Yakuza - Like a dragon

Yakuza - Like a dragon

Publisher: Sega
Genre: Rollenspiel
Sub-Genre: JRPG
Art: Fullprice
Erscheinungsdatum: 17.11.2020
USK 18

Yakuza - Like a dragon    28.01.2021 von Torsten

Seit nunmehr 15 Jahren können Spieler in zahlreichen Ablegern der Yakuza-Serie Japan, meist das fiktive Rotlichtviertel Kamurocho, unsicher machen. Das heißt, trotz der Tatsache, dass Mitglieder von Yakuza-Clans verkörpert werden, machen sie es ja eher wieder sicherer. Neben der erzählungsschwangeren Handlung geschah dies vor allem in meist sehr brutalen Arena-Kämpfen. Die Kämpfe wurden im Brawler-Stil ausgetragen und schnell zum Aushängeschild der Serie. Seit dem Ende der Kazuma Kiryu-Ära versuchte sich die Serie im Ableger Judgment an einem neuen Protagonisten. Das Spielgerüst blieb aber dasselbe. Dies soll sich nun mit Yakuza - Like a Dragon ändern, denn das Spiel wechselt nicht nur noch einmal den Protagonisten, sondern überraschenderweise das Genre gleich mit.

 

Alter Hintergrund, neues Gewand

 

Nachdem wir uns nun endgültig von Kazuma Kiryu verabschiedet haben braucht es ein neues Zugpferd für den Fortbestand der Serie. Der Spinoff-Charakter war von vornherein nicht als Nachfolger gedacht und so kommt mit Ichiban der erste Anwärter auf die Neubesetzung. Wir verfolgen seine „Karriere“ im Spiel seit den fiktiven frühen 90ern. Eine Zeit, in der Ichiban, als Waisenkind in einem Bordell großgezogen, seine ersten Schritte in der Gesellschaft der Yakuzas wagt. Durch seine eher bodenständige Herkunft hat er ein Herz für die Schwachen und Unterdrückten der Gesellschaft. Er weiß aus eigener Erfahrung, dass es ohne Starthilfe mitunter sehr schwer sein kann, im Leben Fuß zu fassen. Er genießt Vertrauen und Ansehen bei den Leuten auf der Straße, bei seinem Leutnant stößt sein entgegenkommendes Verhalten jedoch nicht auf Gegenliebe. Dieser interessiert sich ausschließlich für Profit und Macht, nicht aber für die Menschen seiner Stadt. Der Patriarch hingegen nimmt den aufstrebenden Ichiban in Schutz, verlangt von ihm aber recht bald die Begleichung alter Schulden. Der junge Mann soll für ein Verbrechen geradestehen, dass er nicht begangen hat. Ichiban willigt ein und wird für eine sehr lange Zeit hinter Gittern gebracht. Nach seiner Rückkehr aus fast zwei Jahrzehnten Gefängnisaufenthalts erwartet ihn allerdings kein Empfangskomitee. Keiner seiner alten „Familie“ möchte ihm helfen oder ihn gar wiederaufnehmen. Gestrandet als Obdachloser macht er sich im Untergrund daran, die Hintergründe und Geschehnisse der Zeit seiner Abwesenheit zu erforschen.

 

Abgedrehtes JRPG statt brutaler Brawler

 

Wie bereits erwähnt bricht das Spiel mit der Kampfmechanik der Serie und setzt nun vollends auf Rollenspiel-Elemente. So gelangen wir im Falle eines Kampfes in eine Arena, in der wir den Kontrahenten entgegenstehen. Der Dragon Quest-Fan Ichiban hat allerdings eine ausufernde Fantasie. Während wir also auf der Straße gewöhnlichen Menschen gegenübertreten, erscheinen die Kämpfe in der Arena als das, was Ichiban sich darunter vorstellt. So werden die Auseinandersetzungen übertrieben farbenfroh und mit Effekten überschüttet, die an asiatische Jugendserien wie die der Power Rangers erinnern. Und so kann es auch mal passieren, dass sich die gegnerische Schar in halbnackte Riesenbabies verwandeln, die nur mit Windeln bekleidet auf uns einprügeln wollen. Die Kämpfe laufen dabei rundenbasiert und statisch ab. Die Spielfiguren müssen also nicht manuell durch die Arena bewegt werden, sondern agieren anhand von ausgewählten Aktionen. Angreifen, blocken, Item auswählen oder Spezialattacken stehen zur Verfügung. Zeitdruck existiert hierbei bei nicht, allenfalls beim Blocken kommt es auf das richtige Timing an, um den Angreifer effektiv zurückzuschlagen. In Nebenmissionen können wir außerdem „Summons“ freischalten, wie die anfangs kennengelernte Suppenköchin. In schwierigen Situationen können wir diese dann „beschwören“, um das eigene Team zu heilen oder aber den gegnerischen Kontrahenten ordentlich zuzusetzen. Obwohl wir unsere Spielfiguren nicht eigenständig bewegen, laufen die kämpfenden Recken doch in dem Kampfareal umher. So ist es uns auch möglich, die Gegenstände der Umgebung zu nutzen und wie aus den Vorgängern bereits bekannt, Fahrräder, Werbeplakate und Absperrungen als Waffen zu missbrauchen oder Gegner gegen sie zu schmettern. Stehen mehrere Gegner nah beisammen, ist es auch möglich, diese mit einem flächendeckenden Angriff gemeinschaftlich zu treffen.

 

Unsere Party besteht im späteren Verlauf des Spiels aus bis zu vier Charakteren. Ihr ausgeübter Beruf entscheidet hierbei über ihre individuellen Fähigkeiten. Stilecht könnt ihr den gewünschten Beruf im Arbeitsamt wechseln. Logisch, wo auch sonst? Mit erspielten Erfahrungspunkten können wir unseren Charakter in der Berufsschule aufwerten und im Supermarkt mit Heilmitteln versorgen. Unsere Ausrüstung ergänzen wir in einer Werkstatt. So fügen sich die Rollenspielelemente recht glaubhaft in die moderne Welt ein.

 

Schöne Momente mit Makeln

 

Technisch gesehen war die Yakuza-Serie schon immer eine durchwachsene Präsentation von Licht und Schatten. Die detaillierten Straßenzüge sehen sehr belebt aus, die Leuchtreklametafeln und das wuselnde Treiben der Einwohner versprühen jede Menge Atmosphäre. Natürlich gibt es auch im siebten Ableger der Serie allerhand zu entdecken und viele Interaktionsmöglichkeiten. Im Sega Centre spielen wir Arcade-Klassiker, Bars und Restaurants laden zu Besuchen ein. Zahlreiche Minispiele zeugen von Detailverliebtheit und vertreiben zwischen den Missionen die Langeweile. Dann wiederum langweilen die tristen Gänge der Kanalisation des Spielers Auge, in denen das Spiel zeitweise nun einmal auch spielt. Die Charaktere agieren in Schlüsselmomenten asiatisch typisch mit herrlich übertriebener Mimik und ausufernden Gesten. In den langen Textpassagen dazwischen, in denen sich der Spieler durch jede Menge Dialoge klicken muss, wirken die gleichen Charaktere allerdings hölzern und nicht selten geistig abwesend. Neben der Originalsprachausgabe in Mandarin gibt es auch eine englische Tonspur. Die Untertitel werden hingegen auch in deutscher Sprache, in größten Teilen ordentlich, übersetzt.   

 

Bildergalerie von Yakuza - Like a dragon (6 Bilder)

 

Das Spiel wurde auf der XBOX Series X getestet. Etwaige Unterschiede zu anderen Versionen wurden nicht berücksichtigt. 



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Das Fazit von: Torsten

Torsten

Yakuza - Like a Dragon ist der Stilbruch in der Spielmechanik der Serie mit Einschränkungen gelungen. Das neue RPG-Kampf-Setting liefert durchaus spannende Kämpfe mit abgedrehten und abwechslungsreichen Klassen. Die abgedrehten Effekte und herrlich skurrile Gegnertypen vermischen gekonnt das Setting der Moderne mit einem effekthaschenden Fantasy-Genre. Jedoch hapert es hier an der richtigen Balance, vor allem beim Schwierigkeitsgrad. Sind die Kämpfe am Anfang noch wenig fordernd und mit immer der gleichen Attacke einfach zu bewerkstelligen werden sie kurz vor dem endgültigen Einsetzen von Langeweile sprunghaft zu schwer. Hier wird dann mühseliges Grinden notwendig, da sich Missionen nicht wiederholen lassen und Spieler so ziellos durch die Straßen oder Kanäle irren, um Erfahrungspunkte zu sammeln. Die Technik hat den Sprung auf die neue Konsolengeneration verpasst, liefert zwar immer wieder schöne Momente mit schön gezeichneten Charakteren, enttäuscht aber im Gegenzug immer wieder durch altbackene, repetitive Texturen und vielerorts mangelnde Beleuchtung. Yakuza-Fans können hier leider nicht bedenkenlos zugreifen. Liebhaber klassischer JRPGs mit der gewissen Ausdauer bei langen Textpassagen schauen aber auf jeden Fall rein, Vorkenntnisse der Serie sind hier nicht erforderlich.


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positiv negativ
  • Abgedrehte Kämpfe mit tollen Effekten
  • Viele Kämpfer-Klassen mit unterschiedlichen Fähigkeiten
  • Minispiele und jede Menge zu entdecken
  • Tolle Story
  • Detaillierte Charaktere
  • Atmosphärische Umgebungen (oberirdisch)
  • Gute Sprachausgabe in Englisch und Mandarin
  • Lernkurve bei Kämpfen zu steil
  • Langweilige Spielwelt (unterirdisch)
  • Mühseliges Grinden
  • Vielerorts technische Unzulänglichkeiten





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