Combo Up

Combo Up

Genre: Kartenspiel
Autor: Katja Stremmel
Illustrator: Oliver Freudenreich
Spieleverlag: Amigo
Empfohlenes Alter: 10+ Jahre
Spieldauer: 30 Minuten

Combo Up   12.05.2025 von 2-PL4Y3R5

Combo Up klingt nach einem Combo-Fest. Solche kennt man häufig von Roll&Writes. Ich kreuze etwas an, bekomme einen Bonus, darf noch etwas ankreuzen; das eine führt zum anderen. Combo Up ist aber kein Combo-Fest, so viel Erwartungsmanagement muss sein. Combo Up ist ein Kartenspiel, indem man Karten-Kombinationen von seiner Hand spielt, um die gespielte Combo des vorherigen Spielers zu überbieten. Es werden also abwechselnd Karten runtergespielt. Der Twist: Die „Karten-Combos“ müssen in der korrekten Reihenfolge auf der Hand liegen; die Kartenreihenfolge wird im Spielverlauf niemals verändert. Wie das funktioniert und ob uns das gefallen hat, verraten wir euch hier.

 

Das Material und die Vorbereitung

 

Combo Up kommt Amigo-typisch in einer kleinen Spieleschachtel. Allerdings ist das nicht das kleinste Format im Programm, sondern eine Nummer „dicker“. Inhalt sind 15 Spielsteine aus schwarz-glänzendem Plastik und 58 Spielkarten. Von den Spielkarten gibt es die Zahlen 1 bis 12 jeweils viermal. Die übrigen zehn Karten sind Sonderkarten.

 

Zu Spielbeginn werden alle Spielkarten gut gemischt. Dann erhält jeder Spieler - abhängig von der Spieleranzahl - entweder 10 oder 8 Spielkarten auf die Hand. Die Reihenfolge der Handkarten darf dabei weder zu Beginn noch im Spielverlauf verändert werden. Dann erhält jeder Spieler noch zwei Reservekarten, die offen vor sich ausgelegt werden. Die restlichen Karten werden als verdeckter Stapel bereitgelegt. Zuletzt bekommt jeder Spieler drei Spielsteine. Und dann geht es auch schon los.

 

Das Spielziel

 

Zur Abwechslung gibt es mal keinen Gewinner, sondern lediglich einen Verlierer. Nun, im Grunde gewinnen dann alle anderen Spieler. In jedem Fall endet das Spiel, sobald ein Spieler alle seine Spielsteine verloren hat. Dieser Spieler ist dann der große Verlierer der Partie. Wie verliert man Spielsteine? Man verliert immer dann einen Spielstein, wenn man in seinem eigenen Spielerzug keine Aktion ausführen kann, weil man entweder Pech oder seine Kartenhand schlecht verwaltet hat; oder, wenn man als letzter Spieler noch Handkarten hat. Dann ist ein Durchgang beendet und ein neuer Durchgang wird vorbereitet.

 

 

Der Spielablauf

 

Combo Up wird über mehrere Durchgänge gespielt. Ein Durchgang endet immer dann, wenn ein Spieler einen Spielstein abgeben muss. Innerhalb eines Durchgangs werden mehrere Runden gespielt. In einer Runde führen alle Spieler im Uhrzeigersinn genau einen Spielzug aus. War jeder einmal dran, endet die Runde und eine neue Runde beginnt.

 

In jedem Spielzug wird entweder eine Karte oder eine Kartenkombination bzw. Combo von der Hand ausgespielt. Dabei muss die Karte oder Combo immer höherwertig sein, als die vom vorherigen Spieler gespielte Karte oder Combo. Zwei Fragen müssen hier geklärt werden: einmal, was ist eine Combo? Und dann, was ist eigentlich höherwertig?

 

Eine Combo ist zwei oder drei auf der Hand benachbarte Karten, die entweder den gleichen Wert haben oder mit denen sich eine Reihe aus direkt aufeinanderfolgenden Zahlen bilden lassen. Im zweiten Fall müssen die Zahlen nicht in der richtigen Reihenfolge vorkommen, so ist z.B. die Kartenfolge 5,3,4 auch als Combo spielbar. Was ist nun höherwertig?

 

  • Eine höhere Zahl schlägt eine niedrigere Zahl. 2 > 1
  • Eine höhere Kartenanzahl schlägt eine niedrigere Kartenanzahl. 99 > 9
  • Ein Set mit gleichen Zahlen schlägt ein Set mit aufeinanderfolgenden Zahlen. 111 > 789

 

Was passiert nun, wenn man keine Möglichkeit hat die zuvor gespielte Karte oder Combo zu überbieten? Die letzte Rettung ist es eine der beiden offen ausliegenden Reservekarten zu nehmen. Diese darf dann auf eine beliebige Position der Kartenhand geschoben werden, idealerweise so, dass sich eine gute Combo für eine spätere Spielrunde ergibt. War jeder Spieler einmal am Zug, werden alle gespielten Karten abgeworfen. Die Kartenhand bleibt, wie sie ist. Wer innerhalb einer Runde die höchste Combo gespielt hat, wird Startspieler der nächsten Runde und „kommt raus“.

 

Der Durchgang endet, sobald es einen klaren Verlierer gibt. Das passiert, wenn alle Spieler ihre Handkarten abgespielt haben, und man als einziger Spieler noch Karten auf der Hand hat. Spieler, die keine Handkarten mehr haben, setzen in den folgenden Runden des laufenden Durchgangs aus, bis nur noch ein Spieler übrig ist. Der Verlierer steht auch fest, wenn ein Spieler eine Combo nicht überbieten kann und gleichzeitig keine Reservekarte mehr hat, die er aufnehmen könnte. Der Verlierer muss immer einen Spielstein abgeben und wird Startspieler des nächsten Durchgangs. Zu Beginn eines jeden Durchgangs werden alle Spielkarten neu gemischt und verteilt.

 

Combo Up wäre aber nur halb so interessant, gäbe es nicht die 10 Sonderkarten. Statt einer Karte oder Combo, kann auch immer eine Sonderkarte gespielt werden, und zwar auf jede beliebige Combo. Schon alleine das macht sie sehr mächtig. Sonderkarten können einen so über die Runden retten und haben auch noch verschiedene spezielle Effekte. Insgesamt gibt es 5 verschiedene Sonderkarten. Die Sonderkarte „Joker“ kann alleine gespielt werden, oder als Combo mit benachbarten Karten. „Stopp“ beendet die Runde sofort und macht Dich zum Startspieler der nächsten Runde. „Hochnehmen“ sorgt dafür, dass alle anderen Spieler, sofern sie können, eine Reservekarte auf die Hand nehmen müssen. Mit „Weitergeben“ muss jede Person eine Handkarte im Uhrzeigersinn an die nächste Person reichen. Das ist meist für alle gut, weil man so durch das Abgeben und neu Einsortieren von Karten bessere Combos bilden kann. Zuletzt sorgt die Sonderkarte „3 Ziehen“ dafür, dass am Rundenende die Person mit der höchsten Combo drei Karten ziehen muss, und zwar so, dass immer erst eine Karte gezogen und einsortiert wird, bevor die nächste gezogen wird. Werden zwei oder mehr bestimmte Sonderkarten innerhalb derselben Runde gespielt, klärt die Regel genauer darüber auf, wie diese Situationen gelöst werden.

 

 

Bildergalerie von Combo Up (8 Bilder)

Spielmaterial

 

  • 48 Zahlenkarten
  • 10 Sonderkarten
  • 15 Spielsteine
  • Spielregel


Cover & Bilder © Cover und Bilder im Artikel: AMIGO Spiel + Freizeit GmbH / Bilder in der Galerie und Teaserbild: www.sofahelden.de


Das Fazit von: 2-PL4Y3R5

2-PL4Y3R5

Spielspaß: Combo Up basiert auf dem Spiel Krass Kariert von 2018. Krass kariert kannten wir nicht, dafür aber Scout und das kürzlich erschienene Mochi von Asmodee. Allen diesen Kartenspielen ist gemein, dass man eine Kartenhand mit Zahlenkarten hat, deren Reihenfolge man nicht direkt ändern darf, sondern nur indirekt, indem man Karten ablegt oder neue Karten der Kartenhand hinzufügt.

Scout war das erste Spiel dieser Art, das wir gespielt hatten; und wir waren damals richtig begeistert, haben es hoch- und runtergespielt. Von Combo Up waren wir dagegen weniger begeistert. Es wird immer nur eine Runde gespielt, sodass sich die Kartenkombos nicht ins Unendliche steigern können. In Scout fanden wir die Planung von ultimativen Spielzügen, in denen man eine Reihe aus fünf oder sogar mehr Karten gleichzeitig runterspielen konnte, am aufregendsten. Darauf hat man hingearbeitet. In Combo Up dürfen ohnehin nur maximal drei Karten gleichzeitig gespielt werden. In diesem Sinne wird Combo Up seinem Untertitel: „überbiete und bleib im Spiel!“ nicht wirklich gerecht. Außerdem finden wir den Mechanismus, dass der Verlierer einen Stein abgeben muss und das Spiel endet, wenn ein Spieler keine Steine mehr hat, unaufregend. In Scout werden Karten aus gewonnenen Stichen gewertet und die übrigen Handkarten zum Rundenende als Minuspunkte abgezogen. Es zählt also die Performance, was das Spiel interessanter macht.

Macht Combo Up etwas besser als Scout? Es gibt Aspekte an Combo Up, die uns durchaus Spaß gemacht haben. So bieten die Sonderkarten interessante Optionen, die dem Spiel unerwartete Wendungen geben können. Auch der Mechanismus der offen ausliegenden Reservekarten ist interessant, hat aber dann in der Praxis doch relativ wenig Einfluss auf das Spielgeschehen. Relevanter als der Fakt, dass man zwei zusätzliche Karten hat oder dass die Information der Karten offen ist, ist am Ende eigentlich nur, ob dort gute bzw. passende Karten liegen, welche die Kartenhand gut ergänzen.

 

Balancing/Glücksfaktor: Der Glücksfaktor in Combo Up – wie auch in anderen Spielen mit demselben Kernmechanismus – ist relativ hoch. Hat man bereits passende Karten auf der Hand nebeneinander oder lassen sie sich leicht durch das Ausspielen von Karten oder das Aufnehmen von Reservekarten sinnvoll kombinieren, so hat man klare Vorteile. Einige Sonderkarten fühlen sich auch übermächtig an, so zum Beispiel die Stopp Karte, mit der man einfach die Runde beenden und danach rauskommen kann; so kann man leicht einen Durchgang für sich entscheiden.

Die taktischen Überlegungen in Combo Up halten sich in Grenzen. In Scout war eine „push-your-luck” Überlegung sehr zentral, die uns Freude bereitete. Man kann dort beliebig viele Karten aufnehmen, um seine „Combos“ auf der Hand zu verbessern, mit der Gefahr, dass man ordentlich viele Minuspunkte bekommt, wird man die Karten nicht wieder los. In Combo Up hat man nur die zwei Reservekarten. Und große Combos vorbereiten macht ohnehin wenig Sinn, wenn man nur maximal drei Karten spielen kann. So reduziert sich die Strategie darauf die Karten in sinnvoller Reihenfolge runterzuspielen und den richtigen Zeitpunkt für die Sonderkarten abzupassen, wenn man hier überhaupt von Strategie sprechen kann. Das ist dann auf Dauer doch etwas langweilig gewesen.

 

Komplexität/Regeln: Die Regel ist ein zusammengefaltetes Papier, doppelseitig bedruckt. Es ist in 5 Minuten gelesen. Wir fanden trotz unserer 10 jährigen Spielerfahrung auch mit weitaus komplexeren Spielen den Spielablauf unzureichend erklärt. Insbesondere fehlt gänzlich die Definition von „Durchgang“ und was zwischen Durchgängen passiert. Konkret: Combo Up wird in mehreren Durchgängen zu mehreren Runden gespielt; Runden werden erklärt, Durchgänge werden danach nie wieder erwähnt. Dass man zwischen Durchgängen alle Karten abwerfen, neu mischen und austeilen muss, mussten wir uns selbst herleiten. Das wird so nämlich nur unter Spielaufbau erklärt, bevor von „Durchgängen“ die Rede ist.

Hat man aber einmal die Regeln verdaut, enttarnt sich Combo Up als simples Kartenspiel auf Familienspielniveau. Nur einige wenige Sonderregeln muss man ggf. nochmal nachschlagen, zum Beispiel was passiert, wenn mehrere Sonderkarten innerhalb derselben Runde gespielt werden.

 

Spielerinteraktion/Spieleranzahl: Combo Up ist erst ab 3 Personen spielbar, also kein Spiel für Paare, die mal abends eine kurze Partie einschieben möchten. Mit 3 Personen funktioniert Combo Up aber gut. Mit mehreren Personen wird das Gameplay „tighter“, weil die Wahrscheinlichkeit größer wird, dass Spieler, die später am Zug sind, auch mal nicht überbieten können, weil schon mehrmals überboten wurde und am Ende eine große Kombo benötigt wird. Im Spiel mit 3 Personen wurden nur zwei Runden beendet, weil ein Spieler keine Reservekarte aufnehmen konnte, und wir haben bis dato ca. 30+ Runden gespielt. Alle anderen Runden wurden beendet, weil nur ein Spieler mit Karten auf der Hand übrigblieb.

Zur Spielerinteraktion muss man nicht viel sagen. Man spielt abwechselnd Karten und versucht die Karten-Kombination des vorherigen Spielers zu überbieten. Mit Sonderkarten kann man Spielern auch direkt eins auswischen, so zum Beispiel mit der Sonderkarte „3 Ziehen“, welche den Spieler mit der höchsten Combo in der aktuellen Runde dazu zwingt, 3 Karten nachzuziehen. Letzteres muss aber nicht unbedingt schlecht sein, weil man durch das Einsortieren dieser Karten auch stärkere Combos bauen kann.

 

Spieldauer: Auf der Verpackung steht 30 Minuten, auf der offiziellen Homepage sind 20 Minuten angegeben. Unsere Erfahrung sagt: die Spieldauer kann sehr variieren. Theoretisch kann Combo Up nach drei Durchgängen beendet sein, wenn ein und derselbe Spieler dreimal hintereinander verliert. Auf der anderen Seite, spielt man zu fünft, kann sich eine Partie auch über 11 Durchgänge hinziehen, wenn jeder Spieler zweimal verliert, bis der entscheidende Durchgang über den Verlierer entscheidet. Wie lange dauert ein Durchgang? Im Durchschnitt vielleicht 4-7 Minuten, man spielt abwechselnd Karten runter, viel Entscheidungsspielraum gibt es nicht, und auch kein Upkeep.

 

Wiederspielbarkeit: Combo Up kommt mit zwei zusätzlichen Spiel-Varianten, klassisches Spiel „Krass Kariert“ und Punktewertung. In der klassischen Variante werden die Sonderkarten Hochnehmen und Weitergeben aussortiert; diese kamen im Vorgänger „Krass Kariert“ von 2018 wohl nicht vor. Eine Variante, die weniger Abwechslung und Spieltiefe bietet, bei einem ohnehin schon simplen Kartenspiel, wollen wir jetzt aber nicht als positiv für die Wiederspielbarkeit herausstellen.

Die Punktewertung finden wir da die interessantere Variante, weil sie nochmal mehr Taktik ins Spiel bringt. Denn es werden Spieler besonders belohnt, die in einem Durchgang alle Karten runtergespielt haben, mit drei Punkten. Alle anderen „Gewinner“ erhalten nach einem Durchgang einen Punkt, der Verlierer geht leer aus. Hat ein Spieler keine Spielsteine mehr, endet die Partie wie gehabt, aber diesmal oft mit einem klaren Gewinner nach Punkten.


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