben. Man kann Chandigarh also auch etwas konfrontativer spielen, wenn man das möchte. Oder man spielt jeder sein eigenes Spiel.

 

Spieldauer: Auf der Spielschachtel steht 45-60 Minuten, was eine realistische Einschätzung ist. Die Spieldauer skaliert nicht linear mit der Spieleranzahl, weil nur unverhältnismäßig mehr Gebäude jeder Farbe im Spiel sind, wenn die Spieleranzahl erhöht wird. Wir haben in unserer Erstpartie zu zweit knapp 40 Minuten benötigt, obwohl wir ab und zu etwas gegrübelt hatten. Insgesamt war die Spieldauer sehr angenehm, nicht zu lang und nicht zu kurz; für das, was Chandigarh ist.

 

Wiederspielbarkeit: Es gibt von jedem der vier Spezialisten-Farben sechs verschiedene mit unterschiedlichen Fähigkeiten. Weil diese zufällig ausgewählt werden können, gibt es sehr viele verschiedene Kombinationen. Und weil alle Fähigkeiten einmal in jedem Spielerzug zur Verfügung stehen, können diese das Spiel auch maßgeblich verändern. Außerdem gibt es eine Spielvariante, die es erlaubt die Geometrie des Spielplans zu verändern, sodass dieser nicht mehr quadratisch ist. Auch das bringt sicher etwas Abwechslung. Der Status „schnell erklärt und schnell gespielt“ und die geringe Komplexität macht Chandigarh zu einem Strategiespiel, das man sowohl mit der Familie als auch mit Vielspielern auf den Tisch bringen kann. So positioniert sich Chandigarh zwischen komplexen abendfüllenden Eurogames und kurzen Absacker-Kartenspielen; ja es würde sich sogar als Absacker hinter einem gehobenen Kenner- oder Expertenspiel anbieten, wenn man noch etwas mehr Zeit hat und eben nicht das kurze Kartenspiel auspacken möchte. Auch in diesem Sinne sehen wir den Wiederspielwert als sehr hoch an.


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