Gran Turismo 7

Gran Turismo 7

Publisher: Sony
Entwicklerstudio: Sony
Genre: Rennspiel
Art: Fullprice
Erscheinungsdatum: 04.03.2022
USK 0

Gran Turismo 7   17.03.2022 von Torsten

Seit jeher gilt die Gran Turismo-Serie als der Inbegriff der Rennspiel-Evolution auf Sonys Playstation-Systemen. Der sechste Teil liegt allerdings nunmehr fast 9 Jahre in der Vergangenheit und wurde seinerzeit auf der Playstation 3 veröffentlicht. Für die Playstation 4 kam mit Gran Turismo Sport ein Online-Ableger auf den Markt, den viele sammelwütige Fans enttäuscht im Regal stehen ließen. Weitere fünf Jahre später ist nun endlich der heiß ersehnte „echte“ siebte Teil der prestigeträchtigen Reihe verfügbar. Erstmals erscheint das Spiel sowohl für die alte, wie auch die neue Konsolen-Generation.

 

Ungewohnt ruhiger Auftakt nach Arcade-Spielchen

 

Bereits während des Downloads der fast 100 GB großen Datei auf der Playstation 5 dürfen wir bereits etwas Blut lecken. In der Musik-Rally fahren wir ganz im Stile eines nostalgischen Outrun-Arcade-Automaten Strecken bei ablaufender Zeit ab. Checkpoints verlängern die verbliebende Zeit bis zum endgültigen Ende des Lieds. Ganz unterhaltsam für den Anfang und wir machen uns mit Setup und Steuerung vertraut. Allerdings werden wir uns wohl nicht allzu lange bei diesen Mini-Rennen aufhalten und warten viel lieber auf das vollständige Spiel.

 

Dieses beginnt ganz im Gegensatz zur Konkurrenz sehr bedächtigt, geradezu gelassen und vor allem linear. Anstatt uns auf eine offene Karte zu entlassen, die wir spielend erkunden, landen wir nach einer Einführung von Sarah, unserer virtuellen Begleitdame, zunächst in einem Café. Hier erfahren wir näheres über den Ablauf der Kampagne und bekommen nach und nach die einzelnen Stationen vorgestellt. Dann geht es zum Gebrauchtwagenhändler und wir fahren mit unsererem Neuerwerb das erste Rennen. Den Auftakt hierfür machen eher gemächliche Vertreter der automobilen Zunft wie der Toyota Aqua, der Hondy Fit Hybrid oder der Mazda Demio Touring. Hier ist also erstmal nicht an Hochgeschwindigkeitsfahrten und haarsträubende Drifts zu denken. Stattdessen hangeln wir uns Position um Position nach vorne, um am Ende mit unfassbaren 140 Sachen über die Zielgerade zu schießen. Ja, es wirkt auch tatsächlich so langsam wie es sich anhört.

 

Sammelleidenschaft & Fahrlizenzen

 

Nachdem wir im Café unserem ersten Sammelauftrag über drei japanische Kleinwagen erhalten haben wird schnell deutlich, dass unser Fuhrpark nicht lange derart überschaubar bleiben wird. Nach gewonnenen Rennen und Rennserien winken zur Belohnung neben dem Preisgeld auch der Gewinn von Fahrzeugen, die wir in unsere (unendlich große) Garage liefern lassen. Immer wieder erhalten wir dabei Hintergrundinformationen zu der Entwicklung und Entstehung bekannter Fahrzeuge. So wird der Fokus weg vom einfachen Arcade-/Tuning-Renner hin zur bereits gewohnten Automobilsimulation verlegt. Über 400 Fahrzeuge lassen sich insgesamt erspielen oder aber per Mikrotransaktion – ein leidiges Thema, denn hier kann es richtig teuer werden – erwerben. Von anfangs erwähnten Kleinwagen über echte Klassiker bis hin zu futuristisch anmutende Fahrzeug-Konzepte wird hier mehr als genügend Futter für leidenschaftliche Rennsport-Fans geboten.

 

Bevor wir uns allerdings an das Steuer reinrassiger Rennboliden setzen dürfen, steht der Abschluss von Fahrlizenz-Prüfungen auf der Tagesordnung. Um die Lizenz zu erhalten reicht ein Bronze-Abschluss in den nur wenige Sekunden umfassenden Teil-Prüfungen aus. Perfektionisten versuchen sich an der Gold-Prüfung, was bereits bei der ersten National B-Lizenz mit unzähligen Wiederholungen ein und derselben kurzen Kurvenfahrt vonstatten gehen wird.

 

Fahrphysik & KI

 

Enthusiasten bedienen sich beim Spiel eines Fahrsimulatoren natürlich eines qualitativ hochwertigen Lenkrads. Im Test wurde das Thrustmaster T300RS mitsamt manueller Schaltung und Kupplung im Rennsitz verwendet. Die Einrichtung erfolgte „plug & play“, ohne groß an den Einstellungen herumschrauben zu müssen. Hiermit ließen sich die Traktion der Fahrzeuge und der jeweilige Bodenbelag förmlich erspüren. Ein Verlust der Bodenhaftung bei einsetzendem Regen macht sich deutlich bemerkbar, sodass wir frühzeitig Gegenmaßnahmen einleiten können. Die Fahrzeuge fahren sich natürlich allesamt anders und auch das Tuning eines gewöhnlichen Straßenfahrzeugs zum renntauglichen Flitzer wirkt sich auf Fahrverhalten und Geräuschkulisse aus. Alles in allem macht GT 7 hier einen fantastischen Job. Als einziger Kritikpunkt ist hier das Schaltverhalten mit oben genannter Peripherie zu erwähnen. Bei ruckartig durchgeführtem Schaltvorgang, um möglichst schnell in den nächsthöheren Gang im Getriebe zu gelangen, wird der neue Gang oft nicht „erkannt“ und wir verlieren wertvolle Zeit. Hier muss man sich unnötig viel Zeit nehmen. Alternativ steuern wir das Spiel zur Not auch mit dem Gamepad. Neben der klassischen Analogstick-Variante können wir allerdings auch den Controller wie ein Lenkrad vor uns halten und durch neigen des Controllers das virtuelle Lenkrad drehen. Das funktioniert besser als erwartet, ist allerdings nicht mit der Verwendung eines guten Lenkrads zu vergleichen.

 

Der Schwierigkeitsgrad lässt sich, wie bereits von den Vorgängern bekannt, sehr dezidiert anpassen. Nicht nur die allgemeine Schwierigkeit, sondern auch die optionalen Fahrhilfen sind beliebig abstufbar. So können wir uns beispielsweise nur die Bremspunkte anzeigen lassen oder aber die vollständige Ideallinie, die uns über den gesamten Parcours geleitet. Als Schlüssel zum Erfolg besserer Rundenzeiten sollten wir zumindest mit der Traktionskontrolle ein wenig herumspielen. Gerade bei den Lizenzprüfungen zeigte sich, dass ein Heruntersetzen der Traktionshilfe, uns schneller aus der Kurve beschleunigen lassen. Natürlich wird das Fahrzeug dann etwas giftiger und schwerer zu kontrollieren. Anfänger dürfen auch bei Lenkung und Stabilität eingreifen oder sogar automatisch bremsen lassen. Etwas enttäuschend agiert allerdings die KI der virtuellen Kontrahenten. Sie verbleiben zumeist starr auf der Ideallinie und nehmen unsere Präsenz offensichtlich nur wenig bis gar nicht zur Kenntnis. Hier wird hoffentlich in nachfolgenden Patches noch etwas nachgebessert.

 

Grafik & Sound

 

Die optische Darstellung der Fahrzeuge gehört mit zum Besten, was ambitionierte Rennfahrer je zu Gesicht bekommen haben. Derart detaillierte Innenräume, wie wir sie auf der Playstation 5 hier simuliert bestaunen dürfen, konnte man bislang allenfalls live erleben. Die Rennstrecken sind ebenso Detailverliebt gestaltet und im Rückspiegel erkennen wir erstmals die vollständige Rennstrecke statt eines 50m langen Korridors mit Nebelsperrwand. Letzteres Feature zur Bildratensteigerung gibt es jedoch noch beim Spiel auf der Playstation 4. Das Schadensmodell ist leider ebenso traditionell, um nicht zu sagen, nur rudimentär vorhanden. So realistisch die Fahrphysik auch ist, mehr als ein paar Schrammen, gesprungenes Glas und kleinere Dellen bekommen wir selbst bei einem frontalen Crash in eine Betonmauer nicht als Resultat präsentiert.

 

Die Fahrgeräusche sind hingegen großartig. Es fühlt sich nicht nur nach Rennsport an, sondern es es klingt auch so. Brachiale Motorensounds, zischende Turbos und knatternde Lastwechsel, hier gibt es so richtig was auf die Ohren. Abseits der Rennstrecke dominieren Klick- und Bestätigungssounds, die an die Navigation eines Nintendo-Wii-Menüs erinnern. Die Hintergrundmusik wirkte auf Dauer einschläfernd, sodass sie auch recht schnell stummgeschaltet wurde. Musik hat in einem Simulator sowieso nichts verloren.

 

Das Spiel wurde auf der Playstation 5 getestet. Technische Unterschiede zu anderen Systemen wurden nicht berücksichtigt.  

 

Bildergalerie von Gran Turismo 7 (11 Bilder)



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Das Fazit von: Torsten

Torsten

Gran Turismo 7 ist genau das, was Fans der Serie von diesem Spiel erwartet haben. Kein Arcade-Renner für die schnelle Runde mit Rennverläufen, die an einen Michael Bay-Film erinnern, sondern ein waschechter Simulator des Automobilsports, dessen Güte sich zunächst langsam, Stück für Stück entfaltet. Zwar gibt es Schwächen bei KI und Schadensmodell, über diese lassen sich aber bei der Hülle an Möglichkeiten getrost hinwegtrösten. Besitzer eines Lenkrads werden hier auf ihre Kosten kommen, viel realistischer und vor allem schöner wird aktuell wohl kaum eine Altvernative zu finden sein. Unzählige Fahrzeuge und Strecken, malerische Sonnenuntergänge und realistische Wetterwechsel, haufenweise Hintergrundinformationen und jede Menge Liebe zum Detail, kurzum: Ein Spiel für Fans der Serie, die bereit sind, viel Zeit in ein Rennspiel zu investieren. 


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