Private Parts
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BEWERTUNG |
04.11.2020 von Dan DeMento
Howard Stern ist ein widerliches, sexistisches, rassistisches Schwein mit dem Reifegrad eines Dreijährigen. Und das sind nur seine eigenen Worte, seine Gegner fanden teilweise noch viel härtere Ausdrücke. Warum sollte man mit Private Parts also einen Film über sein Leben drehen? Und warum sollte Universal Pictures diesen dann auch noch 23 Jahre nach dessen Erscheinen erstmals auf Blu-ray veröffentlichen? Das haben wir für euch herausgefunden!
Inhalt:
Für Howard Stern (Howard Stern) ist schon seit frühester Kindheit klar, er will zum Radio. Anfangs verlacht und für unfähig erklärt, arbeitet er sich mit seinem unverkennbaren Stil vom Studentenradio über winzige Kleinstadtsender nach oben bis zum erfolgreichsten Moderator beim NBC. Doch sein Weg verläuft keineswegs problemlos: Stern ist bösartig, provokant, nimmt kein Blatt vor dem Mund und beugt sich keinen Autoritäten, was ebendiesen sauer aufstößt. Vor allem Programmchef Kenny Rushton (Paul Giamatti) hat es sich zur Aufgabe gemacht, Stern und seine anrüchige Talkshow zu zähmen. Doch Stern hat nicht nur hervorragende Quoten, sondern auch Freunde, die ihn unterstützen: Seine Nachrichtensprecherin und Co-Moderatin Robin Quivers (Robin Quivers), Soundeffekt-Mann Fred Norris (Fred Norris) und allen voran seine geliebte Ehefrau Alison (Mary McCormack).
Hierzulande kann man den unglaublichen - und bis heute andauernden - Hype um einen Radiomoderator nur schwer nachvollziehen, in den USA ist der selbsternannte "King of all Media" aber spätestens seit seinem Wechsel zur NBC Mitte der 80er Jahre ein Star. Er betrieb die freizügigste Radiosendung aller Zeiten, lud Pornodarsteller ein, die live im Radio Sex hatten, hält bis heute den Rekord der meisten live im Radio verlautbarten Schimpfwörter und hat mindestens so viele erbitterte Gegner wie Fans.
So war es nicht verwunderlich, dass seine 1993 erschienene Autobiographie Private Parts vier Jahre später von Regisseurin Betty Thomas verfilmt wurde. Doch genau das Howard Stern eigene Spiel mit den Grenzen des guten Geschmacks hätte dem Film durchaus zum Verhängnis werden können. Der Film ist sexistisch, platt, über weite Strecken regelrecht dumm und oft geschmacklos. Doch Betty Thomas erkannte zum Glück, dass nur einer Howard Stern in dem Film verkörpern kann: Er selbst. Und so spielt Stern - genau wie sein langjähriges Team Robin Quivers und Fred Norris - sich selbst und zeigt so, was hinter der großen Klappe und den harten Worten von Howard Stern steckt: Ein unglaublich liebenswerter Mann, dem der Schalk eines Fünfjährigen in jeder Sekunde aus den Augen blitzt.
Bei Sterns Provokationen ging es nie um Geld, Quoten oder die große Show. Vielmehr steht dahinter die Einstellung, wenn er zu seinem Publikum ehrlich sein will, muss er alles sagen, was ihm im Kopf herumgeistert. Und nachdem nicht alles davon jugendfrei oder politisch korrekt ist, spaltet Stern bis zum heutigen Tag die Gemüter und hat eine mittlerweile fast 50 Jahre andauernde Geschichte von Zensur und Prozessen auf der einen, und unglaublichem Erfolg und treuen Fans auf der anderen Seite hinter sich.
Dadurch hat Private Parts auch 23 Jahre nach seiner Veröffentlichung nichts von seinem Charme verloren. Nichts wirkt anachronistisch oder altbacken, und bis auf die Tatsache, dass bei Radiosendern heute keine Platten mehr gespielt werden, ist auch die Geschichte von Stern zeitlos und unterhaltsam. Welche breite Unterstützerschaft Howard Stern hinter sich hat, merkt man allein schon in der Eröffnungsszene. Dort wandert Stern - mit hinternfreier Hose - durch einen Backstagebereich, vorbei an Flavor Flav, MC Hammer, Ted Nugent, Slash, Ozzy Osbourne und vielen anderen - die ihn allesamt zum Kotzen finden - und später gibt sich AC/DC für ein kleines Konzert in New York die Ehre.
Die Mischung aus gelungener Komödie, schonungsloser Selbstironie und wenigen, aber sehr starken emotionalen Momenten machen Private Parts zu einem Film, der nicht nur aus nostalgischen Beweggründen immer noch viel Spaß macht.
Details der Blu-ray:
Wer den Film noch aus alten VHS-Tagen kennt, wird von Bild und Ton mehr als überrascht sein. Hier rauscht auch in dunklen Szenen nichts mehr, das Bild ist klar und natürlich und der Ton macht in beiden Sprachfassungen Spaß. In der deutschen Fassung wurde Howard Stern vom großartigen Thomas Fritsch synchronisiert, der den Charme des Originals zwar nicht ganz erreicht, ihm aber doch sehr nahe kommt. Schade ist, dass die Blu-ray kein Bonusmaterial enthält.
Cover & Bilder © Paramount Pictures. Alle Rechte vorbehalten. Das Fazit von: Dan DeMento |
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