SETI: Search for Extraterrestrial Intelligence

SETI: Search for Extraterrestrial Intelligence

Genre: Strategiespiel • Space Exploration • Ressourcen • Karten
Autor: Tomáš Holek
Illustrator: Ondřej Hrdina, Oto Kandera,…
Spieleverlag: Czech Games Edition, HeidelBÄR Games
Empfohlenes Alter: 14+ Jahre
Spieldauer: 40 Minuten pro Spieler

SETI: Search for Extraterrestrial Intelligence   14.10.2024 von 2-PL4Y3R5

Als Kind wollte ich Exobiologe werden; allerdings habe ich schnell festgestellt, dass es wenige Arbeitsplätze in einem Fachbereich gibt, dessen Studienobjekt noch nicht einmal entdeckt wurde. Das SETI Projekt soll das ändern. Wir sind auf der Suche nach intelligentem, außerirdischem Leben. Dazu schicken wir Sonden auf andere Planeten unseres Sonnensystems und scannen Erd-nahe Sterne nach Signalen ab. Spielmechaniken sind so thematisch, dass ich nach den ersten Partien am liebsten direkt wieder meinem Traumberuf nachjagen würde.

 

Das Material und die Vorbereitung

 

Das Spielmaterial in SETI ist von höchster Produktionsqualität. Die Spieler-Tableaus sind Double Layer, sodass die Technologien nicht verrutschen können; die Datensatz-Marker sind transparent-blau, mit einer eingestanzten Sequenz aus 0en und 1en. Besonders hervorzuheben ist das Material der Spieler, kleine Miniaturen aus Re-Wood, das zu 80% aus zusammengepresstem wiederverwertetem Holz besteht. Das ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern liefert auch ein neues, im Sinne von ungewohntes und einzigartiges, look&feel. Hier muss natürlich jeder selbst beurteilen, wie es gefällt. Wir waren positiv vom Re-Wood überrascht: optisch fanden wir es schöner als Plastik und es war leichter als Holz mit vergleichbar glatterer Oberfläche.

 

Einziges Manko: SETI kommt ohne Inlay; das gesamte Material muss in ZIP-Beutelchen verpackt werden, was den Aufbau etwas langwieriger gestaltet als er sein könnte. Gerade weil SETI mit so viel Material kommt und Plättchen teilweise sortiert ausgelegt werden müssen, wäre eine Aufbewahrungs- oder Sortierhilfe sehr sinnvoll gewesen. Auf der anderen Seite kann auch jeder selbst entscheiden, ob er ein Inlay benötigt und was einem das Wert ist; denn bei Drittanbietern wird man sicher fündig werden.

 

Kommen wir zum Spielaufbau. Es dauert nicht übermäßig lange, könnte nach unserem Geschmack aber auch schneller gehen. Es gibt einiges vorzubereiten, aber es lohnt sich! Zuerst muss der Spielplan zusammengesetzt werden. Er besteht aus mehreren Teilen, dem Planeten-Tableau, dem Technologie-Tableau und dem Sonnensystem in der Mitte. Schauen wir uns die einzelnen Bereiche etwas genauer an. Im Spielverlauf findet die meiste Action auf dem Sonnensystem-Tableau statt. Hier können sich Sonden zwischen Kometen, Asteroidenfeldern und Planeten hin und her bewegen. Im Zentrum des Sonnensystems befindet sich die Sonnenminiatur (übrigens auch wirklich hübsch anzusehen!). Insgesamt gibt es acht Felder innerhalb jeder kreisrunden Scheibe um die Sonne herum. So auch acht Felder, die direkt an die Sonne angrenzen, darunter ein Feld mit der Erde als Sonnen-naher Planet, von dem aus Sonden ins All starten können; auf dieser Scheibe findet man auch Merkur und Venus. Entfernt man sich in gerader Linie von der Sonne überquert man weitere Scheiben, eine Scheibe mit dem Mars, eine Scheibe mit Jupiter und Saturn und eine Scheibe mit Uranus und Neptun. Dahinter liegt eine fünfte Scheibe, welche Sterne zeigt, von denen im Spielverlauf Daten gesammelt werden können. Die Aussparungen dieser entferntesten Scheibe werden mit Datensätzen gefüllt. Während die äußeren beiden Scheiben unbeweglich sind, drehen sich die drei inneren Scheiben während des Spielverlaufs, die innerste am schnellsten und die äußerste am langsamsten, wie in der Realität. Dadurch ändern sich die Distanzen zwischen den Planeten stetig. Zu Spielbeginn ist die Anordnung zufällig.

 

Ihr fragt euch sicher, warum die Planeten nochmal detaillierter auf dem Planeten-Tableau abgebildet sind. Auf dem Sonnensystem-Tableau findet die Bewegung der Sonden statt. Hat eine Sonde einen Planeten erreicht, so darf sie sich dort permanent niederlassen: entweder im Orbit des Planeten als Orbiter kreisen oder auf der Planetenoberfläche oder auch auf einem der Monde des Planeten landen; dann spricht man von einem Lander. Um die Umwandlung der Sonde in einen Orbiter oder Lander anzuzeigen, wird sie vom Sonnensystem-Tableau genommen und auf das Planeten-Tableau versetzt. Außerdem werden hier zwei zufällig ausgewählte Spezies-Tableaus verdeckt ausgelegt. Unterhalb dieser Tableaus sind Felder für Spuren außerirdischen Lebens, die man finden kann, um die Spezies im Spielverlauf aufzudecken.

 

Zuletzt ist da noch das Technologie-Tableau. Hier müssen einige Auslagen vorbereitet werden. In SETI gibt es zwölf verschiedene Technologien, vier in drei Kategorien (orange, pink, blau). Es müssen zwölf Stapel identischer Technologien - jeweils bestehend aus vier Plättchen - vorbereitet werden, sodass jeder Spieler im Spielverlauf dieselben Technologien freischalten kann. Die Rückseite wird dabei nach oben platziert, denn hier sind unterschiedliche Boni abgebildet, die man beim Erwerb erhält. Auf jeden Stapel kommt dann ein 2-Punkte Plättchen, denn wer die erste Technologie einer Art entwickelt, bekommt 2 extra Siegpunkte. Oberhalb der Technologie-Auslage werden 4 Abschlussstapel vorbereitet, bestehend aus so vielen Karten wie Spieler an der Partie teilnehmen, plus 1. Diese fungieren auch als Rundenzähler, denn man darf sich eine Karte aus dem nächsten Stapel aussuchen, sobald man während einer Spielrunde passt. Links neben den Technologien wird eine Drehscheibe platziert. Hier wird verfolgt welche Scheiben des Sonnensystem-Tableaus gedreht werden müssen, wenn eine Planeten-Rotation ausgelöst wird. Und links daneben findet man die Leiste für die Bekanntheit, die man während des Spielverlaufs erhält und als Ressource fungiert.

 

Neben dem Sonnensystem-Tableau werden die vier Meilenstein-Plättchen ausgelegt, welche die Siegpunktebedingungen fürs Spielende vorgeben. Vorder- und Rückseite zeigen verschiedene Bedingungen; die Auslage ist zufällig. Am äußeren Rand des Sonnensystem-Tableaus findet sich auch die Siegpunkteleiste. In Partien, die nicht in voller Besetzung gespielt werden, müssen oberhalb der Felder für 20 und 30 Siegpunkte ein oder zwei Spielerscheiben einer Spielerfarbe platziert werden, die nicht an der Partie teilnimmt. Diese beschleunigen im Spielverlauf die Entdeckung außerirdischen Lebens.

 

Ist das Spielbrett vorbereitet, braucht ihr noch etwas Platz daneben. Zunächst für den verdeckten Kartenstapel, von dem drei Karten in eine offene Auslage kommen. Dann auch für Energie, Credits und restliche Daten, die als Ressourcen-Stapel bereitgelegt werden.

 

Zuletzt erfolgt die Vorbereitung des persönlichen Spieler-Bereichs. Jeder Spieler erhält ein Spieler-Tableau und das gesamte Material der gewählten Spielerfarbe. Der Bekanntheitsmarker – ein Mikrofon – kommt auf die Bekanntheitsleiste des Technologie-Tableaus; der Siegpunktemarker auf die Siegpunkteleiste, abhängig von der Spielerreihenfolge erhält man Start-Siegpunkte. Die Sonden sowie Marker werden als Vorrat bereitgelegt. Was sieht man auf dem Spieler-Tableau? Hier gibt es vor allem Aussparungen für die zwölf Technologien. Der orangene Bereich verbessert Sondenfähigkeiten, der pinke Bereich Scan-Fertigkeiten und der blaue Bereich die Datennutzung. Zuletzt erhalten alle Spieler ihre Startressourcen, wie auf der Ressourcenkarte angegeben, darunter 4 Bekanntheit, 4 Credits, 3 Energie und 5 Karten vom Nachziehstapel sowie ein Einkommen (eine der 5 Karten muss als Einkommen für das Symbol unten rechts neben das Spielertableau gespielt werden).

 

Das Spielziel

 

In SETI sind wir auf der Suche nach außerirdischem, intelligentem Leben. Schickt Sonden zu Planeten, setzt Signale ab und analysiert Daten in eurem Supercomputer, um die drei verschiedenen Spuren außerirdischen Lebens zu sammeln. Siegpunkte gibt es in SETI für fast alles, auch abhängig von den verwendeten Meilensteinen, zum Beispiel für die Erkundung des Sonnensystems, insbesondere dem Landen auf Monden und Planeten, dem Ausbau von Technologien, das Erfüllen von Missionen und das Sammeln von Spuren außerirdischen Lebens. Wurden drei unterschiedliche Spuren gefunden, wird eine Spezies entdeckt und das entsprechende Spezies-Tableau umgedreht, was neue Möglichkeiten freischaltet Siegpunkte zu generieren. Findet eine Balance zwischen Einkommens- und Ressourcenmanagement, Verbesserung des eigenen Spieler-Tableaus mittels Technologien und Energie-effizienter Erkundung des Sonnensystems, um die meisten Siegpunkte zu erhalten.

 

Der Spielablauf

 

SETI wird über insgesamt fünf Runden gespielt. In jeder Runde sind Spieler im Uhrzeigersinn am Zug und dürfen dann jeweils eine Hauptaktion und beliebig viele freie Aktionen ausführen. Haben alle Spieler als Hauptaktion „passen“ gewählt endet eine Runde. Gepasst wird in der Regel, weil aus Ressourcen-Mangel keine weiteren Aktionen möglich sind. Am Rundenende gibt es Einkommen, dann startet man direkt in eine neue Runde. Neben dem Passen gibt es sieben weitere Hauptaktionen.

 

Eine der Hauptaktionen ist das Ausspielen einer Handkarte für ihren weiß hinterlegten Karteneffekt in der Mitte. Dies kostet zwischen 0 und 3 Credits, kann also relativ teuer sein. Oft gibt es auf den Karten verbesserte Varianten der Hauptaktionen. Dann kommt die Karte auf den allgemeinen Ablagestapel. Karten können auch grau hinterlegte Missionen oder gold hinterlegte Bedingungen für Siegpunkte zum Spielende enthalten. Dann werden die Karten in den persönlichen Spielerbereich gelegt, statt auf den Ablagestapel. Missionen können jederzeit im Spielverlauf als freie Aktion erfüllt werden, um die entsprechenden Belohnungen zu erhalten und werden dann in einem persönlichen Kartenstapel gesammelt. Eventuell gibt’s am Spielende Siegpunkte für die Anzahl erfüllter Missionen.

Karten können anstelle der Hauptaktion „Karte ausspielen“ auch für andere Effekte verwendet werden. Als freie Aktion kann eine Karte jederzeit abgeworfen werden, um den Bonus oben links zu erhalten. Das kann ein Bewegungspunkt, eine Bekanntheit oder ein Datensatz sein. Karten können auch als Einkommen gespielt werden, wenn man durch Spieleffekte zusätzliches Einkommen erhält. Dann schiebt man die Karte unter seine Einkommensauslage, sodass das Symbol unten rechts sichtbar bleibt; als Einkommen gibt es Energie, Credits oder Karten. Wird eine Karte als Einkommen gespielt, bekommt man das Einkommen auf der gerade gespielten Karte zusätzlich sofort. Der Vollständigkeit halber gibt es eine vierte Möglichkeit Karten zu verwenden, und zwar als freie Aktion für den Ressourcentausch. Zwei beliebige derselben Ressource (Energie, Credits, Karten) können in eine beliebige Ressource getauscht werden. Zwei Karten können also z.B. durch eine andere Karte aus der Auslage ersetzt werden. Karten sind also sehr wertvoll, gewähren Ressourcen, steigern die Aktionseffizienz und bieten darüber hinaus viele weitere Möglichkeiten. Schauen wir uns nun die anderen Hauptaktionen an.

 

Einer der ersten Hauptaktionen, die ihr ausführen werdet, ist das Starten einer Sonde. Zahle 2 Credits und platziere dann eine Sonde auf dem Feld des Sonnensystem-Tableaus mit der Erde. Zu Spielbeginn darf man auch nur eine Sonde im Sonnensystem haben, später lässt sich dies mit einer Technologie verbessern. Eine häufig genutzte freie Aktion ist die Bewegung einer Sonde im Sonnensystem. Dabei kostet jede Bewegung zwischen zwei orthogonal benachbarten Feldern eine Energie Ressource. Bewegungspunkte können auch durch das Abwerfen von Karten für ihre Bewegungs-Symbole oben links erhalten werden. Dennoch, Bewegung ist teuer und will gut geplant sein. Idealerweise sollte der Zeitpunkt für die Bewegungen gut auf die Rotationsgeschwindigkeiten der Planeten um die Sonne abgestimmt werden. Beim Bewegen gibt es noch einiges zu beachten: so erhält man Bekanntheit, wenn man Felder mit Planeten oder Kometen erreicht. Und sollte man Felder mit Asteroiden verlassen wollen, kostet dies zwei Bewegungspunkte, es sei denn man schaltet die passende Technologie frei, um effizienter durch Asteroidenfelder zu navigieren.

 

Wo soll es eigentlich hingehen? Und warum das Ganze? Sonden zu Planeten des Sonnensystems zu bringen kann Einkommen, Siegpunkte, Ressourcen, Daten und Spuren außerirdischer Lebensformen einbringen. Eigentlich alles, was man in SETI haben möchte. Welchen Planeten man erreichen will, hängt von der persönlichen Strategie ab, u.a. auch von ausgespielten Missionen, ausliegenden Meilensteinen, Verfügbarkeit von Landeplätzen und natürlich auch vom aktuellen Stand der Planeten im Sonnensystem; denn dieser bestimmt wie viele Bewegungspunkte ausgegeben werden müssen, um den jeweiligen Planeten von der Erde aus zu erreichen. Ist man am Ziel angekommen, kann man eine von zwei weiteren Hauptaktionen ausführen: Umkreisen eines Planeten bringt die Sonde in den Orbit des Planeten; das kostet 1 Credit und 1 Energie und ist sinnvoll, um Einkommen zu steigern und die Kosten für das Landen zukünftiger Sonden auf dem Planeten zu reduzieren. Landen auf einem Planeten oder Mond kostet 3 Energie (oder 2 Energie, wenn bereits eine Sonde im Orbit des Planeten ist) und bringt meist größere direkte Vorteile. Die Monde von Uranus und Neptun geben direkt 25+ Siegpunkte. Allerdings darf man erst auf Monden landen, wenn man die Technologie dafür freigeschaltet hat. Landen auf Planeten und Monden ist die einzige Möglichkeit gelbe Spuren außerirdischen Lebens zu finden.

 

Eine weitere Hauptaktion ist das Scannen naher Sterne. Das kostet 1 Credit und 2 Energie und ist die einzige Möglichkeit an pinke Spuren außerirdischen Lebens zu kommen. Diese Aktion kann massiv durch Technologien verbessert werden, um bis zu vier Daten aus verschiedenen Sektoren mit einer Aktion zu sammeln. Zu Spielbeginn darf man zunächst nur einen Scan an dem Sternensystem vornehmen, das der Erde am nächsten ist. Zusätzlich kann eine Karte von der Hand abgeworfen werden, um einen weiteren Scan in einem Sektor durchzuführen. Dabei muss die Farbe oben rechts auf der Karte der Sektor-Farbe entsprechen. Insgesamt gibt es acht Sternensysteme, die auf den acht Feldern der äußersten Scheibe um das Sonnensystem herum dargestellt sind und gescannt werden können. Hier liegen auch jeweils eine unterschiedliche Menge an Datensätzen, die blauen Scheiben. Beim Scannen eines Sektors erhält man pro Scan den am weitesten links liegenden Datensatz und darf dafür an derselben Stelle einen seiner Spielermarker als Signal platzieren. Sind in einem Sektor alle Daten gesammelt und Signale platziert kommt es zu einer Mehrheiten-Wertung. Der Spieler mit den meisten Signalen bekommt einen Bonus, abhängig vom Sektor, z.B. eine pinke Spur außerirdischen Lebens. Danach werden alle Signale entfernt und mit neuen Datensätzen aufgefüllt. Der Spieler mit den zweitmeisten Signalen behält allerdings ein Signal und hat für die nächste Runde einen kleinen Vorsprung.

 

Was bringen die gesammelten Daten eigentlich? Das bringt uns zur nächsten Hauptaktion, der Datenanalyse, welche auch die einzige Möglichkeit ist an blaue Spuren außerirdischen Lebens zu kommen. Daten werden zunächst auf dem Spieler-Tableau gesammelt, und zwar im Datenpool eures persönlichen Supercomputers; hier haben insgesamt sechs Datensätze Platz. Als freie Aktion können die Daten auf freie Felder der Supercomputer-Leiste platziert werden, immer von links nach rechts. Dabei können verschiedene Boni freigeschaltet werden, unter anderem Einkommen. Holt man sich Computer-Technologien, gibt es mehr Boni in dieser Leiste zu holen. Lediglich die Datenanalyse ist eine Hauptaktion und kostet 1 Energie. Sie ist nur möglich, sollten alle sechs oberen Felder der Leiste mit Daten gefüllt sein und bringt eine blaue Spur außerirdischen Lebens als Belohnung. Danach werden alle Daten abgeworfen und die Leiste kann mit neuen Daten gefüllt werden, um den Prozess zu wiederholen.

 

Was passiert mit den verschiedenen Spuren außerirdischen Lebens? Sie kommen direkt auf die passenden Entdeckungsfelder des Planeten-Tableaus, unterhalb eines noch verdeckten Spezies-Tableaus. Dabei ist die Farb-Zugehörigkeit zu beachten. Liegen unterhalb eines Spezies-Tableaus jeweils eine Spur jeder Farbe (gelb, pink, blau), so wird das Spezies-Tableau umgedreht und die Kurzanleitung für die aufgedeckte Spezies samt Flavor-Text vorgelesen. Ab diesem Zeitpunkt können außerirdische Spuren auf die Forschungsleisten des Spezies-Tableaus gelegt werden, um Siegpunkte oder andere Boni zu erhalten. Spezies kommen mit einem eigenen Kartendeck, dessen Karten nochmal viel stärker sind als normale Karten, aber auch zusätzlichem Material, meist verschiedenen Plättchen, und führen eigene Mechaniken ins Spiel ein.

 

Die letzte noch fehlende Hauptaktion ist das Erforschen einer Technologie. Als Kosten müssen 6 Bekanntheit bezahlt werden, die man unter anderem durch das Bewegen von Sonden durchs Sonnensystem erhält. Bekanntheit kann aber auch ausgegeben werden, um eine Karte aus der Auslage zu nehmen und ist damit eine sehr wichtige Ressource. Es gibt drei verschiedene Arten von Technologien. Sondentechnologien verbessern Sonden-Fähigkeiten. So kann man zwei Sonden gleichzeitig im Sonnensystem haben, günstiger auf Planeten landen, überhaupt erst auf Monden landen oder leichter durch Asteroidenfelder navigieren. Teleskoptechnologien verbessern das Scannen der Sektoren, sodass man bis zu vier Signale mit einer Aktion setzen kann, und sogar zusätzlich für ein Energie eine Sonde starten darf. Computertechnologien dagegen verbessern die Nutzung von Daten, indem sie Ressourcen und Siegpunkte generieren, wenn sie im eigenen Supercomputer platziert werden. Jeder Spieler kann prinzipiell jedes Technologieplättchen holen, hier herrscht also kein Konkurrenzdruck. Allerdings zeigen die Rückseiten der Technologieplättchen unterschiedliche Boni, die man erhält, wenn man das Technologieplättchen erwirbt. Zusätzlich gibt es zwei Siegpunkte für denjenigen der als erster eine Technologie einer bestimmten Kategorie entwickelt. Daran erinnert der 2-Punkte-Marker.

 

Ein wichtiger Aspekt in SETI ist das Drehen des Solarsystems. Immer, wenn eine Technologie erforscht wird oder wenn zum ersten Mal in einer Runde ein Spieler passen als Hauptaktion ausführt, drehen sich Planeten um die Sonne. Welche Scheibe gedreht werden muss, zeigt das Drehplättchen auf dem Technologie-Tableau. Es wird ein Feld weitergeschoben, wobei das überquerte Symbol anzeigt welche Scheibe gedreht werden muss: die innerste (gelb), die mittlere (orange) oder die äußere (blau). Dabei drehen sich immer alle Scheiben mit, die weiter innen liegen, sodass sich die Sonnen-nahen Planeten (Merkur, Venus, Erde) immer drehen, aber Jupiter und Saturn nur jedes dritte Mal. Uranus und Neptun drehen sich nicht, genauso wenig wie die Sonne-nahen Sternensysteme am äußersten Rand des Sonnensystems.

 

Beim Überqueren bestimmter Siegpunkte-Grenzen (25, 50, 70) darf sich ein Spieler einen der ausliegenden Meilensteine aussuchen, welche am Spielende unter bestimmten Voraussetzungen Siegpunkte generieren. Zum Beispiel X Siegpunkte für jedes Set aus den drei außerirdischen Spuren oder X Siegpunkte für ein Set aus 2 erfüllten Missionen. Wer zuerst einen Meilenstein beansprucht, bekommt mehr Siegpunkte für das entsprechende Set als diejenigen, die ihn danach beanspruchen. Damit ist es auch wichtig schnell Siegpunkte zu generieren, um die strategisch sinnvollen Meilensteine für sich zu beanspruchen.

 

Wenn ein Spieler passen als Hauptaktion auswählt, muss er alle Handkarten bis auf 4 abwerfen. Der erste Spieler, der passt, muss das Solarsystem drehen. Danach sucht sich der Spieler eine der noch übrigen Karten aus dem Abschlussstapel aus, die er für die kommenden Runden zur Verfügung hat. Früher passen bietet also mehr Auswahl. Von da an ist der Spieler raus und kann nicht mehr in die laufende Runde eingreifen. Am Ende der Runde, wenn alle Spieler gepasst haben, erhalten Spieler ihr Einkommen entsprechend der Start-Karte und der Symbole auf den als Einkommen gespielten Karten unten rechts. Dann wandert das Startplättchen eins weiter und eine neue Runde beginnt mit einem neuen Startspieler. Nach der fünften Runde endet das Spiel sofort. Die meisten Siegpunkte gibt es während des Spielverlaufs; am Ende kommen meist nur noch Punkte von Meilensteinen und ausgespielten Wertungskarten (mit goldenem Feld) hinzu.

 

 

Bildergalerie von SETI: Search for Extraterrestrial Intelligence (15 Bilder)

Spielmaterial

 

Spielplan

  • Solarsystem
  • Technologie-Tableau
  • Planeten-Tableau
  • 3 Solarsystemscheiben
  • Sonnen-Miniatur
  • 4 Sektoren-Tableaus mit nahen Sternen

 

Spielermaterial

  • 4 Spieler-Tableaus (Rivalen-Tableaus für Solo-Modus auf der Rückseite)
  • 4 Übersichtsbögen
  • 8 Sonden je Spielerfarbe (grün, lila, orange, weiß)
  • 30 Marker je Spielerfarbe
  • 1 Bekanntschaftsmarker je Spielerfarbe
  • 1 Wertungsmarker je Spielerfarbe
  • 1 Punktemarker (100/200) je Spielerfarbe
  • 1 Starteinkommenskarte je Spielerfarbe

 

Solomodus

  • 24 Zielplättchen
  • 19 Aktionskarten

 

Weiteres

  • 48 Technologieplättchen (4x4 orange, 4x4 pink, 4x4 blau)
  • 12 2-Punkte Plättchen
  • 1 Startplättchen (Mond)
  • 2 Drehplättchen
  • 4 Gold-Wertungsplättchen (mit unterschiedlichen Seiten)
  • 138 Karten
  • 30 Credits
  • 30 Energie
  • 70 Datensätze

 

Außerirdische Spezies

  • Mascamiten: 1 Tableau, 1 Regelbogen, 10 Karten, 7 Mascamiten-Proben
  • Oumuamua: 1 Tableau, 1 Regelbogen, 10 Karten, 1 Oumuamua-Teil, 17 Exofossilien-Plättchen
  • Anomalien: 1 Tableau, 1 Regelbogen, 10 Karten, 3 Anomalien-Plättchen
  • Exertianer: 1 Tableau, 1 Regelbogen, 15 Karten, 2 Exertianer-Meilensteine
  • Centaurianer: 1 Tableau, 1 Regelbogen, 10 Karten, 4 Nachricht-Meilensteine


Cover & Bilder © Cover: CGE/HeidelBÄR Games GmbH / Bilder im Artikel und Teaserbild: www.sofahelden.de


Das Fazit von: 2-PL4Y3R5

2-PL4Y3R5

Spielspaß: SETI hat richtig begeistert. Direkt von Anfang an merkt man, dass Thema und Mechaniken einfach perfekt zusammenpassen. Wir lieben thematische Spiele und SETI hat hier vieles richtig gemacht. Alles ergibt Sinn: Bewegung kostet Energie, Sonden mit Raketen von der Erde aus zu starten Geld alias Credits. Und dann die Drehscheiben-Mechanik, die dafür sorgt, dass Sonnen-nahe Planeten sich schneller um die Sonne bewegen als Sonnen-ferne Planeten. Sie sorgt auch dafür, dass es nur wenige Zeitpunkte gibt, an denen es günstig ist, einen bestimmten Planeten von der Erde aus zu erreichen. In SETI steckt also sehr viel Science. Wer auf Wissenschaft steht, der wird seine Freude daran haben. Gleichermaßen hat aber auch der Fiction-Anteil gefesselt. Denn wir waren auch sehr gespannt welche außerirdischen Lebensformen wir entdecken würden. Diese werden zu Spielbeginn zufällig ausgewählt und sind vorerst verdeckt, führen dann aber bei Entdeckung zusätzliche Mechaniken und Siegpunktebedingungen ins Spiel ein.

Und nicht zuletzt bietet SETI Kombos und Siegpunkte-Hagel, was wir lieben. So kann man relativ viel während eines Zuges erreichen, ohne dass Spielerzüge wirklich lange dauern. Und irgendwie gibt fast alles Siegpunkte. Ein typischer Spielerzug könnte sein: Energie und/oder Bewegungspunkte in der linken oberen Ecke auf Karten nutzen, um eine Sonde via Nebenaktion an Planeten vorbeizubewegen, dabei Bekanntheit erlangen; Ressourcen nutzen, um auf einem Planeten zu landen (Siegpunkte!), eine Spur außerirdischen Lebens zu entdecken und auf die Forschungsleiste einer Spezies zu platzieren (Siegpunkte!), um dadurch an besondere Spezies-spezifische Karten zu kommen, die in kommenden Zügen ausgespielt werden können. Und mit etwas Planung hat man währenddessen auch eine Mission erfüllt oder einen Meilenstein erreicht. Und mit der Bekanntheit kann man im nächsten Zug eine Technologie freischalten. Es gibt so viel zu tun.

 

Balancing/Glücksfaktor: SETI ist ein symmetrisches Strategiespiel, bei dem alle Spieler mit denselben Ausgangsbedingungen ins Spiel starten. Es handelt sich um ein klassisches Eurogame mit Ressourcen-Knappheit. Glückselemente sind rar und reduzieren sich auf den gemischten Aktionskartenstapel. Zum Ausgleich lassen sich Karten auf vier verschiedene Arten verwenden: als Hauptaktion, als Einkommen (Symbol rechts unten) und als direkter Bonus (Symbol links oben); und zuletzt können auch zwei Karten abgeworfen werden, um eine andere Karte zu ziehen oder eine beliebige Ressource zu erhalten.

SETI ist ein Wettrennen. Beim Scannen von Erd-nahen Sternen möchten Spieler die meisten Signale absetzen, um die beste Belohnung zu erhalten. Außerdem bieten die verschiedenen Landeplätze für Sonden unterschiedliche Belohnungen, um die man ggf. konkurriert, sollte man ähnliche Ziele verfolgen. Die Strategie sollte auf das Verhalten der Mitspieler abgestimmt werden, wenn man maximale Effizienz anstrebt. Dennoch, ein Wettrennen in SETI zu verlieren ist im Gegensatz zu anderen Eurogames nicht sehr bestrafend. Es gibt immer alternative Routen, um ans Ziel zu kommen. SETI ist also ein Strategiespiel ohne viele Glückselemente, aber mit vielen Möglichkeiten.

 

Komplexität/Regeln: Uns hat die Zugänglichkeit von SETI positiv überrascht. Wir haben eine Erfahrung an der Grenze zum Expertenspiel erwartet, bei denen Regeln lernen Arbeit bedeutet. SETI hat sich nicht nach Arbeit angefühlt. Ein offizielles Regel-Video von CGE in englischer Sprache dauert nur 24 Minuten. Danach kann man direkt loslegen. Die Regel selbst hat zwar 27 Seiten (6 Seiten davon für den Solomodus), ist aber aufgrund von großem Text und Zeilenabstand sowie großformatigen Abbildungen sehr schnell durchgelesen. Außerdem hat jeder Spieler eine doppelseitige Spielerübersicht, welche alle Aktionen, Technologieplättchen, Wertungsplättchen und Symbole beschreibt. Selbst während der Erstpartie mussten wir nur einmal kurz in der Regel nachsehen. SETI ist Regel-technisch also relativ einfach; es hat sich auch sehr schnell, schon während der Erstpartie, ein angenehmer Spielfluss ergeben.

Dennoch ist SETI komplex. Es erfordert viel Vorausplanung. So benötigt es mehrere Spielerzüge, um eine Sonde auf der Erde zu starten, sie durch das Sonnensystem zu bewegen und am Zielort zu landen, nur um Spuren außerirdischen Lebens zu finden, um dann irgendwann eine außerirdische Lebensform zu entdecken. Auch das Ressourcenmanagement ist sehr tight und es kann sein, dass sich die Reise zu einem anderen Planeten über zwei Spielrunden hinauszieht; es sei denn man passt seine Pläne an die Rotationsgeschwindigkeiten der Planeten um die Sonne an, ein Aspekt, der nochmal die Notwendigkeit der Vorausplanung untermalt.

 

Spielerinteraktion/Spieleranzahl: Es gibt keine direkte Spielerinteraktion – man kann sich also nichts gegenseitig kaputt machen. Man kommt sich aber definitiv in die Quere, insbesondere mit steigender Spieleranzahl. Das Brett verändert sich nicht – schließlich besteht das Sonnensystem aus acht Planeten, nicht mehr oder weniger. Mehr Mitspieler bedeutet größere Konkurrenz um die Punkte-trächtigen Landeplätze. Außerdem ist es möglich, dass Mitspieler die Planeten-Rotation triggern und man auf einmal in seinem Zug mehr Bewegungspunkte ausgeben muss, um sein Ziel zu erreichen.

Im Gegensatz dazu gibt es für jeden Spieler dieselben Technologien, hier gibt’s also keinen Konkurrenzdruck. Wobei die vier Technologie-Plättchen desselben Typs unterschiedliche Boni haben, was das etwas relativiert, wenn man einen bestimmten Bonus braucht. Und nicht zuletzt ist SETI auch ein Wettrennen zwischen den Mitspielern, denn wer zuerst landet, forscht oder entwickelt bekommt meist mehr Punkte.

 

Spieldauer: Auf der Verpackung steht 40 Minuten pro Spieler. In unseren Partien zu zweit haben wir ca. zwei Stunden benötigt – wie ihr wisst sind wir Optimierer. Während man in den ersten Runden relativ schnell zum Ende kommt, wegen Ressourcenknappheit, schafft man in den letzten beiden Runden viel mehr, vor allem, wenn man im Spielverlauf sein Einkommen verbessert hat. Spielerzüge gehen schnell, sodass sich die Downtime in Grenzen hält. Aktionen sind schnell abgehandelt.  Im späteren Spielverlauf kann es jedoch vorkommen, dass freie Aktionen häufiger genutzt werden und Spielerzüge etwas länger werden. Richtig lange Kombo-Züge gibt es allerdings selten. Da die Spieldauer dennoch mit der Spieleranzahl skaliert, sehen wir den Sweet Spot bei 3 Personen.

 

Wiederspielbarkeit: SETI kommt mit fünf verschiedenen außerirdischen Lebensformen, von denen in jeder Partie zwei zufällige am Spiel teilnehmen. Neben dem Überraschungsmoment beim Aufdecken der Spezies während den Partien bietet dies auch einen gewissen Wiederspielbarkeitsreiz. Tatsächlich führt jede Spezies eine neue Spielmechanik ein, z.B. Pick-up-and-Deliver oder ein Wettrennen auf Leisten. In SETI gibt es darüber hinaus sehr viel weiteres Spielmaterial zu entdecken. Zum Beispiel einen riesigen Kartenstapel, von dem wir im 2-Personen-Spiel weniger als die Hälfte aufgedeckt haben. Die Siegpunkte am Spielende werden durch Wertungsplättchen bestimmt; ausgewählt werden vier zufällige von acht Wertungsmöglichkeiten. Zusammen mit der für ein komplexeres Strategiespiel relativ hohen Zugänglichkeit und gemessen an Spielen ähnlicher Kategorie, ergibt sich für uns fast die Top-Note für Wiederspielbarkeit. Und nach dem Erfolg auf der SPIEL in Essen gibt es ja vielleicht nächstes Jahr eine Erweiterung, welche asymmetrische Startbedingungen oder Module ins Spiel integrieren.


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