Deutschstunde

Deutschstunde

Originaltitel: Deutschstunde
Genre: Drama
Regie: Christian Schwochow
Hauptdarsteller: Ulrich Noethen
Laufzeit: DVD (120 Min) • BD (125 Min)
Label: Capelight Pictures
FSK 12

Deutschstunde   14.04.2020 von Dan DeMento

Der Roman Deutschstunde von Siegfried Lenz erschien 1968 und wurde bereits 1971 zum ersten Mal verfilmt. Fast 50 Jahre nach dem ersten Versuch nimmt sich Bad Banks Regisseur Christian Schwochow den Stoff erneut vor. Das Ergebnis gibt es jetzt auch für den heimischen Bildschirm. Wir haben nachgesehen, ob es nur ein weiterer Film über den zweiten Weltkrieg ist oder ob er - wie die Romanvorlage - das Zeug zum Meilenstein hat.

Inhalt:
 
Rugbüll, Norddeutschland, in den letzten Jahren des Krieges. In ihrer Jugend waren Max (Tobias Moretti) und Jens (Ulrich Noethen) beste Freunde. Jetzt ist Max Maler und Jens der nördlichste Polizeiposten im Dienste des dritten Reichs. Somit ist es auch an ihm, seinem ehemaligen Freund die Nachricht zu überbringen, dass seine Bilder als enartete Kunst eingestuft wurden und er von nun an nicht mehr malen darf. Um die Einhaltung des Berufsverbots zu kontrollieren, schickt Jens seinen elfjährigen Sohn Siggi (Levi Eisenblätter) als Spion zu Max. Dieser Plan geht aber gehörig nach hinten los, denn Max bringt seinem Patenkind nicht nur das Malen bei, sondern sät auch erste Zweifel bei ihm, ob das widerspruchslose Pflichtbewusstsein seines Vaters wirklich die beste Reaktion auf die aktuellen Vorgänge ist.
 
Das Buch Deutschstunde von Siegfried Lenz erschien 1968 und gilt als einer der wichtigsten Romane der deutschen Nachkriegsliteratur. Schon 1971 wurde der Roman für das Fernsehen verfilmt, ins Kino brachte ihn 2019 jetzt Christian Schwochow, der sich zuletzt mit der Serie Bad Banks seine Lorbeeren verdient hat.
 
Herausgekommen ist ein sehr schwerer, sehr ruhiger Film, der nicht viel erklärt. Gerade die erste Hälfte wird sehr aus der Sicht eines kleinen Jungen erzählt, der nicht alles versteht, was um ihn herum geschieht. Und dieses Gefühl transportiert Deutschstunde sehr gut. Es fehlt die Bezugsfigur, es gibt keine Helden, jeder verhält sich fast immer falsch. Das macht den Film einerseits nicht gerade leicht zugänglich, andererseits auch sehr ehrlich und direkt. Und auch die Tatsache, dass der Krieg in der Geschichte ziemlich außen vor bleibt, macht ihn präsenter, als gäbe es permanentes Sperrfeuer.
 
Deutschstunde nutzt die Abgeschiedenheit der Nordseeküste, um die scheinbar kleinen Geschichten des Krieges zu erzählen. Das Zerbrechen eine Familie, die Zerstörung einer zweiten, das Schicksal eines kleinen Jungen, der zwischen den Fronten zweier Männer steht. Man kann nichts als Mitleid haben mit diesem seltsamen Jungen, der in einem toten Haus tote Tiere und tote Bilder sammelt, um all dies und letztlich auch sich selbst vor all der Ungerechtigkeit zu schützen, die er erlebt. Gleichzeitig muss man aber auch Mitleid mit dem Vater haben, der in all seiner Grausamkeit, seinem Fanatismus und seinem blinden Gehorsam doch nur hilflos wirkt.
 
Es liegt in der Natur einer Romanverfilmung, dass jeder Leser die Figuren ein wenig anders sieht. Nach meinem persönlichen Geschmack machen die Darsteller ihre Sache hier sehr gut. Ulrich Noethen, mit den Sams-Filmen, bei Pettersson und Findus oder auch bei den Comedian Harmonists doch eher auf die sympathischen Charaktere gebucht, spielt den Jens Ole Jepsen mit einer Härte und Grausamkeit, aber gleichzeitig einer tiefen Traurigkeit, die dem Zuschauer höchst widersprüchliche Gefühle auslöst. Dagegen steht Tobias Moretti, der zwar hinten Noethen etwas verblasst, aber trotzdem eine seiner besseren Leistungen seiner Karriere abliefert. Die Nebenrollen sind zwar teilweise recht eindimensional gestaltet, aber trotzdem passend und überzeugend besetzt. Einen weiteren Hauptdarsteller darf man aber nicht vergessen: Die Natur Norddeutschlands. Das Meer, der Himmel und die Dünen sind nicht nur einfache Schauplätze, sondern erzeugen Gefühle und Stimmungen und verleihen so mancher Szene dadurch zusätzlich Tiefe.
 
Deutschstunde startet ein wenig langsam und endet ein wenig hektisch, bietet insgesamt aber gute zwei Stunden solide Unterhaltung. Schöne, einzigartige Bilder und durchgehend überzeugende Darsteller machen den Film zu einer gelungenen Literaturverfilmung und lassen Tobias Moretti in meiner persönlichen Gunst wieder gewaltig steigen.
 

Bildergalerie von Deutschstunde (6 Bilder)

Details der Blu-ray:
 
Das Bild ist scharf und natürlich, und sieht auch in dunklen Szenen sehr gut aus. Der Ton ist ebenfalls sehr gut abgemischt und klar verständlich. Hierbei sind besonders die Szenen am Meer zu erwähnen: Jeder der schon einmal bei starkem Wind gefilmt oder auch nur telefoniert hat, kennt die Probleme mit dem Ton. Bei dieser Produktion wurde der Wind offensichtlich mit aufgenommen, aber so gut abgemischt, dass er bereichert, und nicht stört.


Cover & Bilder © capelight pictures OHG / © G. Pauly/ZDF/Senator


Das Fazit von: Dan DeMento

Dan DeMento

 

Deutschstunde ist ein sehr gut gemachter Film, der die Schrecken des Zweiten Weltkriegs aus einer anderen Perspektive erzählt, als man es gewohnt ist. Mir persönlich hat ein wenig der rote Faden gefehlt und einige Szenen hätte ich persönlich anders umgesetzt, aber das ist letztlich Geschmackssache. Mit der Sichtung dieses Films macht man aber auf jeden Fall nichts falsch.


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