Das Phantom (1996)
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BEWERTUNG |
11.11.2020 von Dan DeMento
Im Jahr 1996, als die Superheldenfilme noch nicht fest in der Hand von zwei großen Verlagen waren und man noch dachte, aus Billy Zane könnte ein richtiger Schauspieler werden, brachte der Australier Simon Wincer den Comic Das Phantom von 1936 auf die große Leinwand. Fast ein Vierteljahrhundert später schafft der Streifen jetzt auch endlich auf Blu-ray und wir haben uns angesehen, wie gut oder schlecht "Der wandelnde Geist" gealtert ist.
Inhalt:
Schon seit dem 16. Jahrhundert wird die Tropeninsel Bengalla von dem maskierten Phantom, von den Eingeborenen auch "Der wandelnde Geist" genannt, vor Eindringlingen, Piraten und Schatzsuchern beschützt, vor allem vor der mächtigen Singh-Bruderschaft. Die jüngste Inkarnation des Phantoms ist Kit Walker (Billy Zane), der damit das Erbe seiner Vorväter fortführt. Die Lage wird ernst, als der verbrecherische Quill (James Remar) es im Jahre 1938 schafft, einen silbernen Schädel aus dem Dschungel zu stehlen und nach New York zu entführen. Den Auftrag dazu gab der einflussreiche Geschäftsmann Xander Drax (Treat Williams), denn der silberne Schädel ist einer der drei Schädel von Touganda, die - zusammengefügt - unendliche Macht verleihen. So macht sich das Phantom ebenfalls auf den Weg nach New York. Denn nicht nur ist der Schädel zurückzuholen, den wandelnden Geist treiben auch einige sehr persönliche Beweggründe: Einerseits ist seine neuentflammte Jugendliebe Diana Palmer (Kristy Swanson) in den Fängen von Drax, der Abenteurer Quill ist außerdem der Mörder von Kit Walkers Vater, dem letzten Phantom.
Das Phantom ist wie eine Reise in bessere Zeiten. Nichts hier erinnert an übertriebene CGI-Schlachten a la Avengers oder rohe Brutalität wie in den neueren Batman-Filmen. Vielmehr fühlt man sich abwechselnd an Zorro, Indiana Jones oder Batman hält die Welt in Atem erinnert. Das liegt nicht nur an der familienfreundlichen, manchmal schon sehr harmlosen Inszenierung des Films, sondern vor allem auch an der Entscheidung der Filmemacher, Das Phantom dort arbeiten zu lassen, wo es das auch schon in der Comicserie tat, nämlich in den 1930er Jahren. Diese Atmosphäre ist so stilecht und originalgetreu eingefangen, dass man dem Film einige - teilweise altersbedingte - Schwächen gerne verzeiht.
So ist der Humor des Films, der größtenteils aus kernigen - und gerne etwas Frauenfeindlichen - Onelinern besteht, nicht mehr ganz das Maß der Dinge, fällt aber nur sehr selten wirklich negativ auf. Dadurch das die Effekte größtenteils praktischer Natur sind, sehen sie auch 24 Jahre später noch sehr gut aus, und ein wirklich epischer Schwertkampf sticht ein kurz darauffolgendes Laser-Ring-Schädel-Duell um Lichtjahre aus.
Wenn man dem Phantom etwas vorwerfen will, so wurde vielleicht versucht, ein bisschen zu viel der Comicvorlage in einen einzelnen Film zu packen. Während die klassische Origin des Helden in Marvel-Zeiten einen kompletten Film - oder im Falle von Spiderman dreimal einen kompletten Film - einnimmt, ist dieser Programmpunkt hier innerhalb von einer Minute und 26 Sekunden befriedigend abgehakt. Danach folgt ein grundsätzlich sehr runder und stimmiger Plot, der auch bis zum Schluss spannend bleibt und zu unterhalten weiß. Aber dann bekommen wir mit Quill, Drax, der zwielichtigen Sala (verkörpert von einer atemberaubenden Catherine Zeta-Jones), dem letzten Nachkommen der Singh-Bruderschaft, Piraten, Söldnern und Gangstern dann einfach ein bisschen zu viele Bösewichte vorgesetzt, so dass der finale Showdown teilweise etwas unübersichtlich wirkt.
Das Phantom ist hervorragend besetzt und jeder der Beteiligten macht seine Sache extrem gut, trotzdem fühlt der Film sich 24 Jahre später ein bisschen an wie ein letztes Schaulaufen der verblassten Hoffnungen Hollywoods. Während Hauptdarsteller Billy Zane 1996 mit Filmen wie Tombstone, Flashfire oder Kopf über Wasser eines der gefragtesten Gesichter war, verschwand er nach seinem Auftritt in Titanic ein Jahr später zunehmend in der Bedeutungslosigkeit. Selbiges gilt für Kristy Swanson, die immerhin die originale Buffy war, ein Part, der später bekannterweise an Sarah Michelle Gellar ging. Einzig für Catherine Zeta-Jones war Das Phantom der Startschuss und nicht die Endstation ihrer Karriere.
Abschließend betrachtet ist Das Phantom ein solider Abenteuerstreifen für die ganze Familie ohne große Gewalt- oder Gruselszenen, der zwar über die Jahre einen gewissen Trashfaktor erworben hat, sich aber von Anfang an nicht allzu ernst nahm und deswegen immer noch sehr gut funktioniert.
Details der Blu-ray:
Das Bild sieht sehr ordentlich aus und auch der Ton kommt in beiden Sprachfassungen überraschend druckvoll aus den Boxen. Wer das etwas matschige Bild vergangener Veröffentlichungen noch vor Augen hat, wird sich über die Blu-ray sehr freuen. Das Bild ist klar, kontrastreich, ohne dabei seinen Charme zu verlieren. Schade ist, dass es kein Bonusmaterial gibt.
Cover & Bilder © Paramount Pictures. Alle Rechte vorbehalten. Das Fazit von: Dan DeMento
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